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Full text of "Verhandlungen der Deutschen physikalischen Gesellschaft"

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PHILLIPS LIBRAKY 



S. 



HABVABD OOLLEQE OBSEBVATOBT. 



SCIENCE CENTER LIBRARY 



HARVARD COLLEGE 
LIBRARY 




Verhandlungen 

der 

Deutschen Physikalischen Gesellschaft 

im Jahre 1900. 



Zweiter Jahrgang. 



Im Auftrage der Gesellschaft herausg^ebeu 



Arthur König. 




Leipzig, 1900. 
Verlag von Johann Ambrosius Barth. 



V 



■' ia \ö&b.S7^{a)j 



/ 




,.vs.i.rj CJLU« UIMW 



Druck von Metzger & Wittig in Leipzig. 



Inhaltsverzeichnis. *) 



Seite 
Edm. van Aubel. Sur les conductibilit^s ^lectriques et ther- 

miques des m^taux 1 3 

J. Elster. Ueber Becquerelstrahlen 1 5 

F. GiESEL. Einiges über Radium-Baryum-Saize und deren 

Strablen 1 9 

H. Rubens. Demonstration der Einrichtungen seines neuen 

Hörsaales unter Vorführung einiger Versuche .... 11 
H. Rubens und E. Ascheinass. Vorlesungsversuch über die 

magnetische Ablenkbarkeit der Becquerelstrahlen . . 11 13 
E. AscHKiNASs. Ein Vorlesungsversuch mit flüssiger Luft . . 11 
W. Heüse. Ueber die Glimmentladung im Helium .... 12 16 
H. DU Bois und 0. Liebenecht. Moleculare Susceptibilität 

der Salze seltener Erden 12 19 

N. Schmidt. Eine Beobachtung an sensiblen Flammen ... 12 22 
A. Gleichen. Grundzüge einer Dioptrik der Atmosphäre . . 24 

W. Jäqeb und H. Diesselhobst. Bemerkung zu einer Mit- 
teilung des Hm. Edm. van Aubel über Wärmeleitung 37 39 
M. Thiesen. Ueber das Gesetz der schwarzen Strahlung . . 37 65 
0. Lummer und E. Pbingsheim. Ueber die Strahlung des 

schwarzen Körpers und des Platins für lange Wellen 37 163 
M. Planck. Deduction der Strahlungsentropie aus dem zweilen 

Hauptsatz der Thermodynamik 37 

A. Gleichen. Eine Notiz über ein System von Wellen- 
normalen 41 249 

H. Boas. Verfahren und Apparate zur Erzeugung stereosko- 
pischer Röntgenbilder auf dem Leuchtschirm .... 41 45 



*) An den durch die fettgedruckten Seitenzahlen bezeichneten Stellen finden sich 
ausfOhrlichere Mitteilungen über die betrefl'enden Gegenstände. 



ly InlialtsyerzeichniB. 

Seite * 
Ebm. van Aübel. Reponee aux observations de Messieurs 

W. Jägeb et H. DiESSELHOBST 54 77 

L. Gbaetz. Ueber mechanische Bewegungen unter dem Ein- 
flüsse von Kathodenstrablen und Röntgenstrahlen . . 54 58 

E. Waebubg. Ueber die Wärmeleitung verdünnter Gase . . 55 
6. Quincke. Gustav KAssTENf 71 

0. Lehmann. Ueber Structur, System und magnetisches Ver- 
halten flüssiger Krystalle 71 72 

0. Lummbb. Zu einander complementäre Interferenzerschei- 
nungen im reflectirten Lichte 79 

0. LuMMEE und F. Kuelbaum. Ueber das Fortschreiten der 

photometrischen Helligkeit mit der Temperatur ... 79 89 

F. Neesen. Vorführung einer Kolben- Quecksilberluftpumpe . 81 82 
0. Schönbock. Ueber die Abhängigkeit der specifischen Drehung 

des Zuckers von der Temperatur 81 

J. Staek. Ueber elektrische Wirkungen einer partiellen Er- 
hitzung eines durchströmten Gases 81 84 

H. Boas. Eine automatische Sprengelpumpe ....... 93 

H. Ebebt. Die Dimensionen des dunklen Kathodenraumes bei 

verschiedenen Gasen 93 99 

P. Lewis (a. G.). Ueber den Einfluss kleiner Beimengungen 

zu einem Gase auf dessen Spectrum 93 

H. Stabke. Ueber die Reflexion der Kathodenstrahlen . . 107 
F. F. Mabtens. Neuer Flammenmesser für Hefnerlampen . 107 108 
E. Goldstein. Ueber Spectra von Gasgemengen und von Ent- 
ladungshüllen 110 

E. Waebubg. E. R. Hoppe f 113 

M. Thiesen. Ueber allgemeine Naturconstanten 114 116 

Gl. Schaepeb. Ueber den Einfluss der Temperatur auf die 

Elaaticität der Metalle 114 122 

W. Müllee-Eezbach. Der nach der Verdunstung dynamisch 
gemessene relative und absolute Dampfdruck des Queck- 
silbers und anderer Flüssigkeiten 114 127 

Wi Kaupmann. Versuch einer Erklärung des dunklen Ka- 
thodenraumes 114 137 

E. Goldstein. Ueber den sogenannten dunklen Kathodenraum 114 142 

B. Schwalbe. Nachruf auf G. Kaesten 145 147 

E. Waebubg. Bemerkungen über den Nickelstahl 145 

E. Bebgeb. Ueber stereoskopische Lupen und Brillen . . . 145 160 



Inhaltsverzeichnis. v 

8ette 

E. Lampe. Nachruf für Professor Dr. Reinhold Hoppe . . 181 183 

F. KuRLBAUH und H. Rubens. Ucber die Emission langer 

Wellen durch den schwarzen Körper 181 

M. Planck, üeber eine Verbesserung der WiEN'schen Spcctral- 

gleichung 181 202 

J. West, üeber den Telephonographen von Poülsbn . . . 205 
M. Planck. Ein vermeintlicher Widerspruch des magncto- 

optischen Faradayefiectes mit der Thermodynamik . . 205 206 

E. Wabbusq. Üeber die Wirkung der Strahlung auf die 

Funkenentladung 211 212 

H. Boas. Eine Bemerkung zur Wirkung der SpBENOEL'schen 

Quecksilberluftpumpe 211 246 

F. Nbesen. Die während der dänischen Expedition, welche 

unter Leitung von Adam Paulsen im Winter 1899/1900 
nach Island zur Erforschung der Nordlichterscheinungen 
entsandt war, vom Maler Grafen Moltke aufgenom- 
menen Bilder und die allgemeinen vorläufigen Ergeb- 
nisse 211 218 

0. LüMMEB. Geschichtliches über das DRAPEK'sche Gesetz und 

den schwarzen Körper . . 221 

A. Gleichen. Erweiterung der LAPLACE'schen Extinctionstheorie 

des Stemenlichtes 221 222 

E. Warbübo. Anton Oberbeck t und Eduard KETTELERf • • 235 
M. Planck, üeber das sogenannte WiEN'sche Paradoxon . . 235 
M. Planck. Zur Theorie. des Gesetzes der Energieverteilung 

im Normalspectrum 235 237 

H. DiEssELHOBST. UebcT die bisherigen Bestimmungen der 

Wärmeleitung 236 



Mitteilung betreffend die ,,Annalen der Physik^^ 1 

Mitteilungen betreffend die „Fortschritte der Physik" . . 11, 94 u. 181 
Mitteilungen betreffend die Versammlung Deutscher Natur- 
forscher und Aerzte zu Aachen, 17. bis 22. September 1900 43 u. 107 
Mitteilungen betreffend den internationalen Congress für Physik 

im August 1900 95, 146 u. 181 

Aenderung der Statuten der Gesellschaft 113 u. 145 

Aenderung der Redactionsordnung fiir die „Verhandlungen der 

Deutschen Physikalischen Gesellschaft" 182 



VI Inhaltsverzeichnis. 

Seite 
Geschäftliches 53, 54 u. 71 

Ycrmögens-Bilanz der Gesellschaft 56 

Verlust und Gewinn-Conto der Gesellschaft 57 



Aufnahme und Austritt von Mitgliedern 2, 12, 88, 42, 55, 80, 81, 93, 

115, 205, 211, 221 u. 236 

Mitgliederliste 253 



Jahrg. 2. Nr. i. 

Verhaudlungen 

der 

Deutschen Physikalischen Gesellschaft. 

Diese Zeitschrift erscheint je nach Bedarf und ist zum Preise von 4 Mark jährlich 
zu beziehen durch die Buchhandlungen, Postanstalten, sowie von der Verlags- 
buchhandlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig. 

Sitzung vom S» Ja^nua^r lOOO. 

Vorsitzender: Hr. E. Warburg. 

Vor Eintritt in die Tagesordnung ertheilt der Vorsitzende 
Hrn. P. Drude das Wort zu folgender Ansprache: 

Meine Herren! Hr. Prof. Eilhard Wiedemann hat die 
Redaction der Annalen kürzlich niedergelegt. Die Wahl als 
Hauptredacteur ist auf mich gefallen. Ich habe die Wahl 
angenommen, obwohl ich mir der Schwierigkeit meiner Auf- 
gabe bewusst bin. Die Hauptstütze zur Erfüllung derselben 
sehe ich in der weitern regen Mitarbeit der Deutschen Physi- 
kalischen Gesellschaft und daher bitte ich Sie, meine Herren, 
dass Sie auch mir Ihr volles Vertrauen schenken. Ich werde 
nach Kräften bemüht sein, dasselbe zu rechtfertigen. 



Hr. E. Warburg legt darauf eine Abhandlung des Hrn. 
Edm. van Anbei vor 

sur les conductibilites electriques et thermiques 
des metaux. 



Hr. J. Elster hält dann einen längern von vielen De- 
monstrationen begleiteten Vortrag 

über Becquerel-Strahlen 
und berichtet dabei gleichzeitig über die neuern Arbeiten des 
Hrn. F. Giesel 

über Radium-Baryum-Salze und deren Strahlen. 



2 VerhandliiDgen der Deutschen physikal. Gesellschaft. [Nr. 1. 

Lebhafter Beifall wird von der ßehr zahlreich besuchten Ver- 
ßammlung, zu der die Mitglieder der Deutschen Chemischen 
Gesellschaft, des Electrotechnischen Vereins und des Vereins zur 
Förderung des physikalischen und chemischen Unterrichts als 
Gäste geladen waren, dem Vortragenden für seine interessanten 
Ausführungen gespendet. 



Als Mitglieder werden in die Gesellschaft aufgenommen: 
Hr. Dr. O. Berg, Assistent am Physikalischen Institut der 

Universität in Freiburg i. B. 
Hr. Dr. M. Maieb in Schanfling bei Deggendorf. 
Hr. Dr. ß. Donath in Charlottenburg, Stuttgarterplatz 16. 



Durch ein bedauerliches Versehen ist im vorigen Jahrgang 
dieser Verhandlungen die Mittheilung ausgefallen, dass auch 

Hr. Dr. H. Kbüss in Hamburg, Adolfsbrücke 7 

als Mitglied in die Gesellschaft aufgenommen worden ist. Sein 
Name ist daher in der letzten Mitgliederliste zwischen No. 219 
und 220 einzufügen. 



Sur les conductibilites electriques et thertniques 
des metaux; 

par Mdm^ van Anbei. 

(Vorgelegt in der Sitzung vom 5. Januar 1900.) 
(Vergl. oben Seite 1.) 



J'ai lu avec gi-and interet rimportant memoire que Messieurs 
le Professeur W. Jaeger et le Docteur H. Diesselhorst ont 
public recemment dans Sitzungsberichte der Akademie der 
Wissenschaften, Berlin, sur les conductibilites electriques et 
thermiques de quelques metaux et dont ces deux savants ont 
rendu compte ä la Soci^te de physique de Berlin. 

Toutefois je prie la Societe de physique de Berlin do 
m'autoriser ä präsenter quelques observations au sujet de cc 
memoire. 

I2i L'une des conclusions, ä savoir que la proportion- 
nalit^ entre les conductibilites electriques et thermiques ne so 
verifie pas pour les alliages, a ete dejä etablie dans un 
travail public par moi, en coUaboration avec Monsieur R. Paillot, 
dans le Journal de physique, 3® serie, tome 4, p. 522; 1895. 
Le bronze d'aluminium, le constantan et le ferronickel a.vaient 
et^ alors 6tudies. Le memoire de Monsieur L. Cellier (Wiede- 
MANN, Annalen der Physik, tome 61, p. 511; 1897) a montre 
qu'il en etait de meme pour les diverses especes de carbone, 
et celui de F. A. Schulze (Wiedemann, Annalen der Physik, 
tome 63, numero 13, p. 23; 1897) a prouve que la meme con- 
clusion s'appliquait aux divers echantillons de fer. 

25i Monsieur Fr. Weber a public en 1880 (G. Wiedemann, 
Die Lehre von der Elektricität, 2« edition, page 521; 1893) 
un travail sur la loi de G. Wiedemann et Franz, duquel il 

resulte que le quotient -7— n'est pas constant, mais diminue 

lorsque la chaleur specifique diminue. On aurait, d'apres ce 



4 Verhandlungen der Deutschen physikal. Gesellschaft. [Nr. 1. 

physicien, un accord satißfaisant entre le calcul et lea experiencea 
en employant la formale: 

^=10* (0,0880 + 0,1365c). 

II est facile de s*assurer que le r^sultat de Monsieur Fr. 
Webeb n'est pas confirme par les soigneuses mesures de M. M. 
W. Jaegeb et H. Diessblhobst, ainsi que le prouve le tableau 
suivant dans lequel les metaux sont rang^s dans l'ordre de- 

croissant du rapport j- , tandis que Ton a inscrit, ä cöte du 

nom de chaque m^tal, la valeur de sa chaleur sp^cifique. 

constantan 0.42 

bismuth 0.12 

fer 0.44 

»Rothguss« 0.38 

platine 0.13 

palladium 0.24 

6tain 0.22 

or 0.13 

plomb 0.13 

cadmium 0.23 

nickel 0.45 

argent 0.24 

zinc 0.38 

cuivre 0.38 

aluminium 0.90 
3'2l On peut dire que la loi de G. Wiedemann et Fbanz ne 
se verifie que pour les metaux purs bons conducteurs (voir la 
conclusion de mon travail public en 1895). Je me propose 
actuellement ä mon laborataire d'etudier l'influence de la tem- 
perature sur la conductibilite thermique des metaux et des 
alliages, par la m^thode du mur, en employant un appareil 
analogue ä celui dont Monsieur A. Berget s'est servi pour la 
mesure de la conductibilite calorifique du mercure. 

Je ne manquerai pas de rendre compte de mes resultats 
ä la Soci^te de physique de Berlin. 



tJber Becquerelstrählen ; von J. Elster. 

(Vorgetragen in der Sitzung vom 5. Januar 1900.) 
(Vergl. oben Seite 1.) 



In das von mir gegebene Referat über Becquerelstrählen 
waren einige bislang noch nicht veröffentlichte, von Geitel und 
mir gewonnene Versuchsergebnisse eingeflochten^ über die hier kurz 
berichtet werden soll. 

Bekanntlich ist die magnetische Ablenkung der Becquerel- 
strählen kürzlich von Giesel*) nachgewiesen. Legt man 
horizontal auf die Pole eines kräftigen Elektromagneten den 
Leuchtschirm und hält einige Centimeter darunter oder darüber 
ein Polonium- oder Radiumpräparat, so dunkelt im Momente 
des Stromschlusses die eine Hälfte des Schirmes ab, während 
die andere aufhellt. Beim Stromwechsel wird die dunkle 
Partie des Schirmes hell und die früher helle dunkel. Der 
Sinn der Ablenkung geht in den entgegengesetzten über, wenn 
das Präparat anstatt unterhalb des Schirmes über demselben 
angebracht wird. Wie wir früher**) an dieser Stelle mitteilten, 
war es uns nicht geglückt, eine Einwirkung magnetischer Kräfte 
auf Becquerelstrählen am Leuchtschirm zu konstatieren. Der 
Grund dieses Misserfolges konnte in der Versuchsanordnung, 
wie auch in der Natur der strahlenden Substanz Hegen. Da 
Hr. GifiSEL vor einiger Zeit eine Quantität (ca. 0,2 g) stark 
aktiven Wismuths (Polonium) dargestellt hatte, so benutzten 
wir diese zur Wiederholung des Versuches. Wir füllten ein 
kleines Schälchen mit dieser Substanz und brachten dieses in 



*) F. Giesel. Wied. Ann. 69. p. 834. 1899. 
^*) J. Elster u. H. Geitel. Diese Verhandl. 1. No. 7. 5. Mai 1899. 



6 VerhandlmigeD der Deutschen phyf^ikal. Gesellschaft- \St. 1. 

einen eylindrischen GlBsrecipienten mit abgeschliffenem Rande. 
Auf diesen kitteten wir ein Glimmerblättohen, das eben stark 
genug war/ dem Luftdrucke zu widerstehen. Diesem Blättchen 
lag der Leuchtschirm auf. Im Dunkeln zeigte sich, dem 
Lumen des Recipienten entsprechend, ein kreisrunder, leuchten- 
der Fleck von etwa 1 cm Durchmesser. Nach Herstellung eines 
möglichst hohen Vacuums erraten wir ein kräftiges magnetisches 
Feld, dessen Kraftlinien die etwa 4 cm langen Poloninmstrahlen 
senkrecht schnitten. Im Momente des Stromschlusses dunkelte 
der leuchtende Phosphorescenzfleck vollständig ab. Diese Wirkung 
blieb auSy als wir das Poloniumpräparat durch das an sich 
weit minder aktive Radiumpräparat ersetzten, das zu den früheren 
Versuchen gedient hatte. Die von aktivem Wismuth ausgehen- 
den Strahlen scheinen daher weniger steif, wie die des Radiums 
zu sein. In jedem Falle ist aber die Erscheinung im freien 
Räume leichter zu beobachten, als bei der beschriebenen Ver- 
suchsanordnung, da in diesem Falle auch die Radiumstrahlen 
eine unverkennbare Einwirkung des magnetischen Feldes 
zeigten.*) 



*) Hr. Dr. GlESEL hatte ffir den Vortragsabend sein nenestes 
Brombarjnmpräparat, das 2.3 g Substanz enthielt, gütigst znr Verffigung 
gestellt. Mit diesem, das alle fibrigen bislang von Dr. GiESEL gewonnenen 
an Aktivität weit flbertrifft, gelang es Hm. Wakbubg, am folgenden 
Morgen mittels passender Bleiblenden einen wohldefinierten Strahl von 
10—15 cm Länge zu erzeugen nnd dessen Ablenkung im Magnetfelde 
zo studieren. Das Versnchsergebnis bestätigte das Resultat der 
Hrn. STEFAN Meter und E. v. SCHWEIDLER, die eine Ablenkung 
der Becqnerelstrahlen im Magnetfelde im Sinne einer negativen Elektrici- 
tätsbewegung feststellfen. (Phys. Ztschrft. No. 10, p. 113, 1899.) Die 
von Hm. WabbüBG getroffene Anordnung war die folgende: Das Prä- 
parat wurde in ein Bleikistchen von 6 mm Wandstärke gelegt, dessen 
obere Öffnung durch eine Bleiplatte mit einem kreisförmigen Loche von 
etwa 12 nun Durchmesser geschlossen wurde. Das Kästchen befand sich 
etwa 10—12 cm vertical unterhalb der Pole eines kräftigen RhüMKORFF- 
sehen Elektromagneten, die horizontal von dem Leuchtschirm überdeckt 
waren. Im Moment des Stromschlusses dunkelte auch hior der Schirm 
ganz ab. Beim Kippen des Schirmes in eine solche Lage, dass er nun- 
mehr t^ich schräg an die Pole anlegte, fand sich der beträchtlich ver- 
schobene Phosphorescenzfleck wieder. Die Verschiebung erfolgte in der 
That, wie eine Polbestimmung des Elektromagneten ergab, im Sinne einer 
negativen Elektricitätsbewegung im Strahle. 



Nr. 1.] Sitzung vom 5. Januar 1900. 7 

Versuche rait Radiumpräparaten bei höheren Temperaturen 
dürften auf Schwierigkeiten führen, da diese Substanzen gegen 
Erhitzung empfindlich sind und leicht einen Teil ihrer Strahlungs- 
fähigkeit dauernd einbüssen. Es scheinen die Radiumpräparate 
in der That einen aktiven flüchtigen Bestandteil zu enthalten. 
Dies zeigt sich, sobald man im Vacuumrohr etwas aktives 
Brombaryum entwässert. Ein gekühlter, in das Rohr eingeführter 
Glaskörper beschlägt alsdann mit einem kaum sichtbaren Be- 
fluge, der aber den Leuchtschirm zu nicht geringerem Leuchten 
anregt, als die Substanz, aus der er gewonnen. Nach einigen 
Tagen ist die Radioaktivität dieses Befluges, die anfänglich im 
Verhältnis zur Menge der strahlenden Substanz als gross bezeich- 
net werden niuss, verschwunden. Wir glaubten daher zunächst 
der von den Cueie's*) entdeckten inducierten Strahlung gegenüber 
zu stehn, doch erwies sich diese Voraussetzung als unzutreffend, 
da Abwaschen des Befluges jede Strahlungsfähigkeit vernichtete. 

Auch die von Hrn. Giesel**) dargestellten, anfänglich 
äusserst wirksamen Poloniumpräparate zeigen ein derartig 
schnelles Abklingen, so dass der Verdacht nahe liegt, dass die 
radioaktiven Stoffe ihre Fähigkeit, Becquerelstrahlen auszusenden, 
um so schneller verlieren, je weiter die Anreicherung an strah- 
lender Substanz fortschreitet. 

Durch andauerndes Erhitzen im Vacuum (24 Stunden im 
ßchwerschmelzbaren Rohre) die Radioaktivität von Baryumbromid 
zu zerstören, ist uns nicht gelungen. Die Strahlung erscheint 
zwar unmittelbar nach dem Erkalten des Rohres stark herab- 
gesetzt, doch erholen sich nach Ablauf einiger Tage die Präpa- 



Dio vom Vortragenden ausgesprochene Vermutung, dass die von Hrn. 
JAUMANN entdeckte und von Hrn. WARBURG auf ihre wahre Ursache 
zurückgeführte Verspätung der Funkenentladun g unter dem Einflüsse der 
ßecquerelstrahlung nicht zustande kommen würde, fand Hr. WARBURG 
unter Verwendung des von ihm im 17. Jahrgange (No. 8) der Verhand- 
lungen der Physikalischen Gesellschaft zu Berlin beschriebenen Apparates 
bestätigt. Hierbei hatten die von dem (besten) GiESEL'schen Präpa- 
rate ausgehenden Becquerelstrahlen eine dicke Glaswand zu passiren, um 
zu der Funkenstrecke zu gelangen. 

*) P. u. S. CURIE. C. R. 129. p. 714. 1899. 

**) F. GIESEL Wied, Ann. 69. p. 91. 1899. 



8 Verhandlungen der Deutschen physikal Gesellschaft. [Nr. 1. 

rate insoweit, als sie fast die anfängliche Intensität der Strahlung 
wieder aufweisen. 

Führt man derartige Erhitzungen in freier Luft aus, indem 
man etwa eine Spur einer radioaktiven Substanz an einem 
Platindrahte in einer Bunsenflamme verdampft, so erhöht sich 
dadurch die elektrische Zerstreuung der Luft im Beobachtungs- 
raume beträchtlich, wovon man sich mittels des von uns zur 
Bestimmung der Elektricitätszerstreuung in der freien Atmo- 
sphäre konstruierten Apparates''') überzeugen kann. 



*) J. ELSTER u. H. Geitel. Physik. Ztschrft. No. 1—2. p. 11. 1899. 



EitUges 'Ober Badium^Baryum'Salze und deren 

Strahlen; 
von JR Gieael. 

(Vorgelegt in der Sitzung vom 5. Januar 1900.) 
(Vergl. oben S. 1.) 

1. Wird eine geringe Menge einer gewöhnlichen Wismuth- 
chloridlösung zu einer Lösung von stark activem Bary um- Chlorid 
oder -Bromid hinzugefügt und das Wismuth durch Schwefel- 
wasserstoff gefällt, so wird dieses Wismuthsulfid activ, wie 
schon am Leuchtschirm zu erkennen ist. Da weder das an- 
gewendete active Baryumsalz mit Schwefelwasserstoff einen fäll- 
baren Stoff erkennen liess, also kein Polonium enthalten konnte, 
noch in dem activ gewordenen Wismuthsulfid Baryum nach- 
zuweisen war, so scheint hier eine ähnliche Uebertragung der 
Radioactivität vorzuüegen, wie dieselbe kürzlich*) von Cüeie 
beschrieben ist. Ausgeschlossen bleibt freilich nicht, dass doch 
äusserst geringe Spuren von activen Baryum, das sich dem 
chemischen Nachweis entzieht, vom Wismuthsulfid mitgerissen 
wurden. 

2. Ich habe früher^) ein aus activem Baryumsalz bereitetes 
grüngelbes Baryumplatincyanür beschrieben, das sich durch 
die Einwirkung der eigenen Strahlen zunächst gelb, dann orange 
und schliesslich braunrot färbt. Diese Färbung ist aber nur an 
einem Haufen solcher Krystalle zu beobachten. Ein einzelner 
Krystall erscheint vielmehr in der Durchsicht hellgelb und 
kaum anders gefärbt als das gewöhnliche Baryumplatincyanür. 
Bei Kreuzung zweier Krystalle jedoch wird nur braunrotes Licht 
hindurchgelassen. Dass wir es hier mit einer Polarisations- 
erscheinung analog der am Turmalin beobachteten zu thun 
haben, ergiebt die Prüfung mit dem Nicol. In einer Haupt- 
lage erscheint der Krystall im durchfallenden Lichte citronen- 
gelb, dreht man den Nicol um 90®, jedoch blutrot. 



*) P. u. S. CüBTE, Acad^mie des Sciences. Sitzung v. 6. Nov. 1889. 
«) F. GIESEL, Wied. Ann. 69. S. 91. 1899, 



10 Verhandlungen der Deutschen physikal. Gesellschaft. [Nr. 1. 

Das gewöhnliche wie auch das frisch kristallisirte active 
Baryumplatincyanür geben keine derartige Polarisation. 

3. Setzt man Steinsalz oder Bromkalium der direkten Ein- 
wirkung von Radiumstrahlen aus, so nehmen dieselben nach 
einigen Tagen schwach dieselben Färbungen an, wie solche 
durch Kathodenstrahlen oder auch durch Einwirkung von 
Alkalimetalldämpfen*) erzielt werden. 

Sind bei den letzteren gefärbten Salzen Spuren von 
Alkahmetallen in Form einer festen Lösung die Veranlassung 
der Färbung, so wäre den Radiumstrahlen eine gleiche chemische 
Wirkung zuzuschreiben. Es würde hiermit auch in sehr gutem 
Einklang stehen, dass, wie ich beobachtet habe^ stark actives 
Baryumbromid, welches in einem geschlossenen Gefässe auf- 
bewahrt wird und ebenfalls eine gelbliche Färbung angenommen 
hat, beim Oeffnen einen schwachen Bromgeruch erkennen lässt. 

Beim Chlorid habe ich unter gleichen Verhältnissen nur 
einen schwachen Salzsäuregeruch wahrnehmen können. Ozon- 
geruch, wie Herr und Frau Cübie angeben, habe ich nicht 
bemerken können. 

Braunschweig, Dezember 1899. 



•) F. GlESEL. Ber. der deutsch, ehem. Gesellschaft. 30. p. 156. 1887. 



Druck vob A. llaaok', Berlin. 



Jahrg. 2. Nr. ». 

Yerhandlungen 

der 

Deutscüen Püysikalisclien Gesellscliaft. 



Sitzung- vom !&• Ja^nua.!* lOOO«*) 

Vorsitzender: Hr. E. Warburö. 

Der Vorsitzende theilt mit, dass die Redaction der „Fort- 
schritte der Physik" Abtheilung I u. II mit dem 1. Januar d. J. 
von Hrn. Prof. Dr. R. Börnstein auf Hi*n. Dr. K. Scheel 
(Wilmersdorf bei Berlin, Güntzelstr. 43) übergegangen ist, ge- 
denkt mit warmen Worten der grossen Verdienste des Hrn. 
Börnstein um die Redaction der ,, Fortschritte** und bittet 
schliesslich die Mitglieder der Gesellschaft, ihre Sonderabzüge etc. 
zum Zweck des Referirens künftig an die genannte Adresse des 
Hrn. Dr. K. Scheel senden zu wollen. 



Hr. H. Rubens begrüsst die Anwesenden in seinen 
Räumen und 
demonstrirt die Einrichtungen seines neuen Hörsaales 

unter Vorführung einiger Versuche, 

darunter ^ auch eines gemeinsam mit Hrn. E« Aschkinass 

ersonnenen 

Vorlesungsversuches über die magnetische Ablenk- 

barkeit der Becquerelstrahlen. 



Hr. E. Aschkinass zeigt 
einen Vorlesungsversuch mit flüssiger Luft. 



*) Während die Sitzungea sonst regelmässig in dem Physikalischen 
Institut der Universität stattfinden, hat sich diesmal die Gesellschaft auf 
Einladung des Hm. Prof. Dr. H. RUBENS in dem neuerbauten physika- 
lischen Hörsaale der Technischen Hochschule versammelt. 



12 Verhandlungen der Deutschen physikal. Gesellschaft. [Nr. 2. 

Hr. E. Wabbtjbg legt eine Mittheilung des Hrn. W. Heuse 

vor 

über die Glimmentladung des Helium. 



Hr. H. du Bois spricht dann nach gemeinsamer Arbeit 
mit Hrn. 0. Liebknecht 

über moleculare Susceptibilität der Salze 
seltener Erden. 



Hr. M. Planck legt endlich eine Arbeit des Hrn. N. Schmidt 
(München) vor betreffend 

eine Beobachtung an sensiblen Flammen. 



Als Mitglied wird in die Gesellschaft aufgenommen: 
Hr. Dr. Lüdeling in Potsdam, meteorologisches Institut. i 



Vorlesungsversuch über die magnetische AMenh- 

barkeit der Becquerelstrahlen; 

von H, Rubens und E. Aschkinass. 

(Vorgetragen in der Sitzung vom 19. Januar 1900.) 
(Vergl. oben S. 11.) 

Durch die Beobachtungen von Giesel^) sowie von St. Meyeb 
und E. V. ScHVVTEiDLER^) ist die magnetische Ablenkbärkeit der 
Becquerelstrahlen neuerdings nachgewiesen worden. Die Ver- 
suchsanordnung der genannten Forscher brachte es jedoch mit 
sich, dass der thatsächliche Verlauf der Strahlen nur schwer 
zu übersehen war. Dieser Umstand veranlasste bereits die 
Hrn. Warburö und Elsteb (wie wir durch mündliche Mit- 
teilung erfuhren) die angewandte Untersuchungsmethode in der 
Art zu variiren, dass die Wirkung des magnetischen Feldes in 
noch eclatanterer Weise in die Erscheinung trat. Als Beobäch- 
tungsmittel diente in allen diesen Fällen der Leuchtschirm oder 
die photographische Platte. 

Ein viel empfindlicheres Reagens für das Vorhandensein 
von Becquerelstrahlen bietet jedoch ihr Einfluss auf eine Fucken- 
strecke dar. Besonders geeignet schien uns nach unseren eigenen 
Versuchen die folgende von Elster und Geitel^) angegebene 
Beobachtungsmethode zu sein: Eine stark gekrümmte positive 
Elektrode (abgerundeter Stab) steht einer negativen Elektrode 
von geringer Krümmung (z. B. Kugel von 25 mm Durchmesser) 
gegenüber. Dieselben sind mit einer Influenz-Elektrisirmaschine 
verbunden und so weit von einander entfernt, dass — bei nicht 
zu reichhcher Elektricitätszufuhr — gerade noch ein regelmässiger 
Funkenübergang stattfindet. Bei Annäherung einer radioactiven 
Substanz erlöschen dann die Funken und es tritt Glimment- 
ladung ein. Ein Uebelstand dieser Methode besteht darin, dass 
die OberflächenbeschafEenheit der Elektroden sich ziemlich schnell 

*) F. GIEBEL, Wied. Ann. 69, p. 834, 1899. 

«) ST. Meyer und E. v. SCHWEIDLER, Physik. Ztschr. 1, p. 113, 1899. 

3) J. ELSTER und H. GEITEL, Wied. Ann. 69, j). 673, 1899. 



14 Verhandlungen der Deutschen physikal. Gesellschaft. [Nr. 2. 

ändert, und dies hat zur Folge, dass eine Erneuerung ihrer 
Einstellung erforderlich wird und die Empfindlichkeit abnimmt. 
Man ist daher gezwungen die Elektroden häufig zu putzen. 

Es gelang uns indessen durch eine geringe Abänderung, 
jenen Uebelstand zu beseitigen, ohne dass die Empfindlichkeit 
herabgesetzt wurde. Wir schalteten nämlich parallel jener ersten 
Funkenstrecke A eine zweite jB, welche beiderseits von gleich- 
grossen Kugeln begrenzt wurde. Zunächst wird A so lang gemacht, 
dass gerade kein Funkenübergang mehr stattfindet; die Kugeln 
von B werden hierauf einander so weit genähert, dass zwischen 
ihnen stetig Funken übergehen. Wird nun A von activer Sub- 
stanz bestrahlt, so erlöschen die Funken auch in £, während 
eine Bestrahlung von B keinen merklichen Einfluss besitzt 

Mittels dieser Methode gelingt es nun leicht auch die 
magnetische Ablenkbarkeit der Becquerelstrahlen einem grossen 
Auditorium zu demonstrieren. Wir benutzten ein Radium-Präparat 
GiESEL'scher Herkunft von mittlerer Wirksamkeit. Damit ein 
einigermassen paralleles Strahl cnbündel zustande käme, befand 
sich dasselbe im Innern eines starken, 5 cm weiten Bleirohres. 
Die Strahllänge innerhalb des letzteren betrug 12 cm. An der 
Rohrmündung waren zwei Zapfen befestigt, welche in die durch- 
bohrten Polschuhe eines RuHMKORPF'schen Elektromagneten 
hineingesteckt wurden, so dass das Rohr um eine horizontale, 
in der Feldrichtung verlaufende Axe gedreht werden konnte. 
Die Verlängerung der Axe des Bleirohres traf in 20 cm Ent- 
fernung die Funkenstrecke A. 

Zunächst wurde das Rohr in horizontaler Stellung festgelegt; 
weder in A noch in B traten Funken auf. Wurde nun aber 
der Magnet durch etwa vier Accumulatoren erregt, so entstand 
ein lebhaftes Funkenspiel in B. Denn die Strahlen wurden so 
stark abgelenkt, dass die Strecke A fbezw. die die letztere um- 
gebende Luft) nicht mehr von ihnen getroffen wurde. (ControU- 
versuche lehrten, dass es sich thatsächlich um eine Ablenkung 
der Strahlen handelte und nicht etwa um einen Einfluss des 
Feldes auf die in der Luft erzeugten Jonen). Indem man 
nun den Strahlen, welche das Bleirohr durchsetzten, durch 
Drehung des letzteren eine bestimmte, von der horizontalen 
abweichende Richtung gab, konnten die Funken wieder zum 



Nr. 2.] Sitzung vom 19. Januar 1900. 15 

Verschwinden gebracht werden. Wurde hierauf bei dieser neuen 
Stellung des Rohres der Magnetisirungsstrom geöffnet, so setzten 
die Funken von neuem ein, und ein Commutiren des Stromes 
machte eine Drehung des Rohres nach der entgegengesetzten 
Seite wie vorher erforderlich, um ein Verschwinden der Funken 
zu erzielen. Der Ablenkungssinn der Strahlen entsprach — in 
Uebereinstimmung mit den Resultaten der eingangs citierten 
Autoren — jedesmal der Richtung, in welchem sich negativ 
geladene Teilchen unter dem Einflüsse eines magnetischen Feldes 
bewegen müssen. Der Betrag der erforderlichen Drehung des 
Rohres Hess in Anbetracht der ziemlich geringen Feldstärke 
(200 — 300 C. G. S.) erkennen, dass die Ablenkbarkeit der 
Becquerelstrahlen eine sehr beträchtliche Grösse besitzt. 

Charlottenburg, Physik. Inst. d. Techn, Hochsch., Januar 1900. 



Ueber die Glimmentladung im, Helium^; 
von W. Heuse. 

(Vorgelegt in der Sitzung vom 19. Januar 1900.) 
(Vergl. oben S. 12.) 

§ 1. Collie und Ramsay^) haben einige Versuche über 
die elektrische Entladung im Helium gemacht; nach ihnen 
„zeigt eine PLÜCKEß'sche Röhre die Erscheinungen einer Vakuum- 
röhre schon bei gewöhnlichem atmosphärischem Druck.** 

Im folgenden teile ich einige nähere Angaben über das 
Verhalten des Heliums bei der Glimmentladung mit. Das Gas 
wurde durch Erhitzen fein gepulverten Cleveit's gewonnen, ge- 
trocknet und durch heisses Kupferoxyd vom Wasserstoff befreit. 
Das benutzte GEissLEß'sche Rohr hatte 24 mm Durchmesser, 
180 mm Länge. Die Kathode war ein Stahldraht von 2 mm 
Dicke. 

§ 2. Ergebnisse : 1) Wenn bei Herabsetzung des Drucks in 
einem GEissLEB'schen Rohr die Funkenentladung in die Glimm- 
entladung übergeht, so verbindet zuerst ein schmaler leuchtender 
Streifen die beiden Elektroden. Wird der Druck mehr und 
mehr verringert, so tritt zunächst der FABADAY'sche dunkle 
Raum deutlich auf, mehr und mehr sich verlängernd, wobei 
der positive Büschel breiter und kürzer wird und sich alsdann 
in hinreichend weiter Röhre auf eine Lichthaut an der Anode 
zusammenzieht, um sich hierauf weiter zu verlängern und 
schliesslich in helle und dunkle Schichten zu zerfallen. Die 
Drucke, bei welchen die verschiedenen geschilderten Stadien der 
GHmmentladung auftreten, sind verschieden für die verschiedenen 
Gase, höher im Wasserstoff als im Stickstoff, höher im Hehum 
als im Wasserstoff. Es wurden Photographien der Glimm- 
entladung in Wasserstoff und Hehum gezeigt, aus welchen dies 
hervorgeht. Bei einem Druck von 28,1 mm war der an die 
Röhrenwand anschUessende positive Büschel 114 mm, der 



') Ztschr. phys. Cham. J9, 701, 1896. 



Nr. 2.] Sitzung vom 19. Januar 1900. 17 

dunkle Raum 36 mm lang. Ungefähr dasselbe Bild zeigte Wasser- 
stoff bei 3,9 mm Druck. Im Wasserstoff von 10,5 mm Druck 
hatte der positive Büschel die Glaswand noch nicht erreicht 
und erstreckt sich mit zugespitztem Ende beinahe bis an die 
Kathode, durch einen sehr kleinen dunklen Raum von dieser 
getrennt. 

§ 3. 2) Hierunter folgen einige Angaben über den in der 
gewöhnlichen Weise mittelst Sonden bestimmten Potential- 
gradienten G in Volt per Centimeter im positiven ungeschichteten 
Licht im Helium. 

Stromstärke i = 0.52 • 10 "^ ^. 

p 12.53 11.44 10.46 9.64 8.73 8.00 7.36 6.68 6.08 5.18 
G 34.0 31.5 28.9 26.7 24.8 22.7 20.8 19.3 17.7 17.2 
G/p 2.72 2.75 2.77 2.77 2.84 2.84 2.82 2.89 2.91 2.93 

G/p nimmt, wie bei anderen Gasen, mit abnehmendem 
Druck zu, aber verhältnismässig wenig. 

Die folgende Tabelle soll zur Vergleichung des Verhaltens 
verschiedener Gase dienen. Der Röhrendurchmesser 2 R, auf 
welchen die Beobachtungen sich beziehen und welcher den 
Gradienten zwar merklich aber nicht bedeutend beeinflusst, ist 
mitverzeichnet. 





P. 


2R 


G 


G/P 


Beobachter 


Quecksilber 


13.1 


24 mm 


16.9 


1.29 


W. Heusb') 


lleUum 


12.5 


25 „ 


34.0 


2.72 


>» 


»» 


8.0 


25 „ 


22.7 


2.84 


»» 


Wasserstoff 


8.37 


15 „ 


242.7 


29.0 


a; Herz^) 


Stickstoff 


8.0 


15 „ 


3135, 


39.2 


II 



Ordnet man also die genannten Gase nach steigendem 
Wert des unter den gleichen Verhältnissen genommenen Gra- 
dienten, so erhält man die Reihenfolge; Quecksilber, Helium, 
Wasserstoff, Stickstoff.* 

§ 4. Für das Kathodengefälle im Helium ergeben sich an 
der benutzten Stahlelektrode Werte, welche bei Drucken zwischen 
8.17 und 12.88 zwischen 302 und 313 Volt lagen. 



») Diese Verhandlungen. 1. S. 270. 1899. 
«) A. HEBZ, Wied. Ann. Bd. 54, 1895. 



18 Verhandlungen der Deutschen physikal. Gesellschaft. [Nr. 2. 

Zu den in §§ 3 und 4 mitgeteilten Messungen diente eine 
Hochspannungsbatterie von 1200 Volt. 

§ 5. Es wurden auch die Spektren des Kathodenlichts 
und dfes positiven Büschels aufgenommen. Die Linien, welche 
siöh in jenem vorzeigten, wurden auch in diesem gefunden. 
Ausserdem aber zeigte das positive Licht eine Anzahl von 
Linien und Banden, welche in dem Kathodenlicht nicht ge- 
sehen wurden. Es scheint daraus hervorzugehen, dass man es 
hier mit zwei verschiedenen Spektren des Heliums zu thun hat. 
Nähere Angaben bleiben einer späteren Mitteilung vorbehalten. 

^feerlin, physikalisches Listitut, den 19. Januar 1900. 



Moleculare StiscepHbilltät der Salze seltener 
Erden; 

von H. du Boi8 und O. Liebknecht. 

(Vorgetragen in der Sitzung vom 19. Januar 1900.) 
(Vergl. oben p. 12.) 

Eine gleichbetitelte vorläufige Mitteilung wurde im ersten 
Bande dieser Verhandlungen (p. 236) von uns veröffentlicht/) 
zu der auf p. 275 eine Bemerkung des Herrn Stefan Meyeb 
erschien. Leider hatten wir damals eine ältere Arbeit der 
Herren L. F. Nilson und 0. Pettersson übersehen ; auf Ver- 

o 

anlassung dieser Chemiker hatte Herr K. Angstböm den mag- 
netischen Charakter verschiedener Oxyde bestimmt, indem er 
sie in einem Glasröhrchen zwischen den Polen eines Ruhmkoeff'- 
schen Elektromagnets — also in Luft — untersuchte.^) 

Er fand: 
Paramagnetisch: CrjOg, FcaOa, Y2O3, CeOj, DiaOj, ErjOa, Y\0^\ 
Diamagnetisch u. A.: Be2 O3,') SojOg, La^Os, ThOj. 

Wie wir ferner a. a. O. p. 239 bemerkten, waren Messungen 
an unreinen Cerium- und Didymsalzen längst von G. Wiedbmann 
veröffentlicht worden; die moleculare Susceptibilität der ersteren 
fand er etwa gleich derjenigen der Kupferoxydsalze, während 
der von uns ermittelte Wert etwa 50 Proc. gi'össer erscheint. 
Das Didym ist bekanntlich erst von Auer v. Welsbach in 
Praseodym und Neodym zerlegt worden. 

Betreffs der qualitativen Feststellung des Paramagnetismus 
der Verbindungen der seltenen Erden gebührt demnach Hm. 



') Vgl. auch fl. DU BOIS und O. LIEBKNECHT, Ann. der Physik 1. 
p. 189, 1900, und Chem. Ber. 32. p. 3341, 1899. — 

2) L. F. NiLSON u. O. PETTERSSON, Chem. Ber. 13. p. 1465, 1880: 

o 

Wied. Beibl. 4. p. 635, 1830. Wir haben diese Bestimmungen K.AngströM'S 
weder im G. Wiedbmann 'sehen, noch im WiNKELMANN'schen Hand- 
buch erwähnt gefunden; auch in Upsala haben wir darüber nichts erfahren, 

o 

wo freilich Hr. K. ANGSTBÖM seiner Zeit nicht anwesend war. 

«) Neuerdings ist Beryllium als zweiwerthig erkannt worden; 
A. ROSKNHEIM u. P. WOGE, Ztscbr. f. anorg. Chem. 15. p. 283, 1897. 



20 Verhandlungen der Deutschen phjsikal. Gesellschaft. [Nr. 2. 

o 

K. Angström die Priorität; denn dass die nahe verwandten 
Elemente Samarium und Gadolinium sich anders verhalten 
sollten, war von vornherein höchst unwahrscheinlich. Daher 
kann nach nunmehr zwanzig Jahren eine Prioritätsfrage hier- 
über zwischen Hm. St. Meyer und uns nicht wohl aufge- 
worfen werden*). 

Was nun femer die nähere quantitative Erforschung dieses 
Gebietes anbelangt, so ist sie von Hrn. St. Meyer auf 
trockenem, von uns auf nassem Wege in Angriff genommen 
worden. Wir halten unsere Methode der unmagnetischen Lösungen 
für erheblich einfacher, leichter ausführbar und genauer; überdies 
haben wir uns dabei der neuesten und reinsten bisher darge- 
stellten Präparate bedient. 

Wir fanden, dass die »Verdünnung« der unmagnetischen 
Lösung, welche ein direktes Maass für die spezifische Suscepti- 
bilität des gelösten Salzes bildet, für Mangan und Eisen einer- 
seits durchaus vergleichbar ist mit der für Gadolinium imd 
Ii]rbium andererseits; infolge der etwa dreifach höheren Atom- 
gewichte der letzteren Metalle erscheint die moleculare Suscep- 
tibilität ihrer Salze dementsprechend freilich viel grösser. Unserer 
Ansicht nach kann man dieses Verhalten nicht in der Weise 
ausdrücken, dass man die Erbium Verbindungen cet. par. für 
viermal stärker magnetisch erklärt als die Eisenverbindungen, 
wie es Hr. St. Meyer thut. 

Dieser Forscher stellt ferner a. a. O. p. 276 einen Ver- 
gleich an zwischen den von ihm ermittelten Atommagnetismen 
der in trocknen Verbindungen erhaltenen seltenen Erdmetalle 
und der von uns für die gelösten Salze gefundenen molecularen 
Susceptibilität; er giebt folgende relative ganze Zahlen an: 

Pr ; Nd : Sa ; Gd ; Er 
St. Meyer 2 : 5 : 10 : 23 : 40 

DU Bois-Liebknecht 3 : 5 : 12 : 26 : 37 



ßetreifs der von Hrn. St. Meyer erwähnte» Mitteilung von 
O. Liebknecht und A. P. Wills, diese Verband!. 1. p. 170, 1899 ge- 
statten wir uns zu bemerken, dass es sieb um ein nur drei Seiten langes 
Referat über einen längeren Vortrag mit Demonstrationen der benutzten 
Apparate und unmagnetiscben Lösungen bandelt. 



Nr. 2.] Sitzung vom 19. Januar 1900. 21 

Wie wir a. a. 0. p. 240 schon bemerkten, können diese 
Resultate zwar als im Grossen und Ganzen mit einander im Ein- 
klang stehend betrachtet werden; eine ȟberraschend gute Ueber- 
einstimmung« vermögen wir in obiger Zusammenstellung indessen 
nicht zu erkennen. •) 

Schliesslich bemerkt Hr. St. Meyer dass der Paramagne- 
tismus der Yttriumverbindungen wohl nur von Verunreinigungen 
(hauptsächlich Erbium) herrührt; in diesem Punkte stimmen 
wir ihm bei. In dem uns von Hrn. P. T. Cleve gütigst zur 
Verfügung gestellten Yttriumsulfat hätte das Metall ein schein- 
bares Atomgewicht 89,5; von der allerreinsten Verbindung, der 
das Atomgewicht 89,0 zukommt, war leider zu wenig vorhanden. 
Setzt man den Unterschied auf Rechnung von Erbium, so wird 
nach unseren Ergebnissen die gefundene moleculare Suscepti- 
biütät des Yttriumchlorids dadurch allein schon nahezu bedingt; 
es ist also auch aus diesem Grunde wahrscheinlich, dass das 
Yttrium mit seinem weit niedrigeren Atomgewicht sich in 
magnetischer Beziehung anders verhält wie die übrigen sieben 
seltenen Erdmetalle mit Atomgewichten zwischen 140 und 173. 
Im Uebrigen haben wir uns einer Beurteilung der Reinheit des 
benutzten Materiales ausdrücklich enthalten, weil es sich hier 
um zu specielle, recht schwierige chemische Fragen handelt. 



>) Vgl. übrigens die Bemerkungen J. KOENiGSBEEGER's Wied. Ann. 
66. p. 698, 1898 und Ann. der Physik 1. p. 175, 1900, über das Verhalten 
paramagnetischer Verbindungen im festen trocknen bezw wasserfreien 
Zustande. Zur Entscheidung der wohl noch kaum genügend aufgeklärten 
Frage, ob und wie sich hier die Susceptibilität mit der Feldstärke ändert, 
schlägt Dr. KOENIGSBERGER eine nicht näher specifizirte Nullmethode 
vor, die sich an das von uns ausgebildete Verfahren anlehnen dürfte. 



JE}lne Beobachtung an sensiblen Mammen; 
von N. Schmidt. 

(Aus dem pht/sikaUschen Institut der Universität München.) 

(Vorgelegt in der Sitzung vom 19. Januar 1900.) 

(Siehe oben S. 12.) 

Läset man Leuchtgas aus einer vertikalen Glasröhre, deren 
oberes Ende zu einer Spitze ausgezogen oder bis auf eine 
1 — 1,5 mm weite Öffnung zugeschmolzen ist, unter dem Druck 
einer Wassersäule von etwa 15 cm Höhe anströmen, so erhält 
man eine 40 — 60 cm lange ruhig brennende, schlanke Flamme, 
die für jedes Geräusch und für Töne von einer gewissen Höhe 
an empfindlich ist, wie aus einer Reihe von Arbeiten über 
sensible Flammen bekannt ist. 

So oft ein Geräusch oder ein hoher Ton in ihrer Nähe 
erregt wird, beginnt sie zu zischen oder zu brausen, wobei sie 
sich etwa um die Hälfte verkürzt und in ihrem obern Teil ent- 
weder die Form eines glänzenden Lichtbüschels annimmt oder 
sich in zwei schwalbenschwanzförmige Äste zerteilt, während 
der untere Teil keine auffallende Veränderung zeigt. Von 
einer Verstärkung des Tones durch die Flamme ist hierbei 
nichts währzunehmen. 

Lässt man zwei hohe Töne, etwa die Töne zweier Galton- 
pfeifchen erklingen, die mit einander im Einklang stehen, so 
tritt dieselbe Erscheinung auf, als wenn nur einer derselben 
auf die Flamme einwirkte. * Verändert man jedoch die Ton- 
höhe des einen Pfeifchens, so verliert die Flamme die Form, 
die sie beim ErkHngen eines einzigen angenommen, und sie 
zeigt sich zugleich als ein kräftig wirkender Resonator auf den 
Differenzton der beiden. 

Sind die beiden Töne nur um wenige Schwebungen ver- 
schieden, so sieht man den obern Teil der Flamme im Takte 
der Schläge lebhaft auf und niederhüpfen; bei allmählicher Er- 
weiterung der Differenz der beiden Töne sieht man zuerst die 
Flamme immer schnellere Zuckungen ausführen, später hört 



Nr. 2.] Sitzung vom 19. Januar 1900. 23 

man den Differenzton von der Tiefe aus rollend emporsteigen 
und kann ihn mit grosser Deutlichkeit verfolgen, bis seine 
Höhe 2—3000 Schwingungen beträgt. 

Die Stärke der Resonanz ist hierbei wesentlich von der 
Empfindlichkeit der Flamme abhängig; der tiefere Primärton 
muss bereits so hoch sein, dass er, allein tönend, eine kräftige 
Deformation der Flamme hervorruft, wie dies bei den Versuchs- 
flammen etwa vom c^ e= 4096 Schwingungen an der Fall war. 

Je nach der Anzahl der Obertöne, welche die Primärtöne 
mit sich führen, d. h. je nach ihrer Klangfarbe findet eine 
verschiedenartige Verstärkung der Differenztöne statt, worauf 
an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden soll, ebenso 
wenig wie auf Differenztöne höherer Ordnung. 

Die empfindliche Flamme läest die Differenztöne auch da 
noch deutlich erkennen, wo die Wahrnehmung derselben durch 
ein normales Ohr vollständig aufgehört hat, wie dies bei den 
höheren Tönen der Galtonpfeifen der Fall ist. 

Bei den höchsten Tönen der Galtonpfeifen stellen sich 
wegen des intensiven Blasegeräusches Schwierigkeiten bei der 
Beobachtung von Differenztönen ein, bis zu einer Tönhöhe von 
etwa 30 000 Schwingungen sind diese jedoch deutlich von 
jedem Ohr wahrzunehmen. 

Die empfindliche Flamme gibt also ein einfaches Hilfs- 
mittel zur Bestimmung der Schwingungszahlen hoher Töne 
mittels der Differenztonraethode an die Hand, indem sie die 
Differenztöne beträchtlich verstärkt, und sie gestattet auch noch 
die sichere Handhabung dieser Methode auf einen viel weiteren 
Bereich, als dies bisher möglich war. 

In einer demnächst erscheinenden Abhandlung werden die 
Ergebnisse einer eingehenden Untersuchung dieses Phänomens 
mitgeteilt werden. 



Grundüfüge einer IHoptrlk der Atmosphäre; 
von A. Gleichen. 

(Vorgetragen in der Sitzung vom 1. December 1899) 
(Vergl. diese Verhandlungen Jahrg. 1. S. 246.) 

1. Definition des brechenden Mediums. Ausgangs- 
punkt der Refraktionstheorien. Es wird vorausgesetzt, 
^ass der Brechungsexponent ft der Atmosphäre nur eine Funktion 
der Entfernung des betrachteten Punktes vom Mittelpunkt M 
der Erde sei, dass er also constant sei in unendlich dünnen 
concentrischen Schichten um diesen Mittelpunkt, Ein aus dem 
Weltraum kommender Lichtstrahl durchdringt die Atmosphäre als 
einfach gekrümmte Linie, indem von Schicht zu Schicht eine 
Brechung nach dem Brechungsgesetz vouSnelliüs stattfindet. Con- 
struiert man sich in irgend einem Punkte P dieser Strahlencurve die 
Tangente, so giebt diese die Richtung des Strahls im Punkte 
P an; der Winkel den sie mit der nach aussen verlängerten 
Normalen MF bildet, heisst der Einfallswinkel t, der Winkel 
dagegen, den sie mit der Richtung des Lichtstrahls vor der 
Brechung durch die Atmosphäre bildet, wird Ablenkung oder 
Refraktion C genannt. Für den beUebigen Punkt P in der 
Entfernung r von M sind seit langer Zeit folgende beiden 
Gleichungen bekannt*): 
I. p . r sin t ^ ^ = constans 

IL dC ^ "^^"^ 



„Die Strahlenconstante** y ist für alle Punkte des Weges eines 
Lichtstrahls dieselbe und ändert sich nur, wenn mau von einem 
Strahl zu einem benachbarten übergeht. Gleichung II lässt 
sich integrieren, sobald /i als Funktion von r bekannt an- 
genommen wird. Gleichung I und II sind der Ausgangspunkt 
aller Refractionsthcoricn. 



') Siehe Z.B.BRÜNS: Die astronomische Strahlenbrechung. BRONNOW, 
Lehrbuch der sphärischen Astronomie. 



[Nr. 2. 



Sitzung vom 19. Januar 1900. 



25 



2. Formulierung der Aufgabe. Zweiteilung des 
Problems. Wir untersuchen, welche Modifikationen ein von 

einem Punkte A (Figur) 
ausserhalb der Atmosphäre 
ausgehendes Bündel bei 
seinem Gange diu-ch die 
Atmosphäre erleidet. Wir 
sehen voraus, dass es eine 
astigmatische Deformation 
annehmen wird, dass ferner 
der sogenannte sekundäre 
Bildpunkt, der von den 
Sagittalstrahlen gebil- 
det wird, im Schnitt- 
punkte A des Strahls mit 
der verlängerten Geraden 
AM liegt. Um den pri- 
mären Bildpunkt zu finden, 
haben wir nur zwei ein- 
ander unendlich nahe Strah- 
len im Hauptschnitt 
zu verfolgen und ihren 
Schnittpunkt Z>* nach der 

Brechung aufzusuchen. 
Haben wir auf diese Weise 
die Natur der gebrochenen 
Bündel erkannt, so können 
wir durch Vergleich zur 

Bündelaxe senkrechter 
Querschnitte dielntensitäts- 
verhältnisse bestimmen nnd 
schliesslich durch Integra- 
tion auch die Lichtwirkun- 
gen ausgedehnter Flächen 
feststellen. 

Wir haben die beiden 
Fälle zu unterscheiden, dass 
das Bündel auf der einen 
Seite ein-, auf der andern 




26 Verhandlungen der Deutschen physikal. Gesellschaft. [Nr. 2. 

Seite der Atmosphäre wieder in den Weltraum austritt, und 
zweitens, dass es auf die Oberfläche unserer Erde gelangt und 
hierdurch am weiteren Fortschreiten behindert wird. 

3. Formeln für ein die Erdatmosphäre durch- 
dringendes Bündel. In der Figur sei A der lichtaussendende 
Punkt, ABC und AB^C^ zwei benachbarte Strahlen im Haupt- 
Bchnitt, wobei die Strecken BC und B^C^ gekrümmte Curven 
sind. D^ ist der primäre Bildpunkt, in welchem die die 
Atmosphäre verlassenden Strahlen sich schneiden. Er ist dem 
Falle der Natur entsprechend in der Zeichnung virtuell dar- 
gestellt. Der Punkt A ist einer früheren Bemerkung zufolge 
der secundäre Brennpunkt; in ihm ist der Bündelquerschnitt 
eine unendliche kleine Gerade, sogenannte sekundäre Brenn- 
linie, die in der Papierebene senkrecht zur Bündelrichtung liegt. 
(In der Figur ist diese kleine Gerade bei Punkt D dargestellt, 
den man sich wiegen der geringen Entfernung der beiden be- 
nachbarten Strahlen als mit A zusammenfallend denken muss.) 
Die primäre BrennUnie befindet sich im Punkte Z>* und iteht 
senkrecht zur Papierebene. 

In der Figur setzen wir: ^ -ff = a 
BS = b 
SC= b' 
CD\= a' 
BC = e 
BM = CM =R 

Wegen des symmetrischen Verlaufs der Strahlen durch 
die Atmosphäre kann man noch setzen: 

2(.ABN-2CACN^=^a 
2CCBM=2CBCM =y5 

Hierbei ist der Punkt S gewonnen durch geradlinige Verbindung 
und Verlängerung der Punkte BC und B^C^. 

Auf das so entstandene hypothetische Bündel (in der Figur 
sind die betreffenden Geraden gestrichelt) wollen wir jetzt 
die allgemeine Gesetze der Richtungsveränderungen gerad- 
liniger Strahlensysteme anwenden, wie sie in den Annalen der 
Physik und Chemie, Neue Folge 1888, Band 35 Seite 100 u. f. 



Nr. 2.] Sitzung vom 19. Januar 1900. 27 

angegeben sind, mit Berücksichtigung der in der Figiir an- 
genommenen Lagen der Bildpunkte. 

Für das hypothetischo Bündel ABB^ und SBB^ ist 
i2cosa 

(2) 5—= / 

dß ^ 

iß 
Für das zweite hypothetasche Bündel SCC und D^CQ gilt, da 
für dasselbe die Grössen / und /' mit den entsprechenden 
Grössen des ersten Bündels identisch sind, die Gleichungen 

Ausserdem ist: 

(5) 6*-6 = « = 2i2cos/9 

Aus den Gleichungen (1) bis (5) ergiebt sich nach gehörigen 
Umformungen durch Elimination von h und h^ 

(6) 1 . 1 _^(^~S. 



a-fi2cosa — a*+Äcosa i2cosa 

Fällt man jetzt von M liOte auf die Richtung des einfallenden 
und austretenden Bündels und rechnet von deren Fusspunkten 
Fund V die Entfernungen f und f * des leuchtenden Punktes 
und des primären Bildpunktes, so erhält man: 

f = a + jB cos a 
fi=at— jfjeosa 
und Gleichung (6) giebt: 

(7) 1 l^^ 'V^ da ) ^^ dja-'ß) ^\ 

^ ^* Äcosa ^ /Jrfsina '^ f> 



28 Yerhandlangen der Dentschen pbysikal. Qesellschaft. [Nr. 2. 

Wegen der Symmetrie der Strahlencurve ist die Gerade 
BC parallel der Tangente, die ich in dem Symmetriepunkt 
d. h. in dem Punkte, wo die Curve senkrecht zum Radiusvektor 
verläuft, construieren kann. Infolgedessen ist <■ SDA = a — ß 
die Refraktion in diesem Symmetriepunkt, die wir gemäss der 
Seeliger'schen Bezeichnung als „horizontale Refraktion" 9 be- 
zeichnen wollen. 

Die Gleichung I. /jl ,p sin t = ^, welche für jeden Punkt des 
Strahlenweges gilt, wollen wir für den Punkt B aufschreiben, 
für den i in a und // in Eins und r in 22 übergeht. Also ist 
R sin = 7-. 

Demnach wird Gl. (7): 

Man erkennt also, dass Fund F* conjugiei-te Punkte für die 
in der Hauptebene verlaufenden Strahlen sind, und die zu- 
gehörige Brennweite durch die Grösse 

bestimmt ist. 

Ist K der Punkt, in welchem der aus und eintretende 
Strahl sich schneiden, so findet man zur rechnerischen Be- 
stimmung des sekundären Bildpunktes A sofort aus der Figur 



(10) 

Die Brennweite der Sagittalstrahlen vom Punkte K aus ge- 
rechnet ergiebt sich also gleich -^^~r 

Für die weiteren Entwickelungen ist es vorteilhaft, die 
Entfernungen im sagittalen Teile des Bündels ebenfalls von den 
Punkten V und F* aus zu rechnen. Wir setzen 

AK=$+ VK 
AJS:=7*-f VK 



Nr. 2.] Sitzung vom 19. Januar 1900. 29 

wenn A V^ = rj^ gesetzt wird. Führt man diese Werte in 
10 ein und berücksichtigt, dass VK = F'Ä'=7'. tg# ist, so 
erhält man 

(11) f,i_^cotg2*(f+V) + r*. 

woraus sich für die Brennweite, gerechnet vom Punkte V^ aus 
ergiebt: 

(12) ^ = rcotg2* 

Durch die Gleichungen (9) und (11) ist das Bündel vollständig 
bestimmt, es hängt in seinen Eigenschaften liur von den beiden 
Constanten S und y ab, die jetzt näher zu bestimmen sind. 

4. Bestimmung der Constanten & und y nach der 
IvoEY'schen Refraktionstheorie. Um die Constanten i^ 
und y für Bündel zu bestimmen, die in verschiedenen Höhen 
die Atmosphäre durchdringen, muss man Annahmen über die 
Constitution der Atmosphäre machen hinsichtlich der Aen- 
derungen des Brechungsexponenten. Jede der vorhandenen 
Refraktionstheorieen kann hierzu dienen, wir schliessen uns in 
Folgendem der IvoEY'schen an. 

Hiernach bestehen die Gleichungen*): 

^-^ = * = l--f4-f;+^/lognat^ 



l + 4(/^'-l) 



2 

Hier bedeutet h die Höhe, in welcher ein Strahl über der Erd- 
oberfläche verläuft d. h. die Entfernung des Symmetriepunktes 
der Strahlencurve von der Erdoberfläche gemessen in Richtung 
nach dem Mittelpunkt M hin. Die Grössen/, ß, u^ (Brechunge- 
exponent an der Erdoberfläche) sind Constanten und haben die 

3400 

Werte: f= |; loy ß = 2,888588; //, =- 33^^ 



*) Siehe Seeliger : Abhandlungen der Akademie der Wissenschaft 
zn München II. CK XIX. Bd. II. Abth. 



30 Verhandlungen der Deutschen physikal. Gesellschaft. (Nr. 2. 

Femer bedeutet X die Dichte in der Höhe ä, wobei für 
Ä = 0, ^ = 1 angenommen wird- 

Es zeigt sich als vorteilhaft, die Grössen y und * als 
Funktionen von i darzustellen. Zu dem Zweck wenden wir 
die Gleichung 1. fi R sin i=T ^-uf den Symmetriepunkt der Curve 
an und müssen setzen t=90^ i2 = /> -f-A und erhalten 

1+4. (ft»-l)' 



y-=/i. (r + A) = ^=/>. 

hierdurch erscheint y direkt als Funktion von L 

Für die horizontale Refraktion d^ liefert die IvoRY'sche 
Theorie direkt: 

d= 1859,22;+ 178,57 yl^ 

wobei als Einheit die Winkelsekunde genommen ist. 

Aus den beiden letzten Gleichungen kann pian nun für 
jede beliebige Dichte sofort die Grösse ^ und nach vollzogener 
Differentiation die Grösse ip numerisch berechnen. Aus der 
Dichte kann man dann ^.uch leicht nach den angegebenen 
Formeln die zugehörige Höhe finden. Die numerische Rechnung 
kann man sich sehr erleichtern, wenn man die von Seeligeb 
in der oben angeführten Abhandlung aufgestellte Tabelle für 

die Grösse 1000. (- - l) benutzt. 

Für ein Bündel, das in der Höhe ä = 0, also die Erd- 
oberfläche streifend die Atmosphäre durchdringt, findet man 
ip = — 0,0623 und (p = 50,8, für ein Bündel dagegen, das in der 
Höhe von 7 Meilen über der Erde sich befindet^ ist ^ = — 103 
und ^ = 181200, wo als Einheit immer der Erdradius an- 
genommen wird. 

5. Berechnung der Helligkeit an einer beliebigen 
Stelle des austretenden Bündels. Querschnitt des von 
A ausgehenden Strahlenkegels in der Einheit der Entfernung 
sei dw, an der Eintrittsstelle in die Atmosphäre senkrecht zur 
Bündelaxe da, Schnittfläche des Bündels mit der Atmosphären- 



Nr. 2.] Sitzung vom 19. Januar 1900. 31 

Oberfläche bei B sei dx, die analogen Grössen an der Austritts- 
stelle bei C seien da^ und dx^\ Querschnitt bei Z schliesslich 
werde mit d/ bezeichnet. Dann ist die Intensität des Lichtes 

im Punkte Z der Grösse -^ proportional. 



Wir setzen AB = a 








DC = vy 








ZC =z 








AC = V2 








und es ist: a = f — R co&a 








Vi = $^'{- R cosa 








172= ^*— iJcosa 


' 






Man erhält dann succesive: 








dw 1 d(T 1 dx dx^ 
dy~ a^' dx a^ dx^ ' d<p 


cosa = 


1 dx 
a} dx^ 


da' 
'dx 



Für das Verhältnis zweier zur Bündelaxe senkrechter Quer- 
schnitte -7- des Bündels ergiebt sich sehr leicht 



(.«^= 




r" 


dtü 


1 dx 
a» dx' 




t\v^ 




(z^t 


\) (v^ - 


*; 


und für das Verhältnis 


dx 
dx' 


erhält 


man aus der 


Figur: 






dx BB' 


^1 


h 


sin (a - 


■ ^) 








dx' ~ CC 


^2 


""6»* 1 


sin (a-\- a 


-2.9> 







wo n^ und 7:2 die Querschnittsdurchmesser der Sagittalstrahlen 
sind für die Punkte B und C und a=^ KAM ist. Hieraus 
erhält man dann leicht: 



/IQ\^^ si^ Ca — <r) 



Befindet sich im Punkte A ein leuchtendes Flächenelement dy 
mit der Leuchtkraft J und wird durch iPle) das sogenannte 
Emanationsgesetz ausgedrückt, so erhält das Flächenstück djf 
io der Entfernung z die Lichtmenge 



32 Verhandlungen der Deutschen phjsikal. Gesellschaft. [Nr. 2. 

dw 



(19a) dQ = N.j/-^.W{e).dq.dx, 



wo Y ^^^ den Formeln (18) und (19) zu bilden ist und JVden 
Abßorptionscoefficienten darstellt. Der letztere wird nach Laplace 
gleich e zu setzen sein , wo H eine Constante bedeutet, 

— 2 FT 19- 

die sich nach Seeliueb aus log e ^ ^ 4,5984 — 10 be- 

stimmt, wo 9q die Refraktion am Horizont bedeutet. Für a= oo 

wird<f=0 und man erhält für 3- den einfachen Wert: 

(9(W ^^ d{cosa) ^__ ysina 

l^U; -^~, = ^^(ä::r2^)) sln(a^^d)V— ^cosa) 

6. Optischer Charakter der austretenden Bündel. 
Ein astigmatisches Bündel sei von positivem Charakter, so 
lange es im Sinne der Lichtbewegung von grösseren zu kleine- 
ren Querschnitten eilt, von negativem, wenn es von kleine- 
ren zu grösseren übergeht. 

Fasst man in Gleichung (18) z allein als variabel auf, bewegt man 
sich also längs eines bestimmten Lichtbündels, so sieht man, 

dass j- ein Minimum wird für « = i(vi'*"Vi) die so charak- 
terisierte Stelle des Bündels wollen wir den Pol nennen, er liegt 
immer zwischen den beiden Brennpunkten und legt innerhalb 
dieses Intervalls den grössten Querschnitt fest. Vom Austritt 
aus der Atmosphäre bis zum Pol hat ein Bündel negativen 
Charakter, zersträut also das Licht oder wirft einen Refraktions- 
schatten, jenseits des Pols hat das Bündel positiven Charakter 
und concentriert das Licht. Für ein einzelnes sehr entferntes 
Flächenelement (Sonnenelement) Hegen die Pole sämmtlicher 
Bündel auf einer Rotationsfläche, die für den Fall einer Mond- 
finsternis den Mond umhüllt, indem die in der Nähe der Erd- 
oberfläche passierenden Bündel ihre Pole vor, die in grösserer 
Höhe passierenden hinter der Mondbahn haben. Für die bei- 
den unter (4) betrachteten Bündel liegen die Pole 25,4 und 90 650 
Erdradien von der Erde entfernt. 

7. Brennlinien und Brennräume. Das System sämmt- 
licher primären und sekundären Bildpunkte aller Bündel, die 



Nr. 2.] Sitzung yom 19. Januar 1900. 33 

von einem Punkte A ausgehen und durch die Atmosphäre 
gebrochen werden, liegen auf zwei Flächen, von denen die 
erstere virtuell ist, während die zweite, reelle, zu einer gerad- 
linigen Brennstrecke degeneriert und auf der über M hinaus 
verlängerten Geraden A M sich befindet. Für ein Sonnen- 
element beginnt diese Strecke etwa 50 Erdradien von der Erde 
und erstreckt sich, indem sie sich immer weiter von der Erde 
entfernt ins Unendliche. Der Inbegriff sämmtücher Sonnen- 
elemente erzeugt auf diese Weise einen reellen Brennraum von 
kegelartiger Gestalt, dessen Oeffnung gleich • dem scheinbaren 
Sonnendurchmesser ist und dessen Axe mit der Centrale von 
Sonne und Erde zusammenfällt. Der Spitzenteil dieser Fläche 
hat von der Erde ungefähr 40 Erdradien Entfernung, an der 
Mondbahn ist sein Querschnitt etwa gleich dem des Vollmon- 
des, doch nimmt seine Intensität von der Peripherie nach 
aussen nur sehr allmählich ab. Es scheint *keinem Zweifel zu 
unterliegen, dass die auffallende Helligkeit des verfinsterten 
Mondes von seiner Passage durch den Sonnenbrennraum her- 
rührt; die Strahlen, welche an der Stelle des Monddurchganges 
den Brennraum erzeugen, nähern sich sämmtlich bei ihrem 
Durchgang durch die Atmosphäre der Erdoberfläche bis auf 
Entfernungen, die unterhalb einer halben Meile sind. Hier- 
durch ist einerseits die rötliche Färbung, andererseits die Ab- 
hängigkeit des Phänomens von meteorologischen Verhältnnisse 
unseres Planeten erklärt. Der graue Schatten, in den der 
Brennraum peripherisch übergeht, rührt von den die Atmos- 
phäre in höheren Schichten durchsetzenden Strahlen her, deren 
Pole jenseits der Mondbahn liegen, die also einen Refraktions- 
schatten erzeugen, weil sie den Charakter einer Negativlinse 
haben. Wäre unsere Atmosphäre frei von Absorption, so wür- 
den wir bei einer Mondfinsternis den in der Mitte des geome- 
trischen Erdschattens befindlichen Mond in einem Glänze sehen, 
der vom Vollmondlichte nicht weit verschieden wäre. Der eben 
angedeutete durch die fernpoligen Bündel erzeugte Refraktions- 
schatten muss notwendig eine Vergi'össerung des sogenannten 
geometrischen Erdschattens herbeiführen, wie sie ja auch that- 
sächlich beobachtet wird. Das Verdienst, diesen Grund für 
das betreffende Phänomen zum er^teumale in bündiger Weise 



34 Verhandlungen der Deutschen physikal. Gesellschaft. [Nr. 2. 

angegeben zu haben, gebührt offenbar Hrn. Dr. Plehn *.) Bei 
jeder Beobachtung einer Schattengrenze, die durch ein ausge- 
dehntes leuchtendes Objekt erzeugt wird, spielen natürlich phy- 
siologische Momente eine Rolle, weil ja der Uebergang zur 
vollen Helligkeit immer sich in continuierlicher Weise vollzieht. 
Von diesen Gesichtspunkten aus hat Hr. Seeliqer das in Rede 
stehende Problem behandelt. 

8. Die durch die Sonne erzeugte Intensität an 
einer beliebigen Stelle innerhalb des geometrischen 
Sternschattens. Methode der Superposition kleiner 

Intensitäten. Der Ausdruck ^r der Formel (19a) lässt sich 

für den Fall, dass die Entfernung a der Sonne von der Erde 
sehr gross gegen p gesetzt werden kann, mittels der Brenn- 
weiten (p in folgende Form bringen: 

xgjx ^ __ 9 sin« 



dx a 2 sin (a — 2i?) . (^ - licos a—z) 

Für die Brennweiten ^, die als virtuell negativ in Rech- 
nung gebracht werden müssen, kann man leicht gemäss § 4 
eine Tabelle aufstellen. Nimmt man dann für die Hölie der 
Atmosphäre einen Wert — etwa 9 Meilen — an, so ist da- 
durch die Constante jR bestimmt und a ergiebt sich aus 

sin« = -^ Auf diese Weise kann man leicht für beliebig viele 
Punkte einer Ebene, die in der Entfernung des Mondes senk- 
recht auf der Centrale von Sonne und Erde ist, die Grösse -j- 

berechnen und hat damit eine Lichtverteilung gewonnen ^ welche 
der Lichtverteilung proportional ist, die ein sehr entferntes auf 
der Centrale liegendes leuchtendes Flächenelement dq erzeugt. 
Anstatt nun die durch Formel (19 a) angedeutete schwierige In- 
tegration, die von der besonderen Annahme eines Emanations- 
gesetzes abhängt, auszuführen, kann man sich des folgenden 
leicht zu beweisenden Satzes bedienen: 



*) Ueber die Höhe der Atmosphäre und ihren Einfluss auf den Erd- 
schatten. Prometheus VIII. Jahrgang 1897, Seite 705 u. flf. 

Neue Beiträge zur Theorie der Mondfinsternisse. Prometheus. 
X. Jalirgang 1898, Seite 1 u. ff. 



/ 



Nr. 2.] Sitzung vom 19. Januar 1900. 35 

„Ist für eine Ebene im obigen Sinne eine von dem Flächen- 
element dq erzeugte elementare Inten sitäts Verteilung bekannt, 
so erhält man die wahre, von der ausgedehnten Sonne erzeugte 
Intensität an einer beliebigen Stelle L dieser Ebene, indem 
man um L einen Kreis mit dem scheinbaren Sonnen- 
radius (von der Erde aus gesehen) schlägt und das Integral 

^ . e • rfa ausgedehnt über diese Kreisfläche auswertet.« 

Dieser Satz hat zur Voraussetzung, dass man den Sinus des 
scheinbaren Sonnend urchmessers mit dem Bogen vertauschen 
kann. 

9. Fall, dass das Strahlenbündel aus dem leeren 
Raum auf die Erde gelangt. Correktionsfaktor für die 
Helligkeitsmessungen der Fixsterne. In diesem Falle 
hat das letzte Medium einen andern Brechungsexponenten als 
das erste. Wir beschränken uns hier auf die Mitteilungen 
zweier Formeln, von denen die Lösung dieses allgemeineren 
Problemes abhängt. 

1. Sowohl für den primären wie für den sekundären Bild- 

TJ IT 

punkt besteht eine Gleichung von der Form ^ 4- — = 1 , wo 

Hl und H^ Constanten und x und y die Entfernungen des Ob- 
jektes und des Bildes von conjugierten Punkten sind. 

2. Für zwei Punkte P und P^ eines Strahlenbündels seien 
die Einfallswinkel 1 und i| , die Brechungsexponenten fx und ji^ , 
die Refraktionen d und ^j, und endlich die zur Bündelaxe 
senkrechten Querschnitte dq und dq^ , dann besteht folgende Be- 
ziehung für den Fall, dass der leuchtende Punkt sehr weit 
entfernt ist, 

/£ * <f cos i dx //j'rf cos i\ rfxi 

d cos(i + »>) d cos (i\ -f ?9i) 

Lassen wir die mit dem Index Eins versehenen Grössen 
für die Eintrittsstelle in die Atmosphäre, die andern für die 
Erdoberfläche gelten, so ist: //j = 1, d^ = 0, /m =;/(, (Brechungs- 
exponent an der Erdoberfläche) zu setzen; t geht in die schein- 
bare Zenithdistanz z über und ?!^ ist die zu z gehörige Refrak- 
tion, die aus den Tabellen entnommen werden kann. Die letzte 
Formel giebt unter diesen Umständen: 



36 Verhandlungen der Deutschen physikal Gesellschaft. [Nr. 2. 
dxi fjL^ aivLz 



sm(z + ^9)(l+^jl) 



Ist alßo nach irgend einer der bekannten Absorptionsformeln 
(von Laplace oder Bouget) die Helligkeit eines Fixsternes bei 
der Zenithdistanz z festgestellt, so müsste strenggenommen die- 
ser Wert noch mit c^ multipliziert werden. Für den Horizont 

wird hierdurch die Intensität um ca. 20 Va verringert (— = 1,207) 

c 

Für kleinere Zenithdistanzen nähert sich c sehr schnell der Eins 
(für 88« ist i = 1,075; für 80° ist ^= 1,007). 

Für z = 59* ist c = 1 also dx = dx^, d. h.: Ein unter 
diesem Winkel in ein Fernrohr von der Objektivöffnung dx 
einfallendes Bündel hatte vor der Brechung durch die Atmos- 
phäre denselben Querschnitt dx. Ein Stern erleidet also unter 
diesem Winkel, abgesehen von der Absorption keinen Licht- 
verlust. Für den Zenith hat man— =0,99 910. 



Druck TOB A. Haack, Berlin. 



Jahrg. 2. Nr. 3. 

Yerhandlungen 

der 

Deutschen Püysikallsclieii Gesellscüaft. 



Sitacungr vom S. Februar lOOO« 

Vorsitzender: Hr. E. Warbükö. 

Hr. H. Diesselhorst macht zugleich im Namen von Hrn. 
W. Jäger 

eine Bemerkung zu einer Mitteilung des Herrn 
Emd. van Aubel über Wärmeleitung. 



Hr. M. Thiesen spricht dann 
über das Gesetz der schwarzen Strahlung. 



Hr. E. Fringsheim berichtet nach gemeinsam mit Hrn. 
0. Luminer ausgeführten Versuchen 

über die Strahlung des schwarzen Körpers und des 
Platins für lange Wellen. 



Hr. M. Planck bespricht darauf im Anschluss an die 
beiden vorangegangenen Vorträge ausführlich die Voraussetzungen, 
welche der von ihm entwickelten Strahlungstheorie zu Grunde 
liegen, und berichtet über eine neuerdings von ihm gefundene 
direkte 

Deduktion der Strahlungs-Entropie aus dem zweiten 
Hauptsatz der Thermodynamik, 

welche demnächst zur Veröffentlichung kommen wird. 



38 Verhandlungen der Deutschen physikal. Gesellschaft. [Nr. 3. 

Als Mitglieder werden in die Gesellschaft aufgenommen: 

Hr. Dr. R. Luyken, Berlin N., Oranienburgerstr. 54. 

Hr. Dr. A. Kobn, Privatdocent an der Universität München, 

Hohenzollernstrasse la. 
Hr. Prof. Dr. Schubebt in Eberswalde, Forstakademie. 
Hr. Prof. R. Heyne, Berlin W., Zietenstrasse 3. 



Bemerkung zu einer Mitteilung des Herrn Edm. 

van Aubel über Wärmeleitung ; 

von W. Jäger und H. Diesselhvrsf. 

(Vorgetragen in der Sitzung vom 2. Februar 1900.) 
(Vergl. oben S. 37.) 

Die am 5. Jan. d. J. der physikalischen Gesellschaft vorge- 
legte interessante Mitteilung des Hrn. van Aubel über Wärme- 
und Elektricitätsleitung^) kann leicht den Anschein erwecken, 
als läge unsererseits ein Prioritätsanspruch vor auf ein Resultat, 
welches Hr. van Aubel, anknüpfend an seine im Jahre 1895 
veröffentlichten Untersuchungen folgendermassen ausgesprochen 
hat^): 

„La loi de G. Wiedemann et Franz ne se verifie donc 
en aucune fagon pour les alliages ä grande resistance electrique. 
Cette loi n'est probablement exacte que pour les metaux purs 
et bons conducteurs." 

Indessen enthält unsere Veröffentlichung') einen solchen 
Anspruch nicht, und es war uns wohl bekannt, dass L. Lobenz 
schon 1881 in seiner auch von uns citierten Abhandlung, in 
welcher er auf die Proportionalität des Leitungsverhältnisses 
mit der absoluten Temperatur aufmerksam macht, Nachstehen- 
des aus seinen Beobachtungen folgert*): 

„Für die besser leitenden Metalle eine Bestätigung des 
Gesetzes von Wiedemann und Feanz,- indem für diese Metalle 
das Verhältnis der beiden Leitungsvermögen für Wärme und 
Elektricität sowohl bei 0® als bei 100* nahezu constant ist. 
Dagegen wächst dieses Verhältnis für die schlechteren Leiter 
der Metalle stark mit abnehmendem Leitungsvermögen, wo- 



') Diese Verhandlungen S. 3 des vorliegenden Jahrganges. 
«) EDM. van aubel, Journal de physique (3 s6r.) 4. p. 522. 1895. 
») W. JÄGEB und H. DIESSELHOBST, Sitzungsber. d. Ak. d. Wiss. 
zu Berlin, p. 719. 1899. 

*) L. LOBENZ, Wied. Ann. 13. p. 599. 1881. 



40 Verhandlaiigen der Deutschen physikal. Gesellschaft. [Nr. 2. 

durch anscheinend der Übergang zu den nicht metallifichen 
Leitern, bei welchen bekanntlich das erwähnte Verhältnis noch 
weit grösser ist, vermittelt wird." 

In Betreff der von Hm. van Aubbl angestellten Prüfung 
einer (übrigens schon von Kibchhoff und Hansemann, L. Lo- 
BBNZ und anderen beanstandeten) Beziehung, die H. F. Wbbbb 
zwischen dem Leitverhältnis und dem Produkt aus Dichte und 
specifischer Wärme vermutete, sei hier bemerkt, dass die unserer 
Arbeit entnommenen Zahlen, welche Hr. van Aubel auf S. 4 
seiner oben citierten Mitteilung anführt, nur die specifische 
Wärme darstellen, also mit den betreffenden Dichten zu multi- 
plicieren sind. 



Druck von A. Haack, Berlin. 



Jahrg. 2. Nr. 4. 

Yerliaiidlungeii 

der 

Deutscüen Püysikalisclien Gesellscüaft 



SitzuLiigr vom 16. JPebruar lOOO* 

Vorsitzender i. V.: Hr. M. Planck. 

Vor Eintritt in die Tagesordnung verliest der Vorsitzende 
eine Einladung zur Anmeldung von Vorträgen für die Physi- 
kalische Section der im September dieses Jahres zu 
Aachen tagenden 72. Versammlung Deutscher Natur- 
forscher und Ärzte. 



Hr. A. Gleichen trägt dann vor 
eine Notiz über ein System von Wellennormalen. 



Hr. H. Boas spricht in ausführlichem Vortrage 

über Verfahren und Apparate zur Erzeugung 
sterieoskopischer Röntgenbilder auf dem Leuchtschirm 

und demonstriert nach Schluss der Sitzung den einzelnen Mit- 
gliedern die stereoskopische Wirkung der Köntgenbilder. 



42 Verhandlungen der Deutschen physikal. Gesellschaft. [Nr. 4 

Als Mitglieder werden in die Gesellschaft aufgenommen: 

Hr. M. Ikl^, Berlin W., Kurfürstenstr. 147. 

Hr. Dr. A. W. Hoffmann, Köln-Ehrenfeld. 

Hr. W. BiEGON VON CzuDNOCHOWSKi, Berlin W., Klopstock- 
ßtrasse 38. 

Hr. Dr. Jon. Stark, Assistent am Physikal. Institut in Mün- 
chen, Arcisstr. 59. 

Hr. Prof. Dr. E. Leoher, Prag H. 1594. Physikal. Institut. 



Einladung 

zur 72. Versammlung Deutscher Naturforscher und 
Aerzte zu Aachen 1900. 

(Vergl. oben S. 41.) 

Der Vorstand der 

Abteilung f&r Physik 
und der Vorstand der 

Deutschen Physikalischen Gesellschaft 

geben sich die Ehre, die Herren Fachgenossen zu der vom 
17. bis 22. September in Aachen stattfindenden Versammlung 
deutscher Naturforscher und Aerzte ergebenst einzuladen. 

Da den allgemeinen Einladungen, die anfangs Juni zur 
Versendung gelangen, bereits ein vorläufiges Programm der 
Versammlung beigefügt werden soll, so bitten wir, Vorträge 
und vor allem Demonstrationen, welche besondere Vor- 
bereitungen im hiesigen Institut erforderlich machen, spätestens 
bis Ende April bei dem unterzeichneten Einführenden der 
Abteilung für Physik anzumelden. Nach den Beschlüssen auf 
der Münchener Versammlung soll der Abteilung s vorstand und 
der wissenschafthche Ausschuss der Deutschen Physikalischen 
Gesellschaft in Gemeinschaft eine Gruppierung der Vorträge 
derart bewirken, dass Zusammengehöriges thunlichst in einer 
Sitzung behandelt wird. Innerhalb der Gruppen ist für die 
Reihenfolge der Vorträge die Zeit ihrer Anmeldung massgebend. 
Es kann jedoch nicht dafür garantiert werden, dass Vorträge, 
die bis zum 10. September nicht angemeldet waren, auf die 
Tagesordnung kommen. 

Ferner bitten wir uns Wünsche inbezug auf gemeinsame 
Sitzungen einzelner Abteilungen (Physik mit Mathematik, 
Chemie u. s. w.) übermitteln und Beratungsgegenstände für 
diese Sitzungen bezeichnen zu wollen. 



44 Verhandlungen der Deutschen physikal. Gesellschaft. [Nr. 4. 

Gemäss einer in der letzten Vorstandssitzung der Gesell- 
schaft getroffenen Verabredung soll einstweilen Mittwoch, der 
19. September, für gemeinsame Sitzungen der beiden 
Hauptgruppen freigehalten werden. Die für diese Verhand- 
lungen in Aussicht genommenen Gegenstände hofft die Geschäfts- 
führung in kurzem bekannt geben zU können. 

Der Vorstand der Abteilung f&r Physik. 

Einführender : 

Professor Dr. Max Wien, 

Physikalisches Institut der Technischen Hochschule. 

Schriftführer: 
Dr. A. Denizot. SoschinskL 

Aachen, im Februar 1900. 
Für den • 

Vorstand der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. 

E. Warburg, z, Zt. Vorsitzender. 
Berlin, im Februar 1900. 



Verfahren und Ai^parate 

^nr lEr»eugtinff stereoskopiscJier Röntgenhilder 

auf dem Leuchtschirm; 

von H. Boas, 

Mitteilung aus der Allgemeinen Elektricitäts-Ges. Fabrik Schlegelstrasse^ 

(Vorgetragen in der Sitzung vom 16. Februar 1900.) 
(Vergl. oben S. 41.) 

Der Arzt, der seinen Röntgenapparat zu diagnostischen 
Zwecken benutzt, um durch ihn Anomalien des Wachstums, 
Brüche oder Fremdkörper festzustellen, befand sich stets in der 
Zwangslage, die Tiefendimensionen des wahrgenommenen Bildes 
nach der Wahrscheinlichkeit sich geistig konstruieren zu müssen. 
Die Erfahrung und Übung kam ihm dabei zu Hülfe, sofern es 
sich um die Deutung von Fehlern im Aufbau der Knochen oder 
um Brüche derselben handelte. Sie versagte dagegen fast stets 
vollständig, sobald der geometrische Ort eines Fremdkörpers mit 
Sicherheit von ihm angegeben werden sollte. Und doch ist 
gerade in dem letztgenannten Falle der Erfolg der weiteren Be- 
handlung oder gar eines operativen Eingriffes von der richtigen 
Erkenntnis der Tiefenlage abhängig. Als die Röntgentechnik noch 
in ihren ersten Anfängen war, wurde von einem Berliner Arzte, 
Herrn Dr. Levt-Dobn, ein Mittel vorgeschlagen, das der rich- 
tigen Deutung des auf dem Leuchtschirm gesehenen Schatten- 
bildes in Bezug auf Tiefendimensionen zu Hülfe kommen sollte. 

Nehmen wir an, im Unterarm sei ein Fremdkörper, z. B. 
eine Kugel, und wir halten den verletzten Arm derart vor den 
Leuchtschirai, dass wir Elle und Speiche in ihrem maximalen 
Abstände voneinander sehen, d. h. so, dass die Ebene, die 
durch die Axen der Knochen gelegt ist, der Schirmebene pa- 
rallel ist, und wir sehen beispielsweise bei dieser Stellung die 
Kugel genau in der Mitte .zwischen den Knochen. 



46 Verhandinngen der Deutschen physikal. Gesellschaft. [Nr. 4. 

Wird jetzt der Arm um seine Längsaxe gedreht, 00 wird 
die Kugel ihre relative Lage zu den Knochen in irgend einer 
Weise verändern. Aus dieser Veränderung ist es dem Geübten 
unschwer, einen ungefähren Anhalt über ihre wahre Lage zu 
erhalten. Die Methode ist einfach und leistet gute Dienste. 
Sie versagt ihre Hülfe aber in vielen dringenden Fällen, wo es 
nach den Umständen, sei es mit Rücksicht auf den Patienten, 
sei es aus technischen Gründen, nicht statthaft ist, die gefor- 
derte Lagenänderung vorzunehmen. Photographische Methoden 
wurden angegeben und angewandt, welche zwar an Genauigkeit 
nichts zu wünschen übrig lassen, weil am photographischen 
Bilde rechnerisch die gesuchten Daten mit beliebiger Genauig- 
keit gefunden werden können, aber diese Methoden sind um- 
ständlich, kostspielig und für den Arzt im allgemeinen unaus- 
führbar. 

In neuester Zeit wurden sogar mehrfach Aufnahmen aus 
zwei verschiedenen Röhrenstellungen, die um die ungefähre Augen- 
weite difEerierten, gemacht, die Bilder durch photographische 
Reproduktion verkleinert und dann die so erzeugten Positive 
im Stereoskop betrachtet. 

Aus diesem allen ersieht man, dass d«as Streben nach 
Mitteln, die die Wahrnehmung der lUefendimension ermöglichen, 
so alt ist, wie die ganze Technik der Beobachtung mit Rönt- 
genstrahlen. . 

Der einfachste und sicherste Weg, das Erkennen der 
Tiefendimension zu gestatten, ist jedenfalls der Weg, der dazu 
führt, das flache Bild auf dem Schirm so zu verändern, dass 
es bei binokularer Betrachtung dem Beobachter körperlich er- 
scheint. Die Theorie des stereoskopischen Sehens verlangt, dass 
die Bilder, welche auf der Netzhaut des Auges vom beob- 
achteten Objekt entstehen, unter sich verschieden sind, d. h. 
zwei Centralprojektionen von zwei differenten Fluchtpunkten dar- 
stellen. Auf den hier vorliegenden besonderen Fall angewandt, 
ergiebt diese Theorie ohne weiteres die nötigen Konstruktions- 
prinzipien. 

Die geforderten zwei verschiedenen Bilder können zwar nicht, 
wie sonst von den Augen selbst erzeugt werden. 

Die Stelle der Augen mit ihrem gegenseitigen Abstände 



Nr. 4.] Sitzung vom 16. Februar 1900. 47 

muss hier die Röntgenröhre vei-treten, die das Bild zuerst mittel- 
bar hervorbringt und zwar derart, dass statt der üblichen einen 
Röhre deren zwei benutzt werden, oder aber auch eine, die be- 
sonders zu diesem Zweck mit zwei gesonderten Antikathoden kon- 
struiert ist. Die Einrichtung muss weiter derart getroffen 
werden, dass die Röhren nicht gleichzeitig, sondern abwechselnd 
leuchten, um die Wahrnehmung jedes der sich teilweise über- 
deckenden Bilder durch je ein Auge zu ermöglichen. Diese 
beiden Röhren müssen durch zwei Funken- Induktoren in Thätig- 
keit gesetzt werden, da die Umschaltung des hochgespannten 
Sekundärstromes nicht wohl ausführbar ist. 

Endlich muss noch ein Apparat vorhanden sein, der syn- 
chron mit den leuchtenden Röhren jedem Auge im richtigen 
Zeitpunkte den Durchblick gestattet oder verschliesst. Alle 
wesentlichen Konstruktionsgrundsätze sind damit gegeben, die 
sich auf alle Apparate, welche intermittierende Bilder erzeugen, 
anwenden lassen. So z. B. wäre es nach dieser Methode ein 
leichtes, die bekannten Kinematographenbilder körperlich er- 
scheinen zu lassen, wenn die Aufnahme und Projektion durch 
zwei mit Phasenverschiebung, aber synchron laufende Apparate 
erfolgte, und die Bilder durch ein gleichfalls synchrones Stro- 
boskop betrachtet würden. Thatsächlich ist ein solcher Vor- 
schlag auch bereits von Rateau*) gemacht worden. Auch die 
Anwendung auf das Röntgenverfahren ist bereits erwähnt und 
zwar in einem Brief, den ein Herr Roullies im April 1898 in 
der französischen Akademie niederlegen und am 16. Januar 1899 
verlesen liess.*) Der Brief enthält in kurzer Zusammenfassung 
die Prinzipien, nach denen die Ausführung der Methode möglich 
wäre. Apparate, die die Richtigkeit der Methode beweisen und 
die Theorie in die Praxis umsetzen, hat der Verfasser aber 
nicht angefertigt, noch hat irgend jemand anders sich damit 
befasst. Und thatsächlich stellten sich auch früher eine Reihe 
von technischen Schwierigkeiten in den Weg, die erst über- 
wunden werden liiussten, ehe man mit Erfolg den Gegen- 
stand verfolgen konnte. 

Die Hauptschwierigkeit lag am Unterbrecher. Weder war 



») RATEAU, Comptes rendus. 1898. p. 139. 
2) ROULLIES, Comptes rendus. 1899. p. 190. 



48 Verhandlungen der Deutschen physikal Gesellschaft. [Nr. 4. 

die Aufeinanderfolge der einzelnen Unterbrechungen schnell 
genug, noch ihre Phasenverschiebung genau genug. Im No- 
vember 1897 konstruierte ich den bekannten Turbinen- Unter- 
brecher. Durch passende Abänderung der Konstruktion war es 
möglich, die genügende Anzahl, sowie die geforderte Regel- 
mässigkeit der Stromstösse mit ihm zu erhalten. Im Herbst 1898 
liess ich einige besondere Segmentringe zu dem Unterbrecher 
herstellen, die aber zum Teil anderweite Verwendung finden 
mussten. Im Frühjahr 1899 sandte ein Herr Dr. Destot aus 
Lyon, der dort ein Röntgeninstitut besitzt, eine Skizze von 
einem besonderen Segmentring an die Gesellschaft und bat um 
Ausführung. Die Skizze war technisch unausführbar. Die Ge- 
sellschaft bot ihm dagegen einen jener Ringe zum Kauf an. 
Im weiteren Verlauf der Verhandlungen offerierte er ihr eine 
Erfindung auf stereoskopische Röntgenapparate, die sie im Hin- 
blick auf die von ihr bereits in Angriff genommenen Konstruk- 
tionen ablehnte. Die Veröffentlichung Roüllies war mir un- 
bekannt geblieben, und erßt vor kurzer Zeit wurde ich von be- 
freundeter Seite darauf aufmerksam gemacht. In diesem Herbst 
nahm ich die Weiterführung der Arbeiten wieder auf und bin 
heute in der Lage, Ihnen einen vollständigen Apparat im Be- 
triebe vorführen zu können. 

Der Apparat, der die Schattenbilder auf dein Leuchtschirm 
körperlich wahrnehmen lässt, besteht im wesentlichen aus fol- 
genden Teilen: 

1. aus zwei Funkeninduktoren hier von 30 cm Funkenlänge, 
die auf einer gemeinsamen Marmorplatte montiert zur 
Befestigung an die Wand eingerichtet sind. 

2. Einem Turbinen - Unterbrecher mit zwei voneinander 
isolierten Segmentringen zum wechselweisen Betriebe der 
beiden Funkeninduktoren und einer Einrichtung zum 
Anschluss und zur Phasen Verstellung des Stroboskopes. 

3. Einem besonderen Binokularstroboskop mit grossem 
Gesichtsfeld, welches mittelst biegsainer Welle mit dem 
Unterbrecher verbunden ist und in weiten Grenzen 
nach Belieben bewegt werden kann. 

Der Schwerpunkt dieser ganzen Einrichtung liegt im Unter- 
brecher mit seinem Stroboskop. Das Gehäuse des Unterbrechers 



• Nr 4.] 



Sitzung vom 16. Februar 1900. 



49 



ist das gleiche, wie bei dem normalen Apparate der Allge- 
meinen Elektricitäts-Gesellschaft, nur der Topf ist etwas grösser 
und die Montirung des Deckels ist eine abweichende. An Stelle 
des üblichen kupfernen Zwischenringes, der den Deckel mit dem 
eigentlichen Segmentring verbindet, um den Segmentring tief 
in die Flüssigkeit einzutauchen, ist hier ein Hartgummiring 
angesetzt. Dieser RiEg trägt, durch Druckschrauben innen und 
aussen gehalten, zwei von einander isolierte konzentrische Segment- 
ringe, deren Zähne aber auf demselben Kreise liegen. Jeder 
Ring besitzt zwei Zähne. Die Zahnbreite ist so gehalten, daas 
die Zähne des einen Ringes, in der Aussparung des anderen 
liegend, noch weit genug voneinander abstehen, um eine gute 
Unterbrechung zu sichern. Bei jeder vollen Umdrehung der 
Tm'bine werden also an beiden Ringen je zwei Stromschlüsse und 
Unterbrechungen stattfinden. Bezeichnet man die Zeit von einer 
Unterbrechung bis zur nächstfolgenden am selben Ringe als 
eine Periode, so liegen die entsprechenden Unterbrechungen 
am anderen Ringe gegen jene Zeit um eine halbe Periode ver- 
schoben. 






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Die beifolgende Figur, die den abgewickelten Ring und 
die Schaltung darstellt, wird dies verdeutlichen. Jeder der 
Ringe besitzt eine gesonderte isolierte Ableitung. Verfolgt man 
den Strom von seiner Eintrittsstelle, die beispielsweise den po- 
sitiven Pol bildet, so teilt er sich in zwei Zweige» Der eine 
geht durch den Widerstand (i?i) zum Stromwender {W^ in 



50 



Verhandlungen der Deutschen physikal. Gesellschaft. [Nr. 4. 



die Primärspule des Induktors (/i) von diesem durch den Seg- 
mentring (Si) zum gemeinsamen Quecksilberpol des Unter- 
brechers und zur Leitung zurück. Der andere Zweig geht durch 
den Widerstand (-^2) ^^^ Stromwender ( IV2) zum Induktor (J2) 
von diesem zum Segmentring {S2) und Quecksilber zur Leitung- 
Man sieht, dass bei dieser Anordnung beim Betriebe des Unter- 
brechers die beiden Induktoren wechselweise Stromstösse er- 
halten, deren Richtung in der Primärspule mittelst der Strom- 
wender eingestellt werden kann. 




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An der Welle des Unterbrechers (siehe Figur) sitzt ein 
Kegelzahnrad (ä), das in ein zweites Kegelrad (6) mit gleicher 
Zahnzahl, welches an horizontaler Welle gelagert ist, eingreift. 
Die Lagerung dieser Welle ist auf dem Unterbrecherdeckel be- 
festigt. Die Horizontalwelle wird mit gleicher Geschwindigkeit 
wie die Hauptwelle rotieren. Diese Übertragung dient lediglich 
zur horizontalen Abführung der weiter angeschlossenen bieg- 
samen Welle. Zwischen der biegsamen Welle und jener Hori- 
zontalwelle ist ein aus drei Kegelrädern bestehendes Differential- 
getriebe angeordnet, das ebenfalls im Verhältnis 1 : 1 überträgt 
und dessen Zwischenlaufrad um die Axen der Horizontal welle 
drehbar ist und an beliebigen Stellen festgeklemmt werden 
kann. Das DifEerentialgetriebe ermöglicht, die biegsame Welle 
gegen die Hauptwelle während des Laufes um beliebige Winkel 
bis zu 200 Grad zu drehen. Es kann somit dem Stroboskop 
jede beliebige Phasenstellung zur Unterbrechung gegeben werden. 

Das Stroboskop bestellt aus einem Rohr, das um seine 



Nr. 4.1 Sitzung vom 16. Februar 1900. 51 

Axe drehbar gelagert ißt und in der Mitte eine Einschnürung 
besitzt, sodass seine Peripherie dicht an die Augen herange- 
bracht werden kann, ohne dass der Naseürücken störte. Es ist 
eingeschlossen in ein Gehäuse, das an der Augenseite mit 
schlitzförmigen Diaphragmen versehen ist. An der Vorderseite 
ist es durch eine Platte mit zwei Öffnungen und aufgeschraubten 
Deckeln verschlossen, in die eventuell für die Augen des Beob- 
achters passende Linsen eingesetzt werden können. Das Stro- 
boskop Rohr, ist in der Entfernung der Augenaxen derart mit 
Durchbohrungen versehen, dass die Axen 'der Bohrungen auf- 
einander senkrecht stehen. Rotiert die Trommel vor den Augen, 
80 wird wechselweise dem rechten oder dem linken Auge der 
Durchblick gestattet. Aus leicht ersichtlichen Gründen tritt der 
stereoskopische Effekt bei der Beobachtung eines Röntgenbildes 
dann ein, wenn das von der rechten Röhre entworfene Bild 
mit dem linken Auge, das von der linken Röhre entworfene 
Bild mit dem rechten Auge beobachtet wird. 

Setzt man die Apparate in Thätigkeit, sodass beide Röhren 
leuchten, bringt ein Objekt vor den Schirm, so gewahrt man 
mit unbewaffnetem Auge ein Bild mit Doppelkonturen und 
Kern und Halbschatten. Mit dem Stroboskop beobachtet, tritt 
bei richtiger Stellung eine scheinbare Verkleinerung ein und 
die Gegenstände zeigen sofort Tiefenausdehnung, während die 
nicht ganz fehlerfreie Schirmfläche wie ein Schleier aus der 
Bildebene herausritt. Die Methode eignet sich vorzüglich, 
namentlich um mit Hülfe geeignet angebrachter Kontrollmarken 
die Lage von Fremdkörpern festzustellen. Bei starken, schwer 
durchdringbaren Objekten tritt der Effekt nicht so klar ein, 
weil am Bilde meistens die nötigen Details, die zur Hervor- 
bringung des Effectes natürlich notwendig sind, fehlen. Durch 
Vervollkommnung der Röhren wird man auch hier weiterkommen. 

Nachteilig und für den Ungeübten störend wirkt die natür- 
lich unrichtige, weil umgekehrte Perspektive. Bei der gewöhn- 
lichen Beobachtung erscheinen gleichgrosse Gegenstände um so 
kleiner, je welter sie vom Beobachter entfernt sind. Bei dieser 
Methode erscheinen dagegen die vom Beobachter entfernten 
Gegenstände vergrössert, da sie sich ja näher an den Röhren 
befinden und vom Schirm weiter abliegen. Im allgemeinen 



52 Verhandlungen der Deutschen physikal. Gesellschaft. [Nr. 4. 

tritt eine wesentliche Störung hierdurch in der Praxiis nicht 
ein, da es dem Beobachter an der Kenntnis der wahren Grösse 
mangelt. Betrachtet man aber Gegenstände, die vor dem Schirm 
senkrecht zu seiner Ebene hin und her bewegt werden, so ist 
es doch schwer, aus dem stereoskopischen Effekte die Bewe- 
gungsrichtung festzustellen. Zum Glück für die Methode kommen 
derartige Fälle in der Praxis nicht vor. Dem Arzte wird in 
den Apparaten ein Hilfsmittel geboten, dass ihm in manchen 
schwierigen Fällen von grossem Nutzen sein wird. Aber auch 
physikalisch besitzt das Synchronstroboskop Interesse, da es 
über viele Vorgänge im Inneren der Röntgenröhre Aufschluss 
zu geben vermag, sodass es beim Studium der Erscheinungen 
des Funkens und der Entladung in gasverdünnten Räumen wohl 
häufig eine vorteilhafte Anwendung finden wird. 



Druck von A. llaack, Berlin. 



Jahrg. 2. Nr. ». 

Verhandlungen 

der 

Deutschen Püysikalisctien Gesellschart 



Sitzung^ vom 2. IMarz lOOO. 

Vorsitzender: Hr. E. Warbueg. 

Der bisherige Rechnungsführer Hr. H. Planck berichtet 
über die Einnahmen und Ausgaben des abgelaufenen Geschäfts- 
jahres und legt die weiter unten abgedruckte Vermögensbilanz, 
sowie die Übersicht des Gewinn- und Verlustcontos der Gesell- 
schaft vor. 



Hr. E. Lampe beantragt, dem Rechnungsführer zugleich 
mit dem Danke für seine Mühewaltung die Entlastung für das 
abgelaufene Geschäftsjahr zu erteilen, da die von ihm in Gemein- 
schaft mit Hrn. J. Lange vorgenommene Revision der Rech- 
nungen, Bücher u. s. w. alles in bester Ordnung ergeben habe. 



Die vorgenommenen Wahlen geben dem Vorstand nun- 
mehr folgende Zusammensetzung: 
Hr. G. Quincke, Vorsitzender. 

Hr. E. Warburg, Stellvertretender geschäftsführender Vor- 
sitzender. 
Hr. W. v. Bezold, 

Hr. F. Kohlrausch, \ Stellvertretende Vorsitzende. 
Hr. 0. Lummer, 



54 Verhandlungen der Deutschen physikal. Gesellschaft. [Nr. 5. 

Hr. M. Planck, Rechnungsführer. 
Hr. E. Lampe, 



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TT T T ( Revisoren 

Hr. J. Lange 

Hr. B. Schwalbe, Schriftführer. 

Hr. U. Behn, ] 

TT IT T» ( Stellvertretende Schriftführer. 

Hr. H. DU Bois, ( 

Hr. H. Staeke, Bibliothekar. 

Hr. R. Defbegger, Stellvertretender Bibliothekar. 

Durch . Cooptation treten in den Vorstand ein: 
Hr. A. König als Herausgeber der Verhandlungen der Gesell- 
schaft. 
Hr. K. Scheel | als Redakteure der 
Hr. R. Assmann | »Fortschritte der Physik«. 

Als Mitglieder des wissenschaftlichen Ausschusses werden 
dann gewählt: 

Hr. E. Warbueg; Stellvertreter: Hr. E. Lampe. 
Hr. W. V. Bezold; „ Hr. M. Planck. 

Hr. F. Kohlrausch; ,, Hr. 0. Lummer. 

Hr. G. Quincke; „ Hr. E. Wiedemann. 

Hr. L. Boltzmann; „ Hr. E. Riecke. 

Hr. A. Wüllner; „ Hr. M. Wien. 

Der von dem Rechnungsführer Hrn. M. Planck darauf 
vorgelegte Voranschlag für die Einnahmen und Ausgaben der 
Gesellschaft in dem neuen Geschäftsjahr wird einstimmig an- 
genommen. 



Hr. E. Warburg legt der Gesellschaft vor 

1. ein Manuskript des Hrn. Ed. van Aubel. 

Reponse aux observations de Messieurs W. Jäger et 

H. DiESSELHORST. 

2. eine Mitteilung des Hrn. L. Grätz 

über mechanische Bewegungen unter dem Einfluss 
von Kathodenstrahlen und Röntgenstrahlen, 



Nr. 5.] Sitzung vom 2. März 1900. • 55 

Hr. E. Warburg spricht dann nach Versuchen von 
Miss M. Keith, Hrn. Dr. G. Wendbll und Hrn. Gehecke 

über die Wärmeleitung verdünnter Gase. 



Als Mitglieder werden in die Gesellschaft aufgenommen: 
Hr, Prof. Dr. F. Auerbach in Jena. 

Die Versuchsabteilung der Verkehrstruppen, vertreten durch 
Hrn. Major Zielfelder, Berlin W., Wilhelmstr. 101. 



56 



Verhandlaagen der Deutschen physikaL Gesellschaft. (Nr. 5. 






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IJber mecfuinische Bewegungen 

unter dem Einflüsse von Kat/iodenstrahlen 

und jRihUgenstraMen; 

von i. Oraet». 

(Vorgelegt in der Sitzung vom 2. März 1900.) 
(Vergl. oben S. 5K) 



1 . Die in evakuierten Röhren auftretenden Rotationen von 
leicht beweglichen Körpern unter dem Einflüsse von Kathoden- 
fttrahlen werden vielfach als Beweis für die Hypothese der ge- 
schleuderten Teilchen angesehen. Bei Röntgenstrahlen Hessen 
sich solche Rotationen bisher nicht erzeugen, was zuweilen als 
Beweis dagegen angesehen wird, dass auch diese aus ge- 
schleuderten Teilchen bestehen. Indes beobachtet man in 
CROOKESSchen Röhren beim allmählichen Evakuieren, dass die 
Rotation von passend aufgesetzten Körpern schon sehr bald 
anfängt, lange ehe noch merkliche Kathoden strahlen auftr.eten. 
In den käuflichen Röhren sind auf die beweglichen Glas- 
glocken etc. häufig Figuren aus phosphorescierender Masse 
aufgetragen. Man findet nun, dass die Glocke bereits rotiert, 
ehe noch diese Figuren phosphorescieren, so dass also danach 
die Kathodenstrahlen nicht unbedingt zur Rotation notwendig 
sind. Mit der Ausbildung kräftiger Kathodenstrahlen wird 
allerdings die Rotation bedeutend lebhafter. Evakuiert man 
aber weiter, so beobachtet man, dass, wenn das Vakuum sehr 
hoch getrieben wird, die Rotationen aufhören, obwohl immer 
noch kräftige Kathodenstrahlen vorhanden sind, die das Glas 
und die gemalten Figuren zu lebhafter Phosphorescenz bringen. 
Es ergiebt sich daraus, dass diese mechanischen Bewegungen 
schon eintreten, ehe merkliche Kathodenstrahlen vorhanden 
sind und wieder aufhören, während noch starke Kathoden- 
strahlen existieren, so dass also die Erklärung dieser Rotationen 



No. 5.] Sitzung vom 2. März 1900. 59 

jedenfalls nicht eine so einfache sein kann, dass der Stoss 
der bewegten Teile der Kathodenstrahlen die Rotation hervor- 
bringt. 

2. Es lassen sich nun aber auch durch passende Anord- 
nungen bei Röntgenstrahlen sehr leicht derartige Rotationen 
hervorbringen und der Mechanismus, durch welchen diese zu- 
stande kommen, lässt sich hierbei vollständig aufklären, so 
dass man dadurch, da in evakuierten Röhren dieselben Be- 
dingxmgen herrschen, auch die Erklärung für die Bewegungen 
unter Kathodenstrahlen gewinnt. Bisherige Versuche, etwaige 
Bewegungen unter dem Einfluss von Röntgenstrahlen zu finden, 
verliefen negativ. Es wurden Radiometer den Strahlen aus- 
gesetzt^) und die Flügel rotierten nicht nur nicht, sondern es 
fand sogar eine Hemmung schon voi'haiidener Bewegungen 
statt, was* offenbar auf elektrostatischer Anziehung beruht und 
auch so gedeutet würde ^). Bei den Versuchen, über die hier 
berichtet wird, wurden leichte Körper aus dielektrischer Sub- 
stanz, Paraffin, Schwefel, Ebonit, drehbar auf Spitzen aufgesetzt. 
Sie wurden zum Teil in der Form von Kugeln angewendet, 
wobei die Kugel in der Richtung des vertikalen Durchmessers 
durchbohrt, und die Bohrung oben durch ein Achathütchen zu- 
geschlossen wurde. Es wurden ferner glockenförmige Körper 
benutzt, dann Körper, die aus zwei parallel-vertikal hängenden 
runden Scheiben aus dem Dielektrikum bestanden, die an einem 
Querstück aus Ebonit befestigt waren, in dessen Mitte ein Achat 
sass, oder'endlich Körper, die eine Reihe von Scheiben speichen- 
förmig an einem Mittelstück trugen, welches durch den Achat 
auf die Spitze gesetzt wurde. Die letzteren Formen der 
Körper eignen sich zur Demonstration der Bewegungen durch 
Projektion, welche bei Kugeln und Glocken nicht ohne weiteres 
möglich ist. Man kann auch metallische Scheiben, an einem 
isolierenden Querstück angebracht, aufsetzen. Diese verhalten 
sich im wesentlichen ebenso, wie die dielektrischen. Dagegen 
mit ganz metallischen Körpern (ohne Isolation zwischen den 
einzelnen Teilen) gelingen die Versuche nicht. 



•) GOSSART und Chevallier. C. R. 122. p.31G. 1896. 
2) RYDBERG. C. R 122. p. 715 1896. FONTANA undUMANi Rendic, 
Acc. Lincei (5) 5. p 170. 1896. 



60 Vorhandlungen der Deutschen physikal. Gesellschaft. [Xo. 5. 

Bringt man diese Körper, auf eine Nadelspitze aufgesetzt, 
zwischen zwei Condensatorplatten und bringt zwischen den 
Platten durch eine Hochspannungsbatterie oder eine Influenz- 
maschine ein constantes elektrisches Feld hervor, so bleiben 
die Körper in Ruhe. Sobald man aber durch eine Röntgen- 
röhre (Voltohmröhre) Strahlen in dieses Feld hineinwirft, be^ 
ginnen die Körper zu rotieren und drehen sich so lange, als 
die Bestrahlung dauert. Dabei ist es ganz gleichgültig, ob die 
Strahlen von der Seite, oder von oben, oder von unten in das Feld 
hineingeworfen werden. Der Sinn der Rotation ist unbestimmt 
und hängt von der Anfangstendenz ab. Die Körper können 
sowohl in dem einen Sinne wie im anderen rotieren. Am ein- 
fachsten wird der Versuch so angestellt, dass man den Induktions- 
apparat selbst, mit dem man die Röntgenröhre betreibt, zur Erzeu- 
gung des Constanten Feldes in der Weise benützt, dass man die 
Röntgenröhre mit den Condensatorplatten verbindet. Dann über- 
wiegt die Spannung des Öffnungsstromes auch an denCondensator- 
platten,und das Feld verhält sich wie ein constantes. Bei diesem 
Versuche waren Condensatorplatten von der Grösse, wie sie die 
KoHLRAUSCH'Schen Condensatoren besitzen , angewendet. Die 
Röntgenröhre hatte dabei also immer einen nicht kleinen Ab- 
stand von dem drehbaren Körper. Die Erscheinung erweist 
sich als ein Analogon zu den von Quincke *) entdeckten Rota- 
tionen von Körpern in dielektrischen Flüssigkeiten. Diese be- 
ruhen, wie Heydweiller zuerst^) dargelegt hat, auf der ge- 
ringen Leitung der Flüssigkeiten, und sie erklären sich durch 
die elektrostatische Abstossung, welche jede geladene Conden- 
satorplatte auf die durch Leitung gleichnamig geladene, ihr 
gegenüberliegende Stelle des drehbaren Körpers ausübt. Die 
Rotation hat ihr vollkommenes Analogon in dem bekannten 
Versuch der Kraftübertragung durch Influenzmaschinen, welche 
ebenfalls auf der Abstossung der geladenen Scheibe durch die 
Elektrode und der periodischen Neutralisierung der Ladung 
bei der Rotation beruht. Dass der Sinn der Rotation dabei 
kein bestimmter ist, ist ebenfalls aus den QuiNCKESchen Ver- 



») QUINCKE , Wied. Ann. 59. p. 417. 1896. 

2) HEYDWEILLEE , Verh. phys. Ges. 16, p. 32. 1896. Wied. Ann. 
p. 531. 1899. 



No. 5 ] Sitzung vom 2. März 1900. 61 

suchen bekannt. Da die Luft durch Röntgenstrahlen ionisiert, 
etwas leitend wird, so verhält sie sich also ganz wie eine der 
Flüssigkeiten bei den QuiNCKESchen Versuchen. 

3. Wenn man aber die Condensatorplatten kleiner nimmt, 
etwa von 5 cm Durchmesser, so beobachtet man zwar an den 
ganz dielektrischen Körpern immer noch, dass der Sinn der 
Rotation ein beliebiger ist, aber wenn man den Körper, der 
aus zwei vertikalen Kupferscheiben mit verbindendem, isolieren- 
dem Querstück in das Feld bringt und die Strahlen von der 
Seite in das Feld dringen lässt, so kehrt sich die Richtung 
der Rotation um mit der Umkehrung des Feldes. Man findet 
leicht, dass auf die Richtung der Rotation die Stellung der 
Röntgem'öhre einen Einfluss hat. Bezeichnet man eine von 
den beiden gleichen Condensatorplatten als 1, die andere als 
2, und sieht man von 1 nach 2 hin, so kann die Röntgenröhre 
rechts oder links stehen. Steht sie rechts, so ergiebt sich, 
wenn 1 positiv, 2 negativ geladen ist, eine Drehung entgegen- 
gesetzt dem Uhrzeiger, bei Umkehrung des Feldes dreht sich 
die Richtung der Rotation um. Bringt man die Röntgenröhre 
links an, so findet bei der ersten Richtung des Feldes Rotation 
im Uhrzeigersinn, bei der zweiten gegen den Uhrzeiger statt. 
Die verschiedenefi Fälle lassen sich in der Weise zusammen- 
fassen, dass die Rotation immer von der positiv geladenen 
Platte über die Röntgenröhre zur negativ geladenen Platte geht. 
Lässt man die Röntgenstrahlen nicht von der Seite, sondern 
von oben in das Feld fallen, so bleibt der Sinn der Drehung 
wieder unbestimmt, wenn die ebene Antikathode genau senk- 
recht über der Mitte des drehbaren Körpers liegt; ist sie etwas 
nach rechts oder links gestellt, so findet wieder die Drehung 
in dem oben fesgestellten Sinne statt. 

Dass die Lage der Röntgenröhre einen Einfluss auf die 
Rotation hat, führt naturgemäss dazu, anzunehmen, dass die 
Ladung, die die Wand der Röntgenrc)hre besitzt, den Rotations- 
sinn bestimmt. Diese Wand ist immer negativ geladen, und 
sie nmss also die positiv geladenen Teile des drehbaren Körpers, 
welche der positiv geladenen Condensatorplatte gegenüberliegen, 
anziehen. Dadurch erklärt sich die Richtung der Rotation in 
jedem Falle. Dass dieser Einfluss nur auf den metallischen 



62 Verhandlungen der Deutscnen physikal. Gesellschaft. [No. 5. 

Körper, nicht auch auf die dielektrischen stattfindet, kann dann, 
nur daher rühren, dass, wenn die durch Leitung positiv ge- 
ladene Scheibe der Röntgenröhre sich zudreht, sie noch durch 
Influenz stärker positiv wird. Die Ladung wird dann bei der 
Weiterbewegung durch die Leitung neutralisiert und die Rotation 
dauert an. Bei den dielektrischen Körpern ist die Influenz- 
wirkung geringer, und daher bleibt der Sinn der Rotation unbe- 
stimmt. Wenn das richtig ist, so muss man aber auch bei 
dielektrischen Körpern einen bestimmten Sinn der Rotation 
erzwingen können, wenn man nur die Röntgenröhre näher an 
dieselben bringt. Das ist in der 'l'hat der Fall, und die Er- 
scheinungen sind, wenn man sie allein, ohne die vorhergehen- 
den Erklärungen betrachtet, sehr auffallend. Es wurde zu dem 
Zweck die eine Platte des KoHLBAUSCHschen Condensators ent- 
fernt und an ihre Stelle eine kleine Kugel angebracht. Der 
drehbare Körper befand sich zwischen Kugel und Platte. Man 
kann nun die Röntgenröhre nahe an den Körper heranbringen, 
und es lässt sich nun bei allen drehbaren Körpern, den leiten- 
den sowohl wie den dielektrischen, der Sinn der Rotation durch 
Umkehiamg des Feldes umkehren. Die Rotation geht auch 
hierbei immer von dem positiv geladenen Teil des Condensators 
über die Röntgenröhre zum negativ geladenen. 

4. Indes sind hiermit die Erscheinungen noch nicht auf 
die einfachste Form gebracht. Man braucht nämlich schliess- 
lich gar keinen geladenen Condensator, um die Rotation her- 
vorzubringen, sondern es genügt, wenn man die drehbaren 
Körper einfach in der Luft in der Nähe der Röntgenröhre so 
aufstellt, dass sie bestrahlt werden. Die Rotation findet dann 
in sehr lebhafter Weise statt und zwar zunächst so, dass der 
Sinn der Drehung völlig unbestimmt bleibt, dass die Körper 
sowohl in dem einen Sinne als in dem anderen rotieren. Wenn 
man will, hat man hierin das vollständige Analogen zur 
Rotation von Körpern unter dem Einflüsse der Kathoden- 
strahlen, nur dass letztere eben bloss in der evakuierten Röhre, 
diese aber in freier Luft vor sich gehen. Wollte man auch 
hieraus auf direkten Stoss von geschleuderten Teilchen schliessen, 
so würde man irren. Es zeigt sich nämlich, dass die Rotation 
aufhört, wenn man beliebige Substanzen, durch welche die 



No. 5] Sitzung vom 2. März 1900. 63 

Strahlen hindurchgehen, zwischen die Röntgenröhre und den 
drehbaren Körper bringt. Stellt man eine Ebonitscheibe 
oder eine Aluminiumplatte dazwischen, so ist es nicht möglich, 
die Rotation zu erzeugen. Es beweist das, dass die Rotationen 
hierbei noch auf demselben Grunde beruhen wie vorher. Durch 
die Strahlen wird die Luft in der Nahe des drehbaren Körpers 
leitend gemacht. Das Glas der Röntgenröhre ist selbst negativ 
elektrisch. Dadurch wird nun ein Teil der Elektricität durch 
Leitung auf den Körper übertragen und durch die Abstössung 
der gleichnamigen Elektricitäten beginnt die Rotation. Sie wird 
dauernd aufrecht erhalten dadurch, dass die Ladungen des 
Körpers auf der enfgegengesetzten Seite wieder durch Leitung 
fortgeführt werden. 

Man kann auch bei diesen freien Rotationen den Sinn 
der Drehung nach Belieben bestimmen und ändern, wenn man 
in der Nähe der Röhre, seitlich von dem drehbaren Körper 
einen Metallstab, isoliert oder nicht isoliei-t, aufstellt. Schon 
ein eisernes Stativ, durch welches man den Stab, der die 
Spitze trägt, hält, genügt zu diesem Zweck. Es dreht sich 
dann der Körper immer in der Richtung von dem Stab zur 
Rönti^enröhre, so dass man durch Umstellen des Stabes auch 
die Rotationsrichtung ändert. Der Stab wird hierbei durch 
Influenz von der Röntgenröhre zunächst positiv elektrisch, und 
man hat daher denselben Fall, der oben bei dem Condensator 
erörtert wurde. 

5. Weitere Konsequenzen dieser -Erscheinungen hier über- 
gehend, möchte ich zum Schluss nochmals auf die Ev- 
scheinungen in CROOKESSchen Röhren zurückkommen. Es 
ist die Ansicht kaum abzuweisen, dass auch dort die 
Rotationen einfach auf elektrostatische Abstössung der ge- 
ladenen Teile des Körpers und der Zerstreuung dieser Ladung 
durch Leitung beruhen. Die Kathodenstrahlen führen ihre 
negative Elektricität dem Körper zu und laden dessen zu- 
zunächst liegende Teile. Diese w^erden von der Kathode ab- 
gestossen, und durch die Leitung des Gases in der evakuierten 
Röhre verlieren sie dann ihre Ladung, so dass die Rotation 
nicht zum Stillstand kommt, Tondern dauernd fortgeht. Da- 
durch, dass man die Kathodenstrahlen durch Magnete auf 



64 Verhandlungen der Deutschen phjsikal. Gesellschaft. [Xo 5' 

gewisse Partieen des Körpers bringen kann, kann man die 
Richtung der Rotation beeinflussen. Die Rotationen treten aber 
bei passender Anbringung des rotierenden Körpers scbon auf, 
noch bevor Kathodenstrahlen sich merklich entwickeln. Man 
hat dann eben auch schon von der Kathode ausgehend, negative 
Teile, nur mit geringerer Geschwindigkeit, von der Anode aus- 
gehend, positive, welche die gegenüberliegenden Teile laden 
und damit die Abstossung hervorbringen. Wird das Vakuum 
in der CEOOKBSSchen Röhre sehr hoch, so dass die Leitung 
des Gases in derselben sehr gering wird, so wird die auf dem 
drehbaren Köi*per erzeugte Ladung nicht mehr zerstreut und 
Rotationen finden dann nicht mehr statt. 

Bisherige Versuche, ebensolche Rotationen, wie unter dem 
Einfluss der Röntgenstrahlen auch durch ultraviolettes Licht 
oder durch Radiumstrahlen hervorgerufen, haben keinen Erfolg 
gehabt. In letzterem Falle war das mir zur Verfügung 
stehende Präparat allerdings ein sehr wenig kräftiges. 

München, Phys. Inst. d. Universität, 
Febr. 1900. 



tJher das Gesetz der schwarzen Strahlung; 

von M. Thiesen. 

. . (Vorgetragen in der Sitzung vom 2* Februar 1900.) 
(Vergl. oben S. 37.) 



Den Begriff des (vollkommen) schwarzen Körpers gebraucht 
KiECHHOFF 1862; gleichzeitig zeigte er, wie sich die von 
einem solchen Körper ausgesandte Strahlung unabhängig von 
der Existenz eines wirklich schwarzen Körpers verwirklichen 
lasse.*) Seitdem ist man gewohnt geworden, Strahlungen un- 
abhängig von dem sie aussendenden Körper zu betrachten, und 
es empfiehlt sich daher, die Strahlung, welche die Eigenschaften 
der von einem schwarzen Körper ausgesandten hat, selbst mit 
einem besondern Namen, am einfachsten als schwarze Strah- 
lung zu bezeichnen; das Paradoxe des Ausdrucks verschwindet 
bei näherer Überlegung, da sich der triviale und der wissen- 
schaftliche Begriff der Schwärze doch nicht zur Deckung bringen 
lassen.^ 

Kirchhofe zeigte, dass die Energie der schwarzen Strah- 
lung bei gegebener absoluter Temperatm* T eine ganz bestimmte 
Funktion der Wellenlänge i sei; wir werden mit Edi die 
Strahlungsenergie bezeichnen, welche die Wellenlängen zwischen 
X und ^ + rf^ umfasst. Das Gesetz der schwarzen Strahlung 
ist bekannt, sobald E als Funktion von T und ^ gegeben ist. 

Einen ersten wichtigen Schritt zur theoretischen Ableitung 
dieses Gesetzes machte Hr. Boltzmann,') indem er nachwies, 



«) G. KIRCHHOFF, Ges. Abhandl. S. 597. 

*) Man kann z. B. behaupten, dass in einem dunkeln Räume schwarze 
Körper heller sind als weisse oder farbige. 

3) L. BOLTZMANN, Wied. Ann. 22. S. 31 u. 291. 1881. 



66 Verhandlungen der Deutschen physikal. Gesellschaft. [No. 5 



00 



dasß die Gesamtstrahlung, also die Grösse / JSd?^, der vierten 



Potenz der absoluten Temperatur proportional sei. 

Weiter ging Hr. W. Wien/) welcher die Änderung be- 
stimmte, welche jede Wellenlänge durch einen bestimmten Zu- 
wachs der Gesamtenergie erfährt; in Verbindung mit dem Ge- 
setze Boltzmann's führt das Wien 'sehe Gesetz auf den Ausdruck 

1, E = T^ipiXT], 
wo (p das Zeichen einer noch unbekannten Funktion ist. Aller- 
dings ist die von Hrn. Wien gegebene Herleitung dieses Ge- 
setzes nicht einwandfrei;^) doch lassen sich die Bedenken da- 
gegen durch eine andere weiterhin gegebene Formulierung leicht 
beseitigen. 

Dies WiEN'sche Gesetz ist von grosser Bedeutung. Zunächst 
wird dadurch die Funktion E von zwei Variabein auf die 
Funktion (/f von nur einer Variable zurückgeführt; die Strah- 
lung ist demnach vollständig bekannt, wenn sie beispielsweise 
für eine bestimmte Temperatur aber für alle Wellenlängen, oder 
für alle Temperaturen bei einer Wellenlänge gegeben ist. Ausser- 
dem aber zeigt das Gesetz das Vorhandensein zweier Natur- 
conetanten an, welche nur von der Einheit der Temperatur 
und von den drei mechanischen Einheiten abhängen; in Ver- 
bindung mit der Lichtgeschwindigkeit und der Constante des 
Anziehungßgesetzes erhält man also ein natürliches, von der 
Natur eines besonderen Körpers unabhängiges Mass für die 
Temperatur und die mechanischen Einheiten. Dies ist von 

>) W. Wien, Berl. Sitzungsber. S. 55. 1893 u. Wied. Ann. 52* 
S. 132. 18'J4 Die hier gegebene Formulierung des Gesetzes fehlt bei 
Wien. 

') Hr. Wien adoptiert die hier nicht ohne weiteres zulässige Ver- 
einfachung der Betrachtung durch Zerlegung der Strahlung in drei auf- 
einander rechtwinklige Richtungen. Wie mir scheint, wird eine hierdurch 
eingeführte Ungenauigkeit compensiert durch eine eigentümliche Be- 
trachtung, welche von der nicht näher begründeten Annahme ausgeht, 
dass eine Grösse, welche ihrer Natur nach, als Verhältnis zweier vonein- 
ander unabhängig unendlich klein zu setzenden Grössen, unbestimmt bleiben 
muss, als unendlich gross anzunehmen sei. 



Ko, 5 ] Sitzung vom 2 März 1900. 67 

Hrn. Planck*) für eine speciellere, sogleich zu erwähnende 
Form des Strahlungsgesetzes ausgeführt worden, gilt aber auch 
schon für die allgemeine Form. Dann da ^, wie leicht zu 
sehen, keine einfache Potenz sein kann, so muss eine Natur- 
constante von den Dimensionen des Arguments ^T existieren; 
die zweite Constante ist schon durch das BoLTZMANN'sche Geset 
gegeben. 

Die Funktion ^ muss gewissen Bedingungen genügen, 
welche sich formell am einfachsten erfüllen lassen, wenn man 

setzt; (^'^ und x^ sind die beiden Naturconstanten, gleichzeitig 

bezeichnet (p^ den grössten Wert, welchen die Funktion für 

X = x^^ erreicht. Diese Formel mit dem speciellen Wert a = 5 

ist von Hrn. Wien^) zu begründen versucht worden; eine 
andere Ableitung, welche ebenfalls zu « = 5 führt, wurde von 
Hrn. Planck.') gegeben. Die allgemeinere Formel würde aus 
einer empirischen für die (nicht schwarze) Strahlung verschiedener 
Körper von Hrn. Paschen*) aufgestellten Formel durch Ver- 
bindung mit dem WiEN'schen Gesetze folgen; doch hat 
Hr. Paschen « durchschnittlich merklich grösser als 5 ge- 
funden. 

Wie die Hm. Lummer und Pringsheim^) mitteilten, haben 
ihre Versuche zwar das durch 1. gegebene WiEN'sche Ver- 
schiebungsgesetz durchaus bestätigt, zeigen aber systematische 
Abweichungen von dem WiEN-PLANCK'scher. Verteilungsgesetz 
(Formel 2. für a = 5). Ich fand nun gelegentlich, zunächst 
mittels des veröffentlichten Diagramms und dann genauer aus 



^) M. PLANCK, SitzuDgsber. d. Berl. Ak. S. 440. 1899 u. Ann. d. 
Phys. 1 S. G9, 1900. 

2) W. WIEN, Wied. Ann. 58 S. 662, 1896. 

*) M. PLANCK a, a. O. Hr. PLANCK hat inzwischen eine Ergänzung 
seines zunächst nicht lückenlosen Beweises in Aussicht gestellt. 
*) F. Paschen. Wied. Ann. 58 S 487. Formel D. 1896. 

3) O. LUMMER iind E. PßiNGSHEIM Verh. d. Deutsch. Phys. Ges. 1. 
S. 215. 1899. 



68 Verhandlungen der Deutschen physikal. Gesellschaft. [No* 5. 

den von den Herren mir freundlichst mitgeteilten Original- 
zahlen, dass die Versuche durch Formel 2. sehr gut wieder- 
gegeben werden, sobald man « = 4,5 setzt. Dies Resultat 
wurde bestätigt durch die von Hrn. Rubens *) discutierten Ver- 
suche des Hrn. Beckmann und ist dann nachträglich noch 
wahrscheinlicher geworden durch die von den Hrn. Lummer 
und Pringsheim für grosse Wellenlängen angestellten Versuche ^). 

Es bleibt mir noch übrig, die Modification des Beweises 
für das WiEN'sche Verschiebungsgesetz zu geben, auf welches 
ich oben hinwies. 

Im Räume v sei durch geeignete Wände eine Strahlung 
von der Dichte S eingeschlossen, davon komme auf die Wellen- 
länge k (genauer: auf die zwischen ). und X-\- dX liegende 
Wellenlänge) der Teil E[)] dk Die Strahlung soll vollständig 
zerstreut sein und, falls irgend welche Ungleichheiten in ihr 
entstehn, alsbald durch die Wände vollständig zerstreut ge- 
macht werden. 

In dem Räume bewege sich in Richtung ihrer Normale 
die Platte / mit der Geschwindigkeit y '=/?/>; hier sei y' die 
Lichtgeschwindigkeit, ß eine kleine Grösse. 

Wir greifen nun einen Wellenzug von bestimmter Richtung 
heraus. Diese Richtung soll mit der Bewegungsrichtung der 
Platte den Winkel d bilden und ausserdem durch den 
Azimuthalwinkel <p bestimmt sein. Wir führen ausserdem noch 
^1 und 0^ ein, welche die scheinbare Richtung und die schein- 
bare Geschwindigkeit der Wellenbewegung zm- Platte bezeichnen 
und setzen zur Abkürzung (; = cos^; Ci=cos^. Dann ist 
die Dichte der Energie des so specialisierten Wellenzuges 

— — E [X] dX de d<p und das Volumen, welches die Strahlung 

solcher Art enthält, die im Zeitelement auf die Fläche / der 
Platte fällt, 4^ 0^ q dt. Wir erhalten also für die auf die Platte 

treffende Energie dieser Art ^ j— fu^dtE\}\dlc^dcd(p,o^^\, 

wenn wir in Bezug auf (p summieren ~j^ \ f u^ dt E [X] dX c^ de. 



1) H. RUBENS, Wied. Ann. 69. S. 576. 1899. 

2) In der Sitzung vom 2. Februar dieses Jahres vorgetragen. 



No. 5.] Sitzung vom 2. März 1900. 69 

Diese Energie erleidet nun folgende Änderungen. Nach dem 
DopPLER'schen Princip wird die Wellenlänge der Strahlung 
durch Reflexion an der Platte, die wir uns der -etwas einfacheren 
Rechnung wegen als regelmässig spiegelnd vorstellen, aus X 

in X ^ v! — verwandelt. Ausserdem erfährt die Platte einen 
1 — ß c 

Druck, der nach Maxwell in Richtung der Strahlung gleich der 
reflektierter Strahlung aber das Doppelte beträgt. Die durch 
Strahlungsdichte ist, wenn die Strahlung absorbiert wird, bei 
Bewegung der Platte geleistete Arbeit vermehrt daher die 
Energie wenigstens in erster Näherung um -^ fy' dt. c^,E[X\ dk de. 

Wir nehmen jetzt an, dass die bewegte Platte den Raum 
abschliesst und vernachlässigen höhere Potenzen von ß\ ferner 
nehmen wir Cx als positiv an. Es wird dann dv=fydt. 

Wir können nun zusammenfassend sagen: Von der ursprüng- 
lich vorhandenen Energie 

V E [X] dX hat der Teü i^-^^ [^] dX c, de, 

seine Wellenlänge um ißle^ vergrössert, die durchschnittliche 

Vergrösserung der Wellenlänge beträgt daher 

1 

dv , 



[ = — / j ei^dc4 = 

" J 



dX- .. .„, __g^ 





Gleichzeitig wurde die Dichte der Energie geändert und 

zwar durch Zuführung von Energie verhältnissmässig um 

1 
dv f ^ , __ .dv 
/^t ^^1 — — ^ ~Z\ ausserdem aber noch durch die 



V 



Änderung des Volumens um , zusammen also um 

V 

dS ^ dv 

'S~—~'^~v' 
Fügen wir noch das auf den gewonnenen Grundlagen ohne 
weiteres abzuleitende Gesetz Boltzmann's hinzu: 

dS_.dr 
S ~ T' 



70 VerhandlunereD der Deutschen physikal. Gesellschaft. [No. 5* 

BO erhält man in der Beziehung 

= ^ + ^ 

X ^ T 

das WiEN'sche Verschiebungsgesetz. 

Wenn die Platte den Raum nicht abschliesst oder sich 
um gleiche Grössen hin und her bewegt, so erhält man (in 
erster Näherung ohne Änderung der Energie) eine Zerstreuung 
der Wellenlängen. Dabei bleibt aber in erster Näherung jede 
Strahlung ungeändert, für welche E [)] eine stetige Funktion 
ist; eine neue Bedingung für die Form der schwarzen Strahlung 
gewinnt man auf diesem Wege nicht. 



Druck von A. Haack, Berlin 



Jahrg. 2. Wr. o. 

Terhandlungen 

der 

Deutschen Physikalischen Gesellschaft 



Sitzung vom le. IMCarz lOOO. 

Vorsitzender: Herr G. Quincke. 



Der Vorsitzende theilt mit, dass gestern der letzte 
der sechs Stifter der Gesellschaft 

Gustav Karsten 

Professor der Physik an der Universität in Kiel 

gestorben ist. Im Auftrage der Gesellschaft wird der 
Vorstand ein Telegramm an die Hinterbliebenen abgehen 
lassen, das die herzlichste Antheilnahme ausspricht. 

Die Anwesenden erheben sich zu Ehren des Ver- 
storbenen. 



Der Vorsitzende macht dann davon Mittheilung, dass das 
vor kurzem verstorbene frühere Mitglied, der Ethnologe Hr. 
Dr. F. Jagor, der Gesellschaft tausend Mark testamentarisch 
vermacht hat. 



Hr. 0. Lehmann -Karlsruhe (als Gast) spricht darauf 

über die Struktur, das System und das magnetische 

Verhalten flüssiger Krystalle. 

Dem von vielen interessanten Demonstrationen begleiteten 
Vortrage wird von der zahlreich besuchten Versammlung, zu 
der auch die Mitglieder befreundeter Gesellschaften eingeladen 
waren, lebhafter Beifall gespendet. 



Heber Struktur, System und magnetisches 
Verhalten flüssiger Krystalle; 

van O. Lehmann. 

(Vorgetragen in der Sitzung vom 16. März 1900,) 
(Vergl. oben S. 71.) 



Auf die Existenz flüssiger Krystalle d. h. Körper mit ge- 
gesetzmässiger innerer Struktur wie Krystalle, welche aber fliessen 
und Tropfen bilden können wie Wasser, wurde zuerst von dem 
Vortragenden im Jahre 1890 hingewiesen. 

Bedenken, welche von Quincke geltend gemacht wurden, 
dürfen als widerlegt gelten, theils durch die Untersuchungen 
von Reinitzer und Gattermann, welche zeigten, dass die in 
Frage stehenden Substanzen chemisch einheitlich sind, theils 
durch die Versuche von Schenk, Schenk u. Schneider, A^Eaa 
und Seitz und von Hulett, aus welchen mit Sicherheit her- 
vorgeht, dass die Stoffe, nicht wie Quincke angenommen hatte, 
breiartige Struktur haben, sondern als vollkommen reine Flüssig- 
keiten aufzufassen sind. 

Ob dieselben als Krystalle bezeichnet werden dürfen oder 
müssen, hängt davon ab, welche Definition des Krystallbegriffs 
gewählt wird. 

Mit Retgers einen Kry stall zu definiren als „ein von 
natürlichen ebenen Flächen umgrenztes festes Individium" ist 
unzulässig, denn einestheils sind Krystalle keine Individuen, 
sondern theilbare Dinge, anderntheils würden durch diese De- 
finition alle durch Abschleifen oder Abspalten mehr oder min- 
der verletzten Krystalle ausgeschlossen, während es doch keine 
Grenze zwischen vollkommenen und solchen beschädigten 
Krystallen geben kann. 

Mit Groth einen Krystall zu definiren als „homogenen 
anisotropen festen Körper*' geht ebenfalls nicht an, da ver- 
bogene oder durch fremde Zusätze (z, B. eingelagerte Farbstoffe) 



No. 6.] Sitzung vom 16. März 1900. 73 

chemisch und physikalisch inhomogen gemachte Krystalle 
(z. B. Sphärokry stalle) durch eine lückenlose Reihe von Ueber- 
gängen mit den vollkommenen Krystallen verbunden sind. 

Einfach das Attribut „homogen" aus der Definition weg- 
zukissen, ist auch unmöglich, da es viele anisotrope feste Körper 
gibt, welche kein« Krystalle sind. Eine brauchbare Definition 
erhält man aber, wenn man die Wachsthumsfähigkeit der 
Krystalle berücksichtigt. 

Einwendungen, welche hiergegen von Ostwald, Retgers 
und Schaum gemacht wurden, kommen ausser Betracht, wenn 
man berücksichtigt, dass Krystalle derart wachsen, dass die 
neu sich ansetzenden Schichten regelmässig orientirt sind gegen 
die vorhandenen d. h. dieselbe Art Anisotropie wie diese aufweisen. 
Man kann sich als Ursache eine besondere molekulare Kraft, 
die „molekulare Richtkraft" genannt werden mag, denken. 

In sofern sich beim Verbiegen eines Krystalls der Wider- 
stand der Elasticität geltend macht, könnte man vermuthen, 
• dass die molekulare Richtkraft identisch sei mit Elasticität. 
Dann wäre aber jeder anisotrope feste Körper ein Krystall, denn 
jeder feste Körper ist elastisch. Es lässt sich auch zeigen, dass die 
molekulare Richtkraft mechanische Wirkungen hervorzubringen 
vermag (z. B. bei Umwandlung von Protokatechusäure oder 
beim Zusammenfliessen der Krystalle von ölsaurem Ammoniak), 
welche deren Grösse abschätzen und erkennen lassen, dass die- 
selbe viel beträchtlicher sein kann, als die Elasticität. Die 
Beobachtungen bei Azoxyanisol und Azoxyphenetol lehren, dass 
sie sogar dann auftreten kann, wenn Elasticität vollkommen 
fehlt. Die molekulare Richtkraft ist also nicht identisch mit 
der Elasticität. 

Durch genaue Analyse des optischen Verhaltens der flüs- 
sigen Krystalle lassen sich gewisse Gesetzmässigkeiten bezüg- 
hch der Wirkung der molekularen Richtkraft finden. Die Mole- 
küle suchen sich bei Krystalltropfen möglichst der Oberfläche 
parallel zu richten. Bei den betrachteten Substanzen ist anzu- 
nehmen, dass die Moleküle, deren Anisotropie dem mono- 
symmetrischen System entspricht, auf jeder zur Oberfläche 
concentrischen Kugelfläche im Innern des Krystalltropfens auf 
Parallelkreisen um eine gemeinsame Achse — sie sei „Symme- 



74 Verhandlangen der Deutschen physikal Gesellschaft. [No. 6. 

trieachse" genannt — angeordnet sind. Bei dicken Präparaten 
d. h. wenn die Tropfen in Folge der Schwere oder des hydrostati- 
schen Auftriebs nur an einer Seite an eine feste Fläche (Objekt- 
träger, Deckglas) gepresst werden, stellt sich die Symmetrieachse 
von selbst senkrecht zu dieser Fläche (Erste Hauptlage). Bei 
dünnen Präparaten d.h. bei Tropfen, welche zwischen zwei parallele 
Glasflächen gepresst werden, stellt sich die Symmetrieachse die- 
sen parallel (Zweite Hauptlage). Ausserdem tritt eine Störung 
der Struktur derart ein, dass die zuvor Parallelkreise bildenden 
Molekülreihen gegen- zwei Punkte (Pole) convergiren, deren Ver- 
bindungslinie (Polachse) zur Symmetrieachse senkrecht steht. 
Ursache dieser beiden verschiedenen Einstellungen dürfte sein, 
dass dieselben dem Minimum der Deformationsarbeit ent- 
sprechen. 

Blickt man auf einen Krystalltropfen in der Richtung der 
Symmetrieachse, so sieht man eine punktförmige Schliere mit 
rundem Hof „Kernpunkt**; blickt man in der Richtung senk- 
recht zur Symmetrieachse, so glaubt man im Innern des kugel- 
förmigen Tropfens eine auf der Kante stehende Linse zu sehen. 
Im polarisirten Lichte erscheinen die Tropfen farblos-gelb dich- 
roitisch. Zwischen gekreuzten Nicols werden naturgemäss die 
Stellen, wo die Hauptschwingungsrichtungen der Moleküle mit 
denjenigen der Nicols übereinstimmen, dunkel oder häufiger 
farbig, da in der Regel in Folge der üebereinanderlagerung ver- 
schieden orientirter Moleküle für eine Farbe Circularpolarisatioii 
eintritt. Auch Drehung der Polarisationsebene .kann sich auB 
gleicher Ursache geltend machen. Im magnetischen Felde 
(Stärke: 3000— 80(X)) sucht sich die Polachse der Tropfen den 
Kraftlinien parallel zu stellen. Ausserdem suchen sich die 
Moleküle im Tropfen den Kraftlinien parallel zu richten ent- 
gegen der Wirkung der molekularen Richtkraft. Vollständige 
Compensation der letzteren durch die magnetische Kraft herbei- 
zuführen, gelingt bei der benutzten Feldstärke nicht. Immer- 
hin kann man durch den Vergleich ein Mass für die moleku- 
lare Richtkraft erhalten. 

Fliessen zwei Krystalltropfen zusammen, so bleibt die 
Struktur der Theile zunächst erhalten; man erhält z. B. Tropfen 
mit zwei runden Kernpunkten und einem viereckigen Punkt 



No. 6.] " Sitzung vom 16. März 1900. 75 

(»Convergenzpunkt« entsprechend dem Mittelpunkt des Lemnis- 
catensystems welches nunmehr die Anordnüeg der Moleküle 
bestimmt), oder mit zwei scheinbaren Einschnitten am Rande 
an Stelle des letzteren. Auch kann sich der eine Tropfen 
eoncentrisch in den anderen einlagern. Bei Aggregaten mehrerer 
Tropfen in erster Hauptlage ist die Zahl der Convergenzpunkte 
stets um eins kleiner als die der Symmetriepunkte. Die com- 
plicirteren Bildungen lassen sich ohne Beifügung von Abbil- 
dungen nicht wohl beschreiben. Nach und nach werden die 
von Anfang an kleineren Theile des Aggregats immer kleiner, 
his sie schliesslich verschwunden sind, während die anderen 
in gleicher Weise wachsen. Bei Aggregaten von Tropfen 
in zweiter Hauptlage zeigen die Pole ein Bestreben, sich zu 
nähern und sich zu vereinigen. Es scheint dies auf Anisotropie 
bezüglich der Viscosität hinzuweisen. 

Dass die Tropfen anisotrop sind bezüglich der Reibung, 
geht daraus hervor, dass sie in aufsteigenden Flüssigkeitsströmen 
rotiren oder eine spiralige Verdrehung ihrer Struktur erleiden. 
Man kann aus diesen Rotationserscheinungen gewisse Schlüsse 
bezüglich der Gestalt der Moleküle und deren Beweglichkeit ziehen. 
Bei zusammengesetzten Tropfen führt das Rotationsbestreben 
zu einer wellenartigen Fältelung der Grenzen, welche zudem in 
Folge Aufrichtung der Moleküle an denselben scharf hervortreten. 

Durch Deformation der Tropfen können die Kern- und 
Convergenzpunkte strichförmig verzerrt werden. Im Magnetfeld 
bleibt die Anordnung der Moleküle nur in der Nähe der Kern- 
und Convergenzpunkte und auf schmalen, dieselben verbinden- 
den Streifen erhalten, im Uebrigen stellen sich die Moleküle 
parallel der Kraftlinien. 

Durch Zusammenfliessen zu Krystalltropfen verschiedener 
Substanzen können Misch- und Schichtkrystalle erhalten werden. 
Es können sich aus dünnen geraden Streifen zusammengesetzte 
Tropfen bilden, wobei die Streifenbreite unter ein Zehn- 
tausendstel Millimeter heruntergehen kann, so dass Beugimgs- 
farben entstehen. 

Durch isotrope Zusätze wird die Doppelbrechung gemindert. 
Sie kann im Innern scheinbar verschwinden, wird aber durch 
Magnetismus wieder hergestellt. 



76 VerhandluDgen der Deutschen physikaL Gesellschaft. [No. 6. 

Bei derartigen theilweise scheinbar isotropen Tropfen treteri 
im polarisirten Lichte prächtige Farbenerscheinungen auf, 
namentlich bei Zufügung eines dünnen Glimmerblättchens,* 
welche zu den schönsten der Optik gehören dürften. 

Die Versuche beweisen, dass molekulare Richtkraft vor- 
handen sein kann, wenn Elasticität fehlt. Die Erscheinungen 
dürfen nicht verwechselt werden mit dem Auftreten von Doppel- 
brechung durch mechanischen Zwang, Elektridtät oder dergl. 
Retgers, Ambbonn), wenn auch hier die Ursache gleichfalls die 
Parallelrichtung anisotroper Moleküle sein mag. Es fehlt die 
molekulare Richtkraft, daher sind solche künstlich doppelt- 
brechend gemachten Körper nicht als Kry stalle zu betrachten. 

Da alle möglichen üebergänge von den Krystalltropfen zu 
starren Kry stallen denkbar sind, muss das Attribut »fest» und 
der Definition des Krystallbegriffs gestrichen werden. Einwände, 
die von Tamann und Schaum gemacht wurden, lassen sich 
leicht ad absurdum führen. 

Die flüssigen Krystalle können ohne weiteres in die be- 
stehenden Kiystallsysteme eingereiht werden. Dass sie wegen 
Wirkung der Oberflächenspannung keine polyedrische Gestalt 
annehmen können, ist nebensächlich. Es gibt Mittel, diese 
Wirkung der Oberflächenspannung zu beseitigen und flüssige 
Krystalle mit parallel gestellten Molekülen zu erhalten. Das 
Verfahren beruht auf dem Satz, dass der Umwandlungspunkt 
einer Substanz durch Contakt mit einer indifferenten Substanz 
geändert werden kann. 

Das eigentliche Wesen der molekularen Richtkraft ist 
vielleicht in einer eigenthümlichen Wirkung der molekularen 
Slösse in Verbindung mit der Wirkung der Oberflächenspannung 
zu suchen. Vielleicht kommen auch molekulare elektrische 
Ströme d. h. kreisende elektrische Atome in Betracht. Gas- 
förmige Krystalle kann es jedenfalls nicht geben. 

Möglicherweise tritt auch bei lebenden Zellen eine Parallel- 
richtung anisotroper Moleküle durch starke magnetische Kräfte 
und dadurch Störung der Lebenserscheinungen ein, welche eine 
Untersuchung der Molekularkonstitution und der inneren Vor- 
gänge bei der Lebensthätigkeit ermöglicht. 



Meponse aux observations de Messieurs W. Jäger 
et H. piesselhorst; 

von Edm. van Anbei. 

(Vorgelegt in der Sitzung vom 2. März 1900) 
(Vergl. oben S. 54.) 



Les observations presentees par M. M. W. Jäöbe et 

H. DiESSELHORST , dans la seanee du 2 fevrier dernier de la 

^Societ^ allemande de physique, ne peuvent rester sans une 

reponse de ma part. Ma petite communication avait pour but: 

1. de rappeler que j'avais prouve que la proportionnalite 
entre les conductibilites electriques et thermiques ne se verifiait 
pas pour les alliages, 

2. de controler, k l'aide des resultats des deux physiciens 
de rinstitut physieo-technique de Charlottenböurg, une relation 
que H. F. Weber avait deduite de ses mesures, 

3. de prendre date pour des experiences actuellement en 
cours d'execution. 

Je n*ai jamais eu la pensee que M. M. W. Jäger et 
H. DiESSELHORST auraieut voulu s'approprier la conclusion 
d'un de mes travaux. Toutefois, en lisant leur replique k ma 
note, il semble que, pour raa part, j'aie revendique un resultat 
que L. Lorenz aurait stabil. Or ee physicien dans ses recherches, 
que j'ai d'ailleurs rappelees dans mon memoire publik en 1895, 
n'a examin^, en fait d 'alliages, que le laiton et le maillechort 
et, bien que ce demier ait dejä une assez grande r^sistance 
^lectrique, les deux alliages etudies satisfont beaucoup mieux 
que le bismuth et Tantimoine k la loi qui nous occupe. Le 
meme savant, dans l'alinea eite par M. M. W. Jäger et 
H. DiESSELHORST, ne parle d'ailleurs que des nietaux, tandis 
que j'ai borne ma revendication aux alliages. 

D'autre part, le regrett^ Gustave Wiedemann, en rendant 
compte des experiences de L, Lorenz dans son remarquable 
traite d'electrieite (2® edition, tome 1, page 523; 1893), dit: 
»Nur bei einzelnen Metallen, Antimon, Wismuth, welche 



78 Verhandlungen dwr Deutschen physikal Gesellschaft. [Nr. 6. 

kw 

blätterig sind, steigen die Coefficienten -j-' ^ ^^ attribue 

done les ecarts observes ä une autre cause qu'ä la faible con- 
ductibilite de Tantimoine et du bismuth. C'est pour resoudre 
cette question qu'il m'avait semble interessant d'etudier les 
alliages ayant une grande resistance electrique, comme le 
bronze d'aluminium, le eonstantan, le ferro -nickel, et ne 
presentant pas la structure cristalline de l'antimoine et du 
bismuth. D'autre part, j'ai obtenu des ecarts notablement 
plus grands que ceux qui avaient ete signal^s auterieurement. 
Autrement dit, mes recherches ont eu pour but d'^tendre aux 
alliagea la conclusion de L. Lorenz. Remarquons que M. M. 
W. Jäger et H. Diesselhobst ont trouve ^galement la plus 

grande valeur du rapport - ^ou ^j V^^^ ^^ eonstantan. 

11 me semble donc que j'avais lieu de regretter que les 
deux physiciens de l'Institut physico-technique de Charlotten- 
bourg n'aient pas crü devoir mentionner d'autres recherches 
que Celles de L. Lorenz. 

En ce qui concerne la deuxieme critique qu'ils me fönt, 
l'erreur commise provient de ce que, dans le grand trait6 
d'^lectricite de Gustave Wiedemann (2® edition, tome 1, 
page 521; 1893) oü le memoire de H. F. Weber est r^sume, 
il est question en deux endroits de la chaleur specifique des 
metaux et qu'il n'ebt nuUement specific qu'il s'agit de la 
chaleur specifique rapportee ä l'unite de volume. 
Bien que cette deuxieme question ait ete examinee pai* 
d'autres physiciens, j'avais crü utile de verifier ä nouveau 
la relation mentionnee, k l'aide des mesures nombreuses et 
precises de M. M. W. Jäger et H. Diesselhorst, d'autant 
plus que les determinations des conductibilit^s calorifiques des 
metaux presentent entr'elles des ecarts souvent notables et que 
l'on ne peut pas toujours expliquer par l'impurete des produits 
(voir ä ce sujet l'appreciation de M. M. W. Jäger et H. Diessel- 
horst, ä la page 724 de leur memoire). Ces calculs condui- 
sent d'ailleurs k une <jonclusion contraire ä celle de H. F. Weber. 



Druck von ▲. Haaok, Berlin 



Jahrg. 2. Nr. 7. 

Verhandlungen 

der 

Deutschen Physikalischen Gesellschaft. 



SitKung^ vom 30. HBrs 1900. 

Vorsitzender: Hr. 0. Lummeb. 



Hr. 0. Lummer spricht in einem von Demonstrationen 
begleiteten Vortrage über 

zu einander complementäre Interferenzerscheinungen 
im reflectirten Lichte. 



Hr. F. Kurlbaum berichtet dann auf Grund von gemein- 
schaftlich mit Hrn. 0. Lummer • angestellten Versuchen 

über das Fortschreiten der photometrischen Inten- 
sität mit der Temperatur. 



80 Verhandlungen der Deutschen PhysikaL Gesellschaft. [Nr. 7. 

Als Mitglied wird in die Gesellschaft aufgenommen: 
Hr. H. Haüswaldt in Magdeburg-Neustadt. 



Hr. Prof. Dr. K. Hensel hat seinen Austritt aus der 
Gesellschaft erklärt. 



Druck von Metzger & Wittig in Leipzig. 



Verhandlungen 

der 

Deutschen Physikalischen Gesellschaft. 



SUtsung vom 27. April 1900. 

Vorsitzender: Hr. E. Waebübg. 

Hr. F. Neesen führt 

eine Eolben-Quecksilberluftpnmpe 
vor. 



Hr. 0. SehOnroek spricht dann 

über die Abhängigkeit der specifischen Drehung des 
Zuckers von der Temperatur. 



Hr. M. Planck legt darauf eine Mitteilung des Hrn. 
J. Stark in Göttingen vor: 

über elektrische Wirkungen einer partiellen Erhitzung 
eines durchströmten Gases. 



Als Mitglieder werden in die Gesellschaft aufgenommen: 
Hr. J. Fbiedländbb, Berlin W., Regentenstrasse 8. 
Hr. Geh. Rat Prof. Dr. W. Voigt in Göttingen. 



Vorführung ei/ner Kolben-Quecksilber luftpumpe ; 
von F. JVeesen. 

(Vorgetragen in der Sitzung vom 27. April 1900.) 
(Vgl. oben S. 81.) 



Bei dem neuen von Hrn. BuBaEE in Berlin angefertigten 
Modell ist zunächst an Stelle einer Kugel als Stiefel ein 
liegender Cylinder verwandt, eine Maassnahme, welche schon 
früher beschrieben worden ist. Dieselbe hat sich in mehr- 
facher Richtung bewährt. Erstens stellt sich der Kostenpreis 
etwas niedriger, auch für etwaige Reparatur bei Bruchschaden, 
zweitens gewinnt man an Druckhöhe, drittens werden die Be- 
wegungen des Quecksilbers sehr viel rascher gedämpft. Hier- 
durch wird das Anschlagen des Quecksilbers gegen die Glas- 
wände, sowie das Festdrücken von Luftblasen gegen diese 
Wände erheblich vermindert. 

Neu ist die Anordnung der Vorrichtung zum selbstthätigen 
Betrieb unter Benutzung einer Vorpumpe. 

Es muss hierbei das Quecksilberreservoir, aus welchem 
das Quecksilber in den Stiefelraum hineingedrückt wird, ab- 
wechselnd mit der Vorpumpe und mit der äusseren Luft in 
Verbindung gesetzt werden. Das geschieht durch einen Hahn, 
wie solcher schon bei früheren Constructionen benutzt ist. 
Der Hahn wird gesteuert durch ein Gegengewicht an einem 
Arm und ein an einem zweiten Arm hängendes kleines Glas- 
gefäss Ay welches gelenkig (Gummischlauch) mit den beiden 
Rohrenden verbunden ist, welche von dem Stiefel zum Queck- 
silberreservoir, bez. von letzterem zum Hahn führen. 

Bei Beginn des Pumpens ist daher A mit Quecksilber 
gefüllt und hält den Hahn so, dass das Reservoir mit der 
äusseren Luft in Verbindung steht. Die Vorpumpe saugt Luft 
aus dem Stiefel; das Quecksilber wird aus dem Reservoir in 
diesen hineingedrückt; dabei entleert sich auch das kleine 
Gefäss A, sodass das Uebergewicht den Hahn umschlägt. 
Nun tritt im Reservoir Luftverdünnung ein, infolge dessen 
das Quecksilber aus dem Stiefel nach dem Reservoir zurück- 



Nr. 8.] Siteang vom 27. April 1900. 83 

strömt. Gefäss A füllt sich somit ebenfalls mit Qaecksilber, 
wird schwerer und schlägt zur richtigen Zeit den Hahn wieder 
in die Anfangsstellung, worauf das Spiel von neuem beginnt. 
Auch bei dieser Pumpe strömt das Quecksilber, von oben 
in den Stiefel; die im Früheren bemerkten Vorteile dieser 
Anordnung bewähren sich dauernd. (Absolute Sicherheit gegen 
das Zertrümmern beim Einströmen des Quecksilbers; bessere 
Luftverdünnung deshalb, weil der Recipient während der ganzen 
Zeit des Ausströmens des Quecksilbers aus dem Stiefel mit 
dem letzteren offen verbunden ist; Möglichkeit, zu viel ab- 
gesaugte Luft wieder in den Recipienten einzuführen.) 



lieber elektrische Wi/rhwngen einer partieUen 

Urhitznng ei/nes durchströmten Goises^); 

von J. Stark. 

(Vorgelegt in der Sitzung vom 27. April 1900.) 
(Vgl. oben S. 81.) 



1. Literatur und Fragestellung. 

Erhöht man die Temperatur eines verdünnten Gases, so 
wird seine dielektrische Festigkeit und darum die Entlade- 
spannung in ihm kleiner.^) 

Wird die Temperatur eines verdünnten Gases über un- 
gefähr 1500^ erhöht, so nimmt es die Eigenschaften eines 
Leiters an; die Entladespannung in ihm ist beliebig klein; die 
Entladung ist dunkel; die Stärke des durchgehenden Stromes 
nimmt nahezu proportional der elektromotorischen Kraft zu.^) 

Eine Entladung, welche die gewöhnlichen Leuchterschei- 
nungen zeigt, ändert ihren Charakter, indem sie allmählich 
dunkel wird, wenn man die Entladeröhre langsam bis zu 
300 <* erwärmt.*) 

Wird in einer leuchtenden Partie einer Entladung ein 
Körper bis zur Weissglut erhitzt, so wird in dessen Nahe das 
Gas elektrisch nicht mehr zur Phosphorescenz angeregt.^) 

Es lag nun die Frage nach den elektrischen Wirkungen 
(Einfluss auf Stromstärke und Spannungsabfall) nahe, welche 
dadurch hervorgerufen werden können, dass ein stromdurch- 
flossenes Gas an einer Stelle (partiell) durch einen eingeführten 
Heizkörper erhitzt wird. Eäne Antwort auf diese EVage war 
einmal im Interesse einer tieferen Erkenntnis der zuletzt er- 
wähnten Wirkung wünschenswert, sodann durfl;e man hoffen, 
eine neue Seite der Gasentladung kennen zu lernen. 



1) Eine ausführliche AbbaDdlung über diesen Gegenstand wird dem- 
nächst in den „Annalen der Physik" erscheinen. 

2) J. Stark, Wied. Ann. 68. p. 922. 928. 1899. 

3) J. Stark, Wied. Ann. 68. p. 942. 1899. 

4) G. C. Schmidt, Physik. Zeitschr. 1. p. 251. 1900. 

5) J. Stark, Ann. d. Physik 1. p. 428. 1900. 



Nr. 8.] Sitzung vom 27. April 1900. 85 

2. Verauchsanordnunsf. 

Ich habe die elektrischen Wirkungen einer partiellen Er- 
hitzung eines durchströmten Gases mit Hülfe folgender Mittel 
und Versuchsanordnung untersucht. 

Als verdünntes Gas diente trockene Luft. Die verwendeten 
Röhren waren 22 — 39 mm weit, 18 — 25 cm lang; als Elektroden 
dienten Scheiben oder Stifte aus Aluminium. 

Als Heizkörper wurden schmale Kohlenbügel verwendet; 
sie wurden mit ihrer Ebene senkrecht zur Röhrenaxe gestellt; 
sie besassen eine Normalspannung von 40 oder 90 Volt. Sie 
wurden mit Hülfe einer gut isolirten Accumulatorenbatterie 
erhitzt; ein regulirbarer Widerstand gestattete die Klemm- 
spannung der Kohlenfaden zu verändern, diese wurde an einem 
Voltmeter abgelesen. 

Der Strom durch die Entladeröhre wurde einer gut iso- 
lirten Hochspannungsbatterie von 1500 kleinen Accumulatoren 
entnommen. Der Kreis durch das verdünnte Gas setzte sich 
aus folgenden Teilen zusammen: Hochspannungsbatterie, Gom- 
mutator, Entladeröhre, Ampöremeter (1 Scalent. »= 0,076 Milli- 
amp.), Telephon, Widerstand, Hochspannungsbatterie. 

Beobachtet wurde die Aenderung der Stromstärke infolge 
der Erhitzung und zwar am Ampöremeter. Femer wurde 
gemessen die SpannungsdifiPerenz zwischen 2wei Querschnitten 
der Gassäule, zwischen denen der heizende Kohlenfaden lag. 
Bewerkstelligt wurde diese Messung in folgender Weise nach 
HiTTOEF.^) In je 12 — 15 mm Abstand vom Kohlenfaden 
tauchten zwei Aluminiumdrähte in die Röhre senkrecht zu 
deren Axe. Diese zwei Sonden, ein Gondensator und ein 
ballistisches Galvanometer, waren in zweckdienlicher Weise 
durch eine Wippe miteinander verbunden. Die Spannungs- 
dififerenz wurde also durch den Ausschlag im Galvanometer 
gemessen; 5,8 Sealenteile entsprachen 1 Volt. 

Diese Art der Messung bat zur Voraussetzung, dass der 
Gasstrom stetig oder wenigstens derartig sei, dass er den 
Gondensator auf eine constante Höhe lädt. Die Messungen 
wurden demgemäss nur dann ausgeführt, wenn das Telephon 
schwieg. 



1) W. HiTTOBP, Wied. Ann. 20» p. 712. 1888, 



86 Verhandlungen der Deutschen Physika). Gesellschaft [Nr. 8. 

Alle Teile der ganzen Versuchsanordnung waren durch 
Paraffin oder Hartgummi gut isolirt. 

8. Kesultate. 

Ich teile hier keine Zahlen, sondern nur folgende Eesultate 
meiner Messungen mit. 

Die leuchtenden Räume (negative Glimmschicht, positive 
Lichtsäule, leuchtende positive Schichten) zeigen alle das gleiche 
Verhalten. Wird in ihnen der Heizkörper auf Bot- oder Weiss- 
glut erhitzt, so nimmt die Stromstärke immer zu und die 
Spannungsdifferenz zwischen benachbarten Querschnitten im 
Heizgebiet wird kleiner, und zwar um so mehr, je höher die 
Temperatur des Heizkörpers ist 

Die dunklen Bäume (dunkler Kathodenraum, Trennunga- 
räum, dunkle positive Schichten) verhalten sich untereinander 
ebenfalls gleich. Mit zunehmender Temperatur des Heiz- 
körpers in ihnen nimmt die Stromstärke erst langsam ab, 
steigt dann bei beginnender Weissglut wieder zu ihrer früheren 
Höhe und wächst bei intensiver Weissglut über diese hinaus. 
In analoger Weise wird in den dunklen Räumen die Spannungs- 
differenz durch die Erhitzung bis zur Hellrotglut erhöht, bei 
intensiver Weissglut erniedrigt. 

Bemerkt mag hier noch folgendes werden. Nach den 
Messungen von Mebiüs^) und Heez^) kann man die Spannungs- 
differenz zwischen zwei Querschnitten im positiven ungeschich- 
teten Licht durch die Formel v = a + ai darstellen, wo i die 
Stromstärke, a und cc Constanten bedeuten. Ich fand diese 
Formel bei engen Eöhren ebenfalls bestätigt und bei Erhitzung 
folgendes. Mit zunehmender Temperatur wird a immer kleiner 
und nähert sich Null; a ist bei massiger Erhitzung negativ, 
wie bei Mebius und Hebz, bei stärkerer Null, bei intensiver 
Weissglut des Kohlenfadens ist es positiv. 

4. Würdigung und Erklärungsversuch. 
Aus Graham's*) Curven des Spannungsgefälles in einem 
Gasstrom ist zu ersehen, dass das verdünnte Gas da, wo das 



1) C. A. Mebius, Wied. Ann. 54. p. 537. 1895. 

2) A. He£z, Wied. Ann. 54. p. 250. 1895. 
8) £. GbahaM; Wied. Ann. 64. p. 49. 1898. 



Nr. 8.] Sitzung vom 27. April 1900. 87 

Spannungsgefälle ein relatives Maximum hat, zur elektrischen 
Phosphorescenz angeregt wird, und dass es da, wo das Gefalle 
ein Minimum hat, dunkel bleibt. Da durch Erhitzung das 
Gefälle in einem leuchtenden Räume erniedrigt, also ein Mini-' 
mum in die Curve des Gefälles gedrückt wird, so ist nach 
dem eben Gesagten verständlich, dass ein verdünntes Gas in 
der Nähe eines weissglühenden Körpers elektrisch nicht zur 
Phosphorescenz angeregt wird. 

Das Ergebnis, dass sich die leuchtenden Räume gegen- 
über einer Erhitzung untereinander gleich verhalten, ebenso 
wie die dunklen^ steht im Einklang mit der Vorstellung^), dass 
die verschiedenen Teile einer Entladung durch ein verdünntes 
Gas nicht wesentlich voneinander verschieden sind. 

ÄufiPallen muss uns der merkwürdige Unterschied in dem 
Verhalten der leuchtenden und der dunklen Räume. Zur Er- 
klärung dieses Unterschiedes habe ich mir auf Grund der vor- 
liegenden Ergebnisse und gewisser Ueberlegungen folgende 
Vorstellung von den Vorgängen in den leuchtenden tind dunklen 
Räumen gebildet. 

In den leuchtenden Räumen werden durch elektrische 
Kräfte die Gasmolecüle in leitfähige Teilchen zerrissen oder 
es werden unter Verlust elektrischer Energie und Sinken der 
elektrischen Kräfte Ionen gebildet; in Ermangelung hindernder 
elektrischer Kräfte treten darauf die Ionen wieder zu Molecülen 
zusammen, um bald darauf, nachdem die elektrischen Kräfte 
wieder angewachsen sind, abermals getrennt zu werden. Durch 
diesen Wechsel von Ionen- und Molecülbildung wird das ver- 
dünnte Gas zum Leuchten angeregt. 

In den dunklen Räumen findet^keine derartige abwechselnde 
Ionen- und Molecülbildung statt zum Zweck des elektrischen 
Ausgleiches. Dieser erfolgt hier entweder auf Grund dauernd 
vorhandener Dissociation oder besteht in einer elektrisch ge- 
triebenen Fortbewegung von Ionen, die von den leuchtenden 
Partien herkommen. 

Wird nun ein dunkler Raum erhitzt, so werden die in ihm 
vorhandenen Ionen zerstreut und verdünnt, sodass in gewissem 



1) E. Goldstein, Wied. Ann. 11. p. 572. 1879; W. Wien, Wied. 
Ann. 65. p. 451. 1898. 



88 Verhandlnngen der Deutschen PhysikAl. Gksellschaft [Nr. 8. 

Sinne der Widerstand erhöht wird. Bei massiger Erhitzung 
muss darum der Spannungsabfall vergröseert werden; bei sehr 
starker Erhitzung, wenn die zerstreuten Ionen durch die 
thermische lonenbildung mehr als ersetzt werden, ist dagegen 
eine Verkleinerung des Abfalles zu erwarten. 

In den leuchtenden Bäumen wird auch bei massiger Er- 
hitzung die dielektrische Festigkeit, die bei der lonenbildung 
überwunden werden muss, vermindert, die elektrische lonen- 
bildung also erleichtert; und bei starker Erhitzung kommt 
diese infolge der thermischen lonenbildung überhaupt in Weg- 
fall. Darum wird in den leuchtenden ßäimien sowohl durch 
massige wie starke Erhitzung der Spannungsabfall vermindert. 

Göttingen, Phys. Inst. d. Univ., Ostern 1900. 



Ueber das Fortschreiten der photo- 

metrischen Helligkeit mit der Temperatur; 

von O. Lummer wnd F. Kurlbaum. 

(Vorgetragen in der Sitzung vom 80. Mftrz 1900.) 
(Vgl. oben S. 79.) 



Durch die Verwirklichung des theoretisch schwarzen Körpers 
ist eine wohl definirte und unveränderliche Oberfläche gegeben, 
deren Temperatur genau gemessen werden kann. Die photo- 
metrische Helligkeit dieser Oberfläche ist mit den heutigen 
Mitteln der Photometrie leicht bis auf ein Procent zu messen. 
Eine Schwierigkeit entsteht erst dann, wenn es sich um sehr 
geringe Helligkeiten, also um niedrige Temperaturen, oder 
wenn es sich um verschieden gefärbte Lichtquellen handelt. 
Da es wünschenswert erschien, bei möglichst tiefen Temperaturen 
zu beginnen, so war die gewöhnliche photometrische Anordnung, 
bei welcher die Lichtquelle zunächst einen weissen Schirm und 
erst von diesem iaus den photometrischen Würfel beleuchtet, 
zu lichtschwach. 

Deshalb wurde folgende Anordnung für die Vorversuche 
getroffen (vgl. Figur, p. 90). Den zwei Seiten eines Lummeb- 
BBODHüK'schen Würfels standen die Linsen L^ und L^ gegenüber. 
Vor der Linse L^ stand ein elektrisch geglühtes Platinblech P, 
von dem ein Bild in der Ebene der Oeffnung entworfen wurde, 
sodass für das beobachtende Auge Ä stets die Pupille aus- 
gefüllt war und die Linse, abgesehen von Reflexions Verlusten, 
mit der Helligkeit des Platinbleches leuchtete. Ebenso stand 
vor der Linse L^ der aus Platinblech gefalt^e, vollkommen 
abgeschlossene Hohlkörper H, welcher in seinem Innern ein 
isolirt eingeführtes Thermoelement enthielt, und gleichfalls 



90 



Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [N'r. 8. 



elektrisch geglüht wurde. Das Bild seiner ebenen, gleichmässig 
glühenden Yorderfläche fiel gleichfalls auf die Oeffnung 0^ so- 
dass beide Platinflächen durch Stromregulirung leicht au^^ 
gleiche Helligkeit gebracht werden konnten.^) Dann wurde 
die Temperatur des Hohlkörpers abgelesen und durch einen 
rotireaden Sector die von ihm zum Auge gesandte Helligkeit 



H 



um einen bestimmten Bruchteil geschwächt, sodass erst wieder 
nach Steigerung der Temperatur photometrische Gleichheit 
bestand. 

Sind flj und H^ die beiden photometrischen Helligkeiten 
des Hohlkörpers und T^ und T^ die beiden zugehörigen abso- 
luten Temperaturen, so kann 

gesetzt werden, wobei x nur innerhalb des kleinen benutzten 
Temperaturintervalles gültig ist. So wurden, bei verschiedenen 



1) Diese Anordnung gestattet auch sehr kleine Flächen, z. B. die 
des schwarzen Körpers zu vergleichen, da wie erwähnt die ganze ab- 
bildende Linse mit der Helligkeit der abgebildeten Fläche leuchtet. 



Nr. 8.] 



Sitzung vom 30. März 1900. 



91 



Temperaturen beginnend, die in der folgenden Tabelle an- 
gegebenen Werte von x gefunden. 



Tabs. 


900 


1000 


1100 


1200 


1400 


1600 


1900 


• X 


\ 30 


25 


21 


19 


18 


15 


14 



AUS diesem rapiden Anwachsen der photometrischen Hellig- 
keit ist ersichtlich, ein wie scharfes Kriterium hierdurch für 
Gleichheit der Temperatur, z. B. innerhalb des schwarzen 
Körpers, gegeben ist. 

In der angegebenen Weise lässt sich die Schwierigkeit der 
farbigen Photometrie vermeiden, die jedem, der sich zum 
ersten Male mit ihr beschäftigt, ein sehr unbehagliches Gefühl 
der Unsicherheit verursacht. ^Es kommt jedoch ein glücklicher 
umstand zu Hülfe, dass nämlich im Moment der photo- 
metrischen Gleichheit der farbigen Felder die sonst sehr scharfen 
Grenzkaxkten verwaschen werden.^) Da auch verschiedene 
Beobachter mit normalen Augen stets angenähert dieselbe 
Einstellung für die photometrische Gleichheit finden, so kann 
man sich wohl auf dies Kriterium verlassen. Die bisher nach 
dieser direeten Methode gemachten Controlversuche ergeben 
innerhalb der ßeobachtungsfehler nahe dieselben Werte von ar, 
sodass sich auch direct die photometrische Helligkeit als 
Function der Temperatur finden lässt. Diese Function wird 
ausser für blankes Platin auch für den schwarzen Körper bis 
zu den höchstmöglichen Temperaturen genau bestimmt werden. 
Durch photometrische Vergleichung beider Körper mit der 
Sonne sollen mit Hülfe der Extrapolation obiger Functionen 
Schlüsse auf die Temperatur der Sonne gezogen werden. 

Da man sowohl für diese beiden Körper das Fortschreiten 
der thermischen Energie der einzelnen Spectralbezirke mit der 
Temperatur^, als auch die Empfindlichkeit des Auges für diese 



1) Vgl. die PhotometriBchen Untersuchungen Nr. IV von 0. Lümkes 
u. £. Brodhük, Zeitschr. f. Instrumentenk. 12. p. 41. 1892. 

2) 0. LuiocsB u. E. Pbihoshbim, Verhandl. d. Deutsch. Physikal. 
Gescllscli. 1. p. 23-41 u. p. 215-235. 1&99. 



92 yerhandlungen der Deutschen Physika!. Gesellschaft. [Nr. 8. 

Bezirke^) kennt, soll ferner auch rein rechnerisch das Fort- 
schreiten der photometrischen Helligkeit mit der Temperatur ge- 
funden werden. Es ist daher von Interesse einerseits die Daten 
für die Empfindlichkeit des Auges experimentell zu pr&fen, 
andererseits die Empfindlichkeit des Auges fär die verschiedenen 
Spectralbezirke aus den Beobachtungen über das Fortschreiten 
der Helligkeit mit der Temperatur neu zu berechnen. 



1) S. P. Lanolet, Sill. Joum. (3) 36. p. 359. 1886. 



Druck von Metzger & Wittig in Leipzig. 



Jahrg. 2. Nr. 9. 

Verhandlungen 

der 

Deutschen Physikalischen Gesellschaft. 



SUtsung vom 11. Hai 1900. 

Vorsitzender: Hr. E. WarburOt. 

Hr. H« Boas bespricht und demonstrirt 

eine automatische Sprengeipumpe. 



Hr. E. Wabbubg legt darauf eine Mitteilung des Hrn. 
H. Ebert vor über 

die Dimensionen des dunklen Eathodenraumes 
bei verschiedenen Gasen. 



Hr. P. Lewis (a. G.) berichtet 

über den Einfluss kleiner Beimengungen zu einem 
Gase auf dessen Spectrum. 



Als Mitglied wird in die Gesellschaft aufgenommen: 

Hr. Dr. F. Fbankenhäüsbb, Assistent an der medic. üniv. 
Poliklinik, Friedenau, Hauffstrasse 13. 



u 



Fortschritte der Physik. 



flierdnrch gestattm wir uns dmnuif hinzuweisen, dass die 
^Fartochrhte der Physik^' aach weiter möglichst schnell er- 
scheinen werden y und teflen mit, dass die Bande inr 1898, 
Abteilnng I, 11, III seit einiger Zeit erschienen sind nnd Ton 
unseren Hitgliedem zun Buchhändler-Nettopreise bezogen 
werden können« Wir bitten die Mitglieder unserer Gesell- 
schaft; hienron Gebrauch zu machen. 

Der Vorstand 
der Dentschen Physikalisehen Gesellschaft 



95 



Am 6. bis 12. August 1900 wird in Paris ein 

Internationaler Congress für Physik 

stattfinden. Nachfolgender Auszug aus dem Rundschreiben 
des Organisationscomit^s wird hiermit zur Kenntnis der Mit- 
glieder gebracht: 

,,Nous avons l'honneur de vous rappeler que le Gongr6s 
international, dont la Soci^t^ frangaise de physique a pris 
rinitiative, se röunira ä. Paris, le 6 aoüt 1900, au Palais des 
Congrös de FExposition universelle. 

Les s^ances suivantes se tiendront du 6 au 12 aoüt k 
l'Hötel de la Soci^t^ d'Encouragement, rue de Rennes, 44 
(si^ge de la Soci^t^ frangaise de physique). 

Le Programme des travaux du Congr^s comporterä trois 
parties: 

1. Communications diverses et Conferences sur quelques 
questions nouvelles;* 

2. Visites k FExposition, k des laboratoires, k des atelieris; 

3. Rapports et discussions sur des sujets arret^s k Tavance. 
La Commission d'organisation a du se pr^occuper tout 

d'abord, plus particuliörement, de cette troisiäme partie. BHle 
a estim^ qu'il j aurait un trös grand int^ret k ^tendre, dans 
la mesure la plus large, la liste des sujets qui doivent faire 
l'objet de rapports. Alors meme que certaines questions se 
preteraient peu ä. une discussion orale, il serait sans doute 
fort utile, pour toutes les personnes qui s'intÄressent k la 
physique, de lire un expos6 critique, succinct et pr6cis, de l'Ätat 
actuel de la science sur tous les sujets les plus importants. 

Vous trouverez ci-apr6s le nom des auteurs qui ont bien 
voulu, jusqu'ä präsent, promettre leur coUaboration, avec le 
titre des rapports qu'ils ont acceptö d'öcrire. Cette liste vous 
permettra de vous rendre compte de l'ampleur que la Com- 
mission a cherch^ ä donner ä. cette partie de sön oeuvre. 

La plupart de ces rapports, qui seront tous Berits en 
frangals, pourront, sur leur demande et avant Touverture du 



96 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 9. 

Congrfes, etre communiqu^s en ^preuves aux personnes qui 
anroDt adh^r^ au Congrfes et qui s'iut^ressent plus sp^ciale- 
ment k certaius sujets; puis ils seront tous r^unis en un 
Tolume qui sera distribuö gratuitement (sauf le rembourse- 
ment des frais d'envoi) k tous les membres, alors meme, bien 
entendu, que les circoustances les auraient empech^s 
d'assister aux s^ances. 

Le livre ainsi constitu^ ne pourra d'ailleurs Mre mis en 
vente qu'aprfes le Congrfes et k un prix sup^rieur au prix 
de la carte du Congrfes, fix6 k 20 francs. 

Nous Yous rappelons que cette carte donne, en outre, droit: 

!• A la participation k tous les travaux, k toutes les visites 
et Conferences qui pourront etre organis^es; 

2. A la r^ccption du compte rendu des travaux, aussitot 
apris la publication; 

8. A la distribution de cartes suppl^mentaires k prix 
r^duit permettant aux membres de votre famille qui vous accom- 
pagneront d'assister k certaines s^ances et ä certaines visites« 

Les inscriptions seront re^ues jusqu'au jour de la fermeture 
du Congr^s, mais la Commission a le plus grand int^ret k 
connaltre le plus tot possible le nombre des adh6rents, et les 
Communications ult^rieures relatives au Congr^s seront stricte- 
ment r^serv^es aux personnes qui se seront fait 
inscrire. Nous insistons donc pour que vous ayez Tobligeance 
de nous faire connaltr-e, dfes que vous le pourrez, votre adhÄsion 
definitive. 

Toutes les Communications doivent etre adress^es k M« 
Ch.-Ed. Guillaume, physicien du Bureau international des 
poids et mesures, secr^taire pour l'etranger, au Pavillon de 
Breteuil, Sfevres (Seine-et-Oise). 

Le President du Comite d'organisation, Le Trösorier, 

CoENu, G. De La Toüannb, 

Membre de llnstitut, rue de Toumon, 8, Paris. 
President de la Soci^t^ fran^aise de phjsique. 

Les Secretaires: 
Ch.-EId. Guillaume, Lucien Poincab^, 

Au Pavillon de Breteuil, S^vres boulevard Raspail, 105 bis, Paris. 

(Seine-et-Olse). 



Nr. 9.] 



Sitzung Tom 11. Mai 1900. 



97 



LISTE DES EAPPOETS. 



MM. 
Abraham. — Determination de v, 
Amagat. — Statique des fluides. 
Ames. — L'^quiyalent m^canique de 

la calorie. 
Abbheniüs. — Öectrolyse et ionisa- 

tion. 
d^Absonyal. — Les courants de 

haute Mquence dans Torganisme. 
Babus. — Pyrom^trie. 
Battelli. — Oalorim^trie des fluides. 
Becqüebbl. — Itajons uraniques. 
Bsvorr (R.). — Pr^cision des d^ter- 

minations m^trologiques. 
BiCHAT et SwYNGEDAUw. — Ph6no- 

m^nes actino-61ectriques. 
Bjebknes (V.). — Actions hydro- 

dynamiques k distance. 
Blokdel. — Inscription des courants 

eiectriques variables; oscillo- 

graphes et rh^ographes. 
Blokdlot et GuTTON. — Vitesse des 

ondes ^lectriqnes. 
Boübgeois (Commandant). — Pesan- 

teur k la surface du globe. 
BouTY. — Les di^lectriques ga- 

zeux. 
BoTs. — La constante de la gravi- 

tation. 
Bbaklt. — Variation de r^sistance 

des tubes k limaille. 
Bbilloüin. — Diffusion des gaz. 
Bboca. — Transmission de T^nergie 

dans Porganisme. 
Cabyallo. — Les formules de dis- 

persion. 
Chabpentieb. — Ph^nomönes qui se 

produisent sur la r^tine. 
Ohbistiansen. — £lectricit6 de con- 

tact. 
CoBNu. — Vitesse de lumiöre. 



MM. 

Crova. — La constante solaire. 

Cubie (M. et M™). — Les nouvelles 
substances radio-actives et les 
rayons de Becqüebel qu*elles 
emettent. 

Dbude. — Propri^t^ optiques des 
m^taux. 

Du Bois. — Propri^t^ magn^tiques 
de la mati^re pond^rable. 

Dtjpoub (Ch.). — Photometrie stel- 
laire. 

EöTYös (R.). — £tude des snrfaces 
de niveau newtoniennes ^lec- 
triques et magn^tiques. 

ExKEB. — £lectricite atmosph^rique. 

Galftzine (Prince). — L'indice cri- 
tique. 

GouY. — L'^talon de force electro- 
motrice. 

GuiiiLAUME. — D^isions interna- 
tionales conoemant les unit^ et 
la nomendature. — Propositiohs 
diverses. 

Gbiffiths. — L'unitö de chaleur. 

Hagenbach. — Optique de la glace; 
glaciers. 

VAN*T Hoff. — Cristallisation k tem- 
p^rature constante. 

Hübhuzescu. — Force ^lectromotrice 
d'aimantation. 

Kelvin (Lord). — Conditions de la 
Formation des ondes de T^ther 
par le d^placement de la mati^re 
pond^rable; caract^re non oscil- 
latoire de ces ondes pour des 
vitesses de d^placement inf^rieures 
k Celle de la lumiöre. 

VON Lang. — L'arc ^lectrique. 

Leduc. —[äquivalent ^lectrochimique 
de Targent. 



98 



Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 9. 



MM. 

LiPPMANN. — L'^chelle absolue des 

temp^ratures. 
LüMHEB. — L'^mission des corps 

noirs, des solides et des liquides. 
LoRENTz. — Magn^to-optique. 
Mac£ de L^pinat. — D^terminations 

m^trologiques par les m^thodes 

interfiirentielles. 
Mathias. — Oonstantes critiques et 

formules caract6ristiques. 
TAKDEsMENSBRüaGHE. — Ph^nom^nes 

capillaires. 
Nagaoka. — Magn^to-striction. 
Oimopp. — M^thodes pbysiques en 

chimie. 
Paulsbn. — Kaurore polaire. 
Pellat. — Laboratoires nationaux. 
Pebrin (Jean). — Ph^nom^nes osmo- 

tiqaes. 
P01KCAB6 (H.)..— Bapports entre la 

pbjsique exp^rimentale et la 

phjsique math^matique. 
PoiNCAni! (L.). — Thrones de la 

pile voltai'que. 
Potier. — Les courants poljphas^s. 
PoYNTiNG. — Theorie de la pro- 

pagation de l'^lectricit^. 



MM. 

Pringsheim. — L'^mission des gaz. 
RiGHi. — Les ondes bertziennes. 
Bttbens. — Les grandes longueurs 

d'onde. 
Btdberg. — B^partition des raies 

spectrales. 
Sabasik et FoREL. — Les oscilla- 

tions des lacs. 
Schwedoff. — Bigidit^ des liquides. 
Spring (W.). — Les solides sous 

pression; difPiision des solides. 
Thomsok (J. J.). — Decharges 61ec- 

triques dans les gaz. 
TscHERNiKG. — L'accommodation. 
Villard. — Bajons cathodiques. 
ViLLARi. — LMonisation des gaz. 
VioLLB. — Vitesse du son. 
Voigt. — i^lasticit^. et sym^trie des 

cristauz. 
YAK DER Waals. — Statique des 

fluides (m^langes). 
Warbürg. — L^hyst^resis magn^- 

tique. 
Wien (W.). — Temp^rature et en- 

tropie de la radiation. 
Witz. — Progr^s r^cents de la 

th^orie des moteurs thermiques. 



99 



Die IHmensionen des du/nklen Kathodenraumes 
hei verschiedenen Oasen; von H. Mbert. 

(Vorgelegt in der Sitsung vom 11. Mai 1000.) 
(Vgl. oben S. 93.) 



In einer früheren Arbeit^) habe ich gezeigt, dass sich 
die Dicke d des HiTTOBF'schen Eathodendunkelraumes , d. h. 
der sogenannten zweiten QoLDSTEiN'schen Eathodenschicht, bei 
abnehmendem Gasdrücke p nach dem einfachen Gesetze 

(I) d.p^^d,' 

vergrössert, wobei m (< höchstens = 1) und d^ fQr das Gas 
und die Entladungsbedingungen charakteristische Constanten 
sind. Die Mitteilung weiteren Beobachtungsmateriales hat sich 
bislang dadurch verzögert , dass es im höchsten Grade er- 
wünscht erscheinen musste, die Messungen auch auf die ein- 
atomigen Edelgase, namentlich Helium und Argon auszudehnen, 
dass aber die Herstellung dieser Gase in der hierfür zu fordern- 
den Reinheit solche Schwierigkeiten bereitete, dass diese Mes- 
sungen noch nicht definitiv abgeschlossen werden konnten. 
Ich möchte mir dagegen erlauben, über einige an zwei- 
atomigen Gasen unterdessen erhaltene Ergebnisse kurz zu 
berichten. 

1. Solange der Gasdruck noch ein verhältnismässig hoher 
und die (von den Wänden des Entladungsraumes hinreichend 
weit entfernte) Kathode noch nicht vollkommen mit Glimm- 
licht bedeckt ist (also nach Hm. Wabbübg in dem Stadium 
des „normalen Kathodengefälles"), wächst d sehr rasch mit 
abnehmendem p, ä. h, der Exponent m der beiden geometri- 
schen Reihen, welche die einander entsprechenden d- und p- 
Werte bilden, ist gross: d^/d^ = (p^lpj)^, oder, wenn man 
logp als Abscisse^ logd als Ordinate aufträgt, so steigt die 
das Wachstumsgesetz log d+m\ogp=con6t darstellende gerade 
Linie steil an. Hierbei kann m den Wert 1 erreichen; dann 
verhalten sich die Dicken des Dunkelraumes einfach umge- 
kehrt proportional den Gasdrucken. Die Relation I gilt auch 

1) H. Ebbet, Wied. Ann. 69. p. 200. 1899. 



100 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaffc. [Nr. 9. 

/ 
dann noch, wenn die Rohrwände der Elektrode ziemlich nahe 
stehen, z. B. in cylindrischen Röhren, wenn auch nicht bis zu 
ganz tiefen Drucken; auch in diesen Fällen ist dann m gross, 
selbst wenn die Kathode bereits ganz mit Glimmlicht bedeckt ist. 

Das Glimmlicht trat auch bei den von mir verwendeten 
hochfrequenten Wechselströmen zuerst am Rande der Elek- 
trodenscheibe auf, längs dessen es bei abnehmendem Drucke 
immer weiter um sich griflf. Wo es gegen noch unbedeckte 
Oberflächenpärtien grenzt, ist eine eigentümliche Aufbiegung 
und Zuschärfung des Randes an der zunächst nur sehr dünnen 
Glimmlichthaut bei allen Gasen bemerklich, eine Erscheinung, 
welche die Herren Paalzow und Neesen auch bei der Batterie- 
entladung in Luft bemerkten.') Für die Mechanik der sicH 
hier abspielenden Vorgänge scheint dieses Phänomen von 
Bedeutung zu sein. 

Eine andere Erscheinung wurde öfter bei den höheren 
Drucken beobachtet, namentlich wenn die Elektrodenplatten 
neu waren: Die Anodenlichterscheinung und die Kathoden- 
erscheinung, welche durch den Wechselstrom rasch hinter- 
einander an derselben Platte ausgebildet werden, bevorzugen 
räumlich verschiedene Plattenstellen zu ihrer Ausbildung. 
Es hat den Anschein, als ob ein nachfolgendes Anodenlicht 
die Stellen vermiede, welche vorher von den Kathodenschichten 
eingenommen waren. Dieses Verhalten erinnert an eine von 
Hrn. E. Goldstein entdeckte Nachdauer der Wirkung bei 
einer Elektrode, die aus zwei verschiedenen Metallen (Alund Ag) 
besteht. ^) Das Anodenlicht verschmähte beim Commutiren des 
Stromes diejenige Metallhälfte, welche vom Kathodenlicht bevor- 
zugt wurde. Bei meinen Versuchen macht sich diese Wirkung 
in Bezug auf verschiedene Teile einer Elektrode aus ein und 
demselben Materiale (AI) geltend. OflFenbar infolge dieser 
einseitigen Beanspruchung durch die beiden Glimmphänomene 
wurde der Rand vielbenutzter Elektrodenplatten allmählich 
ganz blank und immer mehr metallisch glänzend, die Mitte 
dagegen rauh und matt. Während also die Randpartien redu- 
cirenden Wirkungen ausgesetzt schienen, machte sich in der 

1) A. Paalzow u. F. Neesek, Wied. Ann. 56, p. 277. 1895. 

2) E. Goldstein, Verhandl. d. Physikal. Gesellsch. zu Berlin 11. 
p. 785. 1892; Wied. Ann. 48, p. 785. 1892. 



Nr. 9.] Sitzung vom 11. Mai 1900. IQl 

Mitte eine oxydirende Wirkung geltend, was vielleicht auf eine 
räumliche Scheidung der Ionen hinweist.^) 

2. Von dem Momente an, in welchem sich die Elek- 
trodenplatte voUiommen mit Glimmlicht bedeckt hat, 
gilt zwar noch die Beziehung (I) ganz genau, nur wächst jetzt 
die Dicke d langsamer mit abnehmendem Drucke p (m ist 
kleiner als vorher) bei allen zweiatomigen Gasen. (CO, 
zerfällt bei der starken elektrischen Beanspruchung in CO 
und wie das SpectrQskop bestätigt, kann also als Gemisch 
beider und daher als zweiatomig angesehen werden.) 

Erst wenn die Elektrodenplatte vollkommen gleichmässig 
von den Glimmlichtschichten überzogen ist, sind die für .die 
verschiedenen Gase erhaltenen Messwerte untereinander ver^ 
gleichbar. Ferner müssen nach den früher (1. c. p. 202) ge- 
gebenen Erörterungen die Rohrwände allseitig weit von den 
äussersten Glimmlichtspitzen entfernt sein. Bei allen im 
Folgenden mitgeteilten Resultaten waren diese beiden Be- 
dingungen erfüllt. Dann gilt für alle Gase von dem betreflfen- 
den Drucke an der Satz 1: 

Nehmen die Drucke nach einer geometrischen 
Reihe ab, so nehmen die Dicken der Dunkelräume 
nach einer geometrischen Reihe zu; die Reihenexpo- 
nenten sind aber nicht einander gleich, stehen aber 
durch Gleichung (I) in einer einfachen Beziehung zu 
einander. 

Es ist bemerkenswert, dass Hr. E. Goldstein ^j ein ganz 
analoges Gesetz für die Zunahme der Schichtintervalle bei 
der Anodensäule mit abnehmender Gasdichte in Luft, Hg und 
Gemengen beider Gase fand. Dies weist aufs neue auf die 
auch durch anderweitige Erfahrungen gestützte Vermutung 
hin, dass jene Schichten analog constituirt sind wie die Ka- 
thodenschichten und sie daher auch analogen Vorgängen ihre 
Entstehung verdanken. 

Für dieselbe Platte (AI-Scheibe von 0,51 mm Dicke und 
1 cm Radins) wurden für m folgende Mittelwerte aus mehreren 
untereinander übereinstimmenden Beobachtungsreihen erhalten: 

1) Vgl. auch A. Wehkelt, Wied. Ann. 67, p. 421. 1899. 

2) E. GoLDSTEiK, Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wissensch. zu Berlin 
81. p. 876. 1881 ; Wied. Ann. 15. p. 277. 1882. 



102 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 9. 

Für H« w = 0,Ö5 CO, m = 0,52 

„CO w - 0,60 Aör m = 0,49 

„ N, m « 0,57 0, m = 0,46 

Sie gruppiren sich in bemerkenswerter Weise um die 
Zahl ^2' ^^^ grösste Abweichung vom Mittel m = 0,53 be- 
trägt ± 0,07 ; durch kleine Verunreinigungen, namentlich ver- 
schiedenen Trockenzustand des Gases^ können Abweichungen 
bis zu diesem Betrage in der Gurvenneigung herbeigef&hrt 
werden. Würde genau »^ = ^3 sein, so, würde in diesem Teile 
das Wachstumsgesetz durch die Relation: 

gegeben sem. 

Wollte man annehmen, dass der Dunkelraum von der- 
selben, der Stromstärke (die hier für allö Gase bei den be- 
treffenden Drucken nahezu die gleiche war) entsprechenden 
Zahl elektrisch geladener Gasteilchen gebildet werde, und dass 
deren Volumen dem MAMOTTE'schen Gesetze zufolge umge- 
kehrt proportional dem Drucke wachse, so hätte m für alle 
Gase stetig von 1 bei hohen bis zu ^s toi niedrigen Drucken 
abnehmen müssen, was entschieden nicht der Fall war. 

Zeigen die Werte von m und damit die Neigungen der 
log-Curven (vgl. p. 99 unten) für die verschiedenen Gase nur 
untergeordnete Abweichungen, so weisen dagegen die Curven- 
höhen oder die Werte der anderen Constante d^ (Dicken werte 
für /> = 1 mm Hg -Säule) auf individuelle Unterschiede hin. 
Für dieselbe Platte wie oben ergab sich für 

H, d^ = 2,91 COj do = 2,08 

CO do = 2,49 Aör d^ = 1,97 

N, rf; = 2,21 Oj rfo » USÖ 

Die Gase sind hier nach der Grösse der Dunkelräume, 
bei derselben Elektrodenplatte, demselben Gasdrucke und den 
nämlichen Entladungsbedingungen geordnet.^) Das Gemisch 
Luft hat seine Stellung' zwischen den constituirenden Bestand- 
teilen Ng und Og, CO2 liegt zwischen CO und 0. An den 
Enden der Reihe steht einerseits H^ mit grösstem Dunkel- 

1) Dass die geringen Unterschiede der Gesamtspannung und Strom- 
stärke, welche durch die Verschiedenartigkeit der Gasfüllung selbst be- 
dingt wird, keinen merklichen Einfluss bei der getroffenen Anordnung 
auf die c?- Werte ausQben, wurde durch eingehende Versuche festgestellt. 



Nr. 9.] Sitzung vom 11. Mai 1900. 103 

räume, andererseits 0^ mit dem kleinsten. Wegen dem un- 
gefähren Parallelismus der log-/>-log-«?-Geraden bleibt die Reihen- 
folge der Gase dieselbe, wenn man die Dicke der Dunkelräume, 
die sich iu ihnen entwickeln, bei anderen Gasdrucken vergleicht ; 
bei der genannten Elektrode sind sie z. B. für p = 2,0 mm: 

H, d«l,97 COg d=l,44 

CO d « 1,64 A6r d « 1,89 

N, d=l,49 Oj rf=l,32 

3. Hat der Dunkelraum bei fortschreitender Evacuation 
eine bestimmte Dicke A erreicht, so wird plötzlich das 
Wachsen wieder ein schnelleres; wieder schliessen sich die 
einzelnen Werthe genau dem obigen Gesetze an, aber m hat 
einen viel grösseren Wert wie vorher. 

Dieser „Knick" tritt bei der oben erwähnten Elektrode ein für 

H, bei iZ= 2,0 und J««2,0 

CO 1,3 2,2 

Nj 1,0 2,2 

COg 1,1 2,0 

Aör 0,9 2,1 

Oj 0,7 2,1 

Diese Discontinuität kann nicht dadurch bedingt sein, 
dass sich etwa die Glimmlichtschichten gegen die Glasumhül- 
lungen der von oben her angesetzten Zuleitung drängen, denn 
zieht man die innerste Glasröhre (c in Fig. 1 der oben citir- 
ten Arbeit) zurück, sodass das Ansetzen von Glimmlicht nur 
durch die äussere Umhüllung (Röhre d) gehindert wird, so 
ändert dies an dem Verlaufe der Erscheinung nichts. Auch 
die "untere Fläche des Zuleitungsstabes und die aus dem Winkel, 
unter dem die beiden Metallflächen zusammenstossen, aus- 
tretenden secundären Phänomene (Interferenzflächen nach Hrn. 
Jaumann, Summationsgebilde nach Herren E. Wiedemann- 
G. C. Schmidt) können nicht die Ursache sein; denn setzt 
man andere Platten in den Stil ein, so bleiben die Phäno- 
mene in dem Winkelraum die gleichen, die Discontinuitäten 
ereignen sich dagegen bei anderen Drucken und Dicken. Bei 
der Platte von 1 cm Radius beginnt das schnellere Abheben 
der Glimmlichtschicht, wie man aus den oben angeführten 
J- Werten sieht, von Dicken an, welche sehr nahe bei 2 mm 
liegen; wird eine Platte von 1,41 cm Radius, also der dop- 



104 Verhandlungen der Deutsehen Phjsikal. Gesellschaft. [Nr. 9. 

pelten Fläche bei gleicher Dicke verwendet, so beginnt der 
steilere Teil der das Gesetz darstellenden Linie für 0, erst 
bei etwa p = 0,50, während der Knick bei der kleineren Platte 
bei 0,70 liegt; da 0,70:0,50 = 1,40, also sehr nahe gleich 1,41 
ist, so verschieben sich die Discontinuitätsdrucke 77 anschei- 
nend umgekehrt proportional den Lineardimensionen der Elek- 
trodenplatten unter sonst analogen Bedingungen (wozu nament- 
lich wenigstens ungefähre Constanz der Stromstärke gehört; 
die hier verwendete Maschine „schaffte so viel nach," dass 
selbst bei Verdoppelung der Elektrodenfläche doch die Strom- 
stärke nahezu auf demselben Werte erhalten werden konnte; 
bei Anwendung anderer Elektricitätsquellen, insbesondere der 
Influenzmaschine, dürfte gerade dieser Umstand wesentlich 
anders ausfallen). 

Der Druck 11 des Gemisches Luft aus ^/g N, und Ys O3 
liegt bei ^5 ^fi + Vs 0,7 = 0,^, was mit dem direct gefun- 
denen Werte übereinstimmt, die Discontinuitätsstellen werden 
also durch Beimengungen pro rata ihres Betrages in der Druck- 
scala verschoben. (AehnUch für die in CO und zerfallene 
OOgiVii 1,3 + 7,1 0,7 = 1,1 wie oben.) 

4. Jenseits der Discontinuitätsstelle werden die 
Beobachtungen innerhalb der Grenzen der unvermeidlichen 
Beobachtungsfehler bis zu sehr tiefen Drucken hinab wiederum 
durch die Hauptgleichung (I) dargestellt; die Constanten m und 
und d^ haben jetzt die Werte für 

Hj if=0,97 />o«3,8 

CO 0,78 2,6 

N, 0,84 2,2 

CO, 0,79 2,1 

Aör 0,93 1,9 

O, 0,78 1,6 

In diesem Bereiche sind die Entladungsbedingungen viel 
instabiler: die Dicke des Dunkelraumes nimmt während des 
Stromdurchganges selbst fortwährend zu und gleichzeitig steigt 
die Entladungsspannung. Dies ist so auffallend, dass man 
daran allein schon, noch ehe man die Druck- und Dicken werf e 
reducirt hat, sofort erkennt, dass man beim Evacuiren in das 
Gebiet des steileren Curvenanstieges eingetreten ist. Am Aus- 
sehen der Entladung selbst ist kaum ein Unterschied wahr- 
zunehmen, nur wird von p = II an das Glimmlicht verwaschener. 



Nr. 9.] Sitzung vom 11. Mai 1900. 105 

Als Gesamtresultat aus allen Messungsreihen ergiebt sich, 
dass die Gleichung (I) das Entwickelungsgesetz des Hittokf'- 
schen Kathodendunkelraumes in allen einzelnen Fällen inner- 
halb der Grenzen der Beobachtungsfehler wenigstens für höhere 
und mittlere Drucke darstellt, nur haben die beiden Constanten 
in verschiedenen Druckgebieten andere Werte. Gerade diese 
Werte beanspruchen aber insofern ein besonderes Interesse, 
als sie augenscheinlich durch die Vorgänge bedingt sind, welche 
bei der Dunkelraumbildung wesentlich mitspielen. Versuchen 
wir daher zum Schluss noch einige Anhaltspunkte über die 
physikalische Bedeutung dieser Grössen zu gewinnen. 

a) Die die Curvenhöhe bestimmende Constante dQ ordnet, 
wenn wir vom grössten zum kleinsten Werte übergehen, die 
Gase in eine Reihe (vgl. p. 102), welche einen bemerkenswerten 
Parallelismus zu dei;]enigen Anordnung aufweist, auf welche 
Hr. John S. Townsend bei dem Studium der Wanderung der 
durch Röntgenstrahlen erzeugten Ionen durch die verschiedenen 
Gase hindurch geführt wurde. ^) Nach ihm ist die DiflFusions- 
geschwindigkeit der Ionen in H2 am grössten, in Og am kleinsten, 
und hat in Luft einen mittleren Wert, der aber dem für 0^ 
erheblich näher steht als dem für H3, wie bei uns. 

(Dass dort CO, an anderer Stelle steht wie hier, kann 
seinen Grund in dem bereits oben erwähnten Dissociations- 
vorgange haben.) 

b) Die die Curvensteigung bestimmende Constante m 
scheint mit dem Verhältnisse der translatorischen Energie zur 
Gesamtenergie in den Gasen (Ftran8i./^e8.) in naher Beziehung 
zu stehen, welches für einatomige Gase gleich 1, für zwei- 
atomige aber kleiner als 1 ist. In einer WasserstoflFatinosphäre 
sind z. B. bei tiefen Drucken die Wasserstofflinien nur noch 
in dem rötlichen Saume zu sehen, welcher die Elektrode un- 
mittelbar umhüllt (1. Goldstein' sehe Schicht, mit der nach 
Ausweis des Drehspiegels die Anodenschicht vollständig zu- 
sammenfällt). Das Glimmlicht hat eine blassgrünliche Farbe 
und weist nur die Linien des von der Hg-Pumpe kommenden 
flg-Dampfes auf. Hier wird der Dunkelraum also lediglich 



1) Vergl. z. B. das Referat über diese Arbeit in der Physikal. 
Zeitschr. 1. p. 313. 1900. 



106 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 9. 

gegen Hg-Dämpfe vorgeschoben. Als Steigungscoefficient er- 
giebt sich sehr nahe m ^ M = 1. Nun ist aber nach Clausius 
?^t«inBi./^ges. = 3/2 {CJC^ -. 1), es ergiebt sich also für CJC^ = k 
in der That 1 , 66 , wie die Herren KuNDT und Waebueg für Hg-Dampf 
fanden. Etwas Aehnliches scheint für Helium zu gelten, wenigstens 
nähert sich M für dieses Gas immer mehr der Einheit, je 
reiner es ist, sodass hier für seine Einatomigkeit ein neues 
Beweismittel gegeben wäre. 

Man kann den eben gezogenen Schluss vielleicht auch auf 
die unter 2. genannten Curventeile der Gase ausdehnen, welche 
die den zweiatomigen Gasen eigentümliche geringere Steigung 
^ = ^tranBi/^es. ca. Y2 babeu (vgl. p. 102). Man erhält dann 
freilich kleinere Werte für k (ca. 1,33) als sonst diesen Gasen 
zukommt. Man darf aber nicht vergessen, dass diese in der 
Umgebung der Wechselstromelektrode eine sehr hohe Temperatur 
besitzen. Der Wert für k hat sich immer für höhere Tem- 
peraturen wesentlich kleiner als für niedrige ergeben. Setzt 
man die Relation C^ — (7^ = Ä (Ä Gasconstante, = 2 cal) auch 
hier noch als gültig voraus, so kann man C^ eliminiren und 
wird dann auf Grund der bekannten Relationen zwischen C^ 
und der Temperatui'^) zu Temperaturwerten des Gases für den 
hier gefundenen Wert von ä = 1,33 geführt, welche nicht zu 
hoch sein dürften. 

Anf die individuellen Verschiedenheiten der einzelnen Gase 
bezüglich des m sei nur hingewiesen.*) Deutet man m in 
diesem Sinne, so würde die Gleichung (I) aussagen: Je mehr 
ein Gas geeignet ist, ein ihm zugefuhrtes Quantum Arbeit in 
translatorische Energie überzufuhren, um so schneller wächst 
bei ihm der Dunkelraum bei Verminderung des Druckes. 

München, Phys. Inst. d. Techn. Hochschule, April 1900. 



1) Vgl. z. B. E. H. Amaoat, Compt. rend. 121. p. 863. 1895. 

2) Bemerkenswert ist z. B. die Sonderstellung, welche das Chlor in 
thermischer Beziehung einnimmt. Es verhält sich wie ein dreiatomiges 
Gas. Bekannt ist nun, wie es auch bei Gasentladungen ein durchaus 
abweichendes Verhalten im Vergleiche mit allen übrigen Gasen zeigt 
Dunkelräume lassen sich in ihm kaum erzeugen (Fa&aday), Monkmann 
konnte die in anderen Gasen gefundenen Stauwirkungen in Gl nicht nach- 
weisen etc. 

Druck von Metzger & Wittig in Leipzig. 



Jahrg. 2. Nr. 10. 

Verhandlungen 

der 

Deutschen Physikalischen Gesellschaft. 



S^ttxnns TOni 25. Mai 1900. 

Vorsitzender: Hr. E. Wabbdkg. 

Hr. H. Starke spricht 
über die Reflexion der Kathodenstrahlen. 



Hr. F. F. Martens demonstrirt dann 
einen neuen Flammenmesser für Hefnerlampen. 



Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte 
zu Aachen, 17. bis 22. September 1900. 

Diejenigen Mitglieder, welche beabsichtigen auf der dies- 
jährigen Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte in 
der Abteilung für Physik einen Vortrag zu halten, werden 
gebeten, das Thema bis zum 15. Juni Hrn. Prof. Dr. Max Wien 
in Aachen mitzuteilen, damit dasselbe noch in die dem- 
nächst zu versendenden allgemeinen Einladungen aufgenommen 
werden kann. 



•108 



Neuer Flammen/messer für STefnerlam^pen; 
van F. F. Martens. 

(Vorgetragen in der Sitzuhg vom 25. Mai 1900.) 
(Vgl. oben S. 107.) 



Als Lichteinheit definirt man zur Zeit in Deutschland 
allgemein die Lichtstärke einer ÜEFNER'schen Amylacetatlampe, 
deren Flammlenhöhe 40 mm beträgt. 

um die Höhe der Flamme zu messen, sind zwei Flammen- 
messer im Gebrauch, das Hefner' sehe Visir und der Knüss'- 



Fig. 1. 





sehe optische Flammenmesser. Beide sind nicht als vollkommen 
zu bezeichnen. Das HEFNEß'sche Visir erfordert eine ganz 
bestimmte Stellung des Auges. Hr. Kbüss entwirft ein reelles 
Bild der Flammenspitze auf einer Mattscheibe; letztere ver- 
schluckt viel Licht, sodass der lichtschwache, äusserste Teil 



Nr. 10.] Sitzung vom 25. Mai 1900. 1Ö9 

der Flamme schwer oder gar nicht sichtbar ist. — Hr. 
Bbodhün und Hr. Liebenthal haben mittels eines Hohlspiegels 
bez. einer ebenen Glasplatte ein reelles bez. virtuelles Bild 
einer hellen Linie am Orte und in der Höhe der Flammen- 
spitze entworfen; beide Methoden sind nicht in die Praxis 
eingedrungen. 

Der neue Flammenmesser besteht aus einem rechtwink- 
ligen Prisma P (vergl. Fig. 1 und Fig. 2), welches fest mit der 
Lampe verbunden ist. Die Hypotenusenfläche ist sphärisch 
geschliffen, sodass ein reelles umgekehrtes Bild der Flamme 
über der wirklichen Flamme entsteht. Die Flammenhöhe wird 
(durch Verschieben des Dochtes im Dochtrohr) so regulirt, 
dass die wirkliche und die gespiegelte Flammenspitze sich 
gerade berühren. Steigt nun z. B. die Flammenhöhe 1 mm, 
so senkt sich das Flammenbild 1 mm, die Verschiebung der 
Spitzen gegeneinander beträgt 2 mm. 

Verschiebt sich während der Beobachtung die Flammen- 
spitze seitlich, z. B. in der Richtung des in Fig. 2 gestrichelt 
gezeichneten Pfeiles, so bewegt sich das Bild in demselben 
Sinne; die gespiegelte und die wirkliche Flammenspitze liegen 
stets übereinander und können daher genau zur Berührung 
gebracht werden. Dies ist nicht der Fall bei Anwendung eii^es 
einfachen Hohlspiegels an Stelle des Prismas ^ da sich dann 
die beiden Spitzen in entgegengesetztem Sinne bewegen. 

Um das Prisma zu justiren, wird eine Lehre, deren obere 
Schneide gerade 40 mm über dem Rande des Dochtrohres 
liegt, auf die Lampe gesetzt. Das Prisma wird dann so be- 
festigt, dass die wirkliche und die gespiegelte Lehre sich gerade 
berühren. 

Berlin, Optische Werkstätte von Feanz Schmidt äHaensch. 



110 



Ueber Spectra von Gasgemengen und von JEnt- 
ladungshüllen; von E. Goldstein* 

(Mitgeteilt in der Discussion über den Vortrag des Hrn. Lewis in der 
Sitzung vom 11. Mai 1900.) 

(Vgl. oben S. 93.) 



Aus unveröflFentlichten Beobachtungen, die ich vor längerer 
Zeit angestellt habe, kann ich den von Hrn. Lewis consta- 
tirten Einfluss von Beimischungen auf das Spectrum des Stick- 
stoffs bestätigen. Wird dem Stickstoff Sauerstoff zugesetzt, 
so wird die relative Helligkeit des schraffirten Teiles seines 
Spectrums (Rot bis Anfang des Grün) stark herabgesetzt. Um- 
gekehrt wenn Luft stark mit Natriumdampf geschwängert wird. 
Der grösste Teil des Spectrums von Grün bis einschliesslich 
Violett wird dann sehr schwach, während Rot bis beginnendes 
Grün grosse Helligkeit zeigen. Auch im Spectrum von Stick- 
stpff, der aus Natriumnitrit und Salmiak hergestellt war, beob- 
achtete ich beim schraffirten Teil des Spectrums viel grössere 
relative Helligkeit als bei Stickstoff, der aus der Atmosphäre 
durch Einleiten von Luft • in Kalilauge mit Pyrogallussäure 
gewonnen war. Die Spectralröhre selbst erscheint bei dem 
aus Natriumnitrit bereiteten Stickstoff goldgelb, wenn sie unter 
sonst gleichen Entladungsbedingungen bei atmosphärischem 
Stickstoff mehr pfirsichblütfarbiges Licht giebt. Ueber den 
spectralen Einfluss von Beimengungen hat auch A. Schüstee 
Beobachtungen publicirt. 

Hr. Lewis erwähnt femer ein chamoisgelbes Leuchten 
des verdünnten Stickstoffs nach Unterbrechung der Entladung. 
Ueber das gelbe nachleuchtende Licht bei Luft und über die 
entsprechende (himmelblaue) Erscheinung bei Wasserstoff habe 
ich bereits 1883 Beobachtungen veröffentlicht.^) Die betreffen- 



1) £. Goldstein, Verhandl. d. Physik. Gesellsch. zu Berlin 2. p. 16. 
1883. 



Nr. 10.] Sitzung vom 11. Mai 1900. 111 

den Erscheinungen rühren her von einer (mit der sogenannten 
Aureole nicht identischen) besonderen Lichthülle, die von 
atmosphärischen Drucken bis zu geringen Dichten die Ent^ 
ladung in allen Gasen umgiebt. Bei atmosphärischem Druck 
ist die Entladungshülle eng und relativ kurzdauernd; je ge- 
ringer die Gasdichte, desto grösser ist die räumliche Aus- 
dehnung der Hülle und die Dauer ihres Nachleuchtens. Sehr 
weite. Gefässe werden vollständig, von ihr erfüllt. Von einer 
gewissen Dichte ab, die für cylindrische Röhren abhängt von 
ihrer Weite und desto geringer ist, je grösser die Rohrweite, 
nimmt die Helligkeit des Hüllenlichtes wieder bis zum Ver- 
schwinden ab. Farbe und Formen der Lichthüllengebilde 
sind von Gas zu Gas verschieden. Die auffallendsten Formen 
zeigen sich in Wasserstoff. Das von Mobben, Sabasin u. A. 
]intersuchte und auf fremde Beimischungen zurückgeführte 
Nachleuchten GEissLEB'scher Röhren beruht, wie ich bereits 
I. c. ausführte, auf diesen Erscheinungen der Entladungshülle, 
die bei geringen Gasdichten die Röhre ausfüllt, und die eigent- 
liche Entladung beträchtlich überdauert. Dass sie bei den 
entsprechenden Gasdichten von so vielen Autoren nicht wahr- 
genommen bez. erwähnt wurde, dürfte lediglich mit dem 
Umstände zusammenhängen, dass die. Erscheinung nur in 
trockenen Gasen deutlich wahrnehmbar ist. Eine Beimen- 
gung zu den reinen Gasen also ist für ihr Auftreten nicht 
erforderlich. H. Hebtz, der die Erscheinung selbständig noch- 
mals auffand und sie von anderen Gesichtspunkten aus — 
namentlich bezüglich ihrer, mechanischen und Wärmewirkungen 
— untersuchte, fand, dass die Entladungshülle, obwohl un- 
sichtbar, auch in feuchten Gasen existirt, insofern ihre mecha- 
nischen und Erwärmungswirkungen auch dort zu erzielen sind. 
Hebtz hat auch gefunden, dass die Lichthülle in Stickstoff 
ein discontinuirliches Spectrum giebt, das verschieden ist von 
dem bekannten Bandenspectrum des Stickstoffs, hat aber d.iese 
Beobachtung nicht veröffentlicht. An dem Licht der blauen 
Entladungshülle in Wasserstoff habe ich selbst ein von Grün bis 
Ultraviolett reichendes, aus mindestens zehn gleichartigen Ban- 
den bestehendes Spectrum aufgefunden, das von den bekannten 
beiden Wasserstoffspectren durchaus verschieden ist (1. c. p. 18). 
Hebtz, der es ebenfalls beobachtete, war über seine Zugehörig- 



112 Verliandliiiigeii der DeatacbeD PfaysikmL GeaeUsehalt [Nr. 10. 

keit in Zweifel^); ich selbst habe mich durch Anwendung 
möglichst reiner Materialien nnd einwurfefireier Znleitnngs- 
methoden überzeugt, dass es sich um ein neues (drittes) 
Wasserstoflbpectrum handelt. — In Sauerstoff und stark sauer- 
stoffhaltigem Stickstoff (Luft) ist das Hüllenlicht gelb, sein 
Spectmm continuirlich. — Hr. Lewis hat die interessante Er- 
sdieinung constatirt, dass die Glaswand einer Entladungsrohre, 
die Yon schwach feuchtem Stickstoff durchströmt wird, viel 
beller phosphoresdrt, als wenn das Gas ruht. Nach Erschei- 
nungen, die ich an festen Körpern unter dem Einfluss der 
Entladung beobachtet habe, scheint es mir denkbar, dass ein 
▼on Entladungen durchsetztes ruhendes Gas in den ersten 
Momenten eine andere Strahlung hat , als spater. Die ultra- 
violette, phosphorescenzerregende Strahlung, die Hr. Lewis 
auch photographisch bei dem strömenden Gase constatirt hat^ 
würde dann nur der Emission der ersten Entladungsmomente 
angehören, und in seinen Versuchen scheinbare Dauer nur 
dadurch gewinnen, dass fortwährend frisches Gas durch das 
Entladungsrohr strömt Die Erscheinungen, die andauernden 
Entladungen in ruhendem Gase entsprechen, fallen dann w^, 
und es summiren sich für das Auge lediglich die Erscheinungen 
des Entladungsanfangs. 



1) £L Hebez, VerhandL d. Physik, aeselbch. za BerUn 2. p. 15. 1883. 



Druck von MeUger & Wittig in Leipzig. 



Jahrg. 2. Nr. 11. 

Verhandlungen 

der 

Deutschen Physikalischen G-esellschaft. 



Sitzung Tom 15. Juni 1900. 

Vorsitzender: Hr. E. Wakbükg. 



Der Vorsitzende gedenkt des Verlustes, den die 
Gesellschaft durch den am 7. d. Mts. erfolgten Tod 
ihres langjährigen Mitgliedes 

E. R. Hoppe, 

Professor und Privatdocent an der Universität Berlin, 

erlitten hat. Die Anwesenden erheben sich zum 
ehrenden Angedenken des Hingeschiedenen. 



Die folgenden, vom Vorstand beantragten Aenderungen 
der Satzungen 

1. § 1 erhält folgenden Zusatz: 

Die Gesellschaft soll in das Vereinsregister eingetragen 
werden. Nach erfolgter Eintragung erhält der Name 
der Gesellschaft den Zusatz: „Eingetragener Verein ^^ 

2. In § 2.c) werden die Worte: „und Chemie** gestrichen. 

3. In § 13 werden die Worte: „Am Schluss dieser Sitzung** 
abgeändert in: „In dieser Sitzung". 

4. In § 16 werden die Worte: „des Vorstandes" gestrichen. 



114 Vcyiaa^.^nsges (kr De-zäebea PkjmkaL GcarfWIaft- Xr. 11. 

5. Zu § 15 wird fainzngefugt: 

Ist ein doswärdges Khglied zum Vordtzenden gewählt, 
so muss ausserdem ein Berüiier Mitglied als stell- 
rertretender geächäftsführender Vorsitzender gewählt 
werden. Zwischen beiden werden die Geschälte (§ 26 
und 21, in angemessener Weise geteilt. 

6. In § 33 werden die Worte: ..dem Inhalt nach** ab- 
geändert in: ..dem Wortlaut nach-. 

werden Ton der nach § 33 hierzu beschlnssfahigen Versammlung 
in erster Abstimmung einstimmig angenommen. Es hat über 
diese Anträge nunmehr eine zweite auf schriftlichem Wege 
Torzunehmende Abstimmung stattzufinden, zu der sämtliche 
Mitglieder der Gesellschaft aufgefordert werden. 



Hr. M. TUe^n trägt vor: 

über allgemeine Xaturconstanten. 



Von Hm. E. Wabbfbg werden dann folgende Abhand- 
lungen Toi^elegt: 

1. Hr. CL Schiefer: 

über den Einfluss der Temperatur auf die 
Elasticität der Metalle. 

2. Hr. W. MftUer-Erzbaeh (Bremen): 

der nach der Verdunstung dynamisch gemessene 

relative und absolute Dampfdruck des Quecksilbers 

und anderer Flüssigkeiten. 

3. Hr. W. Eaufinann (Göttingen): 

Versuch einer Erklärung des dunklen Kathoden- 
raumes. 



Anknüpfend an die letzte dieser Mitteilungen spricht 
Hr. E. Ooldstein ebenfalls 

über den sogenannten dunklen Eathodenraum. 



Nr. 11.] Sitzung vom 15. Juni 1900. 115 

Als Mitglieder werden in die Gesellschaft aufgenommen: 

Hr. Dr. Dbnizot, Charlottenburg, Charlottenburger Ufer 9. 

Hr. Dr. B. A. Woeingeb, Grunewald, Hagenstrasse 3. 

Hr. Dr. H. Siedentopf, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der 
optischen Werkstatt von C. Zeiss in Jena. 



116 



TJeber allgemei/ne Natur constanten; 
von M. Thiesen. 

(Vorgetragen in der Sitzung vom 15. Juni 1900.) 
(Vgl. oben S. 114.) 



Hr. Planck hat bemerkt, dass das WiEN^sche Strahlungs- 
gesetz zwei Naturconstanten liefert, welche im Verein mit der 
Lichtgeschwindigkeit und der Constanten des Gravitations- 
gesetzes genügen, um die mechanischen Grössen und die 
Temperatur in natürlichen, von der Beschaffenheit eines be- 
sonderen Körpers unabhängigen Einheiten auszudrücken.^) Ich 
selbst wies dann darauf hin, dass zwei solche Constanten auch 
schon, unabhängig von der meiner Meinung nach weder theore- 
tisch noch experimentell genügend gesicherten besonderen Form 
des Strahlungsgesetzes, aus den für schwarze Körper von 
BoLTZMANN uud vou WiEN aufgestellten Gesetzen folgen, welche 
die Abhängigkeit der Gesamtstrahlung und der Lage des 
Strahlungsmaximums von der Temperatur bestimmen, und 
gegen welche keine Bedenken vorliegen.^) 

Nun sind aber noch weitere allgemeine Naturconstanten 
bekannt oder doch theoretisch aufgestellt worden, und es liegt 
die Frage nahe, welche Beziehungen zwischen ihnen und dem 
oben erwähnten System — zu dem man noch die Constante 
des CouLOMB'schen Gesetzes hinzufügen wird — bestehen. 
Man wird als Princip hinstellen können, dass es voneinander 
unabhängige Naturconstanten gleicher Dipaension nicht giebt. 
Treten daher selbst auf den verschiedensten Gebieten solche 
Constanten von gleicher Dimension auf, so wird man das Be- 
stehen einer theoretischen Beziehung zwischen ihnen behaupten 
dürfen und man wird Grund haben, die Beziehung als eine 
enge anzusehen, wenn sich das Verhältnis der Eins nähert. Ein 
klassisches Beispiel dafür, dass eine zunächst rein empirisch 



1) M. Planck, Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wissensch. zu Berlin 
1899. p. 440; Ann. d. Phys. 1. p. 69. 1900. 

2) M.THiE8EN,VerhandI. d. Deutsch. Physikal. Gesellscb. 2.p.67. 1900. 



Nr. 11.] Sitzung vom 15. Juni 1900. 117 

gefundene Beziehung zwischen zwei Naturconstanten von der 
grössten Bedeutung für die Theorie werden kann, bietet die 
Vergleichung der aus der Verbindung des CouLOMB'schen mit 
dem Amp^jbe' sehen Gesetze folgenden Constante mit der Licht- 
geschwindigkeit. 

Ich habe es daher für nicht unwichtig gehalten, ander- 
weitig aufgestellte Naturconstanten in den Einheiten des er- 
wähnten Systems auszudrücken. Zu diesem Zwecke sind zu- 
nächst die Einheiten des Systems in den üblichen Einheiten 
(Gramm, Centimeter, Secunde, Celsiusgrad, elektrostatische 
Einheit) wiederzugeben. Es sind dies die folgenden: 

1. Die Lichtgeschwindigkeit 

^ = ^1^' 1/1 = 1010.2,998; Log Vj = 10,477. 

2. Die Beschleunigung, welche einer Masse durch die 
Masse Eins im Abstände Eins erteilt wird: 

"P^-'Pi-^^' <jPi = 10-8.6,66; Log<;Pj = 8,823. 

3. Die bewegende Kraft, welche die Einheit der Elek- 

tricität auf eine mit der Einheit der Elektricität verbundene 

Masse ausübt: 

__ g.cm' , __ - 

^ ~'^i e^.sec« ' ^1 — A. 

4. Die Strahlungsdichte bei der Temperatur Eins: 

^ ^ ^ g 

1 cm .sec'. Orad* 

Aus den Versuchen folgt unmittelbar er v gleich dem vier- 
fachen Wert der von der Flächeneinheit in der Zeiteinheit 
ausgesandten Energie. Nach Kurlbaum wird: 

^1 ^1 = ^ • 1S2 = ^'^^^ ^^- ' ^^« ^1 = ^'^^^• 

5. Die Wellenlänge, welcher bei der Temperatur Eins die 
grösste Strahlungsenergie entspricht: 

T = Tj cm . Grad ; r^ = 0,293 ; Log r^ = 1,467. 

Hiermit vergleichen wir die folgenden Constanten, welche 
mit den vorstehenden fortlaufend numerirt werden sollen. 



118 Verhandlungen der Dentachen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 11. 

6. Die aus dem AyooADBo'schen in Verbindang mit dem 
BoYLE'schen und (rAY-LussAG'schen Gesetze folgende Constante, 
welche man nach dem Vorgange von Boltzmank als Losghmedt'- 
sche Constante zu bezeichnen anfangt, d. h. die Zahl der 
Teilchen eines ideellen Gases in der Raumeinheit, welche bei 
der Temperatur Eins den Druck £ins ausüben: 

,. ,. sec'.Grrad ^ a i q 

Nach den sichersten Schätzungen ist diese Zahl bei 0^ 
und dem Drucke einer Atmosphäre etwa gleich 21.10^^; dar- 
aus folgt 

fi = 5,66 . 10^«; Log Ci = 15,753 
und weiter 

Log?i^i^i' = 0,003; fj(rTi»=l,0. 
Es ist also empirisch gefunden: 

f^T»=l. 

Ist die gute numerische Uebereinstimmung wohl auch 
mehr als eine zufallige anzusehen, so ist immerhin das be- 
merkenswerte, wenn auch zunächst ohne Erklärung dastehende 
Resultat bewiesen, dass der Ordnung nach der Druck, welchen 
die schwarze Strahlung bei der Temperatur Eins ausübt, gleich 
dem Druck ist, welchen ein Teilchen in der Raumeinheit bei 
derselben Temperatur ausübt, vorausgesetzt, dass Räume und 
Temperaturen in unsem oben aufgestellten natürlichen Ein- 
heiten gemessen werden. 

7. Das elektrische Elementarquantum (nach Helmholtz 
und Budde) 

6 = £^ e = €j (T^V« TT"^/'/» . «•*/• T*/"*'». 

Direct gut bestimmt ist 

«1 fi = 10« . 3,481 ; Log «j f ^ = 6,5 12. 
Daraus folgt 

Loge, fr fl^T-^x'l^=%9S0. 

Die aus dem CouLOMB'schen (oder ÄMPjfcRE'schen) Gesetze 
in unsem natürlichen Einheiten definirte Mektricitätseinheit 
wäre also nahe das Zwölffache des elektrischen Elementar- 
quantums. Auch hier deutet der kleine Zahlenfactor eine enge 
theoretische Beziehung an. Die directe Bestimmung von « 
durch J. J. Thomson führt zu wesentlich demselben Resultate. 



Nr. 11.] Sitzung vom 15. Juni 1900. 119 

8. Der LoßENz'sche Temperaturgrad ^), das ist „die Tem- 
peraturerhöhung, welche die Arbeitseinheit in derselben Zahl 
von Grundstoflfatomen, welche die Elektricitätseinheit normal 
aus dem Elektrolyten ausscheidet, hervorbringt" : 

7/i = 10M,416; Log^i = 6,151. 

Hieraus folgt Log ^^ (t^'/«Ti;^V« = 2,543; der Zahlenfactor 
in dem Ausdrucke von tj durch die natürlichen Einheiten hat 
also wieder nur einen massigen Wert. 

Der Ausdruck für 17 lässt nun eine interessante Umfor- 
mung zu. Führt man nämlich b und ^ an Stelle von x und 
<T ein, so erhält man unter Fortfall von r 

und bei Auswertung des Zahlenfactors 

4- = 0,406. . 

Diese Gleichung sagt aber aus, wie man leicht bei näherem 
Eingehen auf die Definition der Grössen ri und 6 f findet, dass 
für ein normales zweiatomiges Gas, wie es Lorenz voraussetzen 
muss, die Gleichung besteht: 

Druck = 0,406 . Dichte . Temperatur . Specifische Wärme bei 
gleichem Volumen. 

Die Richtigkeit dieser Gleichung folgt aber aus dem 
Clausius' sehen Ausdrucke für die Differenz der specifischen 
Wärmen und daraus, dass das Verhältnis der specifischen 
Wärmen für ein Gas der betrachteten Art nahe gleich 1,4 
ist. Man erkennt gleichzeitig, dass die Einführung der Grösse ri 
durch LoKBNz eine unnötige Complication bildet; eine ein- 
fachere Definition des Temperaturgrades hätte sich ihm aus 
der Grösse cf ergeben. 

9. Die LoEENz'sche Constante. ^) Als solche bezeichne 
ich den Quotienten aus der Wärmeleitungsfähigkeit durch die 
absolute Temperatur und die elektrische Leitungsfähigkeit: 



1) L. Lorenz, Pogg. Ann. 147. p. 433. 1872. 

2) L. Lorenz, Wied. Ann. 13. p. 599. 1881. 



120 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 11. 

Dass t/^j selbst für reine Metalle nicht vollkommen con- 
stant ist, scheint festzustehen^), ebenso aber auch, dass die 
Abweichungen für die am besten leitenden Metalle sehr klein 
sind. Hr. Deude leitet aus seiner Elektronentheorie eine Be- 
ziehung ab ^), die in unserer Bezeichnung 

lauten würde. Berechnet man aus dieser Beziehung den 
Wert von 1/;^, so erhält man 

t//i = 2,48 . 10-13; Logi/^i = f3,394. 

Die directen Bestimmungen der Leitungsvermögen von 
Metallen durch die Herren Jaeger und Diesselhobst ergeben 
Werte von t//^ , die sich dem oben berechneten für die reinen, 
besser leitenden Metalle sehr nähern und mit einziger Aus- 
nahme von Aluminium bei 18^ sämtlich grösser sind. Die 
DEüDE'sche Beziehung, welche von ihm selbst nur an sehr 
unsicheren Werten von c^ geprüft wird, scheint daher das 
constante Hauptglied von t// gut darzustellen. 

10. Das Verhältnis von Ladung und Masse in den Ka- 
thodenstrahlen: 

ö) = ©i -^ = löj (pY'l'z'J* . q)"l^/-'i^ . 

Die bisherigen Bestimmungen von «^ sind noch um einen er- 
heblichen Bruchteil unsicher; wir setzen 

«j = 5 . 10^7; Log«i = 17,699. 
Daraus folgt 

Log «,y7V.;^;/. = 21,287. 

Hier tritt also zum ersten Male eine sehr grosse Zahl in 
die Beziehung zwischen Naturconstanten gleicher Dimension 



1) Ich seihst hatte etwa im Jahre 18S9 die später von Hm. Liebenow 
veröffentlichte Formel, nach welcher die Abweichungen der Grösse Ytp 
von einer Constanten die thermoelektrische Hohe der Metalle definiren, 
aus der Hermann -KoHLRAuscH'schen Theorie unter teil weiser Benutzung 
ihrer Kritik durch Hrn. Büdde abgeleitet und eine experimentelle Prüfung 
auf elektrostatischem Wege beabsichtigt. Da letztere unterblieb, so habe 
ich auch die Ableitung nicht veröffentlicht. 

2) P. Drude, Ann. d. Phys. 1. p. 577. 1900. 



Nr. 11.] Sitzung vom 15. Juni 1900. 121 

ein. Doch darf man deshalb wohl nicht die Bedeutung der 
Grösse (o unterschätzen; vielmehr spricht manches für die 
Zweckmässigkeit, die Grösse q) aus unserem System zu ent- 
fernen, etwa in der Annahme, dass die NBWTON'sche Attraction 
nur eine secundäre Differenzwirkung sei. 

Führt man m statt q) und etwa noch c an Stelle von / 
ein, so kommt man zu einem, wie mir scheint, viel harmoni- 
scheren System, als dem ursprünglichen, in welchem beispiels- 
weise die Einheit der Dichte eine 93-ziffirige Zahl ist. 



122 



TJeher den Ei/nfluss 

der Temperatur auf die Elasticitüt der Metalle; 

von Clemens Schaefer. 

(Vorgelegt in der Sitzung vom 15. Juni 1900.) 
(Vgl. oben S. 114.) 



§1. 

Während die bisherigen Untersuchungen über die Aende- 
rung der Elasticität mit der Temperatur immer in dem Inter- 
vall von + 20^ bis + 100^ und höher hinauf gemacht wurden, 
wurde in der vorliegenden Arbeit die Elasticität bei tiefen 
Temperaturen (Kohlensäure- Aether-Gemisch von ca. — 70^ C; 
flüssige Luft von ca. — 186^ C.) untersucht. 

Gemessen wurden die Temperaturcoefficienten für den 
Elasticitäts- und Torsionsmodul, sowie die absoluten Werte 
der Moduln; auch über die elastische Nachwirkung und die 
Elasticitätsgrenze wurden Beobachtungen angestellt. 

Die benutzten Methoden sind folgende: 

1. Verlängerung durch Zug zur Bestimmung des Tem- 
peraturcoefficienten für den Elasticitätsmodul und des absoluten 
Wertes des letzteren; 

2. die Schwingungsmethode für den Temperaturcoefficienten 
des Torsionsmoduls und dessen absoluten Wert; 

3. eine statische Methode (vorzugsweise angewendet!) zur 
Bestimmung des Temperaturcoefficienten für den Torsionsmodul, 
sowie zur Messung der elastischen Nachwirkung und der Elas- 
ticitätsgrenze. 

§2. 

Die Gestalt des Apparates ist aus nachstehender Figur 
ersichtlich. 

a ist die Holzplatte eines Dreifusses, in welche der 
Messingstab {ö) eingeklemmt ist, der den zu untersuchenden 
Draht (c) vermittelst einer Klemmschraube hält. Mit diesem 
Drahte ist der (durchlöcherte) Aluminiumcylinder {d) fest ver- 
bunden und dieser mit dem Gestänge (e), welches unten die 
Holzplatte {f) mit Spiegel {s) und Haken trägt. Das ganze 



Nr. 11.] 



Sitzung vom 15. Juni 1900. 



123 



System kann also um die Längsaxe des Drahtes Schwingungen 
ausführen, wonach die Bestimmung der Temperaturcoefficienten 
für den Torsionsmodul 
und der absoluten Werte 
des letzteren ohne wei- 
teres ersichtlich ist. 

Wurde an dem er- 
wähnten Haken ein Ge- 
wicht befestigt, so senkte 
sich das ganze System 
um die dadurch be- 
wirkte Verlängerung des 
Drahtes; diese konnte 
gemessen werden an 
einer Mikrometerteilung 
{M) mittels eines Mi- 
kroskopes. 

Endlich konnte, wie 
aus der Figur ersicht- 
lich, durch Anhängen 
von Gewichten (kleinen 
Drahtstücken) an die 
Haken (ä) ein horizon- 
tales Di'ehmoment auf die Scheibe {f) und folglich auf den 
Draht (c) ausgeübt werden; die dadurch bewirkte Ablenkung 
ist für die Torsionselasticität charakteristisch; ihre Aenderung 
mit der Temperatur wurde gemessen. 

§3. 
Die Resultate lassen sich folgendermaassen zusammen- 
fassen: 

1. Der Elasticitäts- und Torsionsmodul {rj bez. k) lassen 
sich in dem Intervall von -|-20® bis —186^0. darstellen in 
der Form: 

^.= ^20(1-^(^-20)), 

^. = A3, (1-/9(^-20)). 

Der lineare Zusammenhang ergiebt sich aus der Gleich- 
heit der Temperaturcoefficienten in den beiden verschiedenen 
Intervallen. 




124 Verhandlungen d«'r Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 11. 

2. Der Temperaturcoefficient des Torsionsmoduls {ß) ist 
grösser als der des Elasticitätsinoduls'(<^); infolge dessen wächst 
der Quercontractionscoefficient fi mit der Temperatur.^) 

3. Je grösser der thermische Ausdehnungscoefficient, oder 
je niedriger die Schmelztemperatur, desto grösser die Tem- 
peraturcoefficienten, vgl. Tabelle; eine Ausnahme macht allein 
Gold. 

4. Die elastische Nachwirkung wurde gemessen bei AI, 
Agy Cu; sie zeigte bei Zimmertemperatur im wesentlichen den- 
selben Gang; bei —186^ war sie bei allen Metallen unmerk- 
lich geworden. 

5. Die Elasticitätsgrenze wird durch Temperaturemiedri- 
gung heraufgesetzt. 

6. Der Quercontractionscoefficient fi lässt sich darstellen 
in der Form: 

1 . M . X 1 - a (^ - 20) 

berechnet man aus dieser Gleichung die zu dem Werte ite^= J- 
zugehörige Temperatur, so erhält man eine der Schmelztem- 
peratur des betreffenden Metalles naheliegende Zahl, was mit 
theoretischen üeberlegungen stimmen würde. 
Es ergab sich so: 



für Platin: 


1741 


C. 


(1765« 


beob.) 


„ Nickel: 


1391 




(ca. 1400 


»> ) 


„ Silber: 


990 




(971 


» ) 


„ Kupfer: 


1169 




(1080 


y* ) 


„ Palladium: 


1724 




(1587 


»> / 


„ Eisen: 


1470 




(ca. 1500 


» ) 



Zum Vergleiche stelle ich in der folgenden Tabelle die 
von mir beobachteten Werte des Elasticitäts- und Torsions- 
moduls zusammen mit den Messungen älterer Beobachter; es 
ist zu bemerken, dass die Dickenmessung, die auf der Teil- 
maschine geschah, in die absoluten Werte einen Fehler von 
etwa 1 Proc. hereinbringt. 



1) Vgl. Katzenelsohn, Inaug.-Diss., Berlin 1887. 



Nr. 11.] 



Sitzung vom 15. Juui 1900. 



125 



Material 


i?,o in kg/mm^ 


k^Q in kg /mm* 




16220 (Tomlinson) 


6630 


(Tomlinson) 


Platin 


16020 (G. S. Meyer) 








16029 (Schaeper) 


6593 


(Schaeper) 




6669/ (^- Cardani) 


2269 


(Tomlinson) 


Aluminium 


6141 (Mallock) 
6218 (St. Meyer) 
7462 (G. S. Meyer) 








6330 (Schaeper) 


2329 


(Schaeper) 




21100 (Gm llaume) 
23100 (M. Cantone) 






Nickel 


17500 (St. Meyer) 
22600 (G. S. Meyer) 
24800 (Tomlinson) 








23544 (Schaeper) 


9518 


(Schaeper) 


Silber 


8I65I (B^u^^STER) 
8356 (Tomlinson) 


2650 
2566 
2770 


(Baumeistbe) 

(PlSATl) 

(Tomlinson) 




5897 (Schaeper) 


2467 


(Schaeper) 


' 


138481 

14059/ (^- Cardani) 


3612 


(Wertheim) 




11979. 


4450 


(Baumeister) 


Kupfer 


123121 (Amagat) 
12145' 


6464 
3972 


(Kiewiet) 
(Pisati) 




11977 (Olrarski) 


3900 


(Kohlrausch u. Loomis) 




9754 (St. Meyer) 








9879 (Schaeper) 


3967 


(Schaeper) 


Palladium -! 


9789/ (^'««theim) - 






1 


11284 (Schaeper) 


4613 


(Schaeper) 




17800 








19200 1 

15900 (^-S. Meyer) 


6940 
8108 


(Kohlrausch u. Loomis) 
(Pisati) 


Eisen 


16040 


7505 


(Katzenelsohn) 


21441 (Pjsati) 


6706 


(Wertheim) 




19024 (Katzenelsohn) 


7515 


(Tomlinson) 




19845 (Cardani) 








18347 (Schaeper) 


7337 


(Schaeper) 



126 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gresellschaft. [Nr. 11. 

§5. 

Die folgende Tabelle enthält eine Uebersicht über die 
Resultate. 



Material 


Mittlerer 

Aus- 

dchiiungs- 

coefficient 

zwischen 

Ou. 100 


Torsions- 
modul ^0 

mm* 


Jk 

in 'lo 

pro 

100« C. 


Elasti- 
citäts- 
modul 

1/20 in 
kg 

mm* 


in % 

pro 

lOO'^C. 


^90 


Schmelztemp. 




beob. 


ber. 


Platin 


0,0ß907 


6593 


1,78 


16029 


0,732 


0,215 


1765« 


luv 


Palladium 
Eisen 


0,041104 
0,041113 


4613 
7337 


2,696 
3 035 


11284 
18347 


1,979 
2,250 


0,223 
0,247 


1578 
1500 


1724 
1470 


Nickel 
Gold 


0,041279 
0,041454 


9518 


3,280 
3,014 


23544 


2,463 


0,2395 


1400 
1070 


1391 


Kupfer 
Silber 
Aluminium 
Zink 


0,041698 
0,041900 
0,042336 
0,042905 


3967 
2467 
2329 
1614 


4,489 
8,209 
24,72 

48,37 


9897 
5897 
6330 
4296 


3,627 
7,«5 
21,32 


0,245 
0,195 
0,359 
0,331 


1100 
970 
645 
419 


1169 
990 


Blei 


0,042948 


550 


78,67 


1493 


— 


0,4313 


327 


— 



127 



Der nach der Verdunstung dynamisch 

gemessene relative und absolute Dampfdruck 

des Quecksilbers u/nd anderer Jtlüssigkeiten; 

von W. Müll er- Erzbach. 

(Vorgelegt in der Sitzung vom 15. Juni 1900.) 
(Vgl. oben S. 114.) 



Nimmt man nach Maxwell die Diffusionsconstante mit 
dem Quadrate der absoluten Temperatur veränderlich an, so 
kann man aus der Formel s^ ='{sT^p^lTp) die Spannung s^ 
für die Temperatur T^ berechnen, wenn sie für T gegeben ist. 
Sind die Spannungen bekannt, so findet man aus dem Ge- 
wichtsverluste die durchschnittliche Temperatur während der 
Dauer des Versuches. Auf diesem umstände beruht die An- 
wendung des Wärmeintegrators, mit dem ich selbst zunächst 
befriedigende Resultate ^) erhielt und der auch nach den Beob- 
achtungen an der Hamburger Seewarte von keinem der dort 
benutzten Thermographen an Genauigkeit tibertroflfen wurde.*) 
Es muss dabei vorausgesetzt werden, dass die Verdunstung 
allein von der Temperatur an der Oberfläche der Flüssigkeit 
und dem Druck des entwickelten Gases abhängig ist und das 
hatte Heetz^) ebenso bei einer älteren Untersuchung über 
den Dampfdruck des Quecksilbers bereits wahrgenommen. 

Nach dem GEAHAM'schen Gesetze, dass die Ausströmungs- 
geschwindigkeiten verschiedener Gase bei gleichem Druck den 
Quadratwurzeln aus den specifischen Gewichten {d) umgekehrt 
proportional sind, erhält man für die austretenden Volumina (v) 
die Proportion 

A. = i/A. 

Sie gilt nicht nur für die Diffusion durch poröse Scheide- 
wände, sondern sowohl nach einzelnen Versuchen Graham's, 
wie besonders nach den zahlreichen und sorgfältigen Beob- 



1) W. Müller-Erzbach, Verhandl. der Physikal. Gesellsch. zu Berlin 
5. p. 36, 1888. 

2) Zeitschr. f. Instrum entenk. 10. p. 97. 1890. 

3) H. Hertz, Wied. Ann. 17. p. 177. 1883. 



128 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 11. 

achtungen von J. Loschmldt^), wie nach den theoretischen 
Erwägungen Stefanos 2) auch für die freie DiflPusion. Die Ab- 
weichungen der Versuchsergebnisse von dem Gesetz gehen nur 
in vereinzelten Fällen über die Grenze der Beobachtungsfehler 
weiter hinaus und sie werden von Loschmidt auf die in der Formel 
nicht berücksichtigten Unterschiede in der Form und Grösse 
der Molecüle zurückgeführt. Setzt man in der von mir an- 
gegebenen Weise ^) die Abhängigkeit der Diffusion vom Dampf- 
druck und dem Quadrate der absoluten Temperatur voraus, 
so findet man für die Dampfspannungen p^ und p^ 

oder für die Gewichtsmengen g^ und g^ an Stelle der Volumina 



9i_ ^ Ai/A 

92 ^2 K <4 



Diese Gleichung bestimmt das Gewichtsverhältnis der 
Dampfmengen zweier Flüssigkeiten, welche aus zwei gleich- 
geformten Gefässen bei derselben Temperatur durch Ver- 
dunstung entweichen. Lässt man Wasser an der Luft ver- 
dunsten, so muss letztere natürlich wegen des zu vermeidenden 
Gegendruckes andauernd trocken gehalten werden. Eine Ver- 
gleichung der auf diese Weise festgestellten Verdunstungsmenge 
des Wassers mit derjenigen des Schwefelkohlenstoffs ergab in 
einem älteren Versuche für die Temperatur von 4^ das Ver- 
hältnis 1 : 53,2, während die Rechnung nach der vorstehenden 
Gleichung 1 : 51,8 oder 1 : 50,2 verlangt, je nachdem man die 
von Gay-Lussac beobachtete oder die theoretische Dampfdichte 
für Schwefelkohlenstoff zu Grunde legt. 

Die Dampfdichten findet man bekanntlich in der Nähe 
des Siedepunktes beträchtlich grösser als der theoretische Wert 
erwarten lässt, und erst in viel höheren Temperaturen beob- 
achtet man den letzteren in genügender Unveränderlichkeit. 
Man hätte demnach für die gewöhnliche Lufttemperatur meist 
höhere Werte in Anrechnung zu bringen. Regnault*) hat 

1) J. Loschmidt," Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wisaensch. zu Wien 
61. p. 367; 62. p. 468. 1870. 

2) J. Stefan, 1. c. 63. p. 63. 1871. 

3) W. Müller-Erzrach, Wied. Ann. 34. p. 1047. 1888. 

4) H. V. Regnault, M^m. de Tacad. des sciences 26. p. 701. 1862. 



Nr. 11.] Sitzung vom 15. Juni 1900. 129 

jedoch festgestellt, dass zunächst die Dichte des Wasserdampfes 
im gaserfüllten Räume niemals um mehr als ^/^^q von der 
theoretischen Dichte 0,622 abweicht. Aehnliches ergab sich 
für Aetherdampf bei 0^ und bei 10^, während beim Alkohol 
in der Luft vielleicht infolge seiner Anziehung für Wasserdampf 
Abweichungen von ^/g der berechneten Dichte vorkamen. 

Ich habe deshalb für den gaserfüllten Raum entweder den 
theoretischen Wert oder einen ihm nahe kommenden eines 
bekannten Beobachters als Gasdichte angenommen, für Schwefel- 
kohlenstoff die von Gay-Lussac angegebene Zahl. Berechnet 
man nach derselben das Verhältnis der Verdunstungsmengen 
vom Wasser und Schwefelkohlenstoff für 11,2 <^, für 16,5<* und 
25^, so erhält man 1:42,9; 1:37,9 und 1 :31,6, während die 
Beobachtung 1 : 44,8, 1 : 39,9 und 1 : 37,5 ergiebt. Die Ab- 
weichungen werden also mit steigender Temperatur grösser, 
eine Erscheinung, die sich bei anderen Flüssigkeiten in der 
Nähe ihrer Siedepunkte wiederholt und die an die bekannten 
Unregelmässigkeiten in der Ausdehnung beim Siedepunkt er- 
innert. Eine Erklärung dafür habe ich nicht gefunden. Während 
für niedere Temperaturen durch gi = (jPigT^^jpT^) der Ge- 
wichtsverlust des Schwefelkohlenstoffs durch Verdunstung nach 
den Dampfspannungen p und p^ hinreichend genau ausgedrückt 
wurde, musste für höhere Temperaturen das Glied ^'"^^) hin- 
zugefügt werden. Von 20 ® aufwärts wurden die Abweichungen 
ohne Berücksichtigung des Zusatzgliedes beträchtUch hoch, 
während die Wasserverdunstung bis 50® nichts davon erkennen 
liess. Das Verhältnis der Gewichtsverluste beider Flüssigkeiten 
muss sich deshalb in der angegebenen Weise verändern. 

Die Dampfdichte des Aethyläthers bestimmt Hobstmann 
bei 132,6® zu 2,566, während die theoretische Dichte 2,557 
beträgt. Der Ausdruck y2,566/0,622 oder 2,03 führt mit dem 
bei 19® 25,5 mal grösseren Dampfdruck des Aethers im Ver- 
gleich zum Dampfdruck des Wassers für 19® auf das Ver- 
hältnis der Verdunstungsmengen 1:51,8. Eine Kugelröhre, 
die nach längerer Beobachtung in 24 Stunden bei 19® 15,9 mg 
an Wasserdampf verlor, liess nun bei derselben Temperatur 
und einem Barometerstand von 733 mm in 6^4 Stunden 226 mg 
Aethyläther verdunsten. Das Verhältnis der Verdunstungs- 

1) W. Müller-Erzbach, Zeitschr. f. Instrumenk. 10. p. 94. 1890. 



130 Verhandlungen der Deutschen Ph78ikal. Gresellschaft. [Nr. 11. 

mengen war demnach thatsächlich 1 : 54,6 oder 1 : 52,7 für 
den Barometerdruck von 76Ö mm. In einem zweiten Versuche 
fand ich für die Durchschnittstemperatur von 18,3® und für 
Normaldruck das Verhältnis 1 : 53,7 , während die Rechnung 
1 : 52,9 verlangt. Ebenso ergaben zwei weitere Versuche mit 
anderen Verdunstungsröhren bei 0,5® fast ganz übereinstimmend 
1 : 79,7 gegen 1 : 79,8 der Rechnung. Dieses letzte Ergebnis 
war besonders günstig, aber auch die übrigen konnten als be- 
friedigend angesehen werden. Die Nähe des Siedepunktes er- 
wies sich störend, aber weniger als beim Schwefelkohlenstoflf. 
Nach der angegebenen Beobachtungsweise habe ich noch 
für andere Flüssigkeiten die Verdunstungsmengen bestimmt 
und mit den nach dem Dampfdruck berechneten verglichen. 
Die Resultate sind in der nachstehenden Tabelle zusammen- 
gestellt und es sei nur bemerkt, dass die angegebenen Ge- 
wichtsverluste für den Normaldruck berechnet sind, die wirk- 
lich beobachteten sind in Klammem hinzugefügt. Ebenso sind 
bei den Vielfachen des Wasserverlustes in Klammem die 
benutzten Verdunstungsröhren nach ihrem Wasserverlust in 
24 Stunden bei 19® bezeichnet. Die zu den Versuchen gebrauchten 
Flüssigkeiten wurden von Mebgk aus Darmstadt bezogen. 



Tem- 
peratur 



Versuchs- 
dauer 



Gewichts- 
verlust 



Das für 
I Normaldruck 

gefundene 
I Vielfache des 

Wasserverl. 



Nach dem Dampfdruck 

berechnetes Verhältnis der 

Verdunstungsmengen 







Chloroform. 


l/..oo= 2,595 
V 0,622 


17,4« 


17 St. 


319 mg (320)123,7 mg 


?(21,6) 


Ifur 18** 1 : 24,6 nach dem 


17,9 


» 


101 — !24,2 


(21,6) 


\ ' 


18,2 


^Ve „ 


151 — |23,8 (21,6) 
Vierfach-Chlorkohlenstoff. 


] Dampfdruck von 146 mm 




1 für 170 und 72,9 mm 
l Dampfdruck 1 : 14,8 


17,2« 


2lV2St. 


167,5 mg (168) 


15,2 mp 


: (13,9) 


18,2 


17 „ 


119 — 


14,5 


(13,9) 


für 18<* 1 : 14,6 


18,3 


2 „ 


15,5 — 


14,1 


(13,9) 


— 


11,2 


\ ältere 




17,1 


— 


1 : 16,1 


16,2 


[ Ver- 


16,1 


— 


1 : 14,9 


28,6 


1 suche 




13,9 


— 


1 : 12,4 



Nr. 11.] 



Sitzung vom 15. Juni 1900. 



131 



Tem- 
peratur 



8,2« 
10,0 
17,9 
28,3 
34,0 
53,5 



Versuchs- 
dauer 



Gewichts- 
verlust 



Das für 
Normaldruck 

gefundene 
Vielfache des 

Wasserverl. 



Nach dem Dampfdruck 

berechnetes Verhältnis der 

Verdunstungsmengen 




164 mg (167) 

272 (280) 

79 (81) 



Benzol. 
8,6 mg (21,8) 



/ 



2,675 



9,r 


16,1 St. 


169 mg (171) 


10,0 


6,6 „ 


74 (74V.) 


16,8 


16 „ 


537 (540) 


17,8 


8 V 


284 — 


34,5 


1 „ 


190 — 


Die 


Nähe des 


Siedepunktes 



9,0 (222) 

7,6 (15,9) 

6,6 - 

6,4 

5,9 - 



Aethylbromür. 

76.6 mg (6,7): 
76,8 (6,7) 

67.7 (13,9)1 
67,0 (13,9)| 

102,7 (15,9)j 



0,622=2»^'^ 
für 18 1:10,7 
1 : 10,5 



[/ 0,62S 



1 : 6,3 
1:5,9 

2,46 



für IS^ 1:73,5 
1 : 58,3 

1 : 39,4 
stark bemerklich. 



Aethyljodür. 



1,0' 
10,0 
16,1 
16,1 
16,1 
18,1 



9,l<> 
10,8 
10,8 
16,7 
54,6 



16,1« 
16,3 
53,0 
54,0 



4 


St. 


nv^ 


»> 


17,4 


V 


17,4 


V 


11% 


19 


13% 


U 



17,4 mg (17'/,) 



28,2 mg (13,9) 



1/ 



5,417 



179 


(183) 


23,6 


(19,8) 


214 


(212) 


22,7 


(15,9) 


184 


— 


22,8 


(13,9) 


289V2 


(287) 


22,9 


(21,7) 


254 


(256) 


21,8 


(21,8) 



0,622 - ^'^^ 

für 18^ 1:26,7 

1 : 22,6 

1 : 20,2 



Bromäthylen. 



/ 



6,514 



96 


St. 


25,2 


» 


25V2 


V 


24 


V 


IV4 


» 



73 mg (72) 
23V, (24) 

32 — 
68 — 

33 — 



1,75 mg (21,7)1 
1,9 (21,7) 

1,8 (30,4) 

1,85 (43,4) 
1,66 - 



1 : 19,3 

0,622 = '^'' 
für 18^ 1:2,3 

„ 200 1:1,99 
„ 40<> 1:1,67 
„ 60<' 1:1,43 



15,7 St. 


15,6 „ 


2V, „ 


5 ., 



26 mg 

26 (26V2) 
8V2 - 
19 — 



Citronenöl. 

0,22 mg (222) 
0,22 (222) 

0,24 (43,4) 
0,25 (43,4) 



/-. 



0,622 



= 2,74 



0,24 
0,25 



nach dem Verhältnis 
correspondirender 
Siedepunkte ber. 



132 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 11. 



Nach den von Regnault direct gemessenen Druckwerten 
erhält man die Verhältnisse: für 99« 0,26, für 125« 0,28, für 
201,6« 0,33. 

Aus dem gefundenen Verhältnisse der Verdunstungsmengen 
9\ l9s = ^ ^^^ ^^^ bekannten Dampfdruck des Wassers (pg) 
wurde nun der Dampfdruck der anderen Flüssigkeiten p^ für 
weiter vom Siedepunkte abstehende Temperaturen nach der 
Gleichung 

berechnet und diese Werte wurden wie nachstehend mit Reg- 
nault's Messungen verglichen. 



■ 






Dampfdruck 


Manometrisch 


Verdunstungs- 
flüssigkeit 


Siede- 
punkt 


Versuchs- 
temperatur 


nach der 
Verdunstung 


gemessener 
Dampfdruck 


Schwefelkohlenstoff 


46,2« 


4,00 


157,5mm 


157,0 mm 


Aethyläther 


35 


0,5 


186,0 


187,5 






13,40 (2 Vers.) 


334mm (337) 


332 






18,30 


413 


405 






19,0 


423 


416 


Aethylbromür 


38 


10,0 


285 


273 


Aethyljodür 


71,3 


1,0 


46,6 


44 






18,1 


111 


102 






18,3 


113 


103 


Chloroform 


60,2 


17,9 


142,4 


143 


Chlorkohlenst.CCCU) 


76,5 


18,2 


77,4 


78 


Benzol 


80,4 


10,0 


40,6 


46,6 mm R. (45 mm 
v. WiRKNER und 
Young) 






17,0 


53,6 


66 mm 






53,5 


315 


312 


Bromäthylen 


131,6 


10,8 


5,5 


6,9 






16,7 . 


8,1 


9,2 


Citronenöl 


174,8 


16,1 


1,1 


1,3 






53 


9,3 


9,8 


Die Abweic 


lunger 


L gehen im 


allgemeine 


n bei niederer 



Temperatur nicht über die Versuchsfehler hinaus. In der 
Nähe des Siedepunktes sind sie positiv und teilweise sehr gross, 
für Benzol und die schwerer siedenden Flüssigkeiten fallen sie 
bei gewöhnlicher Lufttemperatur negativ aus. Doch ist gerade 



Nr. 11.] Sitzung vom 15. Juni 1900. 133 

bei den letzteren, beim Bromäthylen und beim Citronenöl, 
die üebereinstimmung der Ergebnisse nach beiden Methoden 
wieder eine ganz befriedigende, während das schon bei 80,4^ 
siedende Benzol mit seiner bei 10^ erheblich geringeren Ver- 
dunstung eine Ausnahmestellung einnimmt. Ob dabei Ver- 
unreinigungen von Einfluss sind, kann ich bis jetzt nicht be- 
urteilen. ^) 

Die gewonnenen Resultate liessen erwarten, dass auch für 
Quecksilber eine Bestimmung seines Dampfdruckes bei ge- 
wöhnlicher Lufttemperatur nach der vorher angewandten Me- 
thode möglich sein würde und diese Erwartung erwies sich 
als zutreffend. Wegen des ^abei wirksamen geringeren Druck- 
wertes kamen grössere Gefässe zur Verwendung. Es waren 
Glascylinder von 47,5 — 51 mm Durchmesser und von 73 bis 
92 mm Höhe. Um festzustellen, dass bei diesen Dimensionen 
das Abströmen der Dämpfe und damit die Verdunstungswerte 
durch Luftströmungen sich nicht ändern, wurde zunächst in 
zwei der ausgewählten Gefässe das mit engeren Glasröhren fest- 
gestellte Verhältnis der Verdunstungsmenge des Citronenöls und 
des Wassers, letztere nach der Gefässgrösse berechnet, neu be- 
stimmt. Es ergaben sich mit den früheren tibereinstimmende 
Resultate, sodass über die Verwendbarkeit der grösseren Ge- 
fässe kein Bedenken blieb. Da aber das Quecksilber längere 
Zeit an der Luft verdunsten musste, so war es wesentlich, 
wenigstens so weit als möglich, den Staub abzuhalten. Ich 
benutzte deshalb für diese Versuche ein wenig betretenes 
Zimmer und stellte das Quecksilber in einen weiten geöffneten 
Schrank desselben. So blieb die Oberfläche des vorher ge- 
reinigten Quecksilbers selbst mehrere Wochen hindurch meist 
ziemlich blank, und der Fehler durch Ablagerung von Staub 
oder durch Oxydation von nicht vollständig entfernten fremden 
Metallen konnte nur gering sein. Beide Fehler veranlassen 
übrigens , was für das Endergebnis zu beachten ist , mit der 
Verminderung des Gewichtsverlustes zugleich eine solche im 
Werte vom Dampfdruck des Quecksilbers. Der zur Bestim- 



1) G. Tammann fand (Wied. Ann. 32. p. 699. 1887) in dem durch 
0,01 Proc. Alkohol verunreinigten Benzol den Dampfdruck um 12 mm 
verändert. 



134 Verhandlungen der Deutschen Ph7sikal. Gesellschaft. [Nr. 11. 

mung der Durchschnittstemperatur dienende Wasserintegrator 
stand in der Regel unmittelbar neben dem Quecksilber im 
offenen Schranke. Die Ergebnisse waren die folgenden: 



Tem- 


Versuchfi- 
dauer 


Gewichts- 
verlust während 
des Versuches 


Tftglicher 
Gewichtsverlust 


Dampfdruck 
des 


peratur 


des 
Quecksilbers 


des 
Wassers 


Quecksilbers 


13,50 

14,5 

14,9 

16,6 

17,9 


121 Tage 
30 „ 
62 „ 
41 „ 
n „ 


26 mg 

7 
16 
14 

5 


0,215 mg 

0,233 

0,258 

0,841 

0,323 


595 mg 

651 

661 

726 

762 


0,00124 mm 
0,00131 
0,00147 
0,00197 t 
0,00193 


19,4® 


52 Tage 


85 mg 


0,677 mg 


911mg 


0,00372 mm 



Von diesen Versuchen hatte ich den vierten bei der Tem- 
peratur von 16,6^ für den besten, weil nach der Beendigung 
desselben das Quecksilber eine noch vollständig blanke, fast 
staubfreie Oberfläche zeigte. Im letzten Falle bei 19,4^ waren 
das Quecksilbergefäss wie der Integrator unmittelbar neben 
den Röhren einer Warmwasserheizung aufgestellt, sodass die 
Temperatur von 11 — 32*^ schwankte, da aber die Verdunstung 
keine lineare Function der Temperatur ist, so hat dieser letzte 
Versuch keine weitere Bedeutung, als über die Zunahme des 
Dampfdruckes bei etwas höherer Temperatur zu orientiren. 
Die Genauigkeit des gefundenen Wertes wurde ausserdem 
noch dadurch beeinträchtigt, dass bei der zweiten Wägung des 
Quecksilbers seine Oberfläche mit viel Staub bedeckt war. 

In der Berechnung des Dampfdruckes vom Quecksilber 
nach der früheren Formel ist für dessen Dampfdichte die der 
theoretischen Dichte nahe kommende Angabe 6,976 von Dumas 
benutzt, sie weicht von Mitscheblich's Wert 7,03 nur wenig 
ab. Abgesehen von dem Versuche bei 19,4^, der wie bemerkt, 
nicht ohne weiteres verglichen werden kann, zeigen die ge- 
fundenen Resultate eine befriedigende üebereinstimmung. Sie 
blieb eine ähnliche, wenn statt der cylindrischen Verdunstungs- 
gefässe andere zur Verwendung kamen, die sich nach oben 
conisch verengem. In fünf Fällen , bei welchen die untere 
Verdunstungsfläche des Quecksilbers und die Höhe der Gefässe 



Nr. 11.] 



Sitzung vom 15. Juni 1900. 



185 



gleich waren, die oberen Querschnitte sich aber wie 1 : 5 ver- 
hielten, beobachtete ich für die Q-ewichtsverluste die Verhält- 
nisse 1:5; 1:5,3; 1:4,5 and 1:4,7. Unter übrigens gleichen 
Umständen erweist sich demnach das Abströmen des Queck- 
silberdampfes aus cylinderförmigen oder aus conisch verengten 
Gefässen nur von der Grösse ihrer oberen Oeflfnung abhängig. 
Wesentlich andere Ergebnisse stellten sich dagegen heraus, 
als ich versuchte, den abziehenden Dampf durch Absorption 
zu entfernen. Ich bedeckte zu diesem Zwecke die Gefasse 
mit Cartonpapier, dessen Unterseite mit gut aufgeklebten dicken 
Blattsilber bedeckt war und machte dabei nachstehende Beob- 
achtungen. 



Tem- 


Versuchs- 
dauer 


Der ganze 
Gewichts- 
verlust 


Täglicher 
Grewichtsverlust 


Dampfdruck 
des 


peratur 


des 
Quecksilbers 


des 
Wassers 


Quecksilbers 


14« 
14,7 
16,5 


55 Tage 
48 „ 
36 „ 


9 mg 
8 
10,5 


0,164 mg 

0,167 

0,292 


611mg 

732 

672 


0,000955 mm 

0,000831 

0,00181 



Die Absorption kann demnach im günstigsten Falle, wie 
beim letzten Versuche, den Quecksilberdampf ziemlich voll- 
ständig fortnehmen, aber es kann auch ein erheblicher Teil 
desselben rückständig bleiben. Das Verfahren erweist sich 
jedenfalls in der beschriebenen Ausführungsweise als ganz un- 
zuverlässig. 

Die Literatur über die Bestimmung des Dampfdruckes 
vom Quecksilber bei gewöhnlicher Lufttemperatur ist eine ziem- 
lich umfangreiche, und es mag der Hinweis auf einige der 
früheren Beobachtungen genügen. Für die Temperaturen 
von 0^, 10^ und 20<^ werden folgende Druckwerte angegeben: 





Regnault 


Hagen 


Hertz 


Ramsay u. Young 


0« 


0,020 mm 


0,015 mm 


0,00019 mm 


0,008 mm 


10 


0,0027 


0,018 


0,0005 


0,015 


20 


0,037 


0,021 


0,0013 


0,029 



Für 15^ fanden Hagen und Hertz, beide nach mano- 
metrischen Methoden 0,0195 mm und 0,00082 mm, während 



136 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 11. 

Pfaundlee ^) in einer neueren Untersuchung für dieselbe Tem- 
peratur einen Druck von 0,00081 mm beobachtete, wenn er 
den Quecksilberdampf in U förmigen Glasröhren durch Blatt«- 
Silber absorbiren liess. Die Eesultate von Ramsay und Young 
stehen also denen von Hagen am nächsten, während Pfaundlee's 
Werte mit den HEBTz'schen fast vollständig übereinstimmen. 
Auch für 56,3*^ zeigte sich eine ähnliche Uebereinstimmung, 
Hertz fand 0,01998 mm und Pfaundler 0,01801. Trotzdem 
halte ich ihre Werte und jedenfalls die von 20^ abwärts an- 
gegebenen für viel zu klein. Die Fehler meiner Methode 
konnten, wie oben bemerkt, nur zu niedrige Werte ergeben und 
doch erhielt ich für 15° 0,0015 mm, in dem besonders her- 
vorgehobenen Versuche aber für 16,6° 0,00197 mm Druck. 
Die Abweichung meiner Angaben von denjenigen Pfaundler' s 
führe ich auf die von ihm angewandte Absorptionsmethode 
zurück. Zufällig stimmt das zweite der von mir nachträglich 
durch Absorption gefundenen Resultate mit Pfaundler' s Zahl 
für 15° ganz gut überein, während das dritte annähernd doppelt 
so gross ausfällt. 



1) L. Pfaundler, Wied. Ann. 68. p. 36. 1897. 



137 



Versuch einer Erklärung des dunklen Kathoden- 
rawmen; von W. Kaufmann. 

(Vorgelegt in der Sitzung vom 15. Juni 1900.) 
(Vgl. oben S. 114.) 



Durch H. Hebtz^) und E. Goldstein*) ist nachgewiesen 
worden, dass das sogenannte „negative Grlimmlicht" — dritte 
Kathodenschicht, nach Goldstein — in engem Zusammen- 
hang steht mit der durch die Gase bewirkten diflfusen Zer- 
streuung der Kathodenstrahlen. Es ergab sich nämlich, dass 
das Glimmlicht überall dort auftritt, wo entweder directe, oder 
diflfus zerstreute Kathodenstrahlen das Gas durchsetzen. Wollte 
man nun, was ja das Nächstliegende zu sein scheint, annehmen, 
dass es die Kathodenstrahlen, directe und diffundirte, selbst 
seien, die durch ihre Zusammenstösse mit den Gasteilchen 
das Glimmlicht hervorrufen, so würde einer solchen Erklärung 
das Vorhandensein des dunklen Kathodenraumes durchaus 
hindernd im Wege stehen. Es wäre in der That gar nicht 
zu begreifen, warum die zerstreuten Strahlen, die doch auch 
in diesen Baum hineingelangen müssen, dort weniger wirksam 
sein sollten als anderswo. Allerdings ist zu bedenken, dass 
die zerstreuten Strahlen jedenfalls eine etwas geringere Ge- 
schwindigkeit haben als die directen und dass sie deshalb den 
elektrischen Kräften an der Kathode entgegen sich bewegend 
bereits in einiger Entfernung von der Kathode umkehren 
müssen; man könnte also annehmen, dass die Grenze des 
dunklen Baumes mit diesem Umkehrpunkt zusammenfalle.^ 
Auch dies ist unmöglich, denn aus den Messungen von Hrn. 
W. P. Graham*) geht hervor, dass das Potentialgefälle an 
der Grenze des dunklen Baumes gerade ausserordentlich klein 
ist. Ausserdem geht, wie ich gezeigt habe*), aus den Mes- 



1) H. Hbetz, Wied. Ann. 19. p. 807. 1888. 

2) E. Goldstein, Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wissensch. zu Berlin 
40. p. 905. 1897. 

3) Vgl. die folgende Mitteilung von Hm. E. Goldtsein. 

4) W. P. Graham, Wied. Ann. 64. p. 19. 1898. 

5) W. Kaufmann, Wied. Ann. 6». p. 95. 1899. 



138 Verhandlungen der Deutschen Physika!. Gesellschaft. [Nr. 11. 

sungen P. Lenaed's^) über die „Absorption" der Kathoden- 
strahlen in Graben hervor, dass der relative Energieverlust 
durch einmaligen Zusammenstoss mit einem Gasmolecül nur 
sehr gering sein kann, sodass bei Festhaltung des obigen Er- 
klärungsversuches die ümkehrgrenze dicht bei der Kathode 
liegen muss« 

Es soll nun im Folgenden versucht werden, das negative 
Glimmlicht und damit auch den dunklen Kathodenraum in 
Zusammenhang zu briogen mit der Thatsache, dass die Ka- 
thodenstrahlen ein von ihnen durchsetztes Gas leitend machen, 
d. h. dissociiren.^ Da diese Leitfähigkeit nach dem Aufhören 
der Entladung sehr rasch wieder verschwindet, so muss an- 
genommen werden, dass die „Ionen", in die die Gasmolecüle 
gespalten worden sind, sich von selbst wieder vereinigen und 
zwar sei für die Geschwindigkeit der Wiedervereinigung das 
chemische Massenwirkungsgesetz angenommen, d. h. wenn n^ 
und Wg die Concentration der positiven bez. negativen Ionen 
bedeutet, so soll die Zahl der pro Secunde im Cubikcentimeter 
sich wieder vereinigenden Ionen gleich sein: 

(1) R^an^n^y 

wobei a eine Constante, über welche weiter unten noch näher 
zu berichten ist. 

Die Gültigkeit dieses Gesetzes für leitende Gase ist be- 
kanntlich von E. RüTHEEFORD^) u. a.*) in mehreren Fällen 
nachgewiesen worden. 

Es werde nun die Annahme gemacht, dass das Leuchten 
im negativen Glimmlicht entstehe durch den Zu- 
sammenstoss der Ionen bei der Wiedervereinigung, 
indem die Ionen, bevor sie zur Ruhe kommen, noch Schwin- 
gungen um ihre Gleichgewichtslage ausführen. Die Frage 
nach der räumlichen Verteilung des Glimmlichtes fällt dem- 
nach zusammen mit der Frage nach dem Werte der Grösse 
Ä = a Wj «3 an jedem Punkte der Röhre. 

Zur Berechnung nehmen wir an, dass die Zahl der in 



1) P. Lenard, Wied. Ann. 56. p. 255. 1895. 

2) 1. c. 51. p. 240. 1894; 63. p. 253. 1897. 

3) E. RüTHERFOBD, Phil. Map. (5) 44. p. 422. 1897. 

4) McClelland, Phil. Mag. (5) 45. p. 29. 1898. 



Nr. 11.] SitzuDg vom 15. Juni 1899. 139 

jedem Volumenelement pro Secunde gebildeten Ionen propor- 
tional sei der Zahl der in dem Volumenelement diffus zer- 
streuten Kathodenstrahlen. Sei J^ die elektrisch gemessene 
Intensität der Kathodenstrahlen im Abstände x von der Ka- 



- ^-t ^ 



< X > 

thode einer cylindrisch angenommenen Röhre (vgl. Figur), 
h der Zerstreuungscoefficient^), so ist demnach die Zahl der 
in einem Volumen element vom Querschnitt 1 und der Dicke dx 
pro Secunde gebildeten Ionen: 

(2) q^y.b.J^äx, 

wobei y eine Constante (und zwar werden q positive und 

q negative Ionen gebildet). 

Betrachten wir nun den Querschnitt in der Entfernung Xj 

so wandern durch denselben positive Ionen von rechts nach 

links; ihre Zahl ist offenbar gleich der Zahl sämtlicher rechts 

von dem betrachteten Querschnitt erzeugten Ionen, vermindert 

um die Zahl der durch Wiedervereinigung vernichteten, d. L 

es wandern durch jeden Querschnitt pro Secunde von rechts 

nach links 

i 

(3) Z^^jiybJ^-an^n^idx 

X 

positive Ionen. Entsprechend erhält man für die Zahl der 
negativen Ionen: 

X 

(4) Z^=^ j[ybJ^^an^n^)dx. 



Setzt man 

i 

(5) S=J{ybJ^--cen^n^)dx, 



so kann man demnach schreiben: 

(6) Z,+Z^ = S, 



1) W. Kaufmann, 1. c. 



140 VerhandluDgen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 11. 

d. h. unabhängig von Xj ein Resultat, das natürlich aus der Gon- 
tinuitätsbedingung für die Stromstärke ohne weiteres folgen muss. 
Ist d^jdx das Potentialgefalle und k^ bez. k^ die „Be- 
weglichkeit" der + bez. — Ionen, so ist ihre Geschwindigkeit: 

d0 



= k 



a) 



= Ä. 



1 dx 
80 



2 dx 

(Falls, was von vornherein nicht unwahrscheinlich, bei 
hohen Verdünnungen nicht mehr die Geschwindigkeit, sondern 
ein aus Beschleunigung und Geschwindigkeit zusammengesetzter 
Ausdruck der Kraft proportional zu setzen ist, würden die 
folgenden Rechnungen nur noch als Annäherung zu gelten haben.) 

Ferner ist im stationären Zustand: 

oder 



(8a) 



- ^1 _ S'Z^, 
^ dx "' dx 



, d0 



dx 



folglich: 

(9) -^-^^^2 = - ^}ga>y • 

^» ^ \d^) 

Gleichung (9) stellt nach den oben gemachten Annahmen 
die Verteilung der Lichtintensität im negativen Glimmlicht dar. 
Da die Gleichung (ö 0/0 x)^ im Nenner enthält, so folgt, dass 
die Helligkeit am stärksten sein muss, wo das Potentialgefälle 
am schwächsten und umgekehrt; dieses Resultat stimmt durch- 
aus überein mit den Beobachtungen von Gbaham^), welcher 
fand, dass die Grenze des dunklen Raumes, d. h. die Stelle, 
an der eine rapide Zunahme der Helligkeit stattfand, zu- 
sammenfällt mit einem rapiden Abfall des Potentialgefälles bis 
zu einem von Null wenig verschiedenen Werte. Mit zunehmen- 
der Entfernung von der Grenze steigt das Gefalle langsam 
an, dem entspricht eine allmähliche Helligkeitsabnahme. 



1) W. P. Graham, 1. c. 



Nr. 11.] Sitzung vom 15. Juni 1900. 141 

Der soeben skizzirte Gang der Glimmlichtintensität wird 
noch etwas modificirt durch die Abhängigkeit des Zählers in 
Gleichung (9) von x. Es mögen deshalb die einzelnen Glieder 
desselben noch discutirt werden: 

a ist offenbar proportional mit der wahrscheinlichen Stoss- 
zahl pro Secunde zwischen den Ionen, d. h. es ist proportional 
ihrer relativen Geschwindigkeit. Diese setzt sich aber zu- 
sammen aus der von der Temperatur herrührenden Molecular- 
geschwindigkeit und der elektrischen Wanderungsgeschwindig- 
keit. Wir wollen nur die beiden extremen Fälle betrachten, 
dass entweder die erstere, oder die letztere in ihrer Wirkung 
tiberwiegt. Im ersten Falle ist u eine Constante, im zweiten 
Falle ist es proportional ö0/öar, sodass nur noch die erste 
Potenz von ö 0/öar im Nenner von Gleichung (9) stehen bleibt. 
Im allgemeinen wird also der Exponent von d <b\dx zwischen 
1 und 2 zu liegen haben. 

Was Z^ anbetrifft, so wird es nach Gleichung (4) gleich Null 
für ar = ; für kleine x kann man wegen der Kleinheit von h ^) 
setzen J^ = Jq und unter Berücksichtigung von Gleichung (8 a) 
das zweite Glied unter dem Integralzeichen vernachlässigen, 
sodass angenähert Z^^ybJ^x zu setzen. Für grössere x er- 
hält man dann eine weitere Annäherung durch Einsetzen dieses 
angenäherten Wertes in das zweite Glied etc. Jedenfalls ist 
also Z^ von der Form Z^=^ Ax + Bx^ , . , 

Eine wesentliche Aenderung in der oben skizzirten Ab- 
hängigkeit zwischen R und d Q>jdx wird auch durch die Ver- 
änderlichkeit von Z^ nicht hervorgerufen. 

Aus Gleichung (8a) geht hervor, dass in der Nähe der 
Kathode die Concentration beider lonenarten wegen des stark 
wachsenden Potentialgefälles ausserordentlich klein wird. Hier- 
mit steht in Einklang, dass im Gegensatz zu den übrigen 
Teilen der Entladung der dunkle Raum sich äusseren Ein- 
flüssen gegenüber wie ein vollkommener Nichtleiter verhält.^) 

Göttingen, Mai 1900. 



1) Die numerischen Werte vgl. W. Ka.ufmann, 1. c. 

2) Vgl. z. B. die Beobachtungen von E. Wiedemann u. Gr. C. Schmidt 
(Wied. Ann. 62, p. 460. 1897) über die Schirmwirkungen einer strom- 
durchflossenen Röhre gegen elektrische Wellen. 



142 



lieber den sogenannten dunklen Kathodenraum; 
von E. Goldstein. 

(Vorgetragen in der Sitzung vom 15. Juni 1900.) 
(Vgl. oben S. 114.) 



üeber die Bedeutung des sogenannten dunklen Kathoden- 
raumes habe ich mir eine Ansicht gebildet, die sich den fort- 
gesetzten Beobachtungen gegenüber schon seit längerer Zeit be- 
währt hat, und die ich auch nach der von Hm. Kaufmann heute 
gemachten Mitteilung über diesen Gegenstand aufrecht erhalten 
möchte. Im Nachfolgenden gestatte ich mir, meinen Erklä- 
rungsversuch in kurzem zu skizziren. In einer früheren Arbeit^) 
habe ich zu zeigen gesucht, dass das Kathodenglimmlicht 
(sog. dritte Schicht) aus geradlinigen Strahlen besteht, die aber 
nicht unmittelbar von der Kathode selbst entspringen, sondern 
von den gewöhnlichen, zur Kathode nahe senkrechten Kathoden- 
strahlen (Kg-Strahlen) ausgehen, und zwar von jedem Punkte 
dieser Kg-Strahlen nach allen Bichtungen im Baume. Schein- 
bar bildet für diese Auffassung die Existenz des „dunklen 
Kathodenraumes" eine Schwierigkeit. Denn da die Kg-Strahlen 
auch durch den (nur scheinbar) dunklen Kathodenraum hin- 
durchgehen, so sollte man zunächst auch in ihm das Auf- 
treten der Glimmlichtstrahlen erwarten. 

Nun ist aber bekannt, dass eine Kathode auf alle mag- 
netisch deformirbaren Strahlen, und solche sind auch die Glimm- 
lichtstrahlen, eine Abstossung (Deflexion) ausübt. Denkt man 
sich nun, dass zunächst ausnahmslos von allen, auch den dicht 
an der Kathode liegenden Stellen der Kg-Strahlen thatsächlich 
Glimmlichtstrahlen ausgehen, so werden diese durch die er- 
wähnte Abstossung um eine gewisse Strecke von der Kathode 
fortgedrängt werden, bis dahin, wo die Abstossung für Strahlen 
der vorliegenden Beschaffenheit unwirksam wird. Es wird sich 



1) £. Goldstein, Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wissensch. 1897. 
p. 905; Wied. Ann. 67, p. 84. 1899. 



Nr. 11.] Sitzung vom 15. Juni 1900. 143 

also ein von Glimmlichtstrahlen freier Raum um die Kathode 
bilden, eben der „dunkle Kathodenraum*^ Dieser ist nach meiner 
AufiEassung also eine Deflexionserscheinung, und man kann, 
wie mir scheint, sagen: Die äussere Begrenzung des dunklen 
Kathodenraumes ist der geometrische Ort derjenigen Punkte, 
bis zu denen die Glimmlichtstrahlen durch die von der Kathode 
ausgeübte Abstossung fortgedrängt werden. — Die gegebene Er- 
klärung erscheint auch durchführbar, wenn man annimmt, dass 
nicht eine eigentliche successive Verschiebung der anfangs nahe 
der Kathode verlaufenden Glimmlichtstrahlen während eines 
ersten kurzen Teiles der Entladungsdauer stattfindet, sondern 
dass vermöge der gegebenen Entladungsbedingungen jeder 
Strahl sogleich von Anfang an in der der Abstossung ent- 
sprechenden Gleichgewichtslage verläuft, — eine Auffassung, 
wie sie auch für die magnetische Ablenkung der Kathoden- 
strahlen mehrfach vertreten wird. 

Aus der hier versuchten Erklärung des dunklen Kathoden- 
raumes ergeben sich, wie mir scheint, zwanglos Erklärungen 
für seine hauptsächlichsten bekannten Eigenschaften. In erster 
Reihe erklären sich seine Gestalten bei einfachen wie bei com- 
plicirten Kathodenformen. Man hat nur immer den Satz an- 
zuwenden, dass von jedem Kathodenelement eine Abstossung 
in derselben Richtung ausgeht, in der es strahlt.^) So sieht man, 
dass der dunkle Kathodenraum z. B. bei einem cylindrischen, 
gerade abgeschnittenen Draht einen Cylinder mit an den Enden 
aufgesetzten Kugelkappen bilden muss. Zugleich erklärt sich 
jetzt allgemein die grosse Aehnlichkeit, welche die Formen 
der im Phosphorescenzlicht der Gefässwandungen auftretenden 
Deflexionsflächen mit dem ümriss des Dunkelraumes der de- 
flectirenden Kathode häufig zeigen.*) Beide Formen gestalten 
sich eben nach den nämlichen Gesetzen. 

Indem ich nähere Darlegungen mir für eine andere Ge- 
legenheit vorbehalte, bemerke ich nur noch, dass unter weiterer 
Anwendung der für die Deflexion gefundenen Gesetze sich 
u. a. folgende Erscheinungen am dunklen Kathodenraum er- 



1) Vgl. hierzu E. Goldstein, Eine neue Form elektrischer Abstossung 
11—13 u. p. 72—81. 1880. 

2) K Goldstein, 1. c. p. 55—58. 1880. 



144 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 11. 

klären lassen : seine Vergrösserung bei abnehmender Gasdichte, 
seine Verengerung bei Gegenüberstellung einer anderen Kathode 
bez. bei Zustrahlung von anderem Kathodenlicht ^), und die 
Verengerung, die der Dunkelraum bei Einwirkung des Magneten 
gewöhnlich erleidet. Man kann aber aus den hier adoptirten 
Principien auch ableiten, dass der Magnet unter gewissen 
Umständen eine Erweiterung statt einer ^Verengerung erzeugen 
muss, und die Beobachtung hat auch dies bestätigt. — Zahl- 
reiche in der Literatur vorkommende Beobachtungen über 
das Verhalten des dunklen Kathodenraumes können jetzt leicht 
erklärt werden, so z. B. die Beobachtungen von E. Wiedemann 
und Ebert^), wonach secundär von festen Platten hervor- 
gerufene Kathodenstrahlen, die auf die primäre Kathode los- 
gehen, an der Grenze des dunklen Kathodenraumes entweder 
abgeschnitten werden oder sich umlegen, sodass sie nicht in 
ihn eindringen. Auch das scheinbare Wegblasen des positiven 
Lichtes, das schon Hittokp^) bei einander sehr nahe gestellten 
Polen in geringen Gasdichten beobachtet hat, und ähnliche 
Erscheinungen, die E. Wiedemann beschrieben hat*), sind 
Deflexionswirkungen verwandter Art, ausgeübt auf die Strahlen 
des positiven Lichtes, dessen Schichten qualitative Analoga 
des Kathodenlichtes sind. — 

Die hier gegebene Erklärung des Dunkelraumes setzt 
voraus, dass die Deflexion noch in Abständen von der Kathode, 
die den äusseren Grenzen jenes Raumes entsprechen, merk- 
lich wirksam ist, was Hr. Kaufmann auf Grund theoretischer 
Erwägungen bestreitet. Aber frühere Erfahrungen und directe 
Controlbeobachtungen haben mir unzweifelhaft gezeigt, dass 
noch in der Entfernung von einigen Centimetern von der Ka- 
thode deutliche Deflexionswirkungen zu erhalten sind. 



1) E. Goldstein, Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wissensch. zu Berlin 
1876. p. 295. 

2) E. WiEDEMANN u. H. Ebert, Sitzungsbcr. der Erlanger physikal.- 
med. Societät 14. Dec. 1891. 

3) W. Hittorf, Pogg. Ann. 136. p. 209. 1869. 

4) E. WiEDEMANN, Wicd. Ann. 20. p. 762. 1883; 68. p. 242. 1897. 



Druck von Metzger & Wittig in Leipzig. 



Jahrg. 2. Hr. 1«. 

Verhandlungen 

der 

Deutschen Physikalischen Gesellschaft. 



Sitzung vom 29. Juni 1900. 

Vorsitzender: Hr. E. Wabbüeg. 

Der Vorsitzende teilt mit, dass bei der zweiten (schrift- 
lichen) Abstimmung über die in der Sitzung vom 15. Juni 
beschlossenen SatzungsäDderungen 145 Stimmen abgegeben 
wurden. Hierbei stimmten 144 Mitglieder den Beschlüssen 
zu, ein Mitglied enthielt sich der Abstimmung. Nach § 33 
sind damit die Satzungsänderungen vom 15. Juni d. J. definitiv 
angenommen. 



Hr. B. Schwalbe sprach einen 

Nachruf auf G. Ejlbsten 

und forderte am Schlüsse desselben die Anwesenden auf, zum 
Andenken an den Verstorbenen sich von den Sitzen zu er- 
heben. 

Hr. E. Warburg machte einige von Experimenten be- 
gleitete 

Bemerkungen über den Nickelstahl. 



Hr. A. König legte eine Abhandlung von Hrn. E. Berger 
(Paris) 

über stereoskopische Lupen und Brillen 

vor und gab nachher den Anwesenden Gelegenheit, sich von 
der Wirkungsweise der genannten Apparate zu überzeugen. 



146 Verhandlungen der Deatschen Phyinkal. Gresellachafit. [Nr. 12. 



Müteilnng an die Mitglieder der GeselUchaft. 

Hr. Ch. EId. GuüiiiAUME übersendet dem Unterzeichneten 
je einen Abdmck von den für den Pariser Congress bestimmten 
Referaten, sobald dieselben gedruckt sind. Die Abdrücke stehen 
den Mitgliedern der Gesellschaft zur Verfügung und bitte ich, 
mir diesbezügliche Wünsche zu übermitteln. Vorläufige Dis- 
cussion vor Eröffnung des Congresses wird gewünscht 

Bis jetzt sind die Referate der Herren Amagat, Boutt, 
Bbanlt, CabvaiiLO, Cbova, Mace de LfipiNAY, Pellat, Spring, 
Witz erschienen. Die betreffenden Titel der Referate sind 
neben den Autorennamen in Nr. 9 der diesjährigen Verhand- 
lungen der Gesellschaft mitgeteilt. 

E. Warbübg. . 



147 



Nachruf auf G. Karsten i) 

von B. Schwalbe. 

(Gesprochen in der Sitzung vom 29. Juni 1900.) 
(Vgl. oben S. 145.) 



Meine Herren! Der letzte der Stifter der Physikalischen 
Gesellschaft, der erste Redacteur und Herausgeber der „Fort- 
schritte" ist vor kurzem, vor wenigen Monaten, aus dem Leben 
geschieden. Gustav Karsten starb am 15. März dieses Jahres 
in Kiel im hohen Alter von 80 Jahren nach einem in sich 
abgeschlossenen, befriedigten Leben, das durch äussere oder 
innere besondere Schicksale nie in dem ruhigen, glücklichen 
Gleichmaass gestört wurde. 

Wohl ziemt es der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, 
die aus der Berliner physikalischen Gesellschaft hervorgegangen 
ist, seiner und seiner Thätigkeit zu gedenken, auch wenn schon 
an anderen Orten und von anderen, wie von Prof. Günther, 
sein Lebens- und Thätigkeitsbild entworfen ist. 

Mit den Gründern der Physikalischen Gesellschaft ist ein 
Stück Geschichte der' Physik dahin gegangen; in ihnen ver- 
körperte sich die ursprüngliche Idee der Gesellschaft, wie die 
damalige Richtung der physikalischen Wissenschaft, die noch 
nicht zu dem Umfange wie jetzt emporgewachsen war und 
den innigsten Zusammenhang mit anderen Wissenschaften 
hatte. 

Alle die Männer, die im Anschluss an das Colloquium 
von G. Magnus am 14. Januar 1845 die Constituirung der 
Berliner physikalischen Gesellschaft beschlossen, deren erste 
wissenschaftliche Sitzung am 21. Februar desselben Jahres 
stattfand, ebenso wie die bald hinzutretenden Mitglieder, wie 



1) Ein Teil der Notizen wurde mir in freundlichster Weise von 
dem Schwiegersohn des Verstorbenen, Hrn. Prof. L. Weber, zur Ver- 
fügung gestellt, ein Teil entstammt auch persönlichen Erinnerungen. 



148 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft [Nr. 12. 

Dr. Helmholtz aus Potsdam und Lieutenant Siemens, ge- 
hörten nicht ausschliesslich in ihren Studien der Physik im 
heutigen Sinne an. 

Wilhelm Heintz, der älteste unter ihnen, geboren am 
4. November 1817 zu Berlin, gestorben 1. December 1880 zu 
Halle, wandte sich gleich anfangs dem Studium der Chemie 
zu; seine Hauptuntersuchungen, seine wichtigen Arbeiten über 
die Fettsäuren, lagen auf diesem Gebiete. — Auch der ursprüng- 
liche Titel der PoGGENDOKFP'schen Annalen der Physik und 
Chemie, in denen diese wie viele der späteren Arbeiten der 
Mitglieder der Gesellschaft veröffentlicht sind, und andere 
Zeitschriften der damaligen Zeit zeigen den engen Zusammen- 
hang der einzelnen Naturwissenschaften; Physik und Chemie 
trennten sich später in einzelnen Teilen mehr und mehr von- 
einander, blieben aber doch in der physikalischen Chemie, die 
heute einen grossen Teil der Forschung beherrscht, aufs engste 
vereinigt. 

Emil du Bois Reymond, geboren 7. November 1818, ge- 
storben 26. December 1896, konnte das Heranwachsen und 
Aufblühen, und die von allen Seiten der Gesellschaft gezollte 
Anerkennung unter uns hier in Berlin durchleben, sein Bild 
steht uns allen noch lebhaft vor Augen. Er, ebenso wie Ernst 
Brücke, geboren 6. Juni 1819, gestorben 7. Januar 1892, ver- 
einigten Physiologie und Physik, der erstere auf dem Gebiete 
der Elektricitat, der letztere auf dem der Optik; bei beiden 
spricht sich diese Richtung schon in den ersten Arbeiten aus : 
üeber den sogenannten Froschstrom und die elektrischen Fische^) 
und: lieber den inneren Bau des Glaskörpers.*) 

Hermann Knoblauch, geboren 11. April 1820, gestorben 
30. Juni 1895 zu Halle, und Wilhelm Beetz, geboren 27. März 
1822, gestorben 22. Juni 1886 zu München, waren diejenigen, 
die hauptsächlich die eigentliche Physik zu ihrem Arbeits- 
gebiete wählten, aber auch Beetz veröffentlichte im Anfange 
noch chemische Arbeiten. Seine Dissertation: de cobalti oxidis 
eorumque connubiis nonnuUis, zeigt deutlich seiue ursprüng- 
liche Richtung und nur Knoblauch hat von Anfang an Ab- 



1) E. DU Bois Reymond, Pogg. Ann. 58. 1843. 

2) E. Brücke, Müllers Archiv 1843. 



Nr. 12.] Sitzung vom 29. Juni 1900. 149 

handlungen rein physikalischer Natur veröffentlicht. Seine 
Untersuchungen über strahlende Wärme begründeten seine Be- 
deutung — . Sie alle widmeten sich der akademischen Laufbahn 
und sie alle gelangten schon früh zu dem höchsten Ziele einer 
ordentlichen Professur wie auch Kabsten, dessen Lebensbild 
in kurzen Zügen ich heute Ihnen schildern möchte, Auch er 
stand mit verschiedenen Wissenschaften, wie der Mineralogie, 
in engster Beziehung, wurde er doch Professor der Physik 
und Mineralogie, und war überdies dem praktischen Leben 
mehr zugewandt, wie seine Thätigkeit auf dem Gebiete des 
Aichungswesens zeigt, auch ist er sonst auf den verschiedensten 
Gebieten der menschlichen Culturentwickelung thätig gewesen. 

Ein historisches Denkmal für uns ist jenes Bild, welches 
beim 50 jährigen Stiftungsfeste unserer Gesellschaft reproducirt 
wurde, das uns die sechs Stifter der Gesellschaft im jugend- 
lichen Alter zeigt ^); wem entrollt sich nicht bei der Erinne- 
rung an jene hochverdienten Männer die Geschichte der Physik 
seit der damaligen Zeit, wie vielen von uns kommen nicht 
Erinnerungen persönlicher Natur in lebhafte Empfindung, da 
die älteren von uns brieflich oder persönlich mit den Gründern 
der Gesellschaft in Verbindung gestanden haben! 

Sie alle haben bis zu ihrem Tode stets das grösste In- 
teresse für die Physikalische Gesellschaft bewahrt und Teil 
an ihrer Entwickelung genommen. Ist doch auch in anderer 
Beziehung das Bild ein sprechender Zeuge für die Fortschritte 
der Physik. Das Photogramm ist nach einer Aufnahme von 
Karsten gemacht. Die Expositionszeit war eine sehr lange, 
sodass Kabsten während der Aufnahme sich zu seinen Freun- 
den stellen, dann wieder entfernen konnte. Die Fortschritte 
der Photographie seit jener Zeit treten uns so unmittelbar vor 
die Augen. 

Gustav Karsten wurde am 24. November 1820 zu Berlin, 
wohin sein Vater nach der Ernennung zum Oberbergrat ver- 
setzt wurde, geboren; er stammte so aus einer Familie, die 
als echte Gelehrten-Familie bezeichnet werden muss, da ihr 



1) Vgl. Verhandl. d. physik. Verhandl. zu Berlin 15. Jahrg. Nr. 1. 
Bericht über die Feier des 50 jähr. BesteheDs am 4. Januar 1896, mit 
einer Heliogravüre. Leipzig, Babth 1896. 



150 Veibaiidliiiigen der Deatechen Phjsikiü. Gesellscbaft. [Nr. 12. 

mehr als 1 Ys Jahrhunderte lang Vertreter verwandter Wissen- 
schaften angehörten. Selbst in unserer Zeit ist es oft schwer, 
wenn Trager desselben Namens mit demselben Vornamen wissen- 
schaftlich publiciren, wenn die Arbeiten die Gegenstände des- 
selben Gebietes behandeln, Verwechsinngen zu vermeiden, zumal 
diese in den Jonmalen und Citaten selbst vorkommen. Bei 
der Bearbeitung des Registers der Fortschritte der Physik^) 
trat diese Schwierigkeit häufig hervor, wie bei den Namen 
Wolf, WoIiFP, Vogbl. Die Vornamen der zweiten Greneration 
der EABSTEN'schen Familie stammten aus der Familie der 
älteren Linie, während die directen Vorfahren andere Vor- 
namen besassen. 

Ln 18. Jahrhundert waren es Wengeslaus Johann Gustav 
Kabsten, geboren 1732 zu. Neubrandenbuig, gestorben 1787 
zu Halle, zuerst Professor der Logik in Rostock, dann Pro- 
fessor der Physik und Mathematik in Halle, bekannt durch 
seine Arbeiten über Mathematik, und sein jüngerer Bruder 
f^NZ Chbistian Losenz Eabsten, geboren 1751 auf dem 
Landgut Pohnsdorf in Mecklenburg, gestorben zu Neuen 
Werder bei Rostock, die den Namen Karsten in die wissen- 
schaftliche Welt einführten. Von dem altem Bruder stammt 
DiEDBiCH Ludwig Gustav Eaesten, geboren 1768 zu Bützow 
in Mecklenburg und schon 1810 in Berliu gestorben, wo er 
1781 Custos des neu gegründeten Mineraliencabinets und 1789 
Lehrer der Mineralogie und Bergbaukunde am Bergwerks- 
eleveninstitut (Bergakademie) geworden war. Seine Publicationen 
auf dem Gebiete der Mineralogie und Bergbaukunde sind 
ausserordentlich zahlreich. 

Von dem jüngeren Bruder F. C. L. Eaesten stammt der 
Vater unseres Stifters, Cabii Johann Bernhabd Karsten, ge- 
boren 26. November 1782 zu Bützow, gestorben 22. August 
1851 zu Berlin, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, er 
war Oberbergrat in Berlin und nahm 1851 seinen Abschied; 
von ihm stammen die beiden Brüder Hermann Eabsten, ge- 
boren 3. September 1809 zu Breslau, gestorben 26. August 
1877 zu Reinerz, der hauptsächlich mineralogische Arbeiten 
publicirte, und Gustav Kabsten. 



1) Bearbeitet von B. Schwaige. Berlin, Reimes 1897. 



Xr. 12.J Sitzung vom 29. Juni 1900. 151 

Ausserdem ist in der wissenschaftlichen Welt noch der 
Vetter beider, Hermann Karsten, aber auf einem anderen 
Gebiete, dem der Botanik, bekannt geworden. 

Gustav Karsten besuchte das Friedrich - Wilhelms- 
Gymnasium hierselbst, machte mit 19 Jahren das Abitu- 
rientenexamen, das damals eben erst allgemein obligato- 
risch geworden war, und widmete sich dem Studium der 
Mathematik und Naturwissenschaften in Berlin und Bonn: 
Steiner, Dirichlet, Weiss, Mitscherlich, Dove, Magnus, 
Plücker, Radicke, Nöggerath, Argelander waren seine 
Lehrer, aber das Interesse für andere Wissenschaften und das 
Streben tiberall die historische Entwickelung und den historischen 
Zusammenhang zu erfassen, bethätigte sich bei ihm schon da- 
durch, dass er auch Philosophie und Philologie unter Tren- 
delenburg und BöOKH, Geschichte bei Ranke hörte. Den 
Familientraditionen gemäss hatte er von vornherein ein grosses 
Interesse für Bergfach und Mineralogie, das er in Bonn be- 
sonder» pflegen konnte. Im Anfang beschäftigte er sich mit 
Daguerrotypie, die damals die Welt in Erstaunen setzte. 
Immer aber blieb sein Sinn auf allgemeine Beziehungen ge- 
richtet, wie auch seine Dissertation zeigte: Imponderabilium 
praesertim electricitatis theoria dynamica cum appendice de 
imaginibus quae luce, calore, electricitate procreantur, Berlin 
1843 4^. In demselben Jahre nahm er an dem MAGNUs'schen 
Colloquium teil und erweiterte dann seinen Gesichtskreis durch 
Reisen durch Ungarn und Italien. 1845 habilitirte er sich 
in Berlin. Seine erste Vorlesung fand im Sommer 1845 statt: 
„üeber die chemischen Wirkungen des Lichts". In der physika- 
lischen Gesellschaft, die in demselben Jahre gestiftet wurde, 
hielt er den ersten Vortrag 25. Juli 1845: Sonnenspectra und 
Mondbilder auf Papier und DAGUERRE'schen Platten; Bericht 
von Versuchen tiber die chemische Wirkung der Sonnenstrahlen. 

Der erste Vortrag in den wissenschaftlichen Sitzungen 
14. Februar, war der von Brücke: „die Untersuchungen über die 
Undurchgängigkeit der optischen Madien des Auges für 
Wärme und chemische Strahlen", dem sich der Vortrag von 
W. Siemens „Regulationsvorrichtung an Dampfmaschinen" an- 
schliesst. 

Eigentümlich ist, dass die Vorträge der Physikalischen 



152 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 12. 

Gesellschaft nicht in deutschen Journalen veröffentlicht werden 
konnten. 

Der Vortrag von Kaesten wie der von Siemens sind publi- 
cirt in Quesneville's Revue scientifique XXVII., wobei manch- 
mal grobe Versehen und Umstellungen mit unterliefen. (Die 
Verhandlungen erschienen zuerst unter der Signatur „Progres 
des sciences physiques hors de France"), sodass Reclamationen 
erforderlich wurden. Wie hat sich nicht die literarische Pro- 
duction seit jener Zeit geändert! Von den weiteren Vorträgen 
sind hervorzuheben der Vortrag über die physikalischen Eigen- 
schaften der Lösungen des reinen Kochsalzes in Wasser (ge- 
sondert erschienen bei Reimeä 1846 und auch in Kabsten's 
„Archiv für Bergbau und Hüttenwesen^*, gegründet von K. J. 
Bd. Karsten, 1818—1881, neben dem das „Archiv für Minera- 
logie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde" Berlin, entstand, 
1829 — 1855, das von Bd. 10 an mit von Decken, von Bd. 27 an 
von G. Kaesten redigirt wurde) und vom 6. Februar 1846 
„Die üebersicht der Untersuchungen über die Elasticität des 
Wasserdampfes iindHülfstafeln fürPsychrometerbeobachtungen*'. 
Auch diese Arbeit ist, wie die vorige, in Kabsten's Archiv und 
in Quesnbville's „Rev. scientifique** publicirt. ^) 

Nach weiteren Reisen nach Frankreich und England, wo 
er Arago, Regnault, Moigno, Haldat, Beewsteb, Aibt, 
Glaisheb und Fabaday, der am meisten auf ihn einwirkte, 
und den er am meisten bewunderte, kennen lernte, wurde 
er in demselben Jahre als Professor nach Kiel berufen, wo 
er bis zu seinem Tode lebte, ein glückliches Leben in der 
Familie y ein thätiges^ arbeitsames, erfolgreiches Leben im 
Beruf, ein nach allen Seiten hin von der Hauptthätigkeit aus- 
gehendes schaffendes Leben für weitere Kreise. 

Bei den schwierigen politischen Verhältnissen und den 
Stürmen des Jahres 1848 und den darauf folgenden schweren 
Zeiten für Holstein gelang es ihm doch durch die uneigen- 
nützige Stellungnahme bei echt deutschem Wesen für die 
Wissenschaften, die er vertrat, die erforderlichen Einrichtungen 
zu schaffen. 1848 war er bei der Einrichtung des meteoro- 
logischen Institutes thätig, 1852 hat er für seine Disciplinen 



1) Vgl. „PoriBchritte der Physik" Bd. !• 1845. 



Nr. 12.] Sitzung vom 29. Juni 1900. 153 

ein eigenes Institut errichtet; freilich nicht Institute, wie wir 
sie jetzt haben, mit allen Mitteln der modernen Technik aus- 
gestattet; existirten doch Institute für Physik so gut wie gar- 
nicht, weshalb die Gelegenheit, physikalisch zu arbeiten, für 
Studirende erst viel später, 1 862 geschaffen wurde und waren doch 
die Hülfsmittel so beschränkt, dass der Aufbau von Apparaten 
und die Zusammenstellung besondere Anforderungen an die- 
jenigen, welche sich mit den experimentellen Wissenschaften 
beschäftigten, stellten! 

Ende der fünfziger Jahre wurde er, nachdem er noch 
1855 den naturwissenschaftlichen Verein für Schleswig- Holstein 
gegründet hatte, mit der Organisation des Maass- und Ge- 
wichtswesens in Schleswig- Holstein betraut und zum Director 
des Aichamts (1859) ernannt. 

Hatte er sich doch von jeher für die Reform von Maass- 
und Gewicht interessirt, wie die Arbeit: Vorschläge zur all- 
gemeinen deutschen Maass-, Gewichts- und Münzregulirung, 
Berlin 1848 zeigt. Wer noch selbst vor 1864 an sich selbst 
die ünerträglichkeit und Verworrenheit der in Deutschland 
gebräuchlichen Münz- und Maasssysteme empfunden hat, wer 
noch selbst die Unannehmlichkeit der Rechnung nach Braun- 
schweiger, Hamburger und Rheinischer Elle , nach Bayrischen, 
Hessenschen und Rheinischen Fuss kennen gelernt hat und 
genöthigt war bei kleinen Reisen Mecklenburgische, Dänische 
und Hamburger Schillinge, Hannoversche Neugroschen und 
Bremer Grote zu wechseln, der weiss den grossartigen Fort- 
schritt auf dem Gebiete des Aichungs- und Münzwesens, der 
zuerst Schritt für Schritt seit 1848 stattfand -und dann plötz- 
lich nach Herstellung des Reiches vollendet wurde, zu schätzen. ^) 
Kein Wunder, dass nach 1864 auch Kabsten von der politi- 
schen Bewegung ergriffen wurde, er war 1869 — 1872 Mitglied 
des Landtags, 1877 und die folgenden Jahre Mitglied des 
Reichstags bis er 1885 dem socialdemokratischen Gegner 
weichen musste. 

G. Kaesten war es eigentümlich, dass er nicht an allen 
Aemtern und Würden festhielt, wenn er sah, dass neue Auf- 



l) Vgl. G. Karsten, Gesetz über Einführung des Pfundes zu 500 g 
für Holstein 1860; Maass- und Gewichtsordnung far den Norddeutschen 
Bund 52 S. Kiel 1869, 



154 Verhandlungen der Deutschen Physik al. Gesellschaft. [Nr. 12. 

gaben an ihn herantraten. Er legte schon 1869 die Leitung 
des mineralogischen Instituts nieder, übernahm aber die Ge- 
schäftsführung der Ministerialcommission zur Untersuchung 
der deutschen Meere, die er im Jahre 1895 abgab. 

Die Ergebnisse sind in den Veröffentlichungen physikali- 
scher Beobachtungen an den Stationen der Ostsee- und Nord- 
seeküsten, die er regelmässig der physikalischen Gesellschaft 
zusandte, niedergelegt. Inzwischen hatte er auch für Schleswig- 
Holstein, das ja seine Heimatsprovinz geworden war, in 
den Beiträgen zur Landeskunde der Herzogtümer Schleswig- 
Holstein mannigfache Förderung zur Kenntnis des Landes 
gegeben. 

So floss sein Leben ruhig dahin, in der freudigen Genug- 
thuung genug gethan zu haben legte er 1 898 sein Inspectorat 
des Aichungsamtes nieder, nachdem er 1894 schon die Direction 
des physikalischen Institutes abgegeben hatte. 

Ihm ist es beschieden gewesen all die Gelegenheiten feiern 
zu können, bei denen wir in ernstem und bei ihm in unge- 
trübtem Rückblick die vergangene Zeit mit ihrem Glück und 
Unglück, mit den Hoffnungen und Bestrebungen, die uns er- 
füllt, vorüberziehen lassen können und wo die Entwickelung 
der Zeit und des eigenen Lebens in der Erinnerung lebendig 
wird. Gustav Kabsten feierte 1893 das 50jährige Doctor- 
jubiläum, 1897 das Jubiläum der ordentlichen Professur und 
1898 die goldene Hochzeit an der Seite der geliebten Gattin, 
in der Mitte seiner Kinder, von denen in der langen Zeit des 
Lebens vor ihm nur eine Tochter dahingegangen war. Am 
15. März 1900 schied er aus ihrer Mitte in Kühe und Be- 
friedigung. 

Es ist unmöglich alle Arbeiten Karstens einzeln dem In- 
halte nach anzugeben oder hier zusammenzustellen; in den Fort- 
schritten der Physik (Register p. 471), in Hellmann's Reper- 
torium, in dem Biographisch-literarischen Handwörterbuch von 
PoGGENDOBEF, Bd. I, p. 1230 Und in der Fortsetzung desselben 
von Feddersen und Oettingen p. 710 sind die literarischen 
Nachweise gegeben. Hier mag es gestattet sein, nur die hervor- 
zuheben, welche zu seiner ganzen wissenschaftlichen Auffassung 
und zu der physikalischen Gesellschaft in näherem Zusammen- 
hang stehen. Das Streben, überall den historischen Zusammen- 



Nr. 12.] Sitzung vom 29. Juni 1900. 155 

hang festzuhalten und es zu ermöglichen, dass das Werden 
der Wissenschaft an der Hand von Berichten über die ein- 
zelnen Erscheinungen leicht verfolgt werden kann, hat ihn bei 
dem historischen Interesse^), das ihm auch sonst innewohnte, 
bewogen, gleich zuerst die Redaction der Fortschritte zu tiber- 
nehmen, Ziel und Zweck sind in dem Vorbericht zum 1. Bande 
ausführlich dargestellt. „Der Hauptzweck bleibt eine wissen- 
schaftlich geordnete und womöglich vollständige Uebersicht 
aller Arbeiten zu geben, die während der Zeit, welche der 
Jahresbericht enthält, erschienen sind.^* 

E> verkannte die Schwierigkeiten des Unternehmens nicht, 
sie zeigten sich schon bei der Herausgabe der ersten Bände 
und sind bis heutigen Tages bestehen geblieben und waren zeit- 
weise sogar ausserordentlich angewachsen. Die Säumigkeit 
der Mitarbeiter, die Schwierigkeit der Beschaffung der Literatur 
und neuer Referenten, ungünstige Zeitverhältnisse, alles dies 
erschwerte die Redactionsarbeit. Der erste Band der Fort- 
schritte von 1845 erschien im Jahre 1847 im Verlage von 
G. Retmee, wie auch die folgenden Bände bis 1887 einschliess- 
lich. Schon 1846 traten Bedenken betreffs der Vollständigkeit 
auf, die Art und Weise der Citate wurde erörtert, der Band er- 
schien 1848. Das Erscheinen des Bandes 1847 (III.) wurde 
schon von den politischen Ereignissen beeinflusst, der Band 
kam erst 1850 heraus. Jene hatten auch einen nicht un- 
wesentlichen Einfluss auf die wissenschaftliche Production, die 
1848 wesentlich geringer war, eine Erscheinung, die sich auch 
1870 und 1871 beobachten liess, der Band 1848 kam 1852 
heraus. Immerhin war es hauptsächlich das Streben nach 
Vollständigkeit, welches eine Verzögerung veranlasste; auch 
die üebersiedelung nach Kiel erschwerte die Herausgabe, so- 
dass für der Band 1849 Beetz als Mitredacteur eintrat; in 
diesem Bande kommt die physikalische Geographie (Physik 
der Erde) als neuer Teil hinzu. Um die vorhandene Ver- 
zögerung einzuholen, erschien Jahrgang 1850/1851 zusammen. 
Der Schwierigkeit des Verkehrs wegen war Karsten ganz aus- 



1) Er gab schon früher den Brrefwechsel von Wenceslaus Karsten 
mit EüLER heraus, ebenso auch die biographischen Umrisse von K. J. Bn, 
Karsten (1854). 



156 Yerhandlungen der Deatschen Physikal. Greaellschaft. [Nr. 12. 

geschieden. Der Band 1850/1851 wurde von Bbetz und 
Kbönig redigirt und erschien 1855. Die Fortschritte bilden 
eigentlich eine Geschichte der Physik und die Verfasser man- 
cher Arbeiten der neueren Zeit würden gut gethan haben, auf 
das früher vorhandene Material zurückzugehen. Karsten be- 
hielt das Interesse für diese Hauptpublicationen stets bei; er 
war bis 1885 Referent und bearbeitete zuletzt den Abschnitt 
Oceanographie. Seit meiner Uebemahme der ßedaction habe 
ich zuerst brieflich, später persönlich mit ihm in Verkehr ge- 
standen. 

Auch sein zweites Hauptwerk, die allgemeine Encyklo- 
pädie der Physik 1860 — 1870, entstammt derselben Rich- 
tung des Herausgebers, die zugleich mit dem Bestreben ver- 
bunden war, auch den Zusammenhang mit anderen Wissen- 
schaften aufrecht zu erhalten. 

Eine grosse Anzahl von Gelehrten hatten die Durchfuh- 
rung des Unternehmens übernommen: die Meteorologie von 
ScHMTD, die physiologische Optik von Helmholtz, die Lehre 
vom Magnetismus von Lamont sind eigentliche Teile dieser 
Encyklopädie. ^) Die Herausgabe des Bandes I erfolgte 1869; 
die Einleitung in die Physik war bearbeitet von G. Kabsten, 
F. Habms und G. Weyeb. 

Der Zweck der Encyklopädien, ein Bild von dem Stande 
der Kenntnisse einer Zeit in einem Gebiete auf Grund der 
früheren historischen Entwickelung zu geben, schliesst zugleich 
eine Schwierigkeit in sich, nämlich die, das Werk so schnell 
erscheinen zu lassen, dass in der That der Stand des Wissens 
der Zeit festgelegt wird. Die mühsame, schwierige Bearbeitung 
dieser Encyklopädien bringt es mit sich, dass schon neue 
Sachen erschienen sein können, die den alten Standpunkt ge- 
ändert haben , ein Uebelstand , der bei der Herausgabe der 
grossen wissenschaftlichen Wörterbücher, wie bei dem Hand- 



1) Encyklopädie der Physik, Bd. IX: Handbuch der physiologischen 
Optik, bearbeitet von H. Helmholtz. Bd.- XI: Lehrbuch der Meteoro- 
logie, bearbeitet von E. E. Schmid. Bd. XV: Handbuch des Magnetis- 
mus, bearbeitet von J. Lamont. Die Mitarbeiter der Encyklopädie waren: 
P. W. Brix, G. Dechen, P. C. 0. v. Feilitzsch, F. Gbashop, F. Harms, 
H. Helmholtz, G. Karsten, H. Rarsten, C. Kuhn, J. Lamont, J. Pfeiffer, 
E. E. Sohmid, f. Schulz, L. Seidel, G. Meyer, W. Wundt. 



Nr. 12.] Sitzung vom 29. Juni 1900. 157 

Wörterbuch der Chemie von Feetling besonders hervortritt. 
Nachträge oder neue Auflagen sind bei den Encyklopädien 
erforderlich und so kommt es, dass alle diese Werke vielfach 
nicht neu erscheinen, ja vielfach nicht einmal beendet sind. 
Von wie allgemeiner Wichtigkeit diese Einleitung in die 
Physik auch für die Kreise ist, welche in der Geschichte der 
Wissenschaft bei den Griechen die modernen Naturwissen- 
schaften zu beherrschen glauben, erhellt schon aus dem In- 
halt: Allgemeine Literatur der Physik von G. Karsten; philo- 
sophische Einleitung in die Encyklopädie der Physik von 
F. Harms; Maass und Messen von G. Karsten; Zeit und Orts- 
bestimmung von G. Weyer und von den Eigenschaften der 
Materie und den physischen Kräften (den allgemeinen Eigen- 
schaften) von G. Karsten. In dem ersten Abschnitt findet 
sich eine übersichtliche, vollständige Angabe der damaligen 
physikalischen Literatur, geordnet nach einzelnen Kategorien 
(Literaturverzeichnisse, Geschichte der Physik, Biographie und 
Nekrologe, Jahresberichte und Repertorien, Encyklopädien 
und Wörterbücher, Schriften gelehrter Gesellschäften, den Län- 
dern nach geordnet, Zeitschriften in derselben Weise geordnet; 
physikalische Lehrbücher und Sammelwerke eines Autors), eine 
Zusammenstellung, die heute noch die Grundlage für ent- 
sprechende kurze Bibliographien sein kann. 

Im Abschnitt „Maass und Messen" tritt jene oben geschilderte 
Verworrenheit und ünvoUkommenheit der früheren Maass- 
systeme hervor, von den altbabylonischen Maassen bis zu dem 
metrischen System ist ein üeberblick über die ganze Entwicke- 
lung, unterstützt durch vortreffliche Tabellen, gegeben, indem 
stets die allgemeinen Gesichtspunkte hervorgehoben werden, 
und die allgemeinen Teile belehren uns über das erwähnte 
Vorurteil. Wenn man in Einseitigkeit glaubt, dass die moderne 
Chemie durch die Atome des Demokrit erschöpft sei, so würden 
einerseits die Vertreter dieser Richtung durch das Studium der 
Chemie, einer Wissenschaft, die sie nicht kennen, eines anderen 
belehrt, andererseits aber auch durch die Anwendung, die 
Demokrit von seiner Theorie macht, indem er behauptet, dass 
das Feuer aus leicht beweglichen Kugeln (Atomen), die anderen 
Elemente aus Atomen verschiedener Gestalt, die sich nur durch 
ihre Grösse und Kleinheit voneinander unterscheiden, bestehen, 



158 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 12. 

und der die Seele als einen aus leicht beweglichen Kugeln zu- 
sammengesetzten Körper definirt. Wir Aelteren sind zum 
Teil noch aufgewachsen in dem früher gelehrten Dogma, dass die 
Leistungen der Griechen auf dem Gebiete der Naturwissen- 
schaften die der Modernen überragten; mir ist darum unaus- 
löschlich ein Ausspruch des Herausgebers der Annalen Poggen- 
DOBFF, bei dem ich Geschichte der Physik hörte, geblieben: 
„Es wäre erstaunlich, wenn unter dem Vielen, was die Griechen, 
diese hochbegabten und tiefen Denker, geschrieben hätten, 
neben dem vielen Unrichtigen, Falschen und Thörichten, das 
sie auf dem Gebiete der experimentellen Wissenschaften an- 
gegeben, nicht auch Anschauungen gegeben hätten, die bei der 
exacten Forschung, ohne dass sie die Grundlage derselben ge- 
worden sind, zur Erklärung benutzt werden könnten.'* Die 
genaue Kenntnis der experimentellen Naturwissenschaften zeigt, 
dass ihnen im Altertum nur wenig vorgebaut war. 

Was Karsten auf dem Gebiete der Meteorologie, der 
Hydrographie geleistet, soll hier nicht weiter verfolgt werden, 
aber seine allgemeine politische Thätigkeit kann ich nicht ganz 
unerwähnt lassen. Wer in den siebziger Jahren das politische 
Leben hat mit durchleben dürfen, dem werden die Eindrücke 
unvergesslich bleiben. Die damaligen politischen Clubs ver- 
vereinigten die Alten, die z. T! aus dem Jahre 1848 an der Neu- 
gestaltung mitzuarbeiten unternahmen, denen es aber schwer 
wurde, sich in die neuen Anschauungen zu finden, die nicht 
an die alten anknüpften, und die Jungen, die nach der Gründung 
des Reiches hofften, dass auf einer gemeinsamen freiheitlichen 
Basis sich das Reich und seine Verfassung entwickeln werde; 
jeder suchte in Eifer und Arbeitsfreudigkeit die Sache des 
Vaterlandes zu fördern. Käesten hat, abgesehen von vielen 
nationalökonomischen Arbeiten, sich 1879 der mühsamen 
Arbeit von Tabellen unterzogen, aus welchen sich viele An- 
griffe gegen das Princip der Handelsfreiheit hätten wider- 
legen lassen, aber schon hatte die Politik sich anders ent- 
schieden, von da an traten die Spaltungen auf wirtschaftlichem 
Gebiete mehr und mehr hervor und wenn in der Mitte der 
siebziger Jahre sofort dem emporkommenden Gründertum und 
der Interessenverfolgung auch auf dem Wege der Gesetzgebung 
kräftig entgegen getreten wurde, so wurde von 1879 an der 



Nr. 12.] Sitzung vom 29. Juni 1900. 159 

Charakter in den Verhandlungen ein anderer. Karstfn war kein 
Agitator, aber stets ist er seiner freien Ueberzeugung gefolgt, 
eine Charakterfestigkeit, die nicht dazu beiträgt, Förderung 
oder Berücksichtigung zu erfahren. Unbekümmert darum hat 
er auch auf dem Gebiete des öfiFentlichen Wohles durch Arbeit 
die Wahrheit zu fördern gesucht; auch auf dem Gebiete des 
ünterrichtswesens hat er manchmal als Abgeordneter Ge- 
legenheit gehabt, seine Kenntnisse und die historische Begründung 
derselben zu verwerten. 

IBm ist die hohe Freude zu Teil geworden, die gross- 
artigen Unternehmungen und Entwickelungen zur Zeit der 
Jahrhundertwende zu sehen, zu denen er auch einen Baustein 
beigetragen hat. Die Meeresforschung ist eine Aufgabe aller 
Völker geworden, wie das Land, so muss auch das Meer er- 
schlossen werden, wenn das Wissen der Menschheit nicht un- 
vollkommen bleiben soll. Welche Entvackelung hat nicht seit 
1852 die deutsche Handelsflotte und Marine, welchen Umfang 
nicht die deutsche Marineforschung angenommen! Die Meteoro- 
logie ist aus der rein statistischen Methode herausgetreten, 
sie ist jetzt eine physikalische Wissenschaft, die die physika- 
lischen Gesetze, welche die Veränderungen in unserer Atmo- 
sphäre beherrschen, zu ergründen sucht und schon vieles auf 
diesem Gebiete geleistet hat. Das einheitliche Maass und Ge- 
wicht ist durchgeführt, ein besonders grosses Institut bear- 
beitet alle einschlägigen Fragen und weitere Einigung der 
Nationen auf diesem Gebiete ist angebahnt. Karsten hat zu 
alledem beigetragen, wie auch allen Stiftern unserer Gesell- 
schaft die Genugthuung wurde, das Emporblühen und die Aner- 
kennung der Naturwissenschaften gesehen und dazu mit ge- 
holfen zu haben. 

Ehre sei dem Andenken der Stifter unserer Gesell- 
schaft, und ernstes Gedenken widmen wir heute dem 
letzten derselben: 

Gustav Karsten. 



160 



Veher stereoskopische Lupen und Brillen; 

von JE. Berg er (in Paris), 

(Vorgelegt in der Sitzung vom 29. Juni 1900.) 

(Vgl. oben S. 145.) 



Zwei zu einander geneigte, decentrirte Biconvexlinsen ent- 
werfen von einem in der Brennweite befindlichen Gegenstande 
je ein aufrechtes, vergrössertes , weiter (als der Gegenstand) 
entferntes, virtuelles Bild für jedes Auge. Da diese Bilder 
auf identische Netzhautstellen beider Augen projicirt werden, 
so werden dieselben im Gehirn, als einem Gegenstande ange- 
hörend, wahrgenommen. Beide Bilder sind um so mehr tem- 
poralwärts abgelenkt, und desto mehr voneinander verschieden, 
je kürzer die Brennweite der die neue binoculäre Lupe ^) dar- 
stellenden Linsen sind. Erstere Erscheinung erklärt, warum 
langes Beobachten mit der neuen Lupe ohne erhebliche Con- 
vergenzanstrengung möglich ist; letztere ist Ursache der star- 
ken stereoskopischen Wirkung der Lupe. 

Die verfeinerte Relief Wahrnehmung macht sich jedoch erst 
nach einiger Uebung geltend. Das Gehirn muss erst die Be- 
urteilung der feineren Reliefunterschiede aus der grösseren 
Verschiedenheit der Netzhautbilder erlernen. Im allgemeinen 
erfolgt dies ziemlich rasch; etwas langsamer bei älteren, als 
bei jüjageren Leuten, schwieriger bei Berufsarten, welche an- 
haltendes Arbeiten, mit einem monoculären Instrumente er- 
fordern. In einzelnen Fällen ergab sich, dass das körperliche 
Sehen nur durch die Ueberkreuzung der Contouren und durch 
die Schlagschatten beurteilt wird. Auch in mehreren Fällen 
von Hysterie und von beginnender progressiver Paralyse wurde 
festgestellt, dass die Verschiedenheit beider Netzhautbilder, 
die jener entsprechen würde, welche eine Vergrösserung des 
Pupillarabstandes beider Augen hervorrufen würde, keine bessere 
Wahrnehmung des Reliefs zur Folge hatte. Längeres Arbeiten 



1) Solche Lupen (und Brillen) sind neuerdings von mir construirt 
worden und von Gebr. Koch in Stuttgart käuflich zu beziehen. 



Nr. 12.] Sitzung vom 29. Juni 1900. 161 

mit der Lupe bringt schliesslich bei den meisten Menschen 
eine erstaunliche Steigerung der Reliefwahrnehmung hervor 
und schliesslich wird auch die Reliefwahrnehmung ohne die 
stereoskopische Lupe bedeutend verbessert. 

Die zu einander geneigten Linsen rufen eine astigmatische 
Wirkung hervor, welche entgegengesetzt dem physiologischen 
Astigmatismus des menschlichen Auges im horizontalen Meri- 
diane den stärksten Brechwert zeigen; letzterer ist um Y13 
stärker, als jener des verticalen Meridianes. Bei einer stereo- 
skopischen Lupe von + 13 I) Brennweite ist mithin der 
horizontale Meridian von 1 D stärker brechend, als der verti- 
cale. Ein Auge mit einem physiologischen Astigmatismus 
(Astigmatismus nach der Regel von ^4 D) wird mithin einen 
Astigmatismus von ^/^ D gegen die Regel erhalten. Es genügt 
jedoch, eine Neigung der Lupe im verticalen Sinne auszuführen, 
um diese Uebercorrection des Astigmatismus des Auges durch 
jenen der Lupenlinsen auszugleichen. Für feineres Beobachten 
erfordernde Untersuchungen kann für jeden Untersucher die 
Lupe in der den individuellen Astigmatismus nach der Regel 
corrigirenden Stellung fixirt werden. In den Fällen, in welchen 
der Grad des Astigmatismus nach der Regel in beiden Augen 
verschieden ist, kann jeder Lupenlinse eine verschiedene Neigung 
gegeben werden; in den meisten Fällen genügt es jedoch, das 
beim binoculären Sehact hauptsächlich werwandte Auge (oeil 
directeur, Tscherning) zu corrigiren; in den Fällen von Astig- 
matismus gegen die Regel oder mit schief gerichteten Axen 
müssen den Lupenlinsen Cylindergläser beigefügt werden, welche 
den Astigmatismus des Auges und jenen der Linsen zusammen 
zu corrigiren haben. 

Die neue binoculäre Lupe ist bestimmt, die einfache Lupe 
in allen ihren bisherigen Anwendungen in der Wissenschaft, 
Kunst und Industrie zu ersetzen. Die neue Lupe behält die 
Brennweite, Vergrösserung und den .Arbeitsabstand der bisher 
üblichen Lupen bei; ihr Gesichtsfeld ist grösser, als jenes der 
letzteren; sie ermöglicht die Untersuchung mit beiden Augen, 
mit Verfeinerung der Reliefwahrnehmung; sie gestattet eine 
lange andauernde Arbeit ohne Anstrengung der die Convergenz 
bewirkenden Musculi recti interni; die Ueberanstrengung des 
allein bisher verwandten Auges, sowie die Ermüdung des 



162 Verhandlungen der Deutseben Physikal. Gesellschaft [Nr. 12. 

Schliessmuskels des anderen, nicht arbeitenden Auges,, die 
Schädigung des binoculären Sehactes durch lange anhaltende 
Nichtbenutzung eines Auges entfallen; in sehr zahlreichen 
Fällen (90-— 97 Proc, Nordenson, Steiger, Knapp) corrigirt 
der Lupen-Astigmatismus den Astigmatismus des üntersuchers. 

Decentrirte, zu einander geneigte, Concavgläser geben 
Myopen die Vorteile einer feineren Reliefwahrnehmung und 
einer Verminderung der Convergenzanstrengung. Sowohl Convex- 
als Concavgläser können in dieser Weise bei der Nahebrille, 
welche eine binoculäre Lupe von grösserer Brennweite ist, in 
Verwendung kommen. 

Die bei der bisher üblichen Nahebrille beobachteten Be- 
schwerden, über welche die meisten Kranken, insbesondere bei 
der Anwendung von Convexgläsern , klagen, lassen sich am 
einfachsten durch eine, infolge auf beiden Augen ungleich 
starker, prismatisch-adducirender Wirkung derselben während 
des Lesens auftretende, Coordinationsstörung der Augen- 
bewegungen erklären, die eingehender in einer, in der Zeit- 
schrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane er- 
scheinenden Abhandlung besprochen werden soll. 



Druck von Metzger &, Wittig in Leipzig. 



163 



Ueber die Strahlung des schwarten Körpers für 

la/age Wellen; 

van O. Lummer tt/nd E. JPringsheim.^) 

(Vorgetragen in der Sitzung yom 2. Februar 1900.) 
(Vgl. Nr. 8, S. 87.) 



SchoD in unserer ersten Arbeit*) über die Verteilung der 
Energie im Spectrum des schwarzen Körpers haben wir syste- 
matische Abweichungen zwischen der Beobachtung und der 
WiEN-PLANCK'schen Spectralgleichung 

c 

(1) E^Cl-^i"^ 

gefunden. Während folgende auf die Lage X^ und Höhe E^ 
des Energiemaximums bezüglichen Gesetze 

(2) A^y=^ = const., • 

(3) ^^y-ß = 5==const. 

innerhalb des Temperaturintervalls von 700® abs. bis 1650*^ abs. 
sich vollkommen bestätigten, wich die Form der Energiecurve 
von der durch Gleichung (1) verlangten merklich ab. Dass 
diese Abweichungen systematischer Natur sind, zeigten wir 
durch Betrachtung der isochromatischen Curven: , 

(4) \ogE.= y^-Yt-\- 

Die ans diesen „Geraden" mit Hülfe der GMeichongen 
log(7=yi + 51ög^, 

berechneten Wertepaare C und c, welche nach Gleichung (1) 
Constante sein müssen, zeigten einen ' deutlichen Gang, 



1) Der Inhalt dieser Arbeit ist im Wesefatlichen in der Sitzung yom 
18. September 1900 der Abteilung für Physik der Naturforscherversammlung 
in Aachen mitgeteilt worden. 

2) 0. Lummbb u. £. Pbinosbeim, Verhandl. d. Deutsch. Pbys. Ges. 
1. Nr. 1. p. 23—41. 18?JU-^ 



164 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 12 a. 

wie aus der folgenden, unserer ersten Arbeit entnommenen 
Tab. I hervorgeht. 

Tabelle I. 



l ; 1,21 1,96 2,20 3,68 4,96/1* 

c. jj 13510. 13810 14240 14800 16510 

(7.10~^^|i i067 1219 1449 1771 2261 

Um Über die Bedeutung des Wanderns der Grössen C und c 
Aufschluss zu erhalten, würden die Messungen unter günstigeren 
Versuchsbedingungen wiederholt und vor allem die störenden 
Absorptionen -des Wasserdampfes und der Kohlensäure in der 
Luft nahe eliminirt. Ausserdem Wurden Controlbeobachtungen 
mit einem zweiten^ ausserordentlich reinen Flussspatprisma an- 
gestellt und verschiedenartig construirte schwarze Kölner zur 
Beobachtung herangezogen. 

Die Resultate dieser VersuXSlie, welche wir in einer zweiten 
Publikation^) mitgeteilt haben, standen in vollkommener üeber- 
einstimmung mit denen der ersten Versuchsreihe, Der Wert 
von c stieg systematisch mit wachsender Wellenlänge bis zu 
18500 bei A= 8,3^.' * 

Dieses Wachsen von c mit der Wellenlänge ist im Ein- 
klang mit dein Resultate von Beckmann^), welcher für die 

. 1) 0. LüMMEB u. E. Pbingshedi, Verhandl. d. Deutsch. Phjs. Ges. 
1. p. 215— 235. 1899.. . * . 

2) H. Beckmann, Inaug.-lMss. Tübingen 1898; vgl. auch H. Busens, 
Wied. Ann. 69. p. 576—588.-1899. 

H. BüBENS zeigt, das9 die von Beckmann benutzten Beststrahlen des 
Flussspates nicht, wie Beökma^ angenommen hatte, der Wellenlänge 24,4 /k 
entsprechen , sondern aus zwei getrennten Maximis bestehen (von 24 /ü 
bez. 32 fi). Die auf dieser Grundlage neu bearbeiteten Besultate der 
BECKMANN'schen Versuche; gla.abt.H; Bübens in folgender Weise zusammen- 
fassen zu können: 

1. Das WiEN*sche Gesetz, bez. die hieraus abgeleitete isochromatische 
Curve ist zur Darstellung der gewonnenen Beobachtungsresultate voll- 
kommen geeignet. 

2. Die Constante e des ; WiEN'schen Gesetzes muss, wenn den Be^ 
obachtungen genügt werden soll, gleich 24 250 gesetzt werden, im Gegen- 
satz zu den Eesu^tateb der ^ Untersuchungen des Hrn. Paschen, sowie 
der Herren X^oimeb und Pbingshbim,"' welche, allerdings für • erheblich 
kürzere Wellen, die Constante c = 14400 ergeben. 

' Im Widerspruch hiermit !fÜgt H. Bubens in einer Anmerkung zwar 
hinzu, dass sich in unserer Arbeit „bereits eine. Vermehrung der Grösse e 



Nr. 12 a.] Sitzung vom 2. Februar 1900. 166 

Wellenlänge von 24,4 /i die isochromatische Curve des schwarzen 
Körpers beobachtete und hieraus für c den Wert 24000 fand. 

Im Gegensatz zu unseren Resultaten stehen die von 
F. Paschen^), H. Wanne» ^ und Pasohen- Wanner.*) Ihre 
Versuche zwischen 1 fi und 9 fi bestätigen die Wien-Planck' sehe 
Spectralgleichung mit überraschender Genauigkeit und 
zwar für niedere wie für hohe Temperaturen. 

Die verschiedenen Beobachter stimmen also darin überein, 
dass sie die Gleichungen (2) und (3) von der „schwarzen Strah- 
lung"*) erfüllt finden; sie stehen im Widerspruch zu einander 
in Bezug auf die Gültigkeit der WiEN-PLANCK'schen Spectral- 
gleichung (1). 

Die Gesetze (2) und (3) sind durch die Arbeiten von 
L. BoLTZMANN^), W. Wi^N®) Und M. Thiesbn^) als theoretisch 
wohlbegründet anzusehen. 

Sehr viel unsicherer ist die theoretische Grundlage der 
Spectralgleichung (1). 

W. Wien®) hat versucht, sie auf dem von W. Michelson®) 



mit wachsender Welleolänge zeigt'^; gleichwohl möchten wir ausdrücklich 
darauf hinweisen, dass der BECKiiANN'sche Wert von c nicht nur nicht 
im Widerspruch mit unseren Versuchen selbst in Bezug auf die kürzesten 
beobachteten Wellen steht, vielmehr erst durch das von uns gefundene 
systematische Anwachsen von e mit der Wellenlänge in seiner Bedeutung 
erkannt worden ist. * 

1) F. Paschen, Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wissensch. zu Berlin 
L Hälfte, p. 405—420. 1899 und II. Hälfte, p. 959—976. 1899. 

2) H. Wanner, Ann. d. Phys. 2. p. 141—157. 1900. In dieser Arbeit 
wird aus photometrischen Versuchen geschlossen, „dass das WiEN'sche 
Gesetz im sichtbaren Gebiete bis 4000° gültig" sei! 

3) F. Paschen u. H. Wanneb, Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wissensch. 
zu Berlin I. Hälfte, p. 5—11. 1899. 

4) So wollen wir mit M. Thiesen (Verhandl. d. Deutsch. Physikal. 
Gesellsch. 2. p. 37. 1900) die Strahlung eines schwarzen Körpers be- 
zeichnen. 

5) L. BoLTZMANN, Wicd. Ann. 22. p. 31 und p. 291-294. 1884. 

6) W. Wien, Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wissensch. zu Berlin 
I. Hälfte, p. 55—62. 1893; Wied. Ann. 52. p. 132-165. 1894. 

7) M. Thiesen, Verhandl. d. Deutsch. Physik. Gesellsch. 2. p. 67. 1900. 

8) W. Wien, Wied. Ann. 58. p. 662—669. 1896. 

9) W. MiCHELSONy Joum. Soci Phys. chim. russe 19. p* 79. 1887; 
Joum. de Phys. (2. ser.) 3. p. 467—479. 1887; Phil. Mag. (5) 25. 
p. 425. 1888. 



166 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 12 a. 

eingeschlagenen Wege mit Hülfe des MAxwELL'schen Ver- 
teilungsgesetzes abzuleiten. Dieser Herleitung ist durch wohl- 
begründete Einwände^) der theoretische Boden vollständig ent- 
zogen worden. 

Neuerdings ist die WrEN'sche Gleichung durch M. Planck*) 
auf elektromagnetischer Grundlage abgeleitet worden. Planck 
glaubt diese Gleichung als eine notwendige Folge des Princips 
der Entropievermehrung erwiesen zu haben und spricht es 
aus yydass die Grenzen ihrer Gültigkeit, falls solche überhaupt 
existiren, mit denen des zweiten Hauptsatzes der Wärmetheorie 
zusammenfallen'^^) 

Der Beweis, auf welchen Planck diesen Ausspruch gründete, 
war nicht lückenlos. Es fehlte nach unserer Meinung^) der 
Nachweis, dass wirklich jede von der WiEN'schen Formel (1) 
abweichende, brauchbare^) Spectralgleichung zu einem Aus- 
druck der Entropie führt, der dem Entropiegesetz widerspricht. 
Später hat Planck selbst zeigen können, dass es in der That 
unendlich viele brauchbare Spectralgleichungen giebt, welche 
den bekannten Strahlungsgesetzen und gleichzeitig auch dem 
Entropiesatze genügen. Daher hat Planck den ersten Beweis 
durch einen neuen ersetzt.^ 

Auch gegen diesen sind Einwände erhoben worden.^ Ohne 
hierauf näher einzugehen, müssen wir anerkennen, dass durch 
die PLANCK'schen Arbeiten die von uns gefundenen syste- 
matischen Abweichungen vom WnsN'schen Gesetze immerhin 
an theoretischem Interesse gewonnen haben. 

Da diese Abweichungen mit steigender Wellenlänge zu- 
nehmen, haben wir versucht durch Messungen der schwarzen 

1) O. LuMMEB u. £. Pringsheim, 1. c. p. 30—31; 0. Lüicmeb u. 
E. Jahnkc, Ann. d. Phys. 3. p. 283—297. 1900. Ferner vgl. 0. Lümmeb: 
„Sur le rayonnement des corps noirs", Intern. Oongress zu Paris 1900. 

2) M. Planck, Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wissensch. zu Berlin 
4. Februar, 8. Juli und 16. December 1897; 7. Juli 1898; 18. Mai 1899; 
Ann. d. Phys. 1. p. 69—122. 1900. 

3) M. Planck, Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wissensch. zu Berlin 
I. Hälfte, p. 477. 1899. 

4) 0. LuMMEB u. £. Pbinqshbim, 1. c, p. 225. 

5) Vgl. 0. LuMMEB u. E. Jahnke, Ann. d. Phys. 3. p. 287. 1900. 

6) M. Planck, Ann. d. Phys. 1. p. 719—737. 1900. 

7) Vgl. W. Wien, „Les lois th^oriques du rayonnement^^, Intern. 
Oongress zu Paris 1900. 



Nr. 12a.] Sitzung vom 2. Februar 1900. 167 

Strahlung für das Wellenlängengebiet zwischen 12 [jl und \S fi 
eine Entscheidung herbeizuführen. 

Versuolisanordnung. 

Die Versuche wurden mit demselben Spiegelspectrometer 
ausgeführt, welches zu unseren früheren Messungen gedient 
hatte. Das benutzte Bolometer hatte eine Breite von 19' und 
einen Widerstand von etwa 20 Ohm. Zur Erzeugung des 
Spectrums diente ein vorzügliches, Hrn. Prof. Rubens ge- 
höriges Sylvinprisma, dessen nutzbare Jf'läche etwa 22 cm^ 
beträgt. Auf die Abbiendung falscher Strahlung wurde be- 
sonderer Wert gelegt. Auch hier war das Spectrobolometer 
in einem Kasten eingebaut, dessen Luft möglichst von Kohlen- 
säure und Wasserdampf befreit war. Vor dem Spalt befand 
sich die Oeflfnung des schwarzen Körpers, und zwar so nahe, 
als es die Klappvorrichtung erlaubte. 

Um die schwarze Strahlung zu verwirklichen, dienten für 
niedere Temperaturen, nach dem Vorgange von Lummbb- Wien ^), 
innen mit Russ, Platinchlorid bez. Eisenoxyd geschwärzte Hohl- 
räume, die durch Bäder von flüssiger Luft, siedendem Wasser 
und geschmolzenem Salpeter auf constanter Temperatur ge- 
halten wurden. Für höhere Temperaturen wurde der „elek- 
trisch geglühte schwarze Körper"^) in verschiedenen Formen 
verwandt. 

Die Justirung war mit Hülfe der an einer Prismenfläche 
nach aussen reflectirten sichtbaren Strahlung sehr exact aus- 
zuführen. * Diejenigen schwarzen Körper, welche nicht auf 
Glühtemperatur gebracht werden konnten, justirte man mit 
Hülfe eines elektrisch geglühten, die Strahlungsöflhung mar- 
kirenden Platindrahtes. 

Die zwischen dem Spalt und der strahlenden Oefihung 
befindliche Klappe bestand aus zwei Teilen, einer wasserge- 
spülten Metallklappe und einer Flussspatplatte von ca. 4 mm 
Dicka, welche abwechselnd benutzt werden konnten. Die 
wassergespülte Klappe hat den Vorteil, dass ihre Temperatur 
durch ein vom Kühlwasser umspültes Thermometer genau zu 



1) W. Wien u. 0. Lummeb, Wied. Ann. 66. p. 451—456. 1895. 

2) O. LüHTMER u. P. KüBLBAüM, Verhandl. d. Physikal. Gcsellsch. zu 
Berlin 17. p. 106—111. 1898. 



168 Verhandlungen der Deutschen Physika!. Gesellschaft. [Nr. 12a. 

messen ist. Die Flussspatplatte dient nach einer von Rubens 
benutzten Methode^) als ContrQle dafür, dass die gemessene 
Strahlung frei von falscher, diffuser Strahlung ist. Fluss- 
spat lässt nämlich alle Wellen unter 7 fi vollständig hindurch, 
während es di^enigen über 12 /jl vollkommen absorbirt. Da- 
her geht der Hauptanteil der Strahlung dauernd durch den 
Flussspatschirm hindurch, die von uns gemessenen Energien 
im Gebiet von 12 fx aufwärts werden hingegen vollkommen 
absorbirt; für sie wirkt der Flussspatschirm wie eine Metall- 
klappe. 

Die Versuche erstreckten sich über das Temperaturintervall 
von etwa 85^ abs. (flüssige Luft) bis nahe 1800^ abs. Dabei 
beobachteten wir die Energien für jede Temperatur an genau 
denselben Stellen des Spectrums. Die mit verschieden starkem 
Bolometerstrom beobachteten Ausschläge wurden auf gleiches 
Maass reducirt. 

Die Spaltbreite war bei allen Beobachtungen nahe die- 
selbe und zwar gleich der des Bolometers. Wie besondere 
Versuche lehrten, waren die Ausschläge innerhalb weiter 
Grenzen der Spaltbreite proportional, woraus hervorgeht, dass 
durch die Breite des benutzten Spaltes und Bolometers kein 
erheblicher Fehler in der Messung hervorgebracht wird. Hier- 
mit steht in üebereinstimniung, dass die aus den beobachteten 
prismatischen Curven nach der KuNGE'schen Formel*) be- 
rechnete Spaltcorrection nirgends mehr als 5 Proc. beträgt. 

Aus der beobachteten Energiedifferenz der Strahlung 
zwischen dein schwarzen Körper und der Klappe bei Zimmer- 
temperatur sollte diejenige Energie berechnet werden, welche 
man bei der absoluten Temperatur Null der Klappe beobachtet 
hätte. Zu diesem Zwecke fügten wir allen beobachteten Aus- 
schlägen diejenigen Beträge hinzu, welche wir bei der be- 
treffenden Wellenlänge für den schwarzen Körper von der 
Temperatur der flüssigen Luft (—188^0.) erhielten. Diese 
„Klappencorrection" ist wenigstens für die hier in Betracht 
kommenden Wellenlängen praktisch identisch mit derjenigen, 
welche ein schwarzer Körper von der absoluten Temperatür 
Null (-273« C.) liefern würde. 

1) H. KuBENs, Verhandl. d. Phys.-GeseUsch. zu Berlin, 6. Nov. 1896. 

2) C. RuNGB, Zeitschr. f. Math. u. Phys. 42. p. 205—213. 1897. 



Nr. 12iu] ' Sitzung voin 2. Februar 1900. 169 

Die auf gleiches Mäass red'ucirten und mit der Klappen- 
correction versehenen Ausschläge wurden sodann auf das Nor- 
malspectrum umgerechnet auf Grund der Von Kubbns und 
Teowbbidge^) für Sylvin gegebenen Dispersionscurve. Die Dis- 
persion des. benutzten Sylvinprisöias beträgt zwischen 12 fi und 
18 jit nahe 2®, während. sie nach den kleineren Wellen zu 
rasch abnimmt und z. Bv zwischen 2 (jl und 8 fii nur noch 35' 
beträgt Von 18 ^ aufwärts ist Sylvin wegen der schnell zu- 
nehmenden Absorption unbrauchbar/ Diese Eigenschaften des 
Sylvins in Verbindung mit den erwähnten Absorptionseigen- 
schaften der Flussspatklappe lassen daher das gewählte Gebiet 
von 12 ^ bis 18 jm als besonders geeignet zur Entscheidung der 
gestellten Frage erscheinen. 

l^cU^fO^u. Resultate. 

A. Ungültigkeir der WiEN-PLANCK'schen Spectralgleichung. 
Das Beobachtungsmaterial wurde zunächst in Form von 
Isochromaten verwertet, welche für eine Wellenlänge die Ab- 
hängigkeit der Energie von der Temperatur darstellen und bei 
denen bekanntlich die Absorption, die selective Reflexion etc. 
keine Rolle spielt. In der Fig. 1 sind die Beobachtungen in 
der Form: 

(6) log^=/-(-^) ■ 

wiedergegeben. Die ausgezogenen Curven sind durch die mit 
Kreuzen ( x ) bezeichneten Beoba..chtungspunkte möglichst glatt 
hindurch gelegt. 

Ausserdem sind als gestrichelte Linien in Fig. 1 die Iso- 
chromaten eingetragen, Reiche sich aus der WiBN-PLAiiCK'schen 
Gleichung (1) berechnen, wenn man für die Constante c den aus 
unseren Flu ssspatver suchen folgenden Wert 
c = 5Ä^ T= 14700 

ZU Grunde legt. Wie schon erwähnt, sind diese theoretischen 
Isochromaten der Gleichung (1) gerade Linien. 

Da die aus Fig. 1 ersichtlichen Abweichungen der Be- 
obachtung von der WiBN'scheh Spectralgleichung hauptsächlich 
bei den höheren Temperaturen auftreten, für welche der elek- 
trisch geglühte Körper die schwarze Strahlung liefert, so haben 



1) H. Rubens u. A. Trowbeidqe, Wied. Ann, 60. p. 724—789. 1897. 



170 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 12 a. 

wir versucht, ein sicheres Urteil über seine Schwärze für 
die untersuchten langen Wellen zu gewinnen. 

Zu diesem Zwecke haben wir die Strahlung des elek- 
trisch geglühten Körpers bei etwa 650^ abs; mit der einer 
innen geschwärzten und im Salpeterbad erhitzten Hohlkugel 
verglichen. Beide Strahlungen stimmten für alle Wellen inner- 
halb weniger Procente überein. Ebenso konnte • kein Unter- 
schied in der Strahlung nachgewiesen werden, sei es, dass die 
innere Oberfläche des strahlenden Hohlraumes des elektrisch 




Fig. 1. 



geglühten Körpers blank oder mittels Russ geschwärzt war. 
Es ist dies erklärlich^ da schon eine freistrahlende Buss- 
fläche bei der Temperatur 650® abs. etwa 92 Proc. und die frei- 
strahlende Fläche der gleichen Porzellanmasse, aus welcher 
der elektrisch geglühte Körper bestand, bei 373** abs. eben- 
falls schon 90 Proc. der schwarzen Strahlung lieferte. 

Dass der von uns bei hohen Temperaturen benutzte elek- 
trisch geglühte schwarze Körper einen gleichmässig temperirten 
Hohlraum, also gemäss der KiBOHHOFF'schen Definition die 
schwarze Strahlung darstellt, dafür bietet die HeUigkeitsgleich- 
heit im strahlenden Hohlraum Gewähr, welche bei allen Tem- 
peraturen eine vollkommene war. Mn wie vorzügliches Kriterium 
die Photometrie aber ist, geht daraus hervor, dass die Hellig- 
keitsdifferenz bei 900® abs. etwa 30 mal, bei 1900® abs. immer 



M 



Nr. 12 a.] 



Sitming vom 2. Februar 1900. 



171 



noch 14 mal so gross als die Temperaturdifferenz ist.^) Ent- 
gegen der Wankeb' sehen Behauptung^ müssen wir den „elek- 
trisch geglühten schwarzen Körper" nach Lümmeb-Kublbaum 
als ,,schwarzen" anerkennen. 

IJebrigens ergaben auch Controlversuche, bei denen wir 
absichtlich merkliche Helligkeitsdifferenzen herstellten ^ für das 
beobachtete Wellenlängengebiet keine abweichenden Resultate. 

Ausserdem erfüllten die von ims benutzten schwarzen 
Körper die drei Hauptstrahlungsgesetze, das SxEFAN'sche und 
die Gesetze (2) und (3). Die Erfüllung dieser drei Gesetze ist 
die conditio sine qua non, wenn man aus Strahlungs- 
messungen irgendwelche Schlüsse auf die Form der Spectral- 
gleichung (Energiecurve) ziehen will. 

Die aus Fig. 1 ersichtlichen Abweichungen zwischen der 
Beobachtung und der Wien-Planck' sehen Formel sind zumal 
bei den höheren Temperaturen so gross, dass sie durch Be- 
obachtungsfehler schlechterdings nicht erklärt werden können. 
Ihr ungefährer Betrag bei der höchsten Temperatur ist, in 
Procenten der beobachteten Werte ausgedrückt, in folgender 
Tabelle angegeben. 

Tabelle IL 



Wellenlänge 


12,3 11. 


13,3/1* 


15 ju 


16,5 11. 


17,9 iu 


^beob. --^er. 
C 


40 o/o 
24800 


42 Vo 
25300 


440/0 
28600 


46 0/0 
30400 


500/0 
31700 



Es ist somit erwiesen, dass die WiEN-PLANCK'sche 
Spectralgleichung die von uns gemessene schwarze 
Strahlung für das Gebiet von 12 ,a bis 18 jtt nicht dar- 
stellt. 

Aus den in der Tabelle angeführten Werten der „Con- 
stanten'' c ist ersichtlich, dass unser Resultat in vollkommener 
Uebereinstimmung mit unseren Flussspatversuchen von 0,5 [i . 
bis 8,3 n steht. Die Werte von c sind dadurch gefunden, dass 
wir durch die beobachteten Curvenpunkte jeder Wellenlänge 
bei 1638® uad 1193® abs. eine Gerade gelegt und den jeder 
Geraden nach Gleichung (5) zukommenden Wert von c be- 

1) 0. LüMMEB u. F. KuBLBAüM, Verhandl. d. Deutsch. Pliynkal. 
Gesellsch. 2. Nr. 8. p. 89—92. 1900. 

2) H. Wanner, Ann. d. Phjs. 2. p. 149. 1900. 



172 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 12a. 

rechnet haben. Aus diesen Werten geht noch deutlicher wie 
aus denen unserer Flussspatbeobachtungen hervof, dass die 
mit der Wellenlänge und der Temperatur schnell ansteigende 
Grösse c der WiEN-PLANCK^schen Gleichung nicht als eine 
,,Naturconstante" betrachtet werden dar£ 

Das Bestreben der Herren Paschen und Wanner, den Wert 
von c so genau als nur irgend möglich zu biestimmen, war daher 
verfrüht und die von ihnen angegebene Genauigkeit ist illusorisch. 

Ebenso ist damit allen denjenigen weitgehenden Folgerungen 
der Boden entzogen, welche man aus der WiEN-PLANCK'schen 
Gleichung hergeleitet hat. 

B. Aufsuchung der Speetralgleichung. 
Nachdem die Ungültigkeit der WiEN-PLANCK'schen Glei- 
chung erwiesen ist, hat die Darstellung der Isochromaten in 




der Form log E = /*(! / T) keinen Vorteil mehr. Der besseren 
üebersichtlichkeit wegen geben wir in Fig. 2 unser gesamtes 
Beobachtungsmaterial in der Form: 
(7) log E = f\T). 



Nr. 12a.] Sitzung vom 2. Februar 1900. 173 

Die eingezeichneten Punkte (zur besseren Unterscheidung 
abwechselnd mit Kreuzen x und Kreisen © bezeichnet) ge- 
hören vier verschiedenen Serien an, deren Anschluss aneinander 
wir dadurch bewerkstelligten , dass ^ wir das „schwarze" Siede- 
gefass als constante Strahlungsquelle benutzten, ganz wie 
wir es bei der Prüfung des Stefan -BoLTZMANN'schen Strah- 
lungsgesetzes ^) gethan hatten. 

Durch die beobachteten Punkte sind auch hier möglichst 
glatte Curven gezogen worden. Bei der Schwierigkeit dieser 
Messungen, zumal für die niederen Temperaturen, ist die Ueber- 
einstimmung der verschiedenen Serien untereinander als eine 
sehr befriedigende zu betrachten. Eigentlich fällt nur die Be- 
obachtung bei 628^ abs. heraus. 

Wir seheji daher die Curven der Fig. 2 als die zusammen- 
fassende Darstellung unserer Sylvinbeobachtungen an. 

Wir wenden uns jetzt zu der Frage, welche Spectral- 
gleichung die Form der so gewonnenen Isochromaten am. besten 
wiedergiebt. Unter einer „brauchbaren" Spectralgleichung 
werde jetzt im engeren Sinne eine solche verstanden, welche 
nicht nur die drei, Hauptstrahlungsgesetze erfüllt, sondern 
ausserdem unsere Flussspatversuche mit genügender Annähe- 
rung darstellt. Dabei gehen wir aus von der Gleichung: 



(8) 






welche von Lummeb und Jahnkb^) aufgestellt worden ist. Diese 

Gleichung geht über in diejenigen von: 

W. Wien für jü = 5 und i^ = 1 , 
Thiesen „ ]w = 4,5 „ ff = 1 , 
Eayleigh „ jii = 4 „ V = 1. 

1 : 

1) 0. LüMMBR u. E. Prinqshbim, Wied. Ann. 63. p. 395—410. 1897 
und Ann. d. Phys. 3. p. 159—160. 1900. 

2) 0. Lummeb u. E. Jahnke, Ann. d. Phys. 3. p. 283— 297. 1900. Im 
Auszug wiedergegeben in Lummeb*s Bapport: „Sur le rayonnement des 
Corps noirs'S Intern. Congress zu Paris 1900 und dem wesentlichen In- 
halt nach in der Sitzung vom 18. Sept. 1900 der Naturf.-Vers. zu Aachen 
mitgeteilt. 



174 Verhandlungen der Peutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 12a. 

In der Arbeit von Lümmeb und Jahnkb ist eine Methode 
angegeben, mit deren Hülfe man schon aus einer Energie- 
curve zusammengehörige Wertepaare von fi und v finden kann. 
Ferner wird mitgeteilt und an der Hand von Rechnungen ge- 
zeigt, dass unsere Flussspatversuche genügend wiedergegeben 
werden durch die Wertepf^are: 

jli = 5; V = 0,9, 

|ii = 4,5; ^ = 1,0, 
^ = 4; v=h2. 

Dadurch wird ausser dem Wertepaar der Wibn-Planck'- 
schen Gleichung (jü = 5 ; i^ = 1) auch das der Rayleigh'- 
schen Formel^)' (jü = 4; v=l) von den „brauchbaren" aus- 
geschlossen. 

Mit obigen „brauchbaren" Wertepaaren haben wir auch 
für die langen Wellen die Isochromaten log £=:f{T) berechnet 
und bei 1000® abs. mit den beobachteten zur Coincidenz ge- 
bracht. Aus dieser Vergleichung geht hervor, dass von diesen 
Paaren das TniESEN'sche (ju = 4,5; 1^=1) der Form der Iso- 
chromaten am besten, wenn auch nicht vollkommen, folgt 

Weitere Rechnungen haben jedoch gezeigt, dass das dem 
LuMMER-jAHNKE^schen Wertepaare (itt = 4, i;=l,2) verwandte 
Paar: 

die Form noch erheblich besser wiedergiebt als das Thiesen'- 
sche. Man kann die Isochromaten durch die beob- 
achteten Punkte ohne Zwang so hindurchlegen, dass 
sie mit den Isochromaten für fi^A und i^=l,3 auf der 
ganzen Länge coincidiren. 

Wenn aber auch eine Gleichung die Form der Isochro- 
maten richtig wiedergiebt, so braucht sie, falls das beobachtete 
Wellenlängengebiet ein beschränktes ist, noch nicht die rich- 
tige Spectralgleichung zu sein. Denn aus der Form einer 
Isochromate lassen sich auf die Gültigkeit der Spectral- 
gleichung nur negative, keine positiven Schlüsse ziehen. Alle 



1) Lord Raylbigh, Phil. Mag. 49. p. 539—540. 1900. 



Nr. 12 a.] Sitzung vom 2. Februar 1900. 175 

Methoden, welche das Verhältnis der absoluten Energien für 
die verschiedenen Wellenlängen« nicht zu bestimmen erlauben, 
so z. B. die photometrische Methode von Paschen- Wannbb^), 
die von Beckmann angewandte RuBtNs-NiCHOLs'sche Methode^ 
der Reststrahlen, können für sich allein nicht zur Bestätigung 
bez. Aufstellung der Spectralgleichung dienen. 

Um dieses Verhältnis bei den vorliegenden Versuchen zu 
finden, haben wir nur nötig, die Correctionen infolge der Ab- 
sorptionen und der Breite des Spaltes bez. des Bolometers 
anzubringen. Da der Wasserdampf und die Kohlensäure- 
absorptionen als eliminirt gelten können, und die Unterschiede 
im ßeflexionsvermögen der Silberspiegel für diese langen Wellen 
verschwinden, so bleibt nur die Absorption des Sylvinprismas 
übrig. Diese wurde aus den von Bübens und Tbowbridge 
(l c.) für das Absorptionsvermögen des Sylvins gegebenen 
Zahlen berechnet. Danach sind die beobachteten Energien 
zu multipliciren, bei 



k = 12,3(1 


mit 


1,01, 


l=18,Bn 


>t 


1,02, 


X^lbfin 


)) 


1,10, 


X= 16,5 fi 


» 


1,16, 


;i = i7,9|tt 


» 


1,35. 



Bei der Grösse dieser doch nur angenähert bestimmbaren 
Correctionen haben wir die Anbringung derjenigen infolge der 
Breite des Spaltes und des Bolometers vorläufig unterlassen, 
da ihre Differenzen für verschiedene Temperaturen und Wellen- 
längen einige Procente nicht überschreiten. 

Bildlich haben wir das mit den^ Sylvinprisma gewonnene 
Beobachtungsmaterial f&r die langen Wellen mit demjenigen 
verglichen, welches wir früher für die kürzeren Wellen mittels 
des Flussspatprismas gefunden hatten. 

Da das Gesetz der fünften Potenzen (Gleichung 3) er- 
wiesen ist, so kann man mit Sicherheit die maximale Energie 
berechnen, welche wir früher bei den Plussspatversuchen für 



1) F. Pasohen u. H. Wannbb, 1. c. 

2) H. Rubens u. K F. Nichols, Wied. Ann. 60. p. 418. 1897. 



176 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 12a. 

die absolute Temperatur 287® erhalten haben würden. Dieses 
Maximum liegt nach GFleichung: 

IT=2M0 

bei der Wellenlänge X = 10,25 jü. 

Es lässt sich aber nicht nur die maximale Energie, sondern 
es lassen sich auch die ihr benachbarten Ordinaten der Energie- 
Curve bei 287® abs. genau berechnen. Die Form dieser Curve 
wird nämlich in der Nähe des Maximums gleichgut von der 
WiEN'schen wie von der THiESEN,schen Gleichung etc. dar- 
gestellt. 

Wir haben nun diese Energiecurve für 287® abs. (Strah- 
lung der Klappe gegen flüssige Luft) mit dem Sylvinpri«ma 
beobachtet. Wegen der Eigenschaften des Sylvins ist das 
Maximum dieser Gurve nicht so genau zu bestimmen, wie die 
Energie bei den längeren Wellen. Wir haben daher nicht 
das thatsächlich bei 10,3 fjb beobachtete Energiemaximum, 
sondern das Curvenstück zwischen 1 1 jtt und ISfi mit der be- 
rechneten Curve zur Deckung gebracht. Mit dem auf diese 
Weise erhaltenen Reductionsfactor wurden alle Energien der 
Sylvinserien multiplicirt und so auf den Maassstab der Fluss- 
spatbeobachtungen zurückgeführt. 

Hierdurch waren wir in den Stand gesetzt, das Beob- 
achtungsmaterial in Form von Energiecurven darzustellen, 
welche die Energieverteilung fast ununterbrochen von 0,5 fi 
bis 18 ju wiedergeben. Als Beispiel werde hier nur diejenige für 
die Temperatur 1650® abs. in Fig. 3 wiedergegeben. In ihr 
stellt die ausgezogene Curve bis 1 fi die von uns beobachtete 
Isotherme dar; sie ist für 1650® abs. genau identisch mit der 
TniESEN'schen, welche bis 18 fi eingezeichnet worden ist. Auf 
der Strecke von 12 fi bis 18 fji sind die beobachteten Punkte 
eingetragen und durch Kreise © markirt. Ausserdem ist die 
RAYLEiGH'sche Isothermo auf der ganzen Strecke, die WiEN'sche 
auf dem absteigenden Ast eingetragen. Der aufsteigende Ast 
der WiEN'schen fällt mit der beobachteten nahe zusammen. Das 
Gebiet der langen Wellen ist mit den gleichet Zeichen in 
20facher Vergrösserung besonders wiedergegeben. Hier ist 
auch die Formel /i = 4 und v = 1,3 zur Darstellung gelangt 
und mit einem Kreuz x markirt. 



Nr: 12 a.] 



Sitzung vom 2. Februar 1900. 



177 



Eine bessere üebersicht gewinnt man aus dem tabel- 
larisch zusammengestellten Beobachtungsmaterial. Wir be- 
gnügent uns hier mit der Wiedergabe der Resultate für einige 




^ Fig. 3. 

Temperaturen. In Tab. III sind die auf den Maassstab der 
Flussspatbeobachtungen reducirten Energien uiiter „beobachtet" 
eingetragen und mit den Resultaten der Lummbb- Jahnke' sehen 
Spectralgleichung{8) für die Wertepaare fi=b\ v=l (W.Wien), 
jtt = 4,5; v=l (Thiesbn) und iti = 4; i^=l,3 zusammengestellt. 



178 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 12a. 

Tabelle HL 



Abs. 
Temp. 


12,3^ 


13,25 jw 


Ibfji 


16,5 


17,9^ 


Spectral- 
gleichung 


0,040 

2870 i 0,040 

^^^ ^ 0,040 

0,039 


0,038 
0,037 
0,037 
0,036 


0,030 
0,031 
0,032 
0,030 


0,023 
0,026 
0,028 
0,026 


0,020 
0,022 
0,024 
0,022 


beobachtet 

^.. = 4; ,^-1,3 

Thibsbsn 

W.Wien 


3730 


1 0,099 
0,104 
0,107 
0,107 


0,088 
0,090 
0,095 
0,094 


0,066 
0,070 
0,074 
0,074 


0,050 
0,055 
0,060 
0,060 


0,041 
0,045 
0,049 
0,049 


beobachtet 

TmBSEN 
W.WlBN 


700 


0,49 
0,51 
0,57 
0,47 


0,40 
0,41 
0,45 
0,36 


0,26 
0,27 
0,31 
0,23 


0,18 
0,18 
0,22 
0,16 


0,14 
0,15 
0,17 
0,12 


beobachtet 

(1=4; v=l,S 

Thiesen 

W. Wien 


10950 


1,11 
1,11 
1,24 
0,85 


0,87 
0,86 
0,95 
0,63 


0,52 
0,56 
0,60 
0,38 


0,37 
0,40 
0,42 
0,26 


0,27 
0,29 
0,30 
0,18 


beobachtet 

Thiesen 
W. Wien 


1200* 


1,29 
1,28 
1,41 
0,93 


1,00 
0,99 
1,08 
0,69 


0,59 
0,63 
0,68 
0,42 


0,42 
0,45 
0,47 
0,28 


0,31 
0,38 
0,34 
0,19 


beobachtet 

iu = 4; 1^=1,3 

Thiesen 

W.Wien 


1492« 


1,78 

1,75 

1,87 

, 1,11 


1,35 
1,34 
1,41 
0,81 


0,80 
0,85 
0,87 
0,48 


0,56 
0,60 
0,60 
0,31 


0,41 
0,43 
0,43 
0,22 


beobachtet 

fjL=4; v^lfi 

Thiesen 

W.Wien 


16500 


1,96 
2,01 
2,11 
1,23 


1,52 
1,53 
1,58 
0,89 


0,92 
0,96 
0,97 
0,52 


0,63 
0,67 
0,66 
0,34 


0,46 
0,48 
0,48 
0,28 


beobachtet 

fi=4; i.= l,3 

Thiesen 

W.Wien 



Aus der Tabelle ersieht man, dass für das beobachtete 
Gebiet der langen Wellen die LuMMEB-jAHNKE'sche Gleichung 
mit j[i=4 und 1^=1,3, welche die Form der Isochromaten 
am besten wiedergiebt, auch die Energien dem abso- 
luten Betrage nach vorzüglich darstellt. Die Diffe- 
renzen zwischen ihr und der Beobachtung bei den Wellen 
15 jii, 16,5 ]W und 17,9 jtt deuten darauf hin, dass ausser der 
Sylvinabsorption auch noch die Luftabsorption mitwirkt. 



Nr. 12a.] Sitzung vom 2. Februar 1900. 179 

. Wenn auch die TniESEN'sche Gfteidiung (|ti = 4,5; i/ = 1) 
wenigstens für alle praktischen Zwecke it^nerhalb des grössten 
Teiles des beobachteten Wellenlängengebietes noch als eine 
brauchbare Darstellung zu betrachten ist, so ist sie doch der 
LüMMEB-JAHNKE'schen Spcctralglcichung mit ^u = 4 und i/ = 1,3 
in Bezug auf die langen Wellen unterlegen. 

Die aus der WiEN-PLANCK'schen Formel berechneten Werte 
sind in die Tab, III nur aufgenommen um zu zeigen, dass 
diese Gleichung auch bei den langen Wellen die schwarze 
Strahlung für niedere Temperaturen darstellt, während 
sie, wie schon erwähnt, bei den hohen Temperaturen voll- 
ständig versagt. Auch unsere Flussspatversuche Hessen 
deutlich erkennen, „dass die Abweichung zwischen Theorie 
und Beobachtung ujn so kleiner wird, je tiefer die Temperatur 
des strahlenden Körpers ist".^) 

Die RAYLEiGH'sche Gleichung fällt aus der Betrachtung 
für die langen Wellen schon deshalb heraus, weil sie die 
beobachteten Energiecurven im Gebiet der kürzeren Wellen 
schlechter darstellt als die WiEN'sche. Selbst wenn eine Formel 
das Gebiet der langen Wellen noch so gut darstellte, so wäre 
sie als Spectralgleichung unbrauchbar, falls sie das praktisch 
viel wichtigere, weil an Strahlungsenergie so bedeutend über- 
legene, Gebiet der kleineren Wellen nicht wiedergiebt. 

Dass die TniESEN'sche Formel, welche wenigstens an- 
genähert die langen Wellen darstellt, auch für unsere Fluss- 
spatversuche gilt, bedarf unsererseits keines Beweises, da sie 
ja diesem Umstände ihre Entstehung verdankt.^) 

Wie verhält es sich nun in dieser Beziehung mit dem 
Wertepaare jü = 4 und v = 1,3? 

Wie wir wissen, stellt ja doch nach Lümmee und Jahnee 
die Formel mit jtt = 4 und v = Iß unsere Flussspatversuche 
dar, und zwar giebt sie die Energien bei den höheren Tem- 
peraturen bis 10 jtt, bei den niederen bis 18 jtt ebensogut wie 
die TniESEN'sche wieder. 

Aber auch die Formel mit jü = 4 und i; = 1,3 kann als 
Ausdruck unserer Flussspatversuche gelten. Ausführliche Rech- 



1) 0. LuMMEB u. E. Pbinqsheim, 1. c. p. 

2) M. Thibsen, 1. c. 



180 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 12 a. 

nungen haben gezeigt, dass sie sogar für alle Temperaturen 
bis ca. 1000® abs. das beobachtete Gebiet der kürzeren Wellen 
besser wiedergiebt, als die mit ihr concurrirenden Wertepaare 
(ju = 4,5; V = 1 und jtt = 4; v = 1,2). F'ür die niederen Tem- 
peraturen, für welche die Wien' sehe Formel noch als Aus- 
druck unserer Beobachtungen gelten kann, zeigt nämlich 
die TniESEN'sche merkliche Abweichungen, während 
sie bei den höheren Temperaturen unsere Versuche thatsächlich 
vollkommen darstellt. 

In üebereinstimmung hiermit zeigt die Durchrechnung, 
dass von 1200® abs. aufwärts die Formel mit fA=4 und v=l,3 
unsere Flussspatbeobachtungen nicht exact wiedergiebt. Dabei 
sind jedoch die geringen Abweichungen in Bezug auf Grösse 
und Richtung derart, dass sie nach Anbringung der früher 
vernachlässigten Correctionen infolge selectiver Reflexion an 
den Spiegeln etc. möglicherweise ganz verschwinden. 

Wir glauben daher als das Resultat aller unserer Strahlungs- 
versuche aussprechen zu dürfen, dass die schwarze Strahlung 
innerhalb 1 ju bis 18 ju durch die' Lummbb- Jahnke' sehe Spectral- 
gleichung: 



I!= CT^'f^X-f^e 



arr 



mit dem Wertepaare ju = 4 und i/ = 1,3 am besten dar- 
gestellt wird. 

Vielleicht ist der wahre Wert von v nicht genau 1,3, 
sondern etwas kleiner. Jedenfalls liegt er näher bei 1,3 als 
bei 1,2. Ueber die genaue Grösse von v sollen spectrobolo- 
metrische Versuche im sichtbaren Gebiete des Spectrums eine 
Entscheidung treffen. 



Druck von Metzger & Wittig ia Leipzig. 



Jahrg. 2. ^ Nr. 13. 

Verhandlungen 

der 

Deutschen Physikalischen G-esellschaft. 



Sitzung vom 19. Oetober 1900. 

Vorsitzender: Hr. E. Waebükg. 

Der Vorsitzende theilt mit, dass die Gesellschaft auf dem 
internationalen Physikercongress in Paris durch die Herren 
DU Bois (Berlin), Dbude (Giessen), Lümmeb (Berlin), Voigt 
(Göttingen), Warbubg (Berlin) als Delegirte vertreten war. 

Er legt ferner den ersten Band der Fortschritte der Physik 
für das Jahr lb99 vor, erinnert daran, dass die ersten beiden 
Bände auch ohne den dritten zu dem Vorzugspreis von Gesell- 
schaftsmitglied em bezogen werden können, und empfiehlt die 
Anschaffung der Fortschritte für die Institutsbibliotheken. 



Hr. E* Lampe spricht dann 
einen Nachruf für Professor Dr. Reinhold Hoppe. 



Hr. F. Eurlbaum berichtet nach gemeinsam mit Hrn. 
H. Rubens angestellten Versuchen 

über die Emission langer Wellen durch den 
schwarzen Körper. 



Bei der sich an diesen Vortrag anschliessenden lebhaften 
Discussion spricht Hr. M. Planck 

über eine Verbesserung der WiEN'schen Spectral- 
gleichung. 



182 Verhandlnngen der Deutschen Physikal. Gesellschaft [Nr. 13. 

Aenderung der Redactions-Ordnung 

för die 

Verhandlnngen der Dentschen Physikalischen 
Gesellschaft. 

(Beschlossen in der Yorstandssitzung vom 19. October 1900.) 

1. In § 3 fallt der letzte Absatz „Bei derjenigen Num- 
mer etc." fort. 

2. An seine Stelle tritt folgender Satz: „Liegt zwischen 
zwei aufeinanderfolgenden Sitzungen der Gesellschaft ein 
grösserer Zeitraum als drei Wochen, so werden zur Veröffent- 
lichung der in dieser Zeit bei dem Herausgeber eingehenden 
Referate über bereits gehaltene Vorträge nach Bedarf be- 
sondere Nummern ausgegeben." 

3. Am Schlüsse von § 5 wird hinzugefügt: „Die Aus- 
gabe der Separatabzüge erfolgt erst nach Fertigstellung der 
betreffenden Nummer der Verhandlungen." 



183 



Nachruf 

für 

Professor Dr. Reinhold Hoppe. 

Von E. Lampe. 

(Vorgetragen in der Sitzung vom 19. October 1900.) 
(Vgl. oben S. 181.) 



Am 7. Juni dieses Jahres verschied in seiner Wohnung 
zu Berlin Prof. Dr. Reinhold Hoppe, den Jahren nach wohl 
das älteste unserer Mitglieder. Vierzig Jahre Hat er unserer 
Gesellschaft angehört; für zweiundzwanzig Jahresberichte der 
Fortschritte der Physik, die Jahre 1863 bis 1884 umfassend, 
hat er als Mitarbeiter Referate geliefert, zuerst über Aero- 
mechanik, Licht und Wärme, sodann aber vom XXII. Bande, 
an über Festigkeit und Elasticität. In den Sitzungen hat er 
wohl kaum je das Wort ergriffen; gleichwohl bekundete er 
sein lebhaftes Interesse an den Verhandlungen durch sein 
regelmässiges Erscheinen zu den Sitzungsabenden. Als es ihm 
in seinem höheren Alter schwerer wurde, den Vorträgen zu 
folgen, beschränkte er seine Anwesenheit mehr und mehr auf 
die letzte Viertelstunde, um sich denen anzuschliessen, welche 
bei den Nachsitzungen in freier Unterhaltung wissenschaftliche 
Gegenstände erörterten. Zuletzt kam er nur noch zu diesen 
geselligen Zusammenkünften, sowie zu den Stiftungsfesten, 
meistens ein schweigsamer Gast, aber zuweilen doch plötzlich 
und lebendig in die Unterhaltung eingreifend. 

Ebnst Reinhold (Reginhald) Eduabd Hoppe wurde zu 
Naumburg an der Saale am 18. November 1816 geboren als 
Sohn des Dompredigers Ebnst August Dankegott Hoppe 
und seiner Ehefrau Fbiedebike Wilhelmine, geb. Nitzsch, 
der Schwester des Theologen Kabl Immanuel Nitzsch; er ge- 
hörte also von väterlicher und von mütterlicher Seite her be- 
kannten und hoch geachteten Gelehrtenfamilien an. Unter 



184 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 13. 

den elf gross gezogenen Kindern des Pfarrhauses war er das 
sechste, von den vier Brüdern der dritte. Sein um vier Jahre 
älterer Bruder Karl war der Gründer der bekannten Maschinen- 
bauanstalt und Eisengiesserei zu Berlin; der um zwei Jahre 
ältere Bruder Ernst war Oberförster, und der um neun Jahre 
jüngere Bruder Felix Hoppe-Seyler Chemiker und Physiologe, 
Professor an der Universität Strassburg. Zweimal wechselte 
die Familie noch ihren Wohnsitz; bald nach der Geburt des 
kleinen Reinhold zum Superintendenten in Freiburg an der 
ünstrut befordert, siedelte der Vater nach dieser Stadt über, 
später, am Anfange der dreissiger Jahre, in gleicher Stellung 
nach Eisleben. Dort starb jedoch bald nach dem Einzüge in 
die neue Stadt die Mutter (19. Febr. 1832), einige Jahre darauf 
der Vater (10. Oct. 1835); mit neunzehn Jahren war Reinhold 
also des Vaters und der Mutter beraubt. Zuerst auf dem 
Gymnasium in Eisleben vorgebildet, genoss er später der Wohl- 
that des Unterrichtes auf der Landesschule Pforta, und zuletzt 
besuchte er das Gymnasium in Greifswald, wo seine an den 
dortigen Superintendenten und Prof. Karl Vogt vermählte 
Schwester Laura lebte. Mit dem Zeugnis der Reife des Greifs- 
walder Gymnasiums vom 80. August 1838 versehen, bezog 
der zweiundzwanzigjährige Abiturient zunächst die Universität 
Kiel auf zwei Semester; die beiden folgenden Semester stu- 
dirte er in Greifswald, die letzten drei in Berlin, wo er am 
24. März 1842 sein Abgangszeugnis nahm. Die Neigung zur 
Beschäftigung mit der Mathematik soll bei ihm früh durch 
seinen älteren Bruder Karl geweckt sein, der ihn schon in 
seinem zehnten Lebensjahre in die Geheiinnisse der Quadrat- 
und Cubikwurzelausziehung einweihte. 

Nach der Beendigung der Studienzeit wandte sich Rsm- 
HOLD , Hoppe der Lehrthätigkeit zu. Das Probejahr erledigte 
er am Gymnasium zu Greifswald von Michaelis 1842 bis 1843. 
Von Ostern 1846 bis Michaelis 1849 nahm er eine Stelle als 
Lehrer in der Erziehungsanstalt zu Keilhau an, in welcher 
die FROEBEL'schen Grundsätze der Erziehung zur Anwendung 
gebracht wurden. Von Michaelis 1849 bis 1853 versuchte er 
sich als Lehrer am KöUnischen Realgymnasium zu Berlin, 
das zu jener Zeit unter dem Director August in hoher Blüte 
stand. Während dieser Zeit erwarb er sich an der Universität 



Nr. 13.] Sitzung vom 19. October 1900. 185 

ZU Halle den Doctorhut am 25. November 1850. Da seiner 
Unterrichtsarbeit der wünschenswerte Erfolg nicht entsprach, 
ausserdem seine Forschernatur nach einer freieren Thätig- 
keit drängte, habilitirte er sich 1853 als Privatdocent für 
Mathematik an der Berliner Universität. Noch einmal ver- 
tauschte er den Hörsaal der Universität mit den Klassen eines 
Gymnasiums, als er von Ostern 1858 bis 1859 eine Lehrstelle. 
am Gymnasium zu Glogau übernahm. Aber auch dieses Mal 
versagte seine Natur gegenüber den Ansprüchen der Schule, 
und so kehrte er denn 1859 an die Berliner Universität zurück 
und gehörte ihr von da an ohne Unterbrechung als Privat- 
docent bis zu seinem Tode am 7. Juni 1900 an. Schon bei 
seiner Habilitation im Jahre 1853 hatte er sich um die Lehr- 
befugnis für Philosophie beworben, ohne sie aber zu erlangen. 
Ein zweites Gesuch vom Jahre 1870 hatte keinen besseren 
Erfolg; seinem im Jahre 1871 erneuten Antrage wurde dann 
endlich auf energische Befürwortung von Tkendelenburg Folge 
gegeben. Den Charakter als Professor erhielt er 1870. — 
Nach dem Tode Grunebt's 1872 wurde ihm die Redaction 
des Archivs der Mathematik und Physik anvertraut, eine 
Thätigkeit, die ihm hohe Befriedigung gewährte, weil dadurch 
seine Existenz in mehr als einer Beziehung einen Halt ge- 
wann, und weil er damit die Gelegenheit erhielt, in einer seiner 
Natur zusagenden Art durch Oeffnung des reichen Schatzes 
seines Wissens nach aussen zu wirken. Die Pflichten dieser 
Schriftleitung hat er bis zu seinem Tode im Alter von 
83 ^/a Jahren treu erfüllt. Der Königlichen Gesellschaft der 
Wissenschaften in Upsala gehörte er als ordentliches Mitglied 
an. Dies sind die Daten für den Gang seines Lebens. 

Die wissenschaftliche Production des Verschiedenen, die 
sich über einen Zeitraum von 55 Jahren erstreckt, ist eine 
überaus reiche und vielseitige gewesen. Er war eben nicht 
ein einseitiger Mathematiker, sondern sein Geist umspannte 
neben allen Gebieten der Mathematik die Physik, die Philo- 
sophie, die Sprachforschung und suchte Erholung in der Aus- 
übung der Musik; endlich versenkte er sich als echter Sohn 
eines evangelischen Pfarrhauses philosophisch in die letzten 
Fragen der Beziehungen des Menschen zu Gott. Was alle 
seine Schriften kennzeichnet, ist die Selbständigkeit und Ehr- 



186 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 13. 

lichkeit seines Denkens; überall leuchtet ein abgeschlossenes, 
fertiges Wesen hervor, das in sich Genüge gefunden hat. Mag 
der Leser sich auch nicht mit ihm in Uebereinstimmung be- 
finden, so nötigt der tiefe Ernst, mit dem alle Fragen be- 
handelt sind, Achtung vor einem Geiste ab, der nach langer 
und unablässiger Gedankenarbeit eine in sich ruhige und be- 
firiedigte Klarheit errungen hat und im Besitze einer nicht 
mehr zu erschütternden Ueberzeugung eine oft schneidende 
Kritik übt 

Gehen wir zunächst auf die mathematischen Schriften ein, 
so erregt die blosse Anzahl derselben Bewunderung. Im 
Archiv der Mathematik hat Hoppe rund 200 Originalartikel 
veröffentlicht; dazu treten etwa 50 mathematische Aufsätze in 
anderen Zeitschriften, ferner vier selbständig erschienene Ar- 
beiten. Wenn man auch aus den Veröffentlichungen im Archiv 
viele kleinere Notizen aussondert, die augenscheinlich häufig 
zur Füllung eines Heftes geschrieben sind und den Vorlesungs- 
heften entnommen sein mögen, so bleiben immer noch genug 
übrig, deren Inhalt in der einen oder anderen Hinsicht be- 
achtungswert, ja bedeutend ist, und auch jene kleineren Artikel 
tragen in vielen Wendungen das Gepräge eines ursprünglich 
schaffenden Geistes. Allerdings ist, besqnders in der späteren 
Zeit, nicht immer hinreichend darauf Rücksicht genommen, 
ob die nämlichen Gedanken nicht auch schon von anderen 
Forschem oder gar vom Schreiber selbst ausgesprochen waren. 
Bei den Arbeiten, die dem höheren Alter Hoppe's angehören, 
liegt es nahe, eine Entschuldigung für ein derartiges Verfahren 
in zunehmender Gedächtnisschwäche zu suchen; doch dürfte 
der tiefere Grund anderswo liegen. Nachdem er bis- gegen 
sein vierzigstes Lebensjahr hin gearbeitet hatte, um einen 
festen Standpunkt in seinen wissenschaftlichen Anschauungen 
zu gewinnen, beschränkte er sich von dieser Zeit an im wesent- 
lichen darauf, seine eigenen Forschungen anzustellen, und er 
berücksichtigte dabei kaum noch die grossen Entdeckungen, 
die in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts von anderen 
Forschern gemacht \vurden. Hauptsächlich durch das Studium 
der Arbeiten Jacobi's herangebildet, blieb er auf diesem Boden 
stehen, und sogar der ihm sehr wohl gesinnte Dibichlet 
machte ihm bezüglich einer seiner Arbeiten über Hydrodynamik 



Nr. 13.] Sitzung vom 19. October 1900. 187 

schon 1853 den Vorwurf, der Verfasser besitze keine voll- 
ständige Kenntnis von den zahlreichen in der letzten Zeit über 
die Integration der LAPLACE'schen Diflferentialgleichung unter- 
nommenen Arbeiten. Indem er sich so früh schon in seine 
Gedanken einspann, bewahrheitete er den vom alten Goethe 
zur Abwehr geschriebenen Ausspruch: „Eilt aber die Raupe 
sich einzuspinnen. Nicht kann sie mehr Blättern Geschmack 
abgewinnen." Als Einsiedler der Wissenschaft lebend, kümmerte 
er sich um die Vorgänge auf dem Gebiete seiner Hauptwissen- 
schaft zuletzt so wenig, dass ihm die Namen mancher der 
berühmtesten zeitgenössischen Mathematiker ganz fremd blieben. 

Die ersten Untersuchungen Hoppe's beziehen sich auf die 
Theorie der independenten Darstellung der höheren Diflferential- 
quotienten und sind unter diesem Titel in einem Buche 1845 
von dem damals neunundzwanzigj ährigen jungen Mathematiker 
veröffentlicht worden. Sowohl im Journal für die reine und 
angewandte Mathematik als auch in den Mathematischen 
Annalen hat er unter demselben Titel zur Ergänzung kleinere 
Aufsätze erscheinen lassen. Noch heute gilt jenes Buch als 
eine wertvolle und tüchtige Monographie über den Gegenstand. 
Mit dieser Veröffentlichung begann Hoppe also die Reihe seiner 
Arbeiten aus dem Gebiete der Infinitesimalrechnung sowie der 
Differentialgleichungen, von denen bei seiner Habilitation in 
Berlin schon einige gedruckt vorlagen. Auf Dieichlet hatten 
diese Erstlingsarbeiten von Hoppe einen günstigen Eindruck 
gemacht; er erkannte mehrere gute Gedanken in ihnen an, 
die zum Teil mit Geschick und nicht ohne Eleganz durch- 
geführt wären, und selbst in der oben erwähnten, minder ge- 
lungenen Arbeit^ über Hydrodynamik erblickte er die Hand 
eines in den Methoden der Analysis geübten Gelehrten. 

Mit den Grundlagen der Differential- und der Integral- 
rechnung beschäftigen sich mehrere Aufsätze der Jahre 1871 
bis 1873. Als die beiden Fundamentalsätze bezeichnet er die 
Aussagen : „Unendlich klein ist eine Variable, wenn sie beliebig 
klein werden kann. Zwei Constanten, die von einer Variable 
unendlich wenig differiren, sind einander gleich.** Hiermit 
hofft er, wie in einem Selbstreferate ausgesprochen wird, die 
Jahrhunderte lang schwebende Frage über die Möglichkeit 
einer exacten Bestimmung des Unendlichen zum Abschluss 



188 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. IS. 

gebracht zu haben. Eine zusammenfassende Darstellung des 
ersten Teiles der Infinitesimalrechnung lieferte er in dem „Lehr- 
buch der Differentialrechnung und der Reihentheorie" (1865), 
das, wie alle Erzeugnisse der Hoppe' sehen Muse, knapp ge- 
schrieben ist, sich daher zur Einführung für bequeme Anfänger 
nicht recht eignet und aus diesem Grunde nicht die Verbreitung 
gefunden hat, welche es verdient. 

Von den übrigen, hierher gehörigen Abhandlungen wollen 
wir noch den instructiven Aufsatz nennen: „Erste Sätze von 
den bestimmten Integralen, unabhängig vom Differentialbegriff 
entwickelt" (1877). Femer sei aus denjenigen Artikeln, welche 
den Differentialgleichungen gewidmet sind, eine Notiz im Journal 
für Mathematik, Bd. 58 (1861), erwähnt betreffs einer gewissen 
partiellen Differentialgleichung, die von Hrn. Fuchs in dem- 
selben Bande mit Benutzung eines PoissoN'schen Resultates 
behandelt war. Hoppe zeigte, dass die betreffende Abhand- 
lung Poisson's gerade für den benutzten Fall einen Fehler 
enthielt, der deshalb in die FuCHs'sche Arbeit eingegangen 
war; nach einem Verfahren, das den Irrtum Poisson's vermied, 
entwickelte er dann die richtige Lösung. 

Wenn wir uns mit der vorstehenden kurzen Besprechung 
einzelner Untersuchungen Hoppe's aus der Analysis begnügen 
müssen, so wollen wir doch hinzufügen, dass er gelegentlich 
auch Fragen aus der Algebra, der Zahlentheorie, der Wahr- 
scheinlichkeitsrechnung behandelte und sich mit speciellen 
Functionen, wie der Gammafunction und den elliptischen 
Transcendenten beschäftigte. An dieser Stelle müssen wir 
auch der separat erschienenen Tafel zur dreissigstelligen logarith- 
mischen Rechnung vom Jahre 1876 gedenken. 

Wenden wir uns nun zur Geometrie, zu demjenigen Ge- 
biete, dem Hoppe in seinen Forschungen wohl den grössten 
Platz eingeräumt hat. Sowohl die analytische Geometrie im 
allgemeinen, als auch besonders derjenige Teil, den man jetzt 
als Differentialgeometrie bezeichnet, sind bevorzugte Gegen- 
stände seiner Untersuchungen^ geblieben. Dagegen hat er sich 
für die moderne synthetische Geometrie offenbar nie begeistern 
können; dies ist um so auffalliger, als Steineb zu der Zeit, 
als Hoppe in Berlin studirte, eine grosse Anziehung auf die 
jungen Mathematiker in Berlin ausübte. Gerade diese Be- 



Nr. 13.] Sitzung vom 19. October 1900. 189 

einflussung der Denkweise dürfte der im eigenen Denken schon 
erstarkte junge Hoppe jedoch abgelehnt haben. 

Aus der Fülle der in den HoppE'schen bezüglichen Ab- 
handlungen niedergelegten Gedanken können wir nur einige 
hervorheben. In den „Principieh zur Flächentheorie'S die 
ursprünglich im Archiv der Mathematik (1876) veröffentlicht 
wurden, später dem zweiten Teil des Lehrbuches der analy- 
tischen Geometrie (1880) bildeten, werden neben den drei 
Fundamentalgrössen erster Ordnung von Gauss als Fundamental- 
grössen zweiter Ordnung diejenigen drei Ausdrücke ganz all- 
gemein angewandt, die zwar Beigsohi^) schon benutzt hatte, 
die aber Hoppe deshalb ganz allgemein einzuführen erklärt, 
weil die theoretisch wichtigen geometrischen Eigenschaften und 
Bedingungen im einfachsten Connex mit den Werten und 
Relationen jener sechs Grössen stehen. In dieser Beziehung 
hat sich einer der besten Kenner dieses Gebietes, Hr. Knob- 
lauch, in seiner Abhandlung über Fundamentalgrössen in der 
Flächentheorie und in seinem Buche „Einleitung in die all- 
gemeine Theorie der krummen Flächen" diesem Gebrauche 
angeschlossen. 

Eine Reihe von Arbeiten dieser Theorie ist ferner dem 
Problem des dreifach orthogonalen Flächensystems gewidmet, 
für dessen Lösung Hoppe einen Weg ausfindig machte, der 
in manchen Fällen zum Ziele führt. So konnte er nach seinem 
Verfahren die allgemeinste Lösung der Aufgabe durchführen 2), 
orthogonale Flächensysteme zu finden, bei denen die eine 
Flächenschar aus Flächen zweiter Ordnung besteht; er traf 
in dem Resultate seiner Rechnung mit Schläfli zusammen, 
der zwei Jahre vorher dasselbe Thema in einer besonderen 
Arbeit behandelt hatte. ^) 

In der Curventheorie wählte Hoppe zwei Variabein, die 
der Curve selbst eigentümlich angehören und vom Coordinaten- 
system unabhängig sind, den Krümmungswinkel t und den 
Torsionswinkel &, d. h. diejenigen Winkel, deren Differentiale 
die Winkel zweier aufeinander folgenden Tangenten und 



1) F. Bbiosghi, Annali di Matematica (2) 1. p. 1. 1867. 

2) R. Hoppe, Archiv der Math. 58. p. 87. 1875. 

3) L. SchlIpli, Joum. für Math. 76. p. 76. 1873. 



190 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 13. 

Schmiegungsebenen sind. Die analytische Behandlung geo- 
metrischer Gebilde mit Hülfe derartiger Grössen bezeichnet 
man jetzt als „geometria.intrinseca**; Hoppe nennt die 
Gleichung /"(t, i9') = zwischen jenen beiden Winkeln die 
specifische Gleichung der Curve und zeigt, wie man aus 
ihr die Eigenschaften der Curve herleiten kann. Diese inte- 
ressante Leistung ist ihm offenbar als die wichtigste seiner 
Entdeckungen vorgekommen; denn in den von ihm herrühren- 
den Notizen für das Verzeichnis der Lehrer an den deutschen 
Hochschulen führt er als bemerkenswert einzig seine Auf- 
findung neuer Principien der Curventheorie mit Anwendung 
des Krümmungs- und Torsionswinkels als unabhängiger Va- 
riabein an. 

Neben denjenigen Abhandlungen, die in das Gebiet der 
krummen Oberflächen und der Raumcurven fallen, wollen wir 
aus der grossen Zahl von Aufsätzen geometrischen Inhalts 
eine andere Gruppe hervorheben, die der mehrdimensionalen 
oder, wie Hoppe besser deutsch sagt, der mehrdehnigen Geo- 
metrie angehört. Die betreffenden Speculationen sagten seinen 
philosophisch-mathematischen Neigungen besonders zu. Unser 
geläufiges Raumsystem von drei Dehnungen bezeichnet er als 
ein instinctiv geschaffenes, zur objectiven Gestaltung der Sinnes- 
empfindungen gerade ausreichendes und notwendiges Werk 
unseres Verstandes, welches durch Uebung in fertige An- 
schauung überging. Nur weil der zwingende Anlass zur Ein- 
führung von mehr Dimensionen fehlte, empfinden wir wegen 
Mangels an Uebung Schwierigkeit im Vorstellen derselben. 
Ein ursprünglich begrifflicher Unterschied der verschiedenen 
Baumsysteme existirt für ihn nicht, wie denn auch die Formeln 
der analytischen Geometrie oft durch einfache Vermehrung 
der Coordinatenzahl auf die Geometrie eines Raumes von mehr 
als drei Dimensionen hinleiten. Der Nutzen solcher mehr- 
dimensionalen Untersuchungen besteht nach seiner Ansicht 
darin, dass durch dieselben die Erkenntnis des gesetzmässigen 
Portschrittes von zwei zu drei Dimensionen gefordert wird. 
Unter den ersten Arbeiten dieser Richtung stossen wir auf die 
„Gleichung der Curve eines Bandes mit unauflösbarem Knoten 
nebst Auflösung in vierter Dimension" (1879). Dieser Titel 
weckt die Erinnerung an jene Epoche, in der Zöllner als 



Nr. 13.] Sitzung vom 19. October 1900. 191 

Ritter für den Taschenspieler Slade auftrat, dessen Auflösung 
eines Knotens in einem in sich geschlossenen Faden als 
experimenteller Beweis für die reale Existenz der vierten 
Dimension gelten sollte. Als Frucht der in den Nachsitzungen 
der Physikalischen Gesellschaft gegebenen Vorführungen ähn- 
licher Kunststücke ist die Anregung anzusehen, welche Hoppe 
zur Abfassung jener Abhandlung dabei erhielt. 

Wir wollen die der Geometrie zuzurechnenden Artikel 
nicht verlassen, ohne auf die zahlreichen Notizen hinzuweisen, 
in denen der gelehrte Redacteur des Archivs durch Behandlung 
von zum Teil pädagogischen Fragen aus der elementaren Mathe- 
matik der durch den Titel seiner Zeitschrift vorgeschriebenen 
Richtung Rechnung trug, die Bedürfnisse der Lehrer an höheren 
ünterrichtsanstalten zu berücksichtigen. Endlich sollen auch 
diejenigen Arbeiten nicht vergessen werden, in denen der ge- 
schickte Analyst die Ergebnisse der höheren Rechnungsarten 
und der Functionentheorie , unter anderem der Theorie der 
elliptischen Transcendenten, auf Probleme der Geometrie an- 
wendet. * 

In der analytischen Mechanik, zu der wir jetzt übergehen, 
hängen viele Betrachtungen so eng mit der Theorie der 
krummen Oberflächen und der Raumcurven zusammen, dass 
die Beschäftigung mit den letzteren von selbst auf die ver- 
wandten Untersuchungen in der Mechanik führt. Deshalb 
wechseln auch bei Hoppe mit den geometrischen Abhandlungen 
die mechanischen während der ganzen Periode seines Schaffens 
ab. Doch ist ein Unterschied bemerkbar. Während Hoppe 
in der Geometrie neben einer überraschenden Zahl von ein- 
zelnen speciellen Fragen in seinen grösseren Arbeiten gewisse 
principielle Ueberlegungen von allgemeinerer Bedeutung ver- 
tieft und dadurch zur Aufstellung neuer Methoden fortschreitet, 
bleibt er in der Mechanik bei der Behandlung einer Reihe 
einzelner Aufgaben aus den verschiedensten Teilen dieser 
Wissenschaft stehen. Die Kinematik, die Statik und die 
Dynamik des einzelnen Massenpunktes oder des starren Kör- 
pers, die -Hydrostatik und die Hydrodynamik liefern ihm An- 
lass, entweder neue Aufgaben mannigfacher Art zu lösen, 
oder die Lösungen alter bekannter Probleme auf seine Weise 
durchzuarbeiten und zu vereinfachen. Wir erwähnen von der 



192 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 13. 

letzteren Gattung die Drehung eines starren Körpers um seinen 
Schwerpunkt, den freien Fall eines Massenpunktes mit Rück- 
sicht auf die Drehung der Erde, den Foucault' sehen Pendel- 
versuch. Zu der ersteren gehören aus der ersten Periode 
seiner Arbeiten der Ausdruck des Trägheitsmomentes eines 
körperlichen Polyeders für eine beliebige Axe und das körper- 
liche Raumpendel bei constanter Rotation nebst Anwendung 
auf die Stabilität des Kreisels (1855); die Stabilität schwimmen- 
der Körper (1846) und der Widerstand der Flüssigkeiten gegen 
die Bewegung fester Körper (1854). Die Abhandlungen über 
das Dreikörperproblem und die Ausdehnung der KEPLEB'schen 
Gesetze, über das Wälzen von Cylindern auf Horizontalebenen, 
über die Schwingungen des Bifilarpendels und verschiedene 
andere hierher gehörige Arbeiten erschienen zur Zeit der leb- 
haftesten Production, als Hoppe eben das sechzigste Lebens- 
jahr überschritten hatte, üeberall zeigt er sich als gewandter 
Beherrscher der Rechnung, der die Bedingungen der Aufgabe 
rasch in Gleichungen umzusetzen und aus diesen letzteren 
fassbare Ergebnisse zu folgern versteht. Viele elegante Wen- 
dungen der Rechnung und hübsche Schlussweisen sind in diesen 
Untersuchungen enthalten, die wegen der allzu knappen Re- 
duction wohl wenig gelesen sind. 

Der mathematischen Physik gehört endlich eine Gruppe 
von Arbeiten Hoppe's an, die zwar nicht zahlreich sind, aber 
zu den bedeutenderen unter seinen VeröfiFentlichungen gezählt 
werden müssen. Mehrere Abhandlungen beziehen sich auf die 
Elasticitätstheorie: die Biegung prismatischer Stäbe (1847), 
die Vibrationen einer Saite mit Rücksicht auf den Biegungs- 
widerstand (1870), die Deformation einer zMrischen zwei 
parallelen Ebenen zusammengedrückten Kugel (1871), die 
Biegung eines Ringes durch gleichmässigen Druck von aussen 
(1864), die Vibrationen eines Ringes in seiner Ebene (1871). 
In dieser letzten interessanten Arbeit bestätigte Hoppe den 
damals noch nicht allgemein bewiesenen Satz von de Saint- 
Venant, dass die lebendige Kraft eines Systems gleichzeitiger 
Vibrationen eines Körpers die Summe der lebendigen Kräfte 
aller einzelnen einfach periodischen Vibrationen ist. Auch in 
die Molecularphysik, die Optik und die Wärmelehre machte 
Hoppe zuweilen einen Ausflug; gelegentlich eines Aufsatzes 



Nr. 13.] Sitzung vom 19. October 1900. 193 

zur Wärmetheorie (1857) geriet er in einen wissenschaftlichen 
Streit mit Clausiüs, der in Poggendoeff's Annalen ausge- 
kämpft wurde. 

Nächst den mathematischen Forschungen Hoppe's, die 
wir jetzt verlassen, haben wir seinen philosophischen Arbeiten 
einige Aufmerksamkeit zu schenken. Er selbst betrachtete 
die Mathematik und die Philosophie als so eng zu einander 
gehörig, dass er den Ausschluss der letzteren aus seiner Lehr- 
befugnis während der ersten 18 Jahre seiner Privatdocenten- 
zeit als eine Beschränkung des Lehrens in der ersteren em- 
pfand. Als unabhängiger Denker baute er sich seine Welt- 
anschauung nicht mit Hülfe des Studiums der Geschichte der 
Philosophie auf, sondern durch eigene Prüfung und Erörterung 
der Grundfragen. Seine erste Schrift: „Zulänglichkeit des 
Empirismus in der Philosophie" (1852) und seine letzte, die 
man wohl als sein philosophisches Testament bezeichnen kann: 
„Die Elementarfragen der Philosophie nach Widerlegung ein- 
gewurzelter Vorurteile" (1897), stimmen in den Grundan- 
schauungen überein. Als Anhänger eines ideal gewendeten 
Empirismus erklärte er schon 1852 alle Mathematik als rein 
empirisch; dieser Ausspruch erregte damals Anstoss, dürfte 
heute jedoch des Beifalles vieler sicher sein. Seine An- 
knüpfungspunkte suchte er bei Bacon, Locke, Beekeley, 
HüÄtE; die Zielpunkte seiner Kritik waren Kant, Fichte, 
Hegel, überhaupt die speculative Philosophie. Diese will er 
beseitigen, jene ergänzen. Sein eigenartiges Bestreben ist die 
Auflösung der Metaphysik in ein Stück Psychologie. Zu dem 
Ende sucht er sechs metaphysische Grundideen genetisch ab- 
zuleiten: die Idee der reellen Substanz, der Causalverbindung, 
des Baumes, der Zeit, des menschlichen Körpers und des 
gemeinschaftlichen Weltbesitzes. In ähnlicher Weise erörtert 
seine letzte philosophische Schrift von 1897 Grundbegrifife wie 
Thatsache, Erkennen und Handeln, Wirklichkeit und Objectivi- 
tät, Substanz und Stoff, Identität, Baum und Zeit, Sein und 
Wahrnehmung, Ursache, Hypothese und Anticipation, Ich und 
Person, Leib und Geist, Willensfreiheit und Sprache. Das 
Ziel der Erkenntnis besteht darin, Thatsachen, d. h. dasjenige, 
was ein Mensch unabhängig von seinem Thun und Denken 
erlebt, dem menschlichen Geiste zu unterwerfen. Teendelen- 



194 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 13. 

BURG urteilte über das erste Büchlein, es habe ungeachtet der 
von ihm gerügten Mängel seine guten Seitien; es gehe seinen 
Weg, sei dem Verfasser ganz eigen, sei einfach geschrieben, 
kurz und ohne philosophische Phrase und habe in der Kritik 
der speculativen Philosophie vielfach Recht. 

Ungefähr ebenso äusserte sich Habms (1870) in einer 
Beurteilung der Abhandlung „Ueber die Bedeutung der psycho- 
logischen Begriffsanalyse". Interessant ist es hierbei, von be- 
fugter Seite zu vernehmen, dass Hoppe's Auffassung des Ver- 
hältnisses von Glauben zu Wissen mit Schlbieemacher's An- 
sicht übereinstimme; da Hoppe aber seine Auffassung für neu 
halte, so scheine er nicht mit der Ansicht Schleiekmacher's 
bekannt geworden zu sein, und es sei wohl möglich, dass er 
durch eigenes Nachdenken zu seiner Auffassung gelangt sei. 
Auch Haems betont die Selbständigkeit des Denkens bei Hoppe, 
und bezeichnet manche richtigen Gesichtspunkte, die, obschon 
nicht neu, es wohl verdienten, hervorgehoben zu werden. 

In der Abhandlung „üebeeweg's Kritik der Bebkelet'- 
schen Lehre" (1869), vertritt Hoppe gegen Uebebweg den 
Subjectivismus Berkeley's, der die für die vulgäre Auffassung 
als reell geltenden Dinge in Vorstellungen (Ideen), in Phä- 
nomena des menschlichen Geistes verwandelt, und greift in 
scharfsinniger Weise mit ruhiger und sachlicher Polemik 
üebeeweg's eigene Lehre an. Der Phänomenalismus Hoppe's 
hat, wie Trendelenbueg sagte, nicht die Wissenschaften in 
Mitleidenschaft gezogen, weil die Thatsachen seine Basis sind. 
Von diesen Thatsachen unterscheide er, was daran erst Arbeit 
des Geistes sei, wie z. B. die Objectivität, die durch Verall- 
gemeinerung entsteht, den unendlichen Baum im Gegensatz 
des thatsächlichen. Seine Lehre habe ethisch keine ungesunden 
Consequenzen und erkläre sich, obschon undeutlich, gegen den 
Pessimismus, der in der neuesten Zeit die Stimmung der Jugend 
vergälle. Wenn ihm seine philosophischen Vorlesungen ge- 
längen, so würde er unter den Studirenden eine andere Art 
der Betrachtung anregen als die übrigen Lehrer der Philosophie 
an der Berliner Universität, einer solchen ähnlich, die in Eng- 
land zur Zeit Anhänger besitze. 

Wie in der Mathematik, ging also auch in der Philosophie 
Hoppe den Weg, den er sich selbst gebahnt hatte, unbekümmert 



Nr. 13.] Sitzung vom 19. October 1900. 195 

darum, ob andere schon eine ähnliche Richtung eingeschlagen 
hätten, und ob er als einsamer Wanderer Genossen fände, 
die ihm beistimmten. Einer der tüchtigsten Kenner der Kant'- 
schen Philosophie, Hr. Michaelis, erklärt in seiner Besprechung 
der letzten Hoppe' sehen philosophischen Arbeit diese Schrift 
für ein erkenntnistheoretisches Werk von bedeutender Trag- 
weite. 

Die philosophischen Studien führten Hoppe naturgemäss 
auch zum Nachdenken über den Bau. der Sprache, wie ein 
Aufsatz „üeber das Problem einer künstlichen Sprache" (1859) 
bezeugt. Bekannt ist sein Interesse für das Studium der 
deutschen Sprache; als stehender Gast verkehrte er in dem 
Hause des Germanisten MüLLENHOFr, und ebenso war er ein 
häufiger Besucher des germanistischen Vereins der Studirenden 
an der Berliner Universität. Die Vereinfachung der deutschen 
Orthographie befürwortete und förderte er mit allen Kräften. 

Bei der Vorführung der literarischen Thätigkeit Hoppe' s 
können wir nicht an den Recensionen vorübergehen, die er 
in den literarischen Berichten seities Archivs 28 Jahre lang 
veröffentlicht hat, weil sie einerseits wohl die am meisten ge- 
lesenen Erzeugnisse seiner Feder sind, andererseits einen Aus- 
fluss seines Denkens darstellen, aus dem seine abgeschlossene 
Natur leichter und besser erkannt werden kann, als aus seinen 
sonstigen Schriften. Obenan steht ihm das Urteil über die 
Principien einer Schrift, und wehe dem Autor, der sich in der 
Fassung derselben eine Blosse giebt! Mit scharfem Messer 
macht der Kritiker einen Schnitt in das ungesunde Fleisch 
und begründet mit dem Endergebnis einer erbarmungslosen 
Section sein Verdammungsurteil. Als ein Beispiel möge die 
Anzeige der neunten Auflage von Stuem's Cours d^analyse 
dienen. Von diesem weit verbreiteten und auch in Deutsch- 
land ungemein beliebten Lehrbuch hatte er offenbar noch 
nichts gehört, als er es zur Beurteilung erhielt. Mit ernstem 
Gesicht berichtet er zuerst über die dem Werke vorausgeschickte 
Lebensbeschreibung Stubm's, als ob er zum ersten Male von 
diesem Mathematiker gehört hätte. Dann aber wird aus der 
vorbereitenden Theorie der Grenzwerte ein Satz herausgegriffen, 
der eine Unklarheit enthält. Der Satz wird von allen Seiten 
beleuchtet, und die sich an ihn knüpfende SiUBM'sche Er- 



196 Verhandlungen der Deutschen Phjsikal. Gesellschaft. [Nr. 13. 

örterung über den Begriff der unendlich kleinen Grössen wird 
als rätselhaft und dunkel verworfen. Mithin folgt das Schluss- 
urteil: „Das Angeführte zeigt zur Genüge, dass das Buch 
den Anfängern der Analysis nicht zu empfehlen ist." Den 
eigentlichen Inhalt des Werkes näher zu prüfen, hielt er offen- 
bar nach Entdeckung logischer Unklarheiten in den Principien 
nicht für nötig; er fragte auch gar nictt danach, warum denn 
das Werk, das erst nach dem Tode Stüem^s erschienen war, 
zum neunten Male aufgelegt worden war. 

Es liegt mir natürlich fem, dieses einseitige Vorgehen, 
das ihn mehr als einmal zu grossen Ungerechtigkeiten und 
Fehlgriffen verführte, gutheissen zu wollen. Weil er aber bei 
diesen Eecensionen durch das Streben nach äusserster Klar- 
heit geleitet, in der schroffen Starrheit seiner Natur sich 
manche Feinde gemacht hat, so konnte ich diesen Fehler hier 
nicht verschweigen, wollte mich aber bemühen, ihn aus der 
philosophischen Anlage seines Geistes zu erklären, und wenn 
das Wort „tout comprendre, c'est tout pardonner" zugegeben 
wird, so werden wir diese Schwäche, die aus einem gewissen 
furor philosophicus eines in wissenschaftlichen Dingen starren 
und unnachgiebigen Sinnes hervorging, dem stets nach Wahr- 
heit suchenden toten Freunde vergeben, vergessen, verzeihen. 

Als Leiter des Archivs war Hoppe unermüdlich thätig; 
er selbst steuerte in jedem Bande eine grössere Anzahl von 
Originalartikeln bei. Man darf wohl sagen, dass er durch die 
Kedaction angeregt worden ist, vieles zu schreiben, was er 
$onst unbearbeitet hätte ruhen lassen, dass überhaupt die 
Schriftleitung des Archivs seinem Alter das zusagende Lebens- 
element geworden ist. Je länger er aber diese Thätigkeit 
ausübte, um so mehr trat bei ihm der schon berührte Mangel 
an Fähigkeit hervor, in fremde Gedanken verständnisvoll ein- 
zudringen. Dadurch gelang es besonders im letzten Jährzehnt 
manchen gemgrossen und schreibseligen Autoren von kleinem 
Wissen und geringem Können, die minderwertigen oder auch 
widersinnigen Producte ihrer Feder dem allzu vertrauens- 
vollen Leiter des Archivs aufzureden. Wer wollte darüber 
aber mit einem achtzigjährigen Greise hadern? 

Beim Rückblick auf die gesamte literarische Wirksamkeit 
Hoppe's erhalten wir das Bild eines Mannes, der von seiner 



Nr. 13.] Sitzung vom 19. October 1900. 197 

Jugend an, ohne nach äusserem Erfolg zu schielen, in ernstem 
Forschen stets die Wahrheit gesucht und darin einen echt 
v/issenschaftlichen Geist bekundet hat. In harter Gedanken- 
arbeit ringt er sich zu derjenigen Erkenntnis durch, die er 
als die einzige, dem Menschen mögliche Stufe des Wissens 
ansieht. Das Suchen und Forschen nimmt ihn so gefangen, 
dass er darüber die Ansprüche des praktischen Lebens ver- 
nachlässigt. Nicht ohne Starrheit im Eigenen, geht er schwer 
in fremde Gedanken ein, so beurteilte ihn Tbendelbnbüeg 
nach seiner ersten philosophischen Schrift und traf damit sein 
innerstes Wesen. Einem Diogenes verglich ihn der Prediger 
Witte in der geistvollen und künstlerisch abgerundeten Rede 
bei der Trauerfeier auf dem Friedhofe. Wie er lehrte, dass 
der Mensch eine Seele sei, die einen Leib habe, so erzog er 
sich in der harten und bitteren Schule des Lebens zu einer 
staunenswerten Bedürfnislosigkeit, die sich zu einer Miss- 
achtung der äusseren Erscheinungsform steigerte. In seine 
Gedankenwelt versunken, schritt er wie ein Fremdling dieser 
Welt durch das Leben und erweckte wohl den Anschein eines 
Träumers, der an der Umgebung wenig teilnähme. Schüchtern 
und linkisch erschien zuerst sein Auftreten. Dennoch war er 
in der Unterhaltung mit seinen Gedanken bei der Sache, und 
wer in seiner Gegenwart einen ihm nicht zusagenden Aus- 
spruch that, konnte sicher sein, von ihm ebenso schneidig 
zurechtgewiesen zu werden, wie der unachtsame Verfasser 
eines Buches wegen des Niederschreibens eines nicht stich- 
haltigen Satzes. Aber auch seine Zustimmung zu Ansichten, 
die er teilte, konnte er bei solchen Gelegenheiten freudig und 
rückhaltlos kundgeben. 

Wer Hoppe aus seinen Schriften kennen gelernt hatte 
und später seine persönliche Bekanntschaft machte, war immer 
zuerst enttäuscht. Der sichere Schriftsteller von klarem Geiste, 
der mit aller Entschiedenheit und Furchtlosigkeit das scharfe 
Schwert strenger Logik handhabte und in knapper, schlichter 
Bede alle Dunkelheiten beseitigte, erschien wie ein Hülfs- 
bedürftiger in der menschlichen Gesellschaft, der erst ermutigt 
werden müsste, seine Zurückhaltung aufzugeben und seine 
Meinung zu äussern. 

Aus dem klaffenden Risse zwischen seiner geistigen Be- 



198 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft." [Nr. 13. 

deutung und der leiblichen Persönlichkeit erklärt sich bei ihm 
der Mangel an Erfolg in seinem Lebenslaufe. Obschon seine 
Entdeckungen nicht derartig sind, dass sie ihm neben den 
ersten führenden Geistern seiner Fächer einen Platz sicherten, 
hätten sie wohl hingereicht, ihm den Anspruch auf eine 
Professur an einer Hochschule zu verleihen, die andere Ge- 
lehrte mit geringeren Leistungen erhielten. Seiner Persönlich- 
keit blieb aber wie auf dem Gymnasium, so an der Universität 
ein fruchtbarer Erfolg der Lehrthätigkeit versagt. Bei seiner 
Geburt hatte die gütige Fee gefehlt, die ihm zu den Gaben 
des Geistes Anmut und Beredsamkeit hätte in die Wiege legen 
müssen, und da somit die Grazien leider ausbliebe^, so musste 
er unter dem Scepter der grimmen !Aväyxrj bis an sein Ende 
in bescheidener Stellung ausharren. Ich selbst habe im Sommer 
1862 bei ihm das Colleg über elliptische Functionen gehört, 
das einen Bestandteil der regelmässigen Folge seiner Vor- 
lesungen: Differentialrechnung und Reihen theorie , analytische 
Geometrie, Integralrechnung, elliptische Functionen, analytische 
Mechanik bildete. Wie verlegen, schob er sich durch die 
nur halb geöffnete Thüre; ohne einen Blick auf die Hörer- 
schaft zu werfen, bestieg er das Katheder, entnahm der Rock- 
tasche das sehr sorgfältig ausgearbeitete Manuscript, wandte 
den Hörern den Rücken zu, um, aus den damals schon ver- 
gilbt aussehenden Bogen lesend, die Formeln an der Wand- 
tafel niederzuschreiben. Der freien Rede gar nicht mächtig, 
konnte er in der Eintönigkeit des so gesprochenen Vortrages 
die Studenten nicht fesseln. Von den zuerst anwesenden Zu- 
hörern — es mochten wohl mehr als ein Dutzend sein — 
verliefen sich in den ersten vierzehn Tagen die meisten, und 
bald blieb ich mit nur noch einem Hörer zurück, dem Hrn. 
Keech; wir beide aber harrten aus, und ich muss bekennen, 
dass der Inhalt der nach Jacobi's Muster gehaltenen und von 
mir ausgearbeiteten Vorlesung durchaus gediegen war. Die 
Vorlesungshefte der sämtlichen CoUegien wird er damals mit 
gleicher Sorgfalt ausgearbeitet haben;. denn aUe übernommenen 
Pflichten fasste er sehr ernst auf und folgte somit im sittlichen 
Handeln dem kategorischen Imperativus von Kant, den er 
als Philosophen sonst heftig befehdete. In der Ablieferung 
versprochener Arbeiten war er unbedingt zuverlässig; das werden 



Nr. 13.] Sitzung vom 19. October 1900. 199 

alle Redacteure der Fortschritte der Physik erfahren haben, 
gerade wie ich als Herausgeber des Jahrbuqhes über die Fort- 
schritte der Mathematik, an welchem er seit der Gründung 
desselben Mitarbeiter gewesen ist. Da er immer einer der 
ersten war, der seine Referate übergab, so konnten seine letzten 
Beiträge zu dem gegenwärtig im Drucke befindlichen Bande 
noch nach seinem bereits erfolgten Abscheiden den betreffenden 
Kapiteln einverleibt werden. Gefällig wie er war, erwies er 
sich überhaupt stets zu Dienstleistungen bereit. 

Bewundernswert ist die Gelassenheit, mit der sich Hoppe 
in der Lebenslage zurecht fand, die er nach freier Wahl zu 
tragen hatte. Mit wahrhaft philosophischer Ruhe hat er bis 
in das reife Mannesalter hinein alle Nöte des Lebens auf sich 
genommen; in seinem Mannesstolze wollte er sein Leben ebenso 
selbständig und unabhängig führen, wie er in der Wissenschaft 
in voller Freiheit sein Denken geregelt hatte. Unter seinen 
Brüdern galt er in leiblicher Beziehung als der am schwächsten 
Beanlagte. Trotz aller Entbehrungen, denen er sich unter- 
warf, hat er diese Brüder alle überlebt und das Wort bewahr- 
heitet, das seiner Philosophie entlehnt sein könnte: „Es ist 
der Geist, der sich den Körper baut." Als er später durch 
die üebemahme der Redaction des Archivs und durch die 
einsichtige Fürsorge der philosophischen Facultät besser ge- 
stellt wurde, nahm er am Leben der Gesellschaft einen stärkeren 
Anteil. Er freute sich, bei den Naturforscherversammlungen 
erscheinen zu könnnn, und übernahm einige Male Vorträge 
bei denselben, deren Inhalt stets philosophisch gefärbt war. 
Besonders gern suchte er das Gebirge auf, wo es ihm, wie 
er sagte, grosses Vergnügen machte, nach mühevollem Steigen 
auf den harten Schädel eines solchen stolzen Bergriesen mit 
seinen Füssen zu treten. Anspruchslos, wie er war, gab er 
auf solchen Reisen einen verträglichen Wandergenossen ab. 
Im übrigen kann man nicht sagen, dass er bei seinem ein- 
siedlerischen Leben als unverheirateter Mann enge Freund- 
schaft mit jemandem geschlossen hätte. Und doch verband 
ihn eine treue Anhänglichkeit mit den Kreisen, in denen er 
verkehrte. Die Nachsitzungen der Physikalischen Gesellschaft 
besuchte er regelmässig bis in den Anfang dieses Jahres hinein, 
ebenso die zwanglosen Zusammenkünfte, die im Anschlüsse 



200 Verhandlungen der Deutschen Physika!. Gesellschaft. [Nr. 13. 

an das Jahrbuch über die Fortschritte der Mathematik all- 
monatlich stattfinden. So sicher erschien er dort, dass sein 
Ausbleiben im Frühjahr als das erste Symptom seiner be- 
ginnenden Auflösung betrachtet wurde. In gleicher Weise 
trat er geräuschlos bei seinen Verwandten ein, wo er sich an 
der Musik ergötzte, und bei befreundeten Familien, in denen 
er manchen Abend zubrachte. Aeusserlich konnte es den 
Anschein haben, als ob nur eine liebe Gewohnheit den stillen 
Greis an die Kreise bände, in denen er seit alter Zeit ver- 
kehrte; denn oft genug entfernte er sich, ohne kaum ein Wort 
gesprochen zu haben. Wer vermöchte jedoch in die Geheim- 
nisse eines so gedankenreichen Geistes zu schauen? Die An- 
hänglichkeit an seine Verwandten vrird durch das Testament 
bezeugt, in welchem er eine Familienstiftung errichtet hat; 
aus ihr sollen vorläufig für directe Nachkommen seiner Eltern 
alljährlich zwei Schüler- und zwei Studienstipendien gezahlt 
werden. Indem er dabei bestimmt hat, dass das weibliche 
Geschlecht ebenso wohl zu berücksichtigen ist wie das männ- 
liche, hat er, der im Cölibat Verharrende, einen augenschein- 
lichen Beitrag zu seinen Ansichten über die Frauenfrage geliefert. 
In häufigerem Verkehr mit Hoppe übersah man bald die 
Aeusserlichkeiten, an denen man beim ersten Anblick Anstoss 
nehmen konnte. Aus der anfänglichen Duldung erwuchs 
Achtung, ja Verehrung auf Grund seiner charaktervollen Natur. 
Es blieb der Eindruck seines Denkerhauptes, das Bewusstsein 
des Anschauens einer abgeschlossenen Persönlichkeit von aus- 
schliesslich wissenschaftlichem Streben, die im Denken und 
im Handeln furchtlos alle Consequenzen zog und trug. Die 
allgemeine Achtung, in der er stand, zeigte sich bei der Feier, 
die veranstaltet wurde, als er sein achtzigstes Lebensjahr 
vollendete, und zu der sich die Mathematiker der Hochschulen 
Berlins, viele Mitglieder der Physikalischen Gesellschaft und 
zahlreiche Freunde des nun Verstorbenen vereinigten. Die 
Deutsche Mathematiker- Vereinigung ehrte ihn durch einen 
herzlichen Glückwunsch; vom Staate wurde er durch Ver- 
leihung des Kronenordens dritter Klasse ausgezeichnet, da ihm 
schon früher der rote Adlerorden vierter Klasse verliehen 
worden war. Der mathematische Verein der Universität Berlin 
veranstaltete ihm zu Ehren einen Festcommers. 



Nr. 13.] Sitzung vom 19. October 1900. 201 

Was an ihm sterblich war, ist nun dahin; geblieben ist 
die Erinnerung an einen ehrlichen Mann, der durch sein Leben 
den Ausspruch widerlegt hat, die Originale seien ausgestorben. 
Für ihn tönt der Gesang der Engel: „Wer immer strebend 
sich bemüht, den können wir erlösen." Wir haben ihn ge- 
schaut als einen iustum et tenacem propositi virum, der trotz 
des Mangels äusserer Anerkennung der Fahne der Wissenschaft 
treu geblieben ist, und der in der inneren Klarheit das höchste 
Glück eines befriedigten Daseins gefunden hat. In dieser Ver- 
klärung wird sein Andenken bei allen weiterleben, die mit 
ihm in Berührung gekommen sind, und somit fUr immer ge- 
segnet sein. 



202 



lieber eime Verbesserung der Wien^schen Spectral- 
gleichung; von M. Planck. 

(Vorgetragen in der Sitzung vom 19. October 1900.) 
(Vgl. oben S. 181.) 



Die von Hrn. Küelbaum in der heutigen Sitzung mit- 
geteilten interessanten Resultate der von jihm in Geniemschaft 
mit Hrn. Rubens auf dem Gebiete der längste^ Spbcliratwelten '^ 
ausgeführten Energiemessungen haben die zuerst von den Herren 
LuMMEE unö PEiNGSHEra auf (^rund ihrer B|eobachtungen auf- 
gestellte Behauptung nachdrücklich bestätigt, däs^ das Wien'- 
sche Energieverteilungsgesetz nicht die allgemeine Bedeutung 
besitzt, welche ihm bisher von mäncKer Seite zugeschrieben 
worden war, sondern dass dies Gesetz vielc^iehr höchstens den 
Charakter eines Gfeiizgesetzes hat. dessen utJeraus' einfache ' 
B^orm unreiner Bescnrankung auf kurze Weflenlän^eirbez. tiefe 
Temperaturen ihren Ursprung verdankt. ^) Da ich selber die 
Ansicht von der Notwendigkeit des WiEN'schen Gesetzes auch 
an dieser Sielle vertretet l^aoe, so sei es mir gestattet, hier 
kurz darzulegen, wie sich die von mir entwickelte elektro- 
magnetische Theorie der Strahlung zu den Beobachtungsthat- 
sachen stellt. 

Nach dieser Theorie ist das Energieverteilungsgeset^ be- 
stimmt, sobald die Entropie 8 eines auf Besträlilung an- 
spi*ecnen(ien linearen Resonators als Function seiner Schwin- 
gungsenergie U bekannt ist. Ich babe indes schon in meiner 
letzleV Arbeit über diesen Gegenstand Hervorgehoben*), dass 
der Satz der Entropievermehrung an und fiir sich noch nicht 
hinreicht, um diese Function vollständig anzugeben; zur An- 
sicht von der Allgemeinheit des WiEN'schen Gesetzes wurde 
ich vielmehr durch eine besondere Betrachtung geführt, näm- 
lich durch die Berechnung einer unendlich kleinen Entropie-' 
Vermehrung eines in einem stationären Strahlungsfelde befind- 



1) Auch Hr. Paschen hat, wie er mir brieflich mitteilte, neuerdings 
merkliebe Abweichungen vom WiEN'schen Gesetz festgestellt. 

2) M. Planck, Ann. d. Phys. 1. p. 730. 1900. 



Nr: 13.] Sitzung vom 19. October 1900. 203 

liehen Systems von n gleichen Eesonatoren auf zwei verschiedene 
Weisen, wodurch sich die Gleichung^) ergab: 

dü^.AU^.f{U:, = ndü.AU.flJJ), 
wobei 

U„ = nU und /■(?/)= -||^, 

aus welcher dann das WiEN'sche Gesetz in der Form hervorgeht: 

d^ S __ const 

In jener Functionalgleichung stellt der Ausdruck auf der 
rechten Seite sicher die genannte Entropieänderung dar, weil 
sich w ganz gleiche Vorgänge unabhängig voneinander abspielen, 
deren Entropieänderungen sich daher einfach addiren müssen. 
Dagegen würde ich es wohl für möglich, wenn auch immer 
noch für nicht leicht begreiflich und jedenfalls schwer beweis- 
bar ansehen, dass der Ausdruck links nicht allgemein die ihm 
früher von mir zugeschriebene Bedeutung "besitzt, mit anderen 
Worten: dass die Werte von U^, dU^ und A ü^ gar nicht hin- 
reichen, um die fragliche Entropieänderung zu bestimmen, 
sondern, dass dazu auch U selber bekannt sein muss. Im 
Verfolg dieses Gedankens bin ich schliesslich dahin gekommen, 
ganz willkürlich Ausdrücke für die Entropie zu construiren, 
welche, obwohl complicirter als der WiEN'sche Ausdruck, doch 
allen Anforderungen der thermodynamischen und elektromagne- 
tischen Theorie ebenso vollkommen Genüge zu leisten scheinen 
wie dieser. 

Unter den so aufgestellten Ausdrücken ist mir nun einer 
besonders aufgefallen, der dem WiEN^schen an Einfachheit am 
nächsten kommt, und der, da letzterer nicht hinreicht, um 
alle Beobachtungen darzustellen, wohl verdienen würde, darauf- 
hin näher geprüft zu werden. Derselbe ergiebt sich, wenn 

man setzt ^: 

d^8 a 



dU^ ü(ß+ ü) 



1) 1. c. p. 732. 

2) Ich gehe aus von dem zweiten Difterentialquotienten von 8 
nach TJ, weil diese Grösse eine einfache physikalische Bedeutung besitzt 
(1. c'p. 731.) 



204 Verhandlungen der Deutschen Phjsikal. Gesellschaft. [Nr. 13. 

Er ist bei weitem der einfachste unter allen Ausdrücken, 
welche S als logarithmische Function, von CA liefern (was an- 
zunehmen die Wahrscheinlichkeitsrechnung nahe legt) und welche 
ausserdem für kleine Werte von U in den obigen WiEN'schen 
Ausdruck übergehen. Mit Benutzung der Beziehung 

dS _ 1 
,. du "■ T^ . 

und des WiEN'schen „ Verscniebungs^gesetzes ^) erhält man hieraus 
die zweiconstantige Strahlungsformel: 

welche, soweit ich augenblicklich sehen kann, den Gang der 
seither publicirten Beobachtungszahlen ebenso befriedigend 
wiedergiebt, wie die besten bisher aufgestellten Spectral- 
gleichimgen, nämlich die von Thiesen^), die von Lummee- 
Jahnke^) und die von Lümmee-Pkingsheim.*) (Wird an einigen 
Zahlen erläutert.) Ich möchte mir daher erlauben, Ihre Auf- 
merksamkeit auf diese neue Formel zu lenken, die ich vom 
Standpunkt der elektromagnetischen Strahlungstheorie aus 
nächst der WiEN'schen für die einfachste halte. 



1) Der Ausdruck des WiEN'schen Verschiebungsgesetzes ist einfach : 

wo V die Schwingungszahl des Resonators bedeutet Ich werde dies bei 
einer anderen Gelegenheit darlegen. 

2) M. Thiesen, Verhandl. d. Deutsch. Physikal. Gesellsch. 2. p. 67. 
1900. Dort findet sich auch bemerkt, dass Hr. Thiesen seine Formel 
schon aufgestellt hatte, ehe die Herren Lümheb u. Prinosheim ihre Mes- 
sungen auf grössere Wellenlängen ausdehnten, was ich hier hervorhebe 
weil ich vor dem Erscheinen der citirten Publication eine etwas andere 
Darstellung gegeben hatte (M. Planck, Ann. d. Fhjs, 1. p. 719. 1900). 

3) 0. LüioiEB u. E. Jahnke, Ann. d. Phys. 3. p. 288. 1900. 

4) 0. Lümmeb u. E. Pbingshbih, Verhandl. d. Deutsch. Phjsikal. 
Gesellsch. 2. p. 174. 1900. 



Druck von Metzger & Wittig in Leipzig. 



13. 



JBhrg. 2 Hr. 14. 

Verhandlungen 

der 

Deutschen Physikalischen Gesellschaft. 



Sitzung Tom 2. Norember 1900. 

Vorsitzender: Hr. E. Wabbürg. 

Hr. J. West spricht in einem von Experimenten begleiteten 
Vortrage 

über den Telephonographen von Poulsen. 

Hr. M. Planck macht dann eine Mittheilang über 

einen vermeintlichen Widerspruch des magneto- 
optischen Faradayeffectes mit der Thermodynamik. 



Als Mitglieder werden in die Gesellschaft aufgenommen: 

Hr. Prof. Dr. 0. Lehmann in Karlsruhe, 
Hr. Dr. E. Tbbesohin in St. Petersburg. 



Nach § 32 der Statuten ist Hr. Dr. L. Silbbrstein in 
Warschau aus der Gesellschaft ausgeschieden. 



206 



JSi/n vermet/ntlicher Widerspruch des magneto- 

optischen Faradayeffectes tnit der Thermodynamik; 

von Max Planck. 

(Vorgetragen in der Sitzung vom 2. November 1900.) 
(Vgl. oben S. 205.) 



In seiner wichtigen Abhandlung über „Temperatur und 
Entropie der Strahlung" hat Hr. W. Wien, im Anschluss an 
eine von Helmholtz^) bei der Besprechung seines optischen 
Reciprocitätsgesetzes gemachte Bemerkung, eine einfache Vor- 
richtung beschrieben 2j, deren Effect nach allem, was bekannt 
ist, darauf hinauslaufen würde, dass zwei einander gerade 
gegenüber befindliche schwarze Körper von gleicher Temperatur 
sich verschiedene Wärmemengen zustrahlen, ohne dass gleich- 
zeitig irgend ein anderweitiger als Compensation aufzufassen- 
der Vorgang, wie z. B. Absorption strahlender Wärme, statt- 
findet. Diese Vorrichtung besteht wesentlich in Folgendem. 
Vor jeden der beiden einander bestrahlenden Körper ist ein 
„NicoL'sches" Prisma gesetzt, welches von der aus dem Körper 
emittirten, parallel gemachten Strahlung die eine Hälfte hin- 
durchlässt, die andere Hälfte aber auf den Körper zurückwirft. 
Die durchgelassene Strahlung fällt auf das andere Prisma und 
wird dort,» je nach der Orientirung seiner Polarisationsebene 
zum Hauptschnitt des Prismas, teils reflectirt, teils zum andern 
Körper hin durchgelassen. Wenn nun in dem zwischen beiden 
Prismen befindlichen diathermanen Medium eine magnetische 
Drehung der Polarisationsebene stattfindet, so kann man es 
leicht einrichten, dass das eine Prisma von der durch das 
Medium kommenden Strahlung einen grösseren Bruchteil hin- 
durchlässt als das andere. Nehmen wir z. B. an, der Haupt- 
schnitt des 2. Prismas sei gegen den des ersten um 45^ 
gedreht, in einem ein für allemal fixirten Sinn, und die mag- 
netische Kraft bewirke eine Drehung der Polarisationsebene 
ebenfalls mm 45^ in demselben Sinn, dann wird die ganze 



1) H. V. Helmholtz, Wissensch. Abb. 2. p. 136. 1883. 

2) W. Wien, Wied. Ann. 52. p. 143. 1894. 



Nr. 14.] Sitzung vom 2. November 1900. 207 

Strahlung, die vom I.Körper her durch das I.Prisma gegangen 
ist, auch durch das 2. Prisma hindurchgehen. Dagegen wird 
die vom 2. Körper durch das 2. Prisma gesandte Strahlung, deren 
Polarisationsebene gegenüber dem Hauptschnitt des 1. Prismas 
das Azimut 45*^ besitzt, beim 1. Prisma mit dem Azimut 90^ 
ankommen, weil der Sinn der magnetischen Drehung unabhängig 
ist von derFortpflanzungsrichtungder Strahlung,und infolge dessen 
dort total reflectirt werden. Hieraus folgert nun Hr. W.Wien, dass 
der 1. Körper dem 2. Körper mehr Wärme zustrahlt, als der 
zweite dem ersten, was dem zweiten Hauptsatz widerspricht; 
er berechnet weiter die Grösse des entsprechenden negativen 
„Verwandlungswertes" und sucht die Compensation desselben 
in einer bisher unbekannten Wirkung, nämlich entweder in 
einer besonderen Absorption der Strahlung durch das magneti- 
sirte Medium, oder in einer Zerstörung der Magnetisirung 
durch die Strahlung. Wesentlich dieselben üeberlegungen hat 
Hr. Wien neuerdings in sein Pariser Eeferat über die theo- 
retischen Gesetze der Strahlung aufgenommen. 

Als ich vor kurzem daran ging, den geschilderten Ge- 
dankengang weiter zu verfolgen, um womöglich zu einer neuen 
interessanten Beziehung zu gelangen, und zu diesem Zweck 
die Wärmemengen berechnete, welche sich die beiden Körper 
gegenseitig zustrahlen, fand ich zu meinem Erstaunen, dass, 
wenn man nur die Rechnung vollständig durchführt, der 
FAEADAY'sche Effcct in keinem Falle zu einem Widerspruch 
mit der Thermodynamik Anlass giebt, und dass das „WiEN'sche 
Paradoxon", wie es auch genannt worden ist, lediglich auf 
einer unzulänglichen Betrachtungsweise beruht. 

Bleiben wir zunächst bei dem oben gewählten speciellen 
Beispiel stehen, so wird allerdings die von dem 2. Körper 
durch das ihm vorgelagerte 2. Prisma gesandte Strahlung ver- 
möge der magnetischen Drehung ihrer Polarisationsebene vom 
1. Prisma vollständig reflectirt. Sie fällt aber nicht, wie bei 
der WiEN'schen Berechnung angenommen ist, durch das 2. Prisma 
auf den 2. Körper zurück, sondern da sie bei der Eückkehr 
vom 1. zum 2. Prisma abermals eine Drehung ihrer Polari- 
sationsebene um 45^ erleidet, so langt sie beim 2. Prisma mit 
dem Azimut 135*^ an, wird infolge dessen dort total reflectirt, 
kehrt mit dem Azimut 180^ zum 1. Prisma zurück und geht 



208 Verhandlungen der Deutschen Physika!. Gresellschaft. [Nr. 14. 

nun ohne Schwächung durch dasselbe hindurch zum 1. Körper. 
Schliesslich empfängt also der 1. Körper vom 2. genau ebenso- 
viel Wärme, als der 2. vom 1., nur dass dabei zwei totale 
Reflexionen stattßnden. 

Im allgemeinen Falle, wenn der Hauptschnitt des 2. Prismas 
gegen den des 1. das Azimut 6 besitzt, und wenn die magne- 
tische Drehung der Polarisationsebene a beträgt, führt eine 
entsprechende Rechnung zu ganz demselben Resultat, voraus- 
gesetzt, dass man die unendlich vielen Hin- und Herreflexionen 
der polarisirten Strahlung zwischen den beiden Prismen ge- 
bührend berücksichtigt. Betrachten wir nämlich ein von dem 
1 . Prisma kommendes, durch das magnetisch-active diathermane 
Medium auf das 2. Prisma fallendes paralleles Strahlenbüschel, 
so ist zu unterscheiden, ob die Strahlung vom 1. Prisma re- 
flectirt ist, oder ob sie durch das 1. Prisma hindurchgegangen 
ist. Im ersten Falle wird am 2. Prisma der Bruchteil 

cos^ (6 — c^) == ^2 
reflectirt, im zweiten Falle aber der Bruchteil 

sin2(€- a) = Q^, 
sodass 

Für die Reflexionen am 1. Prisma wenden wir die ent- 
sprechende Bezeichnung an. War die auf das 1. Prisma fallende 
Strahlung vom 2. Prisma reflectirt, so wird vom 1. Prisma 
der Bruchteil 

cos2(€ + a) = pj 

reflectirt; war sie aber durch das 2. Prisma hindurchgegangen, 
so wird vom 1. Prisma der Bruchteil 

sin2(€ + «) = (>/ 
reflectirt, sodass wieder: 

Nun berechnen wir, welcher Bruchteil der ganzen Wärme- 
menge ^, die in einer beliebigen kleinen Zeit von dem 
1. Körper in der Richtung zum 2. Körper emittirt wird. 



Nr. 14.] Sitzung vom 2. November 1900. 209 

zum 2. Körper hingelangt. Bei der ersten Reflexion am 
1. Prisma wird die Hälfte ql2 reflectirt, die andere Hälfte 7/2 
durchgelassen. Hiervon wird am 2. Prisma g'/2 p^' reflectirt, 
der Rest ql2 q^ ^um 2. Körper durchgelassen. Die reflectirte 
Strahlung g'/2 q^' kehrt zum 1. Prisma zurück. Dort wird der 
Betrag ^/2 p^'p^ reflectirt, welcher wieder auf das 2. Prisma 
fällt. Hier wird der Betrag ql2 q^ q^ q^ zum 2. Körper durch- 
gelassen, der Rest 7/2 Q2 Q\Q2 ^^^ ^* Prisma zurückreflectirt 
etc. Somit ergiebt sich für die ganze durch das 2. Prisma 
auf den 2. Körper fallende Strahlung: 

- 1^2 + i?i?"(i + 9,92 + p;?5 + . . .) 

2 ^2 -t- 2 1 - ^ ^ 
und mit Einsetzung von 1 — Pa statt q'^i 
_ j^ gl + g» - 2 ei g« , 

2 1 - gl g2 

Eine Controle für die Richtigkeit der Rechnung ergiebt 
die Bestimmung der auf den 1. Körper zurückfallenden Strahlung. 
Hier erhält man durch die entsprechende Betrachtung: 

-f + -i-929'x +-Y9Ah 92 Pi + -{-92 91 Pa 9i (>a(^' + • • • 

= -f + lPi>2(l+(>iP2 + p:p2 + --0 

== JL I g g'l g2 

2 "^ 2 1-9,9, 

und mit Einsetzung von 1— (>i imd 1 — (>2 statt g^ und (»g': 
^ J 2-gi--g« 

2 1 - gl gs 

Dieser Ausdruck zu dem obigen addirt ergiebt 7, d. h. 
die ganze von dem 1. Körper emittirte Wärme, wie es sein 
muss. 



210 Verhandlungen der Deutschen Phjsikal. Gesellachaft. [Nr. 14. 

Berechnet man nun weiter die vom 2. Körper dem 1. zu- 
gestrahlte Wärme, unter der Annahme, dass beide Körper die 
gleiche Temperatur besitzen , so findet man . genau denselben 
Ausdruck wie oben, wie schon daraus zu erkennen ist, dass 
jene Grösse ihren Wert nicht ändert, wenn man p^ und q^ 
miteinander vertauscht Es strahlen sich also die beiden 
Körper thatsächlich gleichviel Wärme zu, und der zweite Haupt- 
satz der Thermodynamik giebt hier keinerlei Anlass, irgend ein 
neues, bisher unbekanntes Phänomen zu postuliren. 



Dmok Ton Metzger & Wittig in Leipzig. 



JOirg. 2. Nr. 15. 

Verhandlungen 

der 

Deutschen Physikalischen Gesellschaft, 

Sltzang Tom 16. IK^OTember 1900. 

Vorsitzender: Hr. E. Wakbueg. 

Hr. E. Warburg spricht in einem von Demonstrationen 
begleiteten Vortrag 

über die Wirkung der Strahlung auf die Funken- 
entladung. 



Hr. H. Boas macht dann 
eine Bemerkung zur Wirkung der SpRBNGEL'schen 
Quecksilberluftpumpe. 



Hr. F. Neesen bespricht endlich unter Hinweis auf eine 
grosse Anzahl im Vortragssaale ausgestellter Oelgemälde 

die während der dänischen Expedition, welche 
unter Leitung von Adam Paulsen im Winter 1899/1900 
nach Island zur Erforschung der Nordlichterschei- 
nungen entsandt war, vom Maler Grafen Moltke auf- 
genommenen Bilder und die allgemeinen vorläufigen 

Ergebnisse. 



Als Mitglieder werden in die Gesellschaft aufgenommen: 
Hr. Dr. L. Rellstab, Privatdocent in Braunschweig, 
Hr. F. HoFEMANN, Berlin W., Potsdamer Str. ^9. 



212 



lieber die Wi/rhwng 

der Strahlwng auf die Funkenentladung; 

von E. Warburg. 

(Vorgetragen in der Sitzung vom 16. November 1900.) 
(Vgl. oben S. 211.) 



§ 1. Hr. SwTNGEDAUw^) hat kürzlich meine Erklärung 
von der Wirkung der Strahlung auf die Funkenentladung ^ 
für falsch erklärt. Er gründet diese Behauptung auf einen 
Versuch, dessen Klarstellung der Hauptzweck dieser Mitteilung 
ist. Doch erlaube ich mir, meine Anschauungen von der Sache 
im. Zusammenhang darzulegen, da es zur Zeit möglich ist, 
dieselben schärfer, als in meiner ersten diesbezüglichen Mit- 
teilung zu präcisiren. 

§ 2. Es ist zweckmässig, zwei Fälle zu entscheiden. Die 
Funkenstrecke bestehe aus zwei blanken Metallkugeln Ä und B^ 
Ä sei zur Erde abgeleitet, B werde zu wachsendem Potential 
geladen. 

I. Fall: das Potential von B wird langsam erhöht. 

Ist 1. die Funkenstrecke gegen wirksame Strahlen ge- 
schützt, so macht die Verzögerung — d. h. das Zeitintervall 
zwischen dem Anlegen des Potentials und dem Auftreten des 
Funkens — wenn gross, wie bei den meisten trockenen Gasen 
und kleinen Schlagweiten, die exacte Bestimmung des 
Funkenpotentials schwer bez. unmöglich. 

Steht dagegen 2. die Funkenstrecke unter dem Einfluss 
von wirksamen Strahlen — ultravioletten, Eöntgen-^ oder 
Becquerelstrahlen*) — hinreichender Intensität, so wird eine 
Verzögerung nicht beobachtet, d. h. der Funke tritt ein, 



1) R. SwYNQEDAüw, Journal de physique 9, p. 488. 1900. Vgl. auch 
E. BicHAT et R. SwYNQEDAuw, SuF Ics ph^nom^ncs actino^lectriques produits 
par les rayons violets. Rapport pour le congi'^s international de physique, 
Paris 1900. 

2) E. Warburq, Wied. Ann. 69. p. 1. 1856. 

3) H. Starke, Wied. Ann. 66. p. 1009. 1898. 

4) J. Elster, Verhandl. d. Deutsch. Physikal. Gesellsch. 1. p. 7. 1900. 



Nr. 15.] Sitzung vom 16. November 1900. 213 

sobald das Potential von B auf einen gewissen, mit grosser 
Schärfe bestimmbaren Wert gesteigert ist, und dieser Wert ist 
unabhängig von der Natur der angewandten Strahlung. 

3. In einigen Fällen findet man das Funkenpotential ein 
wenig kleiner mit als ohne Bestrahlung, wie z. B. in Luft bei 
kleinen Schlagweiten, in anderen Fällen verschwindet diese 
Differenz gänzlich, wie z. B. nach Versuchen des Hrn. Obgleb 
in Wasserstoff bei 660 mm Druck und 6 mm Schlagweite. 
Daraus schliesse ich, dass diese Differenz keine grössere Be- 
deutung hat als der Unterschied, welchen man zwischen dem 
Schmelz- und Erstarrungspunkt bei unterkühlbaren Flüssig- 
keiten beobachten kann, und ich betrachte die bei bestrahlter 
Funkenstrecke gefundenen Werte des Funkenpotentials als die 
normalen, d. h. von passiven Widerständen nicht beeinflussten 
Werte dieser Grösse. 

Nach diesen Auseinandersetzungen ist in dem vorliegenden 
Fall I die einzige Wirkung der Bestrahlung die Aufhebung 
der Verzögerung, eine Herabsetzung des Funkenpotentials durch 
die Bestrahlung findet nicht statt. 

§ 3. Anders verhält es sich scheinbar in gewissen Fällen, 
in welchen (Fall II) das Potential der Elektrode B schnell 
gesteigert wird, wie z. B., wenn sie, vorher an Erde gelegt, 
plötzlich mit der inneren Belegung einer geladenen Flasche 
verbunden wird. Man findet in diesem Falle unter Umständen, 
dass bei ultravioletter Bestrahlung der Funke bereits eintritt, 
wenn das Flaschenpotential erheblich kleiner ist, als das nach I 
bestimmte Funkenpotential. ^) Hr. Swyngedauw erklärt diese 
Erscheinung nach dem von ihm aufgestellten Satze, dass durch 
die ultraviolette Bestrahlung das Funkenpotential herabgesetzt 
werde, und zwar um so mehr, je schneller es beim Anlegen 
erhöht werde. 

Doch muss man in Betracht ziehen, dass bei diesen Ver- 
suchen die Funkenstrecke sich beim Anlegen an die Flasche 
unter gedämpften Oscillationen lädt, bei welchen die Potential- 
differenz der Elektroden zeitweise einen höheren Wert als das 
Flaschenpotential annimmt. Kann die Capacität der Funken- 
strecke gegen die der Flasche und für die erste Halbschwingung 

1) E. Wabbubq 1. c. Die dort gegebene Erklärung im Ansehluss an 
einen von Ilrn. J^umann ^usgeßprocheQeDi Satz trifit nicht zu. 



214 Verhandlungeti der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 15. 

auch die Dämpfung vernachlässigt werden^ so ist die maximale 
erreichte Potentialdifferenz geradezu doppelt so gross als das 
Flaschenpotential. Von vornherein bleibt also die Möglichkeit 
offen, dass die von Hrn. S^yngedauw angenommene Herab- 
setzung des Funkenpotentials nur eine scheinbare ist, indem 
die Potentialdifferenz der Elektroden zeitweise auf einen Wert 
steigt, welcher das normale Funkenpotential thatsächlich er- 
reicht oder überschreitet. Dass die Sache sich in der That 
so verhält, zeigen die folgenden Versuche. 

§ 4, Zwei Flaschen, eine grosse J^ (Capacität 0,0067 Mf.) 
und eine kleine J^ (Capacität 0,000328 Mf.) sind mit ihren 
äusseren zur Erde abgeleiteten Belegungen verbunden. In 
diese Leitung kann ein regulirbarer elektrolytischer Wider- 
stand' und eine Inductionsspule vom Selbstpotential 42100 cm 
eingeschaltet werden. Die innere Belegung von J^ ist zunächst 
an Erde gelegt; durch Auslösen einer Feder wird sie isolirt 
und an die innere Belegung von J^ angelegt. Mit den Be- 
legungen von e/g sind die Metallkugeln ^) der Funkenstrecke 
verbunden, welche in der Regel durch Bogenlicht, das durch 
Quarzlinsen concentrirt ist, bestrahlt wird. 

Ist 

(1) . ' w^<4.L.{x^-^x^), 

wo w den Widerstand, L das Selbstpotential des Kreises be- 
zeichnet, x^ und x^ die reciproken Werte der Capacitäten der 
Flaschen 1 und 2 vorstellen, so lädt sich 2 unter gedämpften 
Oscillationen, und zwar ist 

(2) F,= r,{l-r^(cos^... + ^.|.sin^..)}, 

WO 

W 



V^ ist der Endwert von Tg, 

(3) r, = r. 



Xj + Xj 



1) Ich benutzte Eisen-, Messing- und Zinkkugeln von 2,6 cm Durch- 
messer; sie wurden zuerst mit Putzpomade, dann mit Wiener Kalk und 
Alkohol behandelt. Die Ergebnisse wurden durch das Material wenig 
beeinflusst, Zink eignet sich vielleicht am besten. 



Nr. 15.] Sitzung vom 16. November 1900. 215 

wo V das Potential ist, auf welches 1 ursprünglich geladen 
war. Der grösste Wert, welchen f^ annimmt, ?2, max.? wird 
zur Zeit y/2 erreicht, und ist 

(4) r2.r^^=f,[\+e~^]. 

Sind Spule und elektrolytischer Widerstand ausgeschaltet, 
so besteht die Leitung aus ungefähr 5 m 0,7 mm starken 
Kupferdrahts und besitzt, als gerader Draht betrachtet, nach 
Lord Ratleigh und Stefan ein Selbstpotential gleich 6270 cm 
für schnelle Oscillationen. Daraus ergiebt sich die Schwin- 
gungszahl pro Secunde 

m = 1 = 3,6. 10«; 
der Widerstand für diese Schwingungen 

w = 1,2 AM, - = 0,0265, ^^^l. = i 99 . 

§ 5. Mit dieser Anordnung machte ich folgende Versuche, 
bei welchen Eisenkugeln verwandt wurden. Zink und Messing 
ergaben entsprechende Eesultate. 

1. Spule und Widerstand sind ausgeschaltet, das nach 
§ 2 bestimmte normale Funkenpotential ist 4190. Es genügt 
nun, Jj auf .2920 Volt zu laden, damit beim plötzlichen An- 
legen an c/g, wie vorhin beschrieben, die Flaschen sich durch 
die bestrahlte Funkenstrecke entladen. In der That ist in 
diesem Falle 

K = -^. r= 0,95 r= 0,95.2920 = 2770 Volt, 
^a, max = 1,99 . 2770 = 5500 Volt, 

um 1310 Volt höher als das normale Funkenpotential. 

2. Ich brachte nun durch Einschalten von elektrolytischem 
Widerstand den Widerstand des Kreises auf 306 i3. In diesem Fall 
vollzog sich die Ladung von Jg aperiodisch, da die Ungleichung (1) 
bereits für w = 283 £1 zu bestehen aufhört. Nunmehr musste 
ich e/j auf 4365 Volt laden, wenn beim Anlegen an J^ Ent- 
ladung durch die bestrahlte Funkenstrecke eintreten sollte. 



1) Für constanten Strom ist der Widerstand 0,218 i2. 



216 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 15. 

In der That ist der hier nicht überschrittene Endwert 
von F^ 

?; = 0,95.4365 = 4150 Volt, 
innerhalb der Fehlergrenzen gleich dem normalen Funken- 
potential. Gleichwohl vollzog sich die Ladung der Flasche J^ 
auch in diesem Falle ausserordentlich schnell, man kann be- 
rechnen, dass beim Beginn der aperiodischen Ladung, welchem 
man hier nahe ist, der definitive Wert F^ bereits nach 3 Millionstel 
Secunde bis auf 1 Proc. erreicht ist. Nach dem § 3 citirten Satz 
des Hrn. Swyngedauw hätte also die Funkenentladung bereits 
für ein Potential von J^ kleiner als 4365 Volt eintreten müssen. 

3. Darauf wurde auch die Inductionsspule hinzugeschaltet 
und dadurch die Selbstinduction des Kreises auf 48400 cm 
gesteigert, infolge dessen man trotz des Widerstandes von 
306 £2 wieder in das Gebiet der Oscillationen zurückkehrte. 
Es genügte nun, J^ auf 3950 Volt zu laden, um beim Anlegen 
an /g einen Funken in der bestrahlten Funkenstrecke zu er- 



m = ir= 1,19.10«, 



zielen. Hier ist 

= 3,16.10-7, 

^^^^^ = 1,264, 

F^ == 3950 . 0,95 = 3760 , 

^2,max = 4750, 

600 Volt höher als das normale Funkenpotential. 

4. Eine Herabsetzung des Funkenpotentials durch die 
Bestrahlung findet also auch in dem Fall II, in welchem die 
Potentialdiflferenz der Elektroden schnell gesteigert wird, nicht 
statt. Als ich aber die Bestrahlung durch Bogenlicht wegliess, 
blieb in der EegeP) auch die Funkenentladung aus, solange 
der Endwert F^ der Potentialdiflferenz der Elektroden das nor- 
male Funkenpotential nicht erreichte. Das entspricht ganz 
den Angaben des Hrn. Bjerknes^), welcher bei HEßTz'schen 
Schwingungen das zeitweise Eintreten einer Potentialdiflferenz 

1) Nur bei frisch geputzten Zinkkugeln trat auch ohne Bestrahlung 
die Funkenentladung schon bei etwas kleineren Werten von V^ ein. 

2) V. Bjerknes, Bihang tili Kongl. svenska Vetenskabs. Akademiena 
Handlingar 20. 1894/95. 



Nr. 15.] Sitzung vom 16. November 1900. 217 

von 7000 Volt nötig fand, um eine Funkenentladung herbei- 
zuführen, für deren Einleitung 2080 Volt unter gewöhnlichen 
statischen Verhältnissen genügt hätten. 

Also auch in dem Fall II setzt die Bestrahlung lediglich 
die Verzögerung herab, welche hier zur Funkenbildung kleiner 
als die Zeit sein muss, während deren die das Funkenpoten- 
tial übersteigende Potentialdiflferenz der Elektroden besteht, 
also kleiner als ungefähr Ya Millionstel Secunde. 

§ 6. Ich verzeichne hierunter noch die Ergebnisse einiger 
Versuche mit verschiedenen Widerständen des Kreises. V be- 
deutet immer das kleinste Potential der Flasche 1, welches 
zur Funkenbildung hinreichte. 

L = 48 400 cm, x^ + Xj = 32 . 10", -^— = 0,95, V^ = 4130 Volt. 

Xj +X2 

wm^ m.10-6 Ö.IO» ^^ F(Volt) V, Fg^^ ^^^ _„„ - F, 

254 1,22 0,881 1,348 8730 3540 4740 610 

152 1,27 0,637 1,538 3410 3240 4990 860 

48 1,29 2,02 1,826 3190 3030 5540 1410 

Der maximale, bei den Oscillationen erreichte Potential- 
unterschied Ta.max. ist also stets grösser, als das normale 
Funkenpotential Vq, die Differenzen ?^,max. — ^o ^^^^ ^^ gross, 
dass sie Beobachtungsfehlern nicht zugeschrieben werden können. 

Daraus folgt, dass auch bei der angewandten ultra- 
violetten Bestrahlung eine VerzögeruDg übrig blieb, welche 
nicht kleiner war, als 0,4 Millionstel Secunde. Hierin liegt 
wohl auch der Grund davon, dass wenn man durch Ausschalten 
der kleinen Flasche J^ die Schwingungszahl auf einen sehr 
hohen Wert bringt, Effecte der beschriebenen Art nur bei 
sehr gut geputzten Elektroden eintreten. 

§ 7. Als Gesamtergebnis dieser Versuche kann man hin- 
stellen, dass die Wirkung der ultravioletten Strahlen auf die 
Funkenentladung lediglich in einer Herabsetzung der Ver- 
zögerung, nicht in einer Herabsetzung des Funkenpotentials 
besteht, mag die Potentialdifferenz langsam oder schnell an 
die Funkenstrecke angelegt werden. Dieses Ergebnis steht in 
vollem Gegensatz zu den Behauptungen des Hm. Swyngedauw. 

Berlin, Physik. Institut, im November 1900. 



218 



JDie während der dänischen Eocpedition, 
welche unter Leitung von Adam JPaulsen im 
Winter 1899J1900 nach Island zur Erforschung 
der Nordlichterscheimu/ngen entsandt war, vom 
Maler Grafen Moltke aufgenommenen Bilder und 

die allgemeinen vorläufigen Ergebnisse; 
von F. Neesen. 

(Vorgetragen in der Sitzung vom 16. November 1900.) 
(Vgl. oben S. 211.) 



Es konnten dank der Liebenswürdigkeit von Hrn. Pauls^j, 
Director des meteorologischen Institutes in Kopenhagen, eine 
grössere Zahl von einzig dastehenden Abbildungen der Ge- 
sellschaft gezeigt werden. Die Bilder sind direct an Ort und 
Stelle gemalt worden; da die Lichterscheinungen zu rasch 
wechseln, um farbige Skizzen aufzunehmen, wurden Bleistift- 
skizzen angefertigt und in diesen die Farben eingeschrieben. 
Hiernach sind dann unmittelbar darauf die Oelgemälde, Aqua- 
relle und ausführlicheren Bleistiftzeichnungen gemacht. 

Ein Gemälde giebt die reguläre Nordlichterscheinung mit 
mehrfachen ausgespannten Bögen und aus diesen hervor- 
schiessenden Strahlen; die anderen zeigen die seltsamsten 
flammenartigen Wallungen der leuchtenden Massen. Fast stets 
ist das Licht weiss, mit farbigen Stellen an den Rändern; 
eine Abbildung giebt ein stark grünlich gefärbtes weisses Licht- 
band, das zum Zenith emporzüngelt. Ein anderes Gemälde 
zeigt Strahlen, welche wie bei einem Feuerrade in Feuer- 
werken von einem Centrum ausgehen, aber nicht radial ver- 
laufen, sondern eine doppelte Krümmung haben. Eine rotirende 
Bewegung dieser Strahlen um das Ausgangscentrum findet nach 
den Angaben der Herren Grafen Moltke und La Cour, dem 
Physiker der Expedition, nicht statt. Innerhalb der Strahlen 
ist indessen stetige Bewegung, Auf- und Niederwallen, plötz- 
liche Lichtblitze etc. 

Ueber die allgemeinen Ergebnisse ist von Hrn. Paulsen 
dem internationalen Physiker-Congress in Paris ein vorläufiger 



Nr. 15.] Sitzung vom 16. November 1900. 219 

Bericht abgestattet, welcher durch briefliche Mitteilung an den 
Vortragenden in einigen Punkten ergänzt wurde. 

Der Bericht giebt zuerst die Ergebnisse der photogra- 
phischen Spectralbeobachtungen. Die Platten zeigten Linien 
und ein continuirliches Spectnim zwischen 407 und 470 fifi. 
Letzteres gehört nach der brieflichen Mitteilung dem Nordlicht 
nicht an, sondern rührt von dem Mondlicht her. Das eigent- 
liche Nordlichtspectrum, die Linien, ist identisch mit dem 
Kathodenlichte des Stickstoffs. Prof. Scheine» hat darauf 
bezügliche vergleichende Messungen an den Platten vorgenommen 
und hierbei folgende Abstände der sieben hellsten Linien von 
der hellsten Linie (392 fifji) in mm erhalten: 



421 fifi 



Nordlicht- 


KathodenHcht- 


spectrum 


spectrum 


-4,40 


-4,41 


+ 1,61 


+ 1,62 


+ 2,41 


+ 2,41 


+ 5,57 


+ 5,60 


+ 6,39 


+ 6,40 


+ 10,05 


+ 10,11 



Die Linien des Nordlichtes sind etwas verwaschen. 

Auch die relativen Intensitäten der Linien beider Spectren 
stimmen nach Scheiner's Ansicht, soweit es beurteilt werden 
konnte. 

Der Bericht enthält gleichfalls eine solche von Hm. La Coub 
ausgeführte Vergleichung, wobei die Uebereinstimmung aller- 
dings etwas weniger genau ist; indessen war der angewandte 
Apparat nicht so empfindlich wie der SoHEiNEß'sche. 

Ueber die atmosphärische Elektricität sind an 53 Tagen 
regelmässige Messungen angestellt, indessen nur an 11 Tagen 
unter guten Bedingungen. Meistens störten Stürme und Schnee- 
treiben die Beobachtungen. Der Schnee wurde z. B. von 
den längs der Abhänge des Berges Sullur, auf welchem Be- 
obachtungen erfolgten, aufsteigenden Luftströmen aufgewirbelt. 
Die letzteren erzeugten einen luftverdünnten Raum, in welchen 
die absteigende Luft hineinströmte. Es machten sich die hier- 
durch hervorgerufenen Luftdruckschwankungen an dem Registrir- 
barographen so bemerkbar, dass während Stunden die Curve 
in einen breiten Klecks auslief. Als Sammler für das Potential 



220 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gresellschaft. [Nr. 15. 

wurde eine mit radioactivem Pulver bestreute Platte angewandt, 
welche sich vorzüglich bewährte. 

Das Luftpotential wuchs von 8 Uhr Morgens bis zwischen 
12 und 1 Uhr Nachmittags, von da an ein regelmässiges 
Sinken bis 2 Uhr Nachts, der letzten Beobachtungsstunde. 
Die zeitliche Lage des Minimums wird auf zwischen 3 und 
4 Uhr Morgens geschätzt. 

In Bezug auf die Geschwindigkeit der Abnahme elek- 
trischer Ladungen stellte sich sowohl an dem niedrigsten Be- 
obachtungsort (50 m) wie an dem höchsten (1200 m) entschieden 
ein rascheres Abnehmen von negativer Ladung heraus; die 
grössere Höhe begünstigte anscheinend diesen Unterschied aber 
nur sehr wenig. 

Der Einfluss auf die Declinationsnadel war bei ruhigen 
Nordlichtbogen sehr gering, bei auftretenden Wallungen grösser. 
Immerhin waren auch hier die beobachteten Störungen (3^ im 
Maximum) sehr klein gegen die bei einer früheren Expedition 
nach der Westküste von Grönland gefundenen von mehr wie 10 ^ 
Allerdings spielten sich die in Island beobachteten Licht- 
erscheinungen in sehr grossen Höhen ab; so wurde eine solche 
von 400 km beobachtet. Der ruhige Bogen stand senkrecht 
auf dem magnetischen Meridian. Daher auch sein geringer 
Einfluss. Es ergiebt dieses die bemerkenswerte Folgerung, 
dass die elektrische Entladung derartig verläuft, dass ein 
positiver Strom von Westen nach Osten vorhanden ist. Denn 
Entladungen von wechselnder Richtung sind wohl nicht an- 
zunehmen, weil sonst überhaupt keine Einwirkung auch bei 
den eintretenden Wallungen zu erwarten waren. 

Das Centrum der Coronabildungen, welches einzelne Bilder 
sehr deutlich wiedergeben, steht im Schnitt der magnetischen 
Erdaxe mit dem Himmelsgewölbe. 



Druck von Metzger A Wittig in Leipzig. 



Jahrg. 2. Nr. 16. 

Verhandlungen 

der 

Deutschen Physikalischen G-esellschaft, 



Sitznns^ vom 30. l^ovember 1900. 

Vorsitzender: Hr. 0. Lummer. 

Hr. 0. Lummer trägt vor: 

Geschichtliches über das DRAPE»'sche Gesetz und 
den schwarzen Körper. 

Der Vortrag giebt im Wesentlichen einen Auszug aus dem 
für den Internationalen Congress für Physik zu Paris 1900 
geschriebenen Rapport: „Sur le rayonnement des corps noirs", 
soweit dieser sich mit dem Dra.pe»' sehen Gesetze und der 
Verwirklichung der schwarzen Strahlung beschäftigt. Der In- 
halt wird in den „Annalen der Physik" veröffentlicht werden. 



Hr. A. Grleiclien bespricht dann 
eine Erweiterung der LAPLAOE'schen Extinctions- 
theorie des Sternenlichtes. 



Als Mitglieder werden in die Gesellschaft aufgenommen: 
Hr. Dr. S. Simon, Charlottenburg, Spreestrasse 43. 
Hr. Dr. A. Lindemann, Berlin NW., Gerhardstrasse 7. 



222 



Erweiterung der Laplace' sehen 

MxUnetionstheorie des Sternenlichtes; 

von Alexander Gleichen. 

(Vorgetragen in der Sitzung vom 30. November 1900.) 
(Vgl. oben S. 221.) 



1. Sinleitende Bemerkungen. 
Die Atmosphäre der Erde denken wir uns im Normalzu- 
stand concentrisch geschichtet, wobei Dichte l und Brechungs- 
exponent fi nach der Erdoberfläche hin beständig zunehmen. 
Ein Lichtstrahl, der aus dem Unendlichen kommend die Atmo- 
sphäre durchdringt, beschreibt die „Lichtcurve". Zieht man 




durch einen Punkt P dieser Curve eine Tangente und ausser- 
dem den Radiusvector r^ nach dem Mittelpunkt der Erde M 
und nennt i den spitzen Winkel, den beide miteinander bilden, 
so ist bekanntlich das Product fjL r^ sin i für alle Punkte der 
Curve dieselbe constante Grösse, wo fi den Brechungsexpo- 
nenten an der betreflfenden Stelle darstellt. 

In Fig. 1 sei nun ABC die Lichtcurve, und zwar B die 
Eintrittsstelle in die Atmosphäre, sodass also das Stück AB 



Nr. 16.] Sitzung vom 30. November 1900. 223 

als gerade Linie angesehen werden muss. MN und MN^ sind 
die Eadiivectores in den Punkten B und 67, wo M den Erd- 
mittelpunkt bedeutet. Der oben definirte Winkel i geht für 
die Eintrittsstelle in den Winkel A B N^ = a und für Punkt 
C in die scheinbare Zenithdistanz NCQ = z über, wo die 
Gerade CQ Tangente an die Lichtcurve in C ist. Schliess- 
lich wird noch der Winkel AQK = &, den diese Tangente mit 
der verlängerten Ä B bildet , als Refraction im Punkte C be- 
zeichnet. Schliesslich werde noch bezeichnet der Erdradius 
MG mit (>, die Strecke MB mit Ä, Br.echungsexponent an der 
Erdoberfläche mit (Xq. Bildet man jetzt das oben angegebene 
Product für die beiden Punkte B und 6', so erhält man, wenn 
man den Brechungsexponenten im leeren Raum gleich der 
Einheit setzt, die Gleichung: 

(1) R^ina = iIq,q sin z, 

die wir weiter unten verwenden werden. 



2. Die Iiaplaoe'sche iExtinctionstheorie. 

Nehmen wir an, längs der Lichtcurve ABC werde eine 
gewisse Lichtmenge transportirt, die bei C in das Objectiv 
eines Femrohres resp. Photometers gelange, und setzen dabei 
voraus, dass SC die optische Axe dieses Instrumentes sei, 
dann gelangt man zu den von Laplace zuerst entwickelten 
sogen. Extinctionsgleichungen, die auch heute noch allgemein 
in Gebrauch sind, durch folgende Annahmen:^) An irgend einer 
Stelle der Lichtcurve erleidet die Helligkeit / einen Verlust 
dJ^ der proportional ist der dort herrschenden Dichte X und 
dem Elemente ds Aqx Lichtcurve, über das hier der Trans- 
port stattfand, sowie schliesslich noch der Helligkeit selbst. 
Dann hat man 
(2) dJ= ^ A.J.l ds, 

wo A eine von den Integrationsvariabein unabhängige Grösse ist. 

Integrirt man 2) über die ganze Lichtcurve, setzt die 

Helligkeit im leeren Raum = J, an der Oberfläche der Erde 



1) Vgl. z. B. Seeliqek, Akad. d. Wissensch. zu München 21. 1891. 



224 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 16. 

e/g und setzt ferner das ebenfalls über die ganze Curve aus- 
gedehnte Integral 

(3) e-f = ß, 
SO hat man: 

(4) /, = /. ß. 

Die Integration von fi und die Darstellung dieser Grösse 
für verschiedene Zenithdistanzen z in Gleichungen und Ta- 
bellen bilden bekanntlich den Inhalt der LAPLACE*8chen Ex- 
tinctionstheorie. 

In neuerer Zeit^) schreibt man ß gewöhnlich in der 
Form p^j wo p der sogenannte Transmissionscoefficient ist, 
d. h. der Quotient eZ/J^, wenn J^ die Helligkeit für die 
Zenithdistanz 2: = ist und / eine nach der Laplace' sehen 
Theorie festzustellende Grösse bedeutet. Nebenbei bemerkt 
ist nach den besten Beobachtungen des astrophysikalischen 
Institutes zu Potsdam p = 0,835, während nach den allerdings 
nicht ganz einwandsfreien Messungen von Langley p = 0,6 
circa ist. 

Demnach hat man nach (4) 

(5) J^-^J.f- 



3« Erweiterung der Theorie. 

Die an der Lichtcurve entlang transportirte Lichtmenge 
ist beim Zutritt ins Femrohr über die ganze als kreisförmig 
vorausgesetzte Objectivöffnung verteilt. Denkt man sich nun 
alle ins Femrohr dringenden Strahlen rückwärts verfolgt, so 
werden sie einen gekrümmten Strahlenkörper darstellen, der 
im leeren Raum zu einem Cylinder degenerirt, und dessen 
Axe bez. Schwerlinie die oben angegebene Lichtcurve ist 
An der Eintrittsstelle ins Fernrohr ist der axensenkrechte 
Querschnitt des Strahlenkörpers ein Ejreis und fällt mit der 
ObjectivöfiEhung zusammen, an allen anderen Stellen hat er eine 
andere — im allgemeinen — elliptische Gestalt. Denkt man 
sich nämlich durch die Fernrohraxe und den Zenith eine 



1) Vgl. z. B. G. Müller u. P. Kempp, Public, d. Afitrophysik. 
Observ. zu Potsdam Nr. 38. 1898. 



Nr. 16.] Sitzung vom 30. November 1900. 225 

Ebene gelegt (Meridionalebene), so werden hierdurch eine An- 
zahl von Strahlen, die ins Objectiv dringen, herausgeschnitten 
und zwar verlaufen die Lichtcurven dieser Strahlen vollständig 
in dieser Ebene, sind jedoch nicht streng parallel, insbesondere 
.bilden die Strahlen, die an dem oberen und unteren Rand- 
punkte des Objectives einfallen, infolge der verschiedenen 
Brechungen in der Atmosphäre einen,, wenn auch kleinen 
Winkel miteinander. Denkt man sich ferner durch die optische 
Axe des Fernrohres eine zweite Ebene, die auf der ersteren 
senkrecht ist (Sagittalebene), so werden auch die Strahlen 
dieser Ebene nicht streng parallel sein und werden ausserdem, 
wenn man dem Strahlenkörper folgt, von Punkt zu Punkt 
andere Einfallsebenen haben. Der Strahlenkörper hat infolge 
dessen veränderliche Dicke. Gegenüber dem Querschnitt im 
leeren Raum wird nun eine Verengung oder Erweiterung 
Vermehrung oder Verminderung der Helligkeit an der be- 
trefifenden Stelle zur Folge haben. Auf diesen Umstand nimmt 
die Theorie von Laplaoe keine Rücksicht und es scheint bis- 
jetzt unbekannt zu sein, wie stark dieser Einfiuss sich auf 
die Resultate der photometrischen Messungen wird geltend 
machen können. Es sei schon hier bemerkt, dass dieser Ein- 
fiuss von ganz anderer Art ist, wie der der Absorption, indem 
durch ihn die Helligkeit in der Nähe des Zeniths vermehrt, 
nach dem Horizont hin dagegen vermindert wird. In der 
Theorie von Laplaoe wird gewissermaassen stillschweigend die 
Voraussetzung gemacht, dass der Strahlenkörper überall con- 
stante Dicke habe. 

4. Aufstellung der strengen Differentialgleichung. 

In Fig. 2 sei ein Stück des Strahlenkörpers von der 
Länge ds an einer beliebigen Stelle der Atmosphäre dargestellt. 
Die einfallende Lichtmenge L haben den Quer- 
schnitt q, die austretende L + dL den Quer- 
schnitt q + dq. Dann ist zunächst 

(1) dL= - ÄL,Xds, 

wo die Grössen Ä, l, ds A\q oben angegebene 
Bedeutung haben. 




226 Verhandlungen der Deutschen Physikal. GeseUschaft. [Nr. 16. 

Die Helligkeit / des eintretenden Lichtes ist die durch 
die Flächeneinheit dringende Menge; also hat man. 

(2) e7=^ 

und analog für die Helligkeit des austretenden Lichtes 

L-¥dL 



(3) J+dJ^ 



q + dq 



Eliminirt man aus diesen drei Gleichungen die Grössen 
L und dL und unterdrückt das Glied dJ.dq^ so erhält man: 

(4) ^ + ^=_4;irf,. 

Wenn man über die ganze Lichtcurve integrirt und den 
Querschnitt des Strahlenkörpers im leeren Raum mit q, an 
der Erdoberfläche mit q^ bezeichnet und bedient sich der in 
§ 2 eingeführten Bezeichnungen, so erhält man: 

oder auch: 

(5) '^. = T-P' 

Um den durch die Brechung hervorgerufenen Defor- 
mationen des Strahlenkörpers Rechnung zu tragen, hat man 
also die nach der Theorie von Laplace erhaltenen Helligkeiten 
nur mit dem Factor q/q^ zu multipliciren, wo q^ die Oeffnung 
des Fernrohres bez. Photometers und q der ^Querschnitt des 
zugehörigen Strahlenkörpers im leeren Räume ist. 



6. Der Correctionsfaotor q/q,. 

Der Factor q/q^ lässt sich nun in aller Strenge herleiten, 
wenn man nur die gewiss zutreffende Annahme macht, dass 
die den Strahlenkörper constituirenden Strahlen unter sich sehr 
kleine Winkel bilden. Besonders auffallend ist dabei folgendes. 

Der Wert q/q^ ist für eine vorgeschriebene Zenithdistanz 
z nur abhängig von dieser Zenithdistanz und von der Grösse 
der Refraction &, die bei dieser Zenithdistanz vorhanden ist, 
sowie von den Aenderungen dieser beiden Grössen und schliess- 



Nr. 16.] 



Sitzung vom 30. November 1900. 



227 



lieh noch von dem Brechungsexponenten der Luft fi^ an der 
Oberfläche der Erde. Im übrigen zeigt sich q/q^ von jeder 
besonderen Annahme über die Höhe und die Constitution der 
Atmosphäre, also damit von jeder Refractionstheorie unabhängig. 
Wie wir weiter zeigen werden, ergiebt sich nämlich: 



(1) 






fi^ sin X 



.sin(.^.^)(x + ^|) 



Die Form dieses Ausdruckes gestattet es, ihn unmittelbar 
aus einer der vorhandenen Tabellen für die Refractionen aus- 
zuwerten. Im Folgenden sind die BESSEL'schen Refractions- 
tafeln zu Grunde gelegt. Die angegebenen Zahlen sind die 
reciproken Werte des Correctionsfactors : 



Zenith- 


Qz 


distanz 


Q 


90^ 


1,20695 


S9^ 30' 


1,16666 


SS'» 


1,12861 


88<» 30' 


1,09719 


88<> 


1,07491 


87° 30' 


l,tf6144 


87° 


1,05071 


86<» 30' 


1,03999 


86<> 


1,03335 


85" 30' 


1,02969 


85« 


1,02503 


84'» 30' 


1,02155 


84<' 


1,02089 



Zenith- 


?« 


distanz 


^ 


83« 30' 


1,01622 


83« 


1,01439 


82« 


1,01123 


. 81« 


1,00907 


80« 


1,00741 


70« 


1,00142 


60« 


1,00017 


50« 


0,999759 


40« 


0,999565 


30« 


0,999454 


20« 


0,999399 


10« 


0,999379 


0« 


0,999099 



6. Discussion der Tabelle. 

Die Zahlen der Tabelle geben den axensenkrechten Quer- 
. schnitt des Strahlenkörpers an der Erdoberfläche, wenn man 
den Querschnitt im leeren Raum gleich der Einheit setzt. Für 
einen im Horizont stehenden Stern ist der Correctionsfactor 



1,20695 



= 0,829, 



228 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 16. 

das heisst, die Helligkeit ist circa 17 Proc. geringer als 
die Grösse, welche man aus der uncorrigirten Laplaoe' sehen 
Formel erhalten würde. Mit abnehmender Zenithdistanz nähert 
sich dieser Factor schnell der Einheit; bei 59^ circa wird er 
streng der Einheit gleich; in diesem Falle sind also die beiden 
Querschnitte gleich. In der Nähe des Zenithes findet dann eine 
allerdings sehr minimale Helligkeitszunahme statt. 

Von der Existenz und noch weniger von der Grösse des 
Factors qjq^ hatte man wohl bisher kaum eine Vorstellung. 
Hätte er sich in der ersten Decimalstelle um einige Einheiten 
kleiner ergeben, was doch a priori nicht zu erkennen war, so 
wäre dadurch das ganze System der modernen Astrophoto- 
metrie berührt, indem die unter verschiedenen Zenithdistanzen 
gemessenen Helligkeiten nicht in die richtige Beziehung zu 
einander gebracht wären. Ein Blick auf die Tabelle lehrt 
den Einfluss dieses Factors genau erkennen. Die Helligkeit 
im Horizont wird um ca. 17 Proc. geändert. Setzt man die 
theoretische Helligkeit, die ein Stern im Zenith hätte, gleich 
der Einheit, und nimmt man an, dass die Helligkeitsmessungen 
in verschiedenen Zenithdistanzen noch zwei Decimalen dieser 
Einheit genau ergäben, so macht der Einfluss des Factors 
sich geltend auf die Helligkeiten zwischen z = 80^ und z = 90^. 
Sollte es in der Zukunft einmal erreicht werden, durch ver- 
feinerte Messungen auch noch eine dritte Decimale zu be- 
stimmen, so würde der Factor für alle Messungen zu berück- 
sichtigen sein, mit Ausnahme der um ;2: = 60^ herum befindlichen 
Indifferenzzone. 



7. Herleitung des Ausdruckes für qjq». 

Der Kreis um M mit dem Radius MB ^ R (Fig. 3) stelle 
einen Schnitt durch die Atmosphäre, der Kreis mit dem Radius 
NC^Q den entsprechenden durch die Erde dar. Ein Lichtstrahl 
aus dem leeren Raum nehme den Weg AB, beschreibe die 
Lichtcurve bis C, welche im Punkte C zur Tangente die Gerade* 
CB hat. Die letztere bildet mit MN den Winkel 2: = Zenith- 
distanz und mit der verlängerten AB den Winkel t9' = Re- 
fraction. Wir verbinden nun B und C geradlinig miteinander, 
und setzen 



Nr. 16.] 



Sitzung vom 30. November 1900. 



229 



^MBC =/9, 

^BCN =/?'. 

Schliesslich ist noch durch M eine J^arallele zm AB ge- 
gezogen und es sind von B und C darauf die Lote ^ 

BT^R^ma 
und 

CU=^ Q sin {z + 1?-) 
gefällt. 

Wir betrachten jetzt ein in Richtung AB \\ Ä' B' parallel- 
strahlig einfallendes sehr dünnes Lichtbündel. Die Haupt- 
ebene sei die Papierebene. Ein zweiter Strahl des Bündels 



4 


^:f^^i^ 


?/ ay 






1-^ 


A^s^ 




/*' 


«.it> y^ 


v>. -*•/»' 


^ 


~^ 






/ 


^ 


f 


^5^>. 



im Hauptschnitt lege den Weg A' B' geradlinig, dann ge- 
krümmt den Weg B' JD' zurück. CD' sei Tangente an die 
Lichtcurve im Punkte C Wii: verbinden B' C geradlinig und 
man verlängert B' C\ bis sie die verlängerte Strecke B C 
in S schneidet. Der hypothetische Punkt S entspricht einem 
virtuellen Vereinigungspunkt. 

Wir stellen jetzt folgende Punkte fest: 

a) Die Strecke B S = b ist gegeben durch den Ausdruck 



(la) 



b = JRcosß ,^ " 

^ dp— da 



wie auf folgende Weise gezeigt werden kann. 



230 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 16. 

Da die beiden Parallelen AB und Ä' ff mit den Rich- 
tungen MN^ und MN^' die Winkel cc und a — da bilden, 
so bilden die beiden letzteren Richtungen miteinander den 
Winkel da, sodass man also hat: -^S MB'= da 

Da ferner die Jpeiden letztgenannten Richtungen M N^ 
und MN^' mit den Richtungen SBC nnäSffC die Winkel ß 
und ^—(//S bilden, so hat man auch ^BSff^^dr^dß'-da. 
Das Bogenelement Bff kann man nun einmal aus dem 
Dreieck BSB\ das andere Mal aus dem gleichschenkligen 
Dreieck MBB' ausdrücken und erhält durch Gleichsetzung: 

bdt jy , 

= IC da, 



C08|9 

woraus der Wert (la) folgt. 

b) Der Flächeninhalt der kleinen Ellipse, in welcher "das 
einfallende Bündel die Atmosphäre schneidet, kann proportional 
gesetzt werden dem Product def beiden kleinen Strecken BB' 
und einer auf Bff und der Papierebene senkrecht stehenden 
zweiten kleinen Strecke, die wir als „kleinen Durchmesser" 
der Ellipse bezeichnen wollen. Dieser kleine Durchmesser ist 
proportional der Strecke BT=Rsma, was man aus einer 
kleinen Drehung der Figur um die Axe MT erkennt. Analog 
hat die Ellipse, in welcher das betrachtete Bündel die Erd- 
oberfläche schneidet, die grosse Axe CC und als kleine Axe 
eine Strecke, die dem Lote CU =^ ()sm{z + &) proportional 
ist. Betrachten wir an der Stelle B verschieden geneigte 
Schnitte unseres Bündels, die aber immer senkrecht auf der 
Papierebene stehen sollen, so sind demnach die kleinen Axen 
derselben immer constant, während die grossen Axen ihrer 
Neigung entsprechend verändert werden. Einer in der geo- 
metrischen Optik ganz gewöhnlichen Auffassungsweise zufolge 
gehen durch die Endpunkte der kleinen Axe die beiden das 
Bündel seitlich begrenzenden sogenannten Sagittalstrahlen. 
Wegen des symmetrischen Verlaufes dieser beiden Strahlen 
müssen sie sich im Punkte D (bez. J)') auf der Geraden UM 
nach der Brechung schneiden. 

c) Nennt man bei B die ursprüngliche grosse Axe Bff=zv, 
bei C entsprechend v und legt man bei B und C Schnitte 



Nr. 16.] Sitzung vom 30. November 1900. 231 

senkrecht zur Richtung B C, nennt die neuen grossen Axen u 
und Uj so ist: 

u = V cos ß y 

u ^ zj'cos ß' . 

Legt man dann durch B einen Schnitt senkrecht zur Ein- 
fallsrichtung AB^ und durch C einen senkrecht zu CD^ d. h. 
also senkrecht zur Visionsrichtung eines Beobachters in 6', 
und nennt die grossen Axen dieser Schnitte w und w\ so ist: 

tu = ü cosa, 

w = V cos z , 

Hieraus folgt: 

cos « . cos ß' _^ w u' 
cos % . cos f^ w' u 

Aus der Fig. 3 ersieht man nun, dass infolge ähnlicher 

Dreiecke ist: 

u' _ ÖS 
u '^ BS' 

Nennt man BC = e, so hat man also: 

u' __ e + b 
u h 

Also ist: 



^ -(•+!)■ 



cos % . cos ß 
cos a . cos ^ 

Nennen wir also q und q^ die Schnitte des Lichtbtindels 
beim Ein- und Austritt der Atmosphäre, und zwar senkrecht 
zur Lichtbewegung in diesen Punkten, so sind w und w' 
die in der Meridionalebene liegenden grossen Axen dieser als 
elliptisch angenommenen Schnitte. Um das Verhältnis der 
Querschnitte in diesen beiden Punkten zu erhalten, d. h. in 
B und in C, muss man das Verhältnis w' jw multipliciren mit 
dem Verhältnis der kleinen Axen dieser Schnitte, die sich 
im sagittalen Teile des Bündels befinden. Dieses letztere 
Verhältnis ist aber, wie eben ausgeführt, durch den Quotienten 
sin{2: + i9')/sinoj ausgedrückt, sodass man erhält: 

,Tv ^* — ^ /l j_ ^^ sin (« + i9-) cos j& cos I? 

^ ^ q ~' R \ h ) sin a cos a cos ^ 

Unsere Aufgabe ist jetzt, den Ausdruck qjq durch die 
Grössen z und ß- auszudrücken. 



232 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 16. 

Aus dem Dreieck BCM folgt: 

M\ sin (|?'-|9) 

(2) (>sin/9'= Äsiii/9. 

Nach dem Grundgesetz der Refractionstheorie ist ferner, 
wie in der Einleitung erwähnt: 

(3) sin« = "l^jU^sinr, 

wo iiq der Brechungsexponent im Punkte C ist. 

Aus der Fig. 3 erhält man schliesslich noch leicht: 

(4) ß'-ß^ß^ + z-a, 

Durch Diflferentiation von (2), (3) und (4) folgt ferner: 

(5) (jcosß' aß" = R cos ßccß, 

(6) cos ada = -^* fi^cosz dz , 

(7) dß^'-dß^di^ -{- dz^da. 

Diese sieben Gleichungen müssen zur Reduction des Aus- 
druckes (I) benutzt werden. Dies kann auf folgende Weise ge- 
schehen. 

Aus b in (7) folgt: 

Eliminirt man hieraus mittels (5) die Grösse dß\ so wird, 
wenn man die nachstehende Gleichung noch durch Gleichung (6) 
dividirt: 



(8) 



\ Q eosß , ) da ^ \ B ^ cosn 1 

cos a Q _ 

Wir setzen nun vorübergehend: 



,Q. R cos /? _ - __ sin^' cos/g __ - _ 8in(|g'--|g) _ 

^ ' ^ cos/?' "" sin |9 ' QOQ^ ~~ sin /^. cos /^' ~ 7o' 

^^^' 8in,9'co8(? P' 

,^^. . q COS» .. sin a C08 x sin {% — « ) _. 

^ ' Ä "•* cos« sm*cos« sin»coB« 



Nr. 16.] Sitzung vom 80. November 1900. 233 

Ferner ist: 

b sin p> R cos ß da 

wenn man den oben angegebenen Wert für 



b = 



R cos ßda 



dß-da 

einführt. 

Nach Gleichung (2) ist dann unter Berücksichtigung von (10) : 

^^ b '^ sinß'.cosß [da )^^'\da )' 

Mittels Gleichung (9) und (11) kann man Gleichung (8) 
nun schreiben: 

/iQN dß d% 

(13) q,^= ^_^ • 

Unter Berücksichtigung dieser Gleichung wird (12): 
/ d& \ (d& \ 

b P'\q^,{l-r) ^j-P (/o.(l-^) 

und 

j (\ 

P^— +pr-pqo+Pq(,r + qo-q^r 

1+«= ö* 



b so-a-»-) 

Dividirt man diese Gleichung durch p .q.r, so wird : 



('^t) 



(1-^) ^ J_..^^ + Jl.__L + 1 + J__ A. 



Beachtet man nun, dass zwischen/? und q^ die identische 
Gleichung 



V--^=l 



P Qo 

besteht, so wird der letztere Ausdruck: 



also ist 



V b) p qo dx p qo \dz ) 



234 VeriuuidlmigCT der Deataehen PhjaikaL GeseDBcbalt [Nr. 16. 

und mit Berücksichtigang von (9), (10), (11) und (2): 
(14) 1 + 4 = ^.«Li^^ .(l + 4^). 

Setzt man diesen Au^ulruck ein in den Ansdrock (I) für 
9zl^j9 so wird 

q B.mnn .f*o V ^^ ) 

und zufolge Gleichung (3): 

q liiänx \ dx )' 



Druck TOD MetEger A Wittig in Leipzig. 



Jahrgr- 2. 



Hr. 17. 



Verhandlungen 



der 



Deutschen Physikalischen G-esellschaft. 



Stitzang Tom 14. December 1900. 

Vorsitzender: Zuerst Hr. E. Warburg, dann Hr. 0. Lummer. 



Der Vorsitzende macht der Gesellschaft davon 
Mitteilung, dass sie in letzter Zeit zwei langjährige 
auswärtige Mitglieder durch den Tod verloren hat: 



und 



Anton Oberbeck, 

Professor der Physik an der Universität in Tubingen 

Eduard Eetteler, 

Professor der Physik an der Akademie in Münster. 



Die Anwesenden erheben sich zu ehrendem Ge- 
dächtnis der Verstorbenen. 



Hr. M. Planck spricht zuerst 

über das sogenannte WiEN'sche Paradoxon 

und darauf 

zur Theorie des Gesetzes der Energieverteilung 
im Normalspectrum. 



236 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 17. 

Hr. H. Blesselhorst berichtet dann 
über die bisherigen Bestimmungen der Wärmeleitung. 



Als Mitglieder werden in die Gesellschaft aufgenommen: 
Hr. Dr. E. Gbüneisen, Charlottenburg, Kantstr. 148, 
Hr. Dr. Fe. Dolezalek, Charlottenburg, Cauerstr. 34, 
Hr. Dr. F. Bidlingmaieb, Potsdam, Meteorologisch-magnet. 
Observatorium. 



237 



Zur Th^eorie des Gesetzes 

der JEnergieverteilung im Normalspectrum; 

von M. Planck. 

(Vorgetragen in der Sitzung vom 14. December 1900.) 
(Vgl oben S. 235.) 



M. H.! Als ich vor mehreren Wochen die Ehre hatte, 
Ihre Aufmerksamkeit auf eine neue Formel zu lenken, welche 
mir geeignet schien, das Gesetz der Verteilung der strahlenden 
Energie auf alle Gebiete des Normalspectrums auszudrücken ^), 
gründete sich meine Ansicht von der Brauchbarkeit der Formel, 
wie ich schon damals ausführte, nicht allein auf die anscheinend 
gute Uebereinstimmung der wenigen Zahlen, die ich Ihnen 
damals mitteilen konnte, mit den bisherigen Messungsresultaten ^, 
sondern hauptsächlich auf den einfachen Bau der Formel und 
insbesondere darauf, dass dieselbe für die Abhängigkeit der 
Entropie eines bestrahlten monochromatisch schwingenden Re- 
sonators von seiner Schwingungsenergie einen sehr einfachen 
logarithmischen Ausdruck ergiebt, welcher die Möglichkeit 
einer allgemeinen Deutung jedenfalls eher zu versprechen 
schien, als jede andere bisher in Vorschlag gebrachte Formel, 
abgesehen von der WiEN'schen, die aber durch die Thatsachen 
nicht bestätigt wird. 

Entropie bedingt Unordnung, und diese Unordnung glaubte 
ich erblicken zu müssen in der Unregelmässigkeit, mit der 
auch im vollkommen stationären Strahlungsfelde die Schwin- 
gungen des Eesonators ihre Amplitude und ihre Phase wechseln, 
sofern man Zeitepochen betrachtet, die gross sind gegen die 
Zeit einer Schwingung, aber klein gegen die Zeit einer Messung. 
Die constante Energie des stationär schwingenden Resonators 



1) M. Planck, Verband!, der Deutschen Physikal. Gesellscb. 2. 
p. 202. 1900. 

2) Inzwischen haben die Herren H. Rubens und F. Kurlbaüh 
(Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wissensch. zu Berlin vom 25. October 1900, 
p. 929) für sehr lange Wellen eine directe Bestätigung gegeben. 



238 VerhandluDgeD der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 17. 

ist danach nur als ein zeitlicher Mittelwert aufzufassen, oder, 
was auf dasselbe hinauskommt, als der augenblickliche Mittel- 
wert der Energien einer grossen Anzahl von gleichbeschaffenen 
Resonatoren, die sich im nämlichen stationären Strahlungsfelde 
weit genug entfernt voneinander befinden, um sich nicht gegen- 
seitig direct zu beeinflussen. Da somit die Entropie eines 
Resonators durch die Art der gleichzeitigen Energieverteilung 
auf viele Resonatoren bedingt ist, so vermutete ich, dass sich 
diese Grösse durch Einführung von Wahrscheinlichkeitsbetrach- 
tungen, deren Bedeutung für den zweiten Hauptsatz der Thermo- 
dynamik Hr. L. BoLTZMANN^) zuerst aufgedeckt hat, in die 
elektromagnetische Theorie der Strahlung würde berechnen lassen 
müssen. Diese Vermutung hat sich bestätigt; es ist mir 
möglich geworden, einen Ausdruck für die Entropie eines mono- 
chromatisch schwingenden Resonators, und somit auch für die 
Verteilung der Energie im stationären Strahlungszustand, d. h. 
im Normalspectrum, auf deductivem Wege zu ermitteln, wobei 
es nur nötig wird, der von mir in die elektromagnetische 
Theorie eingeführten Hypothese der „natürlichen Strahlung" 
eine etwas weitergehende Fassung zu geben als bisher. Ausser- 
dem aber haben sich hierbei noch andere Beziehungen ergeben, 
die mir für weitere Gebiete der Physik und auch der Chemie 
von erheblicher Tragweite zu sein scheinen. 

Indessen liegt mir heute nicht sowohl daran, jene Deduction, 
welche sich auf die Gesetze der elektromagnetischen Strahlung, 
der Thermodynamik und der Wahrscheinlichkeitsrechnung stützt, 
hier systematisch in allen Einzelheiten durchzuführen, als viel- 
mehr daran, Ihnen den eigentlichen Kernpunkt der ganzen 
Theorie möglichst übersichtlich darzulegen, und dies kann 
wohl am besten dadurch geschehen, dass ich Ihnen hier ein 
neues, ganz elementares Verfahren beschreibe, durch welches 
man, ohne von einer Spectralformel oder auch von irgend einer 
Theorie etwas zu wissen, mit Hülfe einer einzigen Natur- 
constanten die Verteilung einer gegebenen Energiemenge auf 
die einzelnen Farben des Normalspectrums, und dann mittels 
einer zweiten Naturconstanten auch die Temperatur dieser 



1) L. BoLTZHAMN, namentlich Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wissensch. 
zu Wien (II) 76. p. 373. 1877. 



Nr. 17.] Sitzung vom 14. December 1900. 239 

EnergiestraUung zahlenmässig berechnen kann. Es wird Ihnen 
bei dem anzugebenden Verfahren manches willkürlich und um- 
ständlich erscheinen, aber ich lege hier, wie gesagt, nicht 
Wert auf den Nachweis der Notwendigkeit und der leichten 
praktischen Ausführbarkeit, sondern nur auf die Klarheit und 
Eindeutigkeit der gegebenen Vorschriften zur Lösung der 
Aufgabe. 

In einem von spiegelnden Wänden umschlossenen diather- 
manen Medium mit der Lichtfortpflanzungsgeschwindigkeit c be- 
finden sich in gehörigen Abständen voneinander eine grosse Anzahl 
von linearen monochromatisch schwingenden Resonatoren, und 
zwar N mit der Schwingungszahl v (pro Secunde), N' mit der 
Schwingungszahl i^', N" mit der Schwingungszahl v" etc., wobei 
alle N grosse Zahlen sind. Das System enthalte eine gegebene 
Menge Energie: die Totalenergie E^^ in erg, die teils in dem 
Medium als fortschreitende Strahlung, teils in den Resonatoren 
als Schwingung derselben auftritt Die Frage ist, wie sich 
im stationären Zustand diese Energie auf die Schwingungen 
der Resonatoren und auf die einzelnen Farben der in dem 
Medium befindlichen Strahlung verteilt und welche Temperatur 
dann das ganze System besitzt. 

Zur Beantwortung dieser Frage fassen wir zuerst nur die 
Schwingungen der Resonatoren ins Auge, und erteilen ihnen 
versuchsweise bestimmte willkürliche Energien, nämlich den 
N ResonBitoren v etwa die Energie E^ den N' Resonatoren i/ 
die Energie E' etc. Natürlich muss die Summe: 

E+W + E"+...^E^ 

kleiner sein als E^. Der Rest E^ - E^ entfällt dann auf die 
im Medium befindliche Strahlung. Nun ist noch die Verteilung 
der Energie auf die einzelnen Resonatoren innerhalb jeder 
Gattung vorzunehmen, zuerst die Verteilung der Energie E 
auf die N Resonatoren mit der Schwingungszahl «/. Wenn E 
als unbeschränkt teilbare Grösse angesehen wird, ist die Ver- 
teilung auf unendlich viele Arten möglich. Wir betrachten 
aber — und dies ist der wesentlichste Punkt der ganzen Be- 
rechnung — E als zusammengesetzt aus einer ganz bestimmten 
Anzahl endlicher gleicher Teile und bedienen uns dazu der 
Naturconstanten A = 6,55 . 10-27 ^erg x sec]. Diese Constante 



240 Verhandlungen der Deutschen Physika!. Gesellschaft. [Nr. 17. 

mit der gemeinsamen Schwingungszahl v der Eesonatoren 
multiplicirt ergiebt das Energieelement € in erg, und durch 
Division von U durch e erhalten wir die Anzahl P der Energie- 
elemente, welche unter die N Resonatoren zu verteilen sind. 
Wenn der so berechnete Quotient keine ganze Zahl ist, so 
nehme man für P eine, in der Nähe gelegene ganze Zahl. 

Nun ist einleuchtend, dass die Verteilung der P Energie- 
elemente auf die N Resonatoren nur auf eine endliche ganz 
bestimmte Anzahl von Arten erfolgen kann. Jede solche Art 
der Verteilung nennen wir nach einem von Hm. Boltzmann für 
einen ähnlichen Begriff gebrauchten Ausdruck eine „Complexion^f. 
Bezeichnet man die Resonatoren mit den Ziffern 1, 2, 3 . . . 
bis Ny schreibt diese der Reihe nach nebeneinander, und setzt 
unter jeden Resonator die Anzahl der auf ihn entfallenden 
Energieelemente, so erhält man für jede Gomplexion ein Symbol 
von folgender Form:' 

123456789 10 

7 38 11 9 2 20 4 4 5 

Hier ist iV=10, P=100 angenommen. Die Anzahl aller 
möglichen Complexionen ist offenbar gleich der Anzahl aller 
möglichen Ziflfernbilder, die man auf diese Weise, bei be- 
stimmtem N und P, für die untere Reihe erhalten kann. Um 
jedes Missverständnis auszuschliessen, sei noch bemerkt, dass 
zwei -Complexionen als verschieden anzusehen sind, wenn die 
entsprechenden Ziflfernbilder dieselben Ziflfern, aber in ver- 
schiedener Anordnung, enthalten. Aus der Combinationslehre 
ergiebt sich die Anzahl aller möglichen Complexionen zu 

iV^.(iV^+ l).(iV^+2)...(iV^+ P- 1) _ (N-hP- 1)! 
1. 2 . 3 ... P " (N- 1)\ PI 

und mit genügender Annäherung 

^ (iV + P)^+^ 

Dieselbe Rechnung führen wir bei den Resonatoren der 
übrigen Gattungen aus, indem wir für jede Resonatorgattung 
die Anzahl der bei der für sie angenommenen Energie möglichen 
Complexionen bestimmen. Die Multiplication aller so erhal- 
tenen Zahlen ergiebt dann die Gesamtzahl JR der bei der ver- 



Nr. 17.] Sitzung vom 14. December 1900. 241 

Suchsweise vorgenommenen Energieverteilung in allen Reso- 
natoren zusammengenommen möglichen Complexionen. 

So entspricht auch jeder anderen willkürlich vorgenomme- 
nen Energieverteilung E, E\ W, . . . eine in der angegebenen 
Weise zu bestimmende Zahl 91 von möglichen Complexionen. 
unter allen Energieverteilungen nun, welche bei constant gehal- 
tenem Eq^ E+ E'+ E"+ . . . möglich sind, giebt es eine 
einzige ganz bestimmte, für welche die Zahl der möglichen 
Complexionen ^^ grösser ist als für jede andere; diese Energie- 
verteilung suchen wir auf, eventuell durch Probiren; denn sie 
ist gerade diejenige, welche die Resonatoren im stationären 
Strahlungsfelde annehmen, wenn sie insgesamt die Energie ^^ 
besitzen. Dann lassen sich alle Grössen E^ E\ E" . . . durch 
die eine Grösse E^ ausdrücken. Durch Division von E durch iV, 
von E' durch N' etc. erhält man dann den stationären Wert 
der Energie U^ , Uy^ , Uyl» ... eines einzelnen Resonators einer 
jeden Gattung, und daraus auch die räumliche Dichtigkeit der 
dem Spectralbezirk v bis v -{- dv angehörenden strahlenden 
Energie im diathermanen Medium: 

Uyav= — 3 — Uydv, 

wodurch auch die in dem Medium enthaltene Energie be- 
stimmt ist. 

Von allen angeführten Grössen erscheint jetzt nur noch 
Eq als willkürlich gewählt. Man sieht aber leicht, wie auch 
noch Eq aus der gegebenen totalen Energie E^ zu berechnen 
ist. Denn wenn der gewählte Wert von E^ etwa einen zu 
grossen Wert von E^ ergeben sollte, so ist er entsprechend zu 
verkleinern, und umgekehrt 

Nachdem so die stationäre Energieverteilung mit Hülfe 
der einen Gonstante h ermittelt ist, findet man die entsprechende 
Temperatur iSh in Celsiusgraden mittels einer zweiten Natur- 
constanten k = 1,346. 10-^^ [ergrgrad] durch die Gleichung: 

1 __ . dlog% 

Das Product Alogifto ist die Entropie des Systems der Reso- 
natoren; sie ist die Summe der Entropien aller einzelnen 
Resonatoren. 



242 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 17. 

Es würde nun freilich sehr umständlich sein, die ange- 
gebenen Eechnungen wirklich auszuführen, obwohl es gewiss 
nicht ohne Interesse wäre, an einem einfachen Fall einmal 
den so zu erreichenden Grad von Annäherung an die Wahr- 
heit zu prüfen. Viel directer zeigt eine allgemeinere, genau 
an der Hand der gegebenen Vorschriften ausgeführte durchaus 
mühelose Rechnung, dass die auf solche Weise bestimmte 
normale Ekiergieverteilung im durchstrahlten Medium dargestellt 
wird durch den Ausdruck: 

Snhv* dv 



Uydv = 



C» h. 



e^'' -1 



welcher genau der von mir früher angegebenen Spectralformel 
entspricht: 

Die formalen Abweichungen sind bedingt durch die Unter- 
schiede in der Definition von tt^ und JS^. Die obere Formel 
ist insofern etwas allgemeiner, als sie für ein ganz beliebiges 
diathermanes Medium mit der Lichtfortpflanzungsgeschwindig- 
keit c gilt. Die mitgeteilten Zahlenwerte von k und k habe 
ich aus dieser Formel nach den Messungen von F. Kuelbaum^) 
und von 0. Lummeb und E. Peingsheim^) berechnet. 

Ich wende mich noch mit einigen J^urzen Bemerkungen 
zu der Frage nach der Notwendigkeit der angegebenen De- 
duction. Dass das für eine Eesonatorgattung angenommene 
Energieelement 6 proportional sein muss der Schwingungs- 
zahl Vy lässt sich unmittelbar aus dem höchst wichtigen 
Wien 'sehen sogenannten Verschiebungsgesetz folgern. Die 
Beziehung zwischen u und U ist eine der Grundgleichungen 
der elektromagnetischen Strahlungstheorie. Im übrigen basirt 
die ganze Deduction auf dem einen Satz, dass die Entropie 
eines Systems von Resonatoren mit gegebener Energie pro- 
portional ist dem Logarithmus der Gesamtzahl der bei dieser 



1) F. KuBLBAüM, Wied. Ann. 65. p. 759. 1898 (aSiqo - ^o = 
0,0781 Watt ; cm«). 

2) O. LuiofEB u. E. Pringsheim, Verhandl. d. Deutsch. PhyBik. 
Geaellsch. 2. p. 176. 1900 (A„ ^ = 2940 gi x grad). 



[Nr. 17. Sitzung vom 14. December 1900. 243 

Energie möglichen Gomplexionen, und dieser Satz lässt sich 
seinerseits zerlegen in zwei andere: 1. dass die Entropie des 
Systems in einem bestimmten Zustand proportional ist dem 
Logarithmus der Wahrscheinlichkeit dieses Zustandes, und 
2. dass die Wahrscheinlichkeit eines jeden Zustandes propor- 
tional ist der Anzahl der ihm entsprechenden Complexionen, 
oder mit anderen Worten, dass irgend eine bestimmte Com- 
plexion ebenso wahrscheinlich ist als irgend eine andere be- 
stimmte Complexion. Der 1. Satz kommt, auf Strahlungs- 
Yorgänge angewandt, wohl nur auf eine Definition der Wahr- 
scheinlichkeit eines Zustandes hinaus, insofern man bei der 
Energiestrahlung von vornherein gar kein anderes Mittel be- 
sitzt, um die Wahrscheinlichkeit zu definiren, als eben die Be- 
stimmung der Entropie. Hier liegt einer der Unterschiede 
gegenüber den entsprechenden Verhältnissen in der kinetischen 
G-astheorie. Der 2. Satz bildet den Kernpunkt der ganzen 
vorliegenden Theorie; sein Beweis kann in letzter Linie nur 
durch die Erfahrung geliefert werden. Er lässt sich auch als 
eine nähere Präcisirung der von mir eingeführten Hypothese 
der natürlichen Strahlung auffassen, die ich bisher nur in der 
Form ausgesprochen habe, dass die Energie der Strahlung 
sich vollkommen „unregelmässig^^ auf die einzelnen in ihr ent- 
haltenen Partialschwingungen verteilt.^) Ich beabsichtige die 
hier nur angedeuteten üeberlegungen nächstens an anderer 
Stelle ausführlich mit allen Bechnuugen mitzuteilen, zugleich 
mit einem Rückblick auf die bisherige Entwicklung der Theorie. 



1) M. Planck, Ann. d. Phys. 1. p. 78. 1900. Wenn Hr. W. Wdsn 
in seinem Pariser Rapport (II, p. 38, 1900) über die theoretischen Ge- 
setze der Strahlung meine Theorie der irreversibeln Strahlungsvorgänge 
deshalb nicht beledigend findet, weil sie nicht den Nachweis erbringe, 
dass die Hypothese der natürlichen Strahlung die einzige ist, welche zur 
Irreversibilität fuhrt, so verlangt er nach meiner Meinung von dieser Hypo- 
these doch wohl etwas zu viel. Denn wenn man die Hypothese beweisen 
könnte, so wäre es eben keine Hypothese mehr, und man brauchte eine 
solche überhaupt gar nicht erst aufzustellen. Dann würde man aber auch 
nichts wesentlich Neues aus ihr ableiten können. Von demselben Stand- 
punkt aus müsste doch wohl auch die kinetische Grastheorie als unbe- 
friedigend erklärt werden, weil der Nachweis noch nicht erbracht ist, 
dass die atomistische Hypothese die einzige ist. welche die Irreversibilität 
erklärt, und ein entsprechender Vorwurf durfte mehr oder minder alle 
nur auf inductivem Wege gewonnenen Theorien treffen. 



244 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellachaft. [Nr. 17. 

Zum Schluss möchte ich noch auf eine wichtige Con- 
sequenz der entwickelten Theorie hinweisen, die zugleich eine 
weitere Prüfung ihrer Zulässigkeit ermöglicht. Hr. Boltz- 
MANN*) hat gezeigt, dass die Entropie eines im Gleichgewicht 
befindlichen einatomigen Gases gleich ist coÄlog^ß^, wobei 
5ß(j die Anzahl der bei der wahrscheinlichsten Geschwindig- 
keitsverteilung möglichen Complexionen (die „Permutabilität"), 
R die bekannte Gasconstante (8,31.10^ für = 16), co das 
für alle Substanzen gleiche Verhältnis der Masse eines wirk- 
lichen Molecüles zur Masse eines g-Molecüles darstellt. Sind 
nun in dem Gase auch strahlende Resonatoren vorhanden, so 
ist nach der hier entwickelten Theorie die Entropie des ganzen 
Systems proportional dem Logarithmus der Zahl aller mög- 
licher Complexionen, Geschwindigkeiten und Strahlung zusammen- 
genommen. Da aber nach der elektromagnetischen Theorie 
der Strahlung die Geschwindigkeiten der Atome vollkommen 
unabhängig sind von der Verteilung der strahlenden Energie, 
so ist die Gesamtzahl der Complexionen einfach gleich dem 
Producte der auf die Geschwindigkeiten und der auf die Strah- 
lung bezüglichen Zahlen, mithin die Gesamtentropie, wenn f 
einen Proportionalitätsfactor bedeutet: 

Der erste Summand ist die kinetische, der zweite die Strah- 
lungsentropie. Durch Vergleichung mit den vorigen Aus- 
drücken erhält man hieraus: 

oder 

ß, = A= 1,62.10-24, 

d. h. ein wirkliches Molecül ist das 1,62. 1 0-^4 fache eines 
g-Molecüles, oder: ein Wasserstoffatom wiegt 1,64. lO-^^g^ 
da H = 1,01, oder: auf ein g-Molecül eines jeden Stoffes gehen 
1/^ = 6,175.1028 wirkliche Molecüle. Hr. 0. E. Meyee») 
berechnet diese Zahl auf 640 . 10^*, also nahe übereinstimmend. 



1) L. BoLTZMAKN, SitzuDgsber. d. k. Akad. d. Wissensch. zu Wien 
(II) 76. p. 428. 1877. 

2) 0. E. Meteb, Die kinetische Theorie der Grase, 2. Aufl. p. 337. 
X899. 



Nr. 17.] , Sitzung vom 14. December 1900. 245 

Die Losohmidt' sehe Constante 9?, d. h. die Anzahl Gas- 
molecüle in 1 ccm bei 0^ C. und 1 Atm. Druck ist; 



1018200 
Ä.273.ft) 



5^ JVIÖZVV rjQ JQ19 



Hr. Dbude») findet 3? = 2,1 . lO^». 

Die BoLTZMANN-DBüDE'sche Constante a, d. h. die mittlere 
lebendige Kraft eines Atomes bei der absoluten Temperatur 1 
ist* 

a = |.ß,Ä = |A = 2,02. 10-16. 

Hr. Dbude») findet a = 2,65 . lO-iß. 

Das Elementarquantum der Elektricität e, d. h. die elek- 
trische Ladung eines positiven einwertigen Ions oder Elektrons 
ist, wenn e die bekannte Ladung eines einwertigen g-Ions 
bedeutet: 

<? == 6 tt> = 4,69 . lO-iö elektrostatisch. 

Hr. F. EiCHAEz») findet 1,29. lO-i^^ Hr. J. J. Thomson*) 
neuerdings 6,5. 10-^^. 

Alle diese Beziehungen beanspruchen, wenn die Theorie 
überhaupt richtig ist, nicht annähernde, sondern absolute Gültig- 
keit. Daher fallt die Genauigkeit der berechneten Zahlen 
wesentlich mit derjenigen der relativ unsichersten, der Strah- 
lungsconstanten k, zusammen, und übertrifft somit bei weitem 
alle bisherigen Bestimmungen dieser Grössen. Ihre Prüfung 
durch directere Methoden wird eine ebenso wichtige wie not- 
wendige Aufgabe der weiteren Forschung sein. 



1) P. Deüde, Ann. d. Phys. 1. p. 578. 1900. 

2) 1. c 

3) F. RicHABz, Wied. Ann. 52. p. 397. 1894. 

4) J. J. Thomson, Phil. Mag. (5) 46. p. 528. 1898. 



246 



Hi/ne Bemerl&u/ng mir Wi/tk/u/ng 

der SprengeV sehen Queehsilberluftpwmpe; 

van H. Boas. 

(Vorgetragen in der Sitzung vom 16. November 1900.) 
(Vgl. oben S. 211.) 



Beobachtet man eine SpREKGEL'sche Fallrohrpumpe wäh- 
rend des Betriebes, so sieht man bei höherem Gasdruck das 
Quecksilber in einzelnen Kolben in das Fallrohr eintreten und 
sich gleich einer intermittirenden Säule nach abwärts bewegen. 
Mit zunehmender Verdünnung werden die Gassäulen, welche 
das Quecksilber trennen, immer kürzer, bis endlich nach 
Erreichung eines gewissen Verdünnungsgrades das Quecksilber 
ähnlich einem ununterbrochenen Strahl in das Fallrohr hinein- 
stürzt. Eine Eolbenbildung ist absolut nicht mehr wahr- 
nehmbar, während doch die Entleerung ruhig weiter fort- 
schreitet. Die Ansichten über den Grund der Pumpenwirkung 
in diesem Stadium waren verschieden. 

Einesteils nahm man an, dass der Quecksilberstrahl die 
Gase nun mechanisch mit sich fortrisse, anderenteils, und der 
letzteren Ansicht neigte der Verfasser stets zu, nahm man an, 
dass trotzdem eine vollkommene Eolbenbildung einträte, die 
infolge der Schnelligkeit der Bewegung vom Auge nicht mehr 
wahrgenommen werden konnte. War die erste Ansicht richtig, 
so musste es immerhin befremdlich erscheinen, dass mit der 
Pumpe so hohe Verdünnungsgrade erreicht werden können, 
sie hatte den Nachteil, dass sie weder für eine zweckmässige 
Construction der Pumpe noch für die rechnerische Feststellung 
ihres Wirkungsgrades irgend einen brauchbaren Anhalt bot, 
sie fusste lediglich auf dem Eindruck des Auges. 

Die zweite Ansicht hatte zwar die Beobachtung gegen 
sich, daflir aber neben praktischen Vorteilen den Vorzug einer 



Nr. 17.] 



Sitzung vom 16. November 1900. 



247 



zwanglosen Erklärung der Pumpenwirkung. Berechnet man 
nach den Fallgesetzen die Geschwindigkeit, die ein Queck- 
silbertropfen in dem Augenblick hat, wo er in die enge Fallröhre 
eintritt, so gelangt man zu Werten, die eine Wahrnehmung 
des wahren Vorganges als ausgeschlossen erscheinen lassen. 
Bei einem zum Versuch heran- 
gezogenen Modell betrug jene Ge- 
schwindigkeit z. B. 1,97 Meter 
pro Secunde. Allein die Fest- 
stellung des wahren Vorganges hat 
sowohl ein wissenschaftliches, als 
auch praktisches Interesse und es 
ist zu verwundem, dass trotz der 
vielseitigen Anwendung der Pumpe 
niemand die Frage experimentell 
zu beantworten versuchte. Beim 
Lichte des Funkens einer Ley- 
dener Flasche sieht man auch bei 
höchstem Vacuum in den Fall- 
rohren das Quecksilber in ein- 
zelnen Kolben mit dazwischen 
liegenden Gasräumen in den Fall- 
rohren. Diese Beobachtung habe 
ich nun photographisch fixirt und 
damit die Frage zu Gunsten der 
zweitgenannten Ansicht entschie- 
den. Die Aufnahme ist an einer 
sechsrohrigen Pumpe ausgeführt 
und zwar im Maassstabe 1 : 2. Die 
Fallrohre haben eine lichte Weite 
von 3 — 4 Millimeter. Zur Zeit 
der Aufnahme herrschte in der 
Pumpe das erreichbar höchste 
Vacuum, so hoch, dass an einem angeschmolzenen Ent- 
ladungsrohr die Funken aussen herumschlugen. Die Auf- 
nahme wurde derart vorgenommen, dass hinter die Pumpe 
ein Schirm aus Pausleinwand gestellt wurde. Dieser Schirm 
wurde durch vier in Reihe geschaltete Funkenstrecken beleuchtet 
und gab über die ganze Länge der Fallrohre ein einiger- 




248 Verhandlungen der Dentechen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 17. 

maassen gleichmässiges Licht. Die Funkenstrecken waren in 
den Kreis einer Leydener Flaschenbatterie geschaltet, die 
unter Zwisdienschaltung einer Funkenstrecke mittels eines 
Inductors mit Gleichstrom allmählich geladen wurden. Da die 
Aufnahme mit weiter ObjectivöflFnung vorgenommen werden 
musste, so erscheinen nicht alle Fallrohre gleichmässig scharf, 
allein man sieht an einzelnen doch deutlich die im ßohre 
stehenden Quecksilberkolben. 



249 



lieber eine Migenschaft ei/nes Systems von Wellen- 
normalen; von A. Gleichen. 

(Vorgetragen in der Sitzung vom 16. Februar 1900.) 
(Vgl. oben S. 41.) 



In der nachstehenden Figur ist ein sogenanntes astigma- 
tisches Strahlenbündel dargestellt, d. h. die allgemeinste De- 
formation eines gewöhnlichen „Kegelbündels'*, wie sie durch 
Reflexion und Brechung im allgemeinen hervorgebracht wird. 
Unter „Kegelbündel" verstehen wir hier ein unendlich dünnes 
Strahlensystem, dessen einzelne Strahlen sämtlich durch den- 
selben Punkt gehen. PF ist die Axe des Bündels, i\ und F^ 
ist der erste und zweite Bildpunkt auf derselben. F[F^F[' 
und F^F^F^' sind die sogenannten Brennlinien des Bündels, 
durch welche alle Strahlen hindurchgehen und welche sowohl 



.' ^ 




zur Bündelaxe als aufeinander senkrecht stehen. Um sich 
von der Form dieses Bündels Rechenschaft zu geben, unter- 
sucht man gewöhnlich axensenkrechte Schnitte an verschie- 
denen Stellen.^) 

Diese Deformation eines gewöhnlichen Bündels ist zuerst 
von Stübm 2) näher bestimmt worden und dann später in zahl- 
reichen, die geometrische Optik betreflFenden Arbeiten discutirt 
worden. Unter der Voraussetzung einfach brechender Medien 
können wir jeden Strahl als Wellennormale auffassen. Das 
Bündel selbst bildet dann ein System von solchen Wellen- 
normalen und die zugehörige Orthogonalfläche bildet die Welle 



1) Vgl. z. B. S. CzAPSKi, „Theorie der optischen Instrumente'^ p. 20. 
Breslau 1898. 

2) Sturm, Journal de Liouville 3. 1838, 



250 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gresellschaft. [Nr. 17. 

selbst oder doch ein Stück derselben, welches gefuhrt von 
diesen Normalen vorwärts eilt und dabei Grösse und Krümmung 
beständig ändert. Wir betrachten also nicht Querschnitte, 
sondern Stücke von Wellenflächen, wodurch wir im stände 
sind, auch den Begriff der „Krümmung'^ in die Betrachtung 
hineinzuziehen, was bisher wohl noch nicht geschehen ist. Sei 
P etwa der Punkt, in welchem die Axe aus einem brechenden 
Medium austritt und seien M' PM'* und W PN" die Bogen- 
elemente der beiden Hauptkrüpimungslinien der Wellenfläche 
in diesem Punkte, die ja bekanntlich im allgemeinen auf- 
einander senkrecht stehen. Femer denken wir uns durch die 
benachbarten Punkte M\ M'\ N', N" die Bogenelemente der 
zugehörigen^ Erümmungslinien gelegt. Um dann überhaupt das 
SxuBM'sche Bündd. als allgemeingültig anzunehmen, müssen wir 
uns mit der angenäherten Annahme begnügen: 

q R parallel 8 ^ und BT parallel Q S. 

Sei nun das Wellenstück bis zu dem Punkte F vor- 
gedrungen, der zwischen den Brennpunkten F^^ und F^, d. h. 
innerhalb der „astigmatisclien Differenz" 

F^F^^2J 

sich irgendwo befindet, dann ist ersichtlich, dass die Mittel- 
punkte der ersten und zweiten Krümmung dieses Wellenstückes 
sich in /^ und F^ befinden, also entgegengesetzte Richtung 
haben. Das Wellenstück ist also „sattelförmig" gekrümmt. 
Liegt der Punkt F dagegen ausserhalb der astigmatischen 
Differenz, so sind die beiden Hauptkrümmungen gleichgerichtet. 
Das betrachtete Bündel sei nun charakterisirt durch die 
Grösse 2 J der astigmatischen Differenz und durch die Haupt- 
strahlungswinkel : 

WF^ M" = (p^ und N'F^ N" = (p^. 
Bezeichnet man ferner die Bogenelemente der beiden 
Hauptkrümmungen des Wellenstückes bei F mit d^ und d^ und 
die Länge der Hauptkrümmungsradien selbst r^ und r^, sodass 
also F^F^^Vy^ und F^F=r^ ist, so hat man: 



Nr. 17.] Sitzung vom 16. Februar 1900. 251 

Dann ist der Flächeninhalt X des Wellenstückes bei F ge- 
geben durch: 

(1) 'l = Vi . 9^2 • ^1 • ^3 = 9^1 • 9^2 '•i (2 ^ - ^"i) . 
Das Krümmungsmaass k der Fläche ist: 

(2) Ä = ^!- = ^;p«.. 

Suchen wir den Punkt F, für den das Wellenstück die kleinste 
Krümmung hat, so niuss X ein Maximum sein. Dies geschieht 

nach Gleichung (1), wenn r^=r^ = ~ ist 

Den so charakterisirten Punkt, der in der Mitte zwischen 
F^ und jPg liegt, nennen wir den „Pol" des Bündels. Bei ihm 
hat das Wellenstück die kleinste Krümmung und die grösste 
Fläche. Ausserdem teilt er das ganze Bündel in zwei Teile, 
von denen der eine convergentes, der andere divergentes Licht 
enthält, d. h. im ersten Falle geht das Bündel zu kleineren, 
im anderen zu grösseren Querschnitten über. Seine Lage ist 
ferner unabhängig von den Winkeln gp^ und gpg, d. h. von der 
Oeffnung des Bündels. 

Bisher hatte man der Stelle sogenannter „kleinster Ver- 
wirrung" besondere Beachtung geschenkt. Diese ist dadurch 
charakterisirt, dass für sie d^ = d^, also 

^ = -?i- und r, + r, = 2 J 

ist; ihre Lage ist von den OeflFnungswinkeln (p^ und (p^ ab- 
hängig. 

Eine weitere wichtige Eigenschaft des Poles folgt aus der 
nachstehenden Betrachtung. 

Geht von einem Flächenelement dq eine Strahlung unter 
einem Emanationswinkel a und zwar durch einen Kaum- 
winkel d(o aus, so nimmt man im allgemeinen an, dass die 
ausgestrahlte Lichtmenge dF ist: 

(3) c?Ä'= c.dqf(a)dfo, 

wo c eine Constante und f{a) eine Function von cc bedeutet, die 
für eine gegebene Bündelrichtung auch als constant aufzufassen 
ist. Diese Lichtmenge wird nun längs des Bündels trans- 
portirt und wird sich auch, nachdem dieses astigmatisch de- 
formirt ist, in den verschiedenen Querschnitten, bez. auf den 
Wellenflächenstücken wiederfinden. Um die Intensität im 



252 Verhandlungen der Deutschen Physikal. Gesellschaft. [Nr. 17. 

astigmatischen Bündel an einer bestimmten Stelle zu bestimmen, 
müssen wir d E durch den Querschnitt X dieser Stelle dividiren. 
Wir wollen dieses für zwei Stellen thun mit den Querschnitten 
Xq und A. Dann wird 

/o = -^ und /«-p' 
woraus 

(4) «^=^0-4' 

folgt. 

Die durch X^ charakterisirte Stelle des Bündels habe vom 
Pol die Entfernung j/J^ + 1 ; ihre Krümmungsradien sind also: 

^A^+ 1 + A und yj2+ 1 - A. 
Ihre Fläche ist also nach (1): 

Die durch X charakterisirte Stelle habe vom Pol die Ent- 
fernung r; ihre Krümmungsradien sind also r+A und r — A, 
und ihr Inhalt A = (r^— A^cpitp^» Demnach wird (4): 

Wird J=:0, geht das Bündel also in ein gewöhnliches 
„Kegelbündel" über, so ist in Gleichung (5) die bekannte That- 
sache dargestellt, dass die Intensität des Lichtes mit dem 
Quadrat der Entfernung abnimmt. Ferner sieht man, dass 
in jedem Bündel die Lichtabnahme nach diesem Gesetz er- 
folgt, wenn r sehr gross gegen A ist; der Pol ist dabei als 
Convergenzpunkt des Bündels aufzufassen. 

Es wird sich empfehlen, bei Intensitätsberechnungen 
Formel (5) in den Fällen zu Grunde zu legen, wo man die 
Existenz astigmatischer Deformationen annehmen muss, ohne 
jedoch ihre Grösse beurteilen zu können. In diesen Fällen 
kann man für eine gegebene Bündelrichtung A als eine Con- 
stante auffassen, die sich zugleich mit J^ durch Messung der 
Grösse / für verschiedene r auf indirectem Wege bestimmen 
lässt. Solche Fälle können bei unvollkommen reflectirenden 
Oberflächen eintreten, insbesondere auch bei Helligkeitsmes- 
sungen der Planeten, deren Licht schon infolge des Einflusses 
der eigenen Atmosphäre astigmatisch ist. 



253 



Mitgliederliste 

der 

Deutschen Physikalischen Gesellschaft. 



Im Jahre 1900 verlor die Gesellschaft durch Tod: 

Prof. Dr. E. B. Chbistoffel, Prof. Dr. R. Hoppe, Prof. Dr. G. Karsten, 
Prof. Dr. E. BLetteler, Prof. Dr. A. Oberbege. 

Am Ende des Jahres 1900 waren Mitglieder der Gesellschaft: 

A. Berliner Mitglieder. 

1. Herr Dr. M. Altschul*), N., Brunnenstrasse 109. 

2. „ F. S. Archenhold, Treptow, Sternwarte. 

3. „ Prof. Dr. H. Aron, W., Lichtensteinallee 3 a. 

4. „ Dr. L. Arons, SW., Königgrätzerstrasse 109. 

5. „ Dr. E. AscHKiNAss, W.^ Kurfürstendamm 22. 

6. „ Prof. Dr. R. Assmann, Beinickendorf W., Scharnweberstr. 15a. 

7. „ 0. Baschin, W., Schinkelplatz 6. 

8. „ Frhr. v. Beaülieü, Charlottenburg, Joachimsthalerstrasäe 6. 

9. „ Dr. U. Behn, NW., Beichstagsufer 7/8. 

10. „ Dr. W. Bein, W., Emserstrasse 25. 

11. „ Dr. G. Benischke, Pankow, Parkstrasse 8. 

12. „ Prof. Dr. P. Benoit, W., Neue Winterfeldstrasse 54. 

13. „ A. Berberich, SW., Lindenstrasse 91. 

14. „ Prof. Dr. W. v. BEzold, W., Lützowstrasse 72. 

15. „ Prof. Dr. K Blasiüs, Charlottenburg, Knesebeckstrassc 96. 

16. „ A. Blümel, so., Melchiorstrasse 22. 

17. „ H. Boas, SW., Dessauerstrasse 38. 

18. „ Prof. Dr. H. du Bois, NW., Schiff bauerdamm 21. 

19. „ A. Du Bois-Beymond, NW., Schiff bauerdamm 29 a. 

20. „ Prof. Dr. R. Börnstein, Wilmersdorf, Landhausstrasse 10. 

21. „ Prof. Dr. H. Böttger, NW. Lessingstrasse 10. 

22. „ Dr. F. Bremer, NW., Schleswiger Ufer 16. 

23. „ Dr. W. Brix, Steglitz, HohenzoUernstrasse 1. 



*) Berlin ist in dem Verzeichniss weggelassen. 



254 Mitgliederliste. 

24. Herr Prof. Dr. E. Bbodhün, Grunewald, Hubertusbad erstr. 22. 

25. „ Dr. C. Beodmann, NW., Paulstraase 13. 

26. „ Prof. Dr. E. Budde, NW., Alt-Moabit 89. m 

27. „ Dr. F. Caspast, W., Joachimsthalerstrasse 43. m 

28. „ W. B. V. CzüDNOCHowsKi, W., Klopstockstrasae jf 8. 

29. „ Dr. R. Defregoee, W., Bayreutherstrasse 7. 

30. „ Dr. Denizot, Charlottenburg, Charlottenburger-Ufer 9. 

31. „ Dr. H. DifissELHOEST, Charlottenburg, Phys.-Techn. Reichsanstalt. 

32. „ Dr. W. DiTTENBEROEE, Charlotteuburg, Phys.-Techn. Reichsanstalt. 

33. „ Dr. F. DoLEZALEE, Cbarlottenbur^, Cauerstrasse 34. 

34. „ Dr. B. Donath, Charlottenburg, Stuttgarterplatz 16. 

35. „ Prof. Dr. E. v. DEYOALSKi, W., Kurfürstenstrasse 40. 

36. „ Dr. A. Ebeling, W., Würzburgerstrasse 20. 

37. „ Prof. Dr. Th. W. Engelhann, NW., Neue Wiihelmstrasse 15. 

38. „ F. Eenecke, SW., Königgrätzerstrasse 112. 

39. „ Dr. C. Fäebee, S., Fichtestrasse 30. 

40. ., Prof. Dr. K. Feussnee, Charlottenburg, Leibnizstrasse 1. 

41. „ Prof. Dr. R. Finkenee, W., Schaperstrasse 18. 

42. „ Reg.-Rat Dr. A. Feanke, W., Lützowstrasse 71. 

43. „ Dr. A. Feanke, SW., Hagelsbergerstrasse 23. 

44. „ Dr. F. Feankbnhäuseb, Friedenau, Hauffstrasse 13. 

45. „ J. FeiedlIndee, W., Regentenstrasse 8. 

46. „ Dr. G. Feeund, NW., unter den Linden 69. 

47. „ Prof. Dr. 0. Feölich, Charlottenburg, Grolmannstrasse 68. 

48. „ Prof. Dr. L. Fuchs, W., Rankestrasse 14. 

49. „ R. FuEss, Steglitz, Düntherstrasse 7/8. 

50. „ Dr. H. Geestmann, W., Knesebeckstrasse 70/71. 

51. „ Dr. W. Giese, W., Bülowstrasse 80. 

52. „ Dr. A. Gleichen, S., Hasenheide 93. 

53. „ Prof. Dr. E. Goldstein, W., Motzstrasse 66. 

54. „ Dr. Th. Geoss, Westend, Elisabethstrasse. 

55. „ Prof. Dr. L. Geunmach, W., Wormserstrasse 6 a. 

56. „ Dr. E. Geüneisen, Charlottenburg, Kantstrasse 148. 

57. „ Prof. Dr. E. Gumlich, Charlottenburg, Schlüterstrasse 71. 

58. „ Prof. Dr. P. GttssPELDT, NW., Beethovenstrasse 1. 

59. „ W. Hansch, S., Prinzenstrasse 71. 

60. „ Dr. E. Hantzschel, W., Gleditschstrasse 43. 

61. „ Prof. Dr. E. Hagen, Charlottenburg, Siemensstrasse 7. 

62. „ H. Hahn, Grunewald, Bismarckallee 24. 

63. „ G. Hansemann, W., Maassenstrasse 29. 

64. „ Prof. Dr. G. Haück, W., Bülowstrasse 6. 

65. „ Dr. F. V. Hefnee-Alteneck, W., Hildebrandstrasse 9. 

66. „ P. Heitchen, Charlottenburg, Bismarckstrasse 77. 

67. „ Prof. Dr. G. Hellmann, W., Margarethenstrasse 2/3. 

68. „ Prof. Dr. R. Heyne, W., Zietenstrasse 3. 



Mitgliederliste. 255 

69. Herr Prof. Dr. J. Hibschwald, Grronewald, Kunz Buntschuhstr. 16. 

70. „ Prof. J. H. van'tHopp, Charlottenburg, ühlandstrasse 2. 

71. „ F. Hoffmann, W., Potsdamerstrasse 9. 

72. „ Dr. H. Hohnhorst, SW., Bellealliancestrasse 80. 

73. „ Prof. Pr. L. Holbosn, Charlottenburg, Schlossstrasse 3. 

74. y, Dr. K. HoLLEFBEUND, S.j Alexandrinenstrasse 36. 

75. „ Dr. W. HowE, Westend, Kastanienallee 4. 

76. „ M. Ikl6, W., Genthinerstrasse 27. 

77. „ Prof. Dr. W. Jaeger, Friedenau, Handjerystrasse 90. 

78. „ Dr. E. Jahnke, Wilmersdorf, Pariserstrasse 55. 

79. „ Beg.-Rat Dr. K. Kahle, Westend, Akazienallee 20. 

80. „ Prof. Dr. S. Kalischeb, W., Ansbacberstrasse 14. 

81. „ Prof. G. Kiesel, 0., Langestrasse 31. 

82. „ 0. Kiewel, W., Schinkelplatz 6. 

83. „ Prof. Dr. A. König, NW., Flemmingstrasse 1. 

84. „ Dr. A. Köpsbl, Charlottenburg, Grolmannstrasse 15. 

85. „ Prof. Dr. F. Kötteb, S., Annenstrasse 1. 

86. „ Prof. Dr. M. Koppe, 0., Königsbergerstrasse 16. 

87. „ Prof. Dr. F. Kohlbausch, Charlottenburg, Marchstrasse 25 B. 

88. „ Prof. Dr. G. Kbech, S., Brandenburgstrasse 43. 

89. „ Prof. Dr. V. Kbemseb, NW., Spenerstrasse 34. 

90 „ Prof. Dr. 0. Kbigab-Menzel, W., Siegismundstrasse 3. 

91. „ Prof. Dr. F. Küblbaüm, Cbarlottenburg, Kantstrasse 188. 

92. „ Prof. Dr. E. Lampe, W., Kurflirstenstrasse 139. 

93. „ Prof. Dr. H. Landolt, NW., Albrechtstrasse 14. 

94. „ Prof. Dr. J. Lange, NO., Elisabethstrasse 57/58. 

95. „ Dr. E. Less, NW., Bachstrasse 11. 

96. „ Dr. L. Levy, W., Blumenthalstrasse 17. 

97. „ C. Libbenow, W., Fasanenstasse 51. 

98. „ Prof. Dr. 0. Liebeeich, NW., Neustfidtische Kirchstrasse 9. 

99. „ Prof. Dr. St. Lindeck, Charlottenburg, Goethestrasse 77. 

100. „ Dr. A. Lindemann, NW., Gerhardstrasse 7. 

101. „ Prof. Dr. E. Loew, SW., Grossbeerenstrasse 1. 

102. „ Prof. Dr. 0. Lummeb, Charlottenburg, Friedrich-Karlplatz 14. 

103. „ Dr. F. F. Maetens, S., Urbanstrasse 178. 

104. „ Capitän z. See a. D. Mensing, W., Kurfärstenstrasse 99. 

105. „ Dr. C. Michaelis, Potsdam, Schützenplatz Ic. 

106. „ Ministerialdirector a. D. Dr. P. Micke, W., ELleiststrasse 15. 

107. „ Dr. R. MüLLEB, SW., Blücherstrasse 35. 

108. „ Prof. Dr. H. Munk, W., Matthäikirchstrasse 4. 

109. „ Dr. R. Nahbwold, S., Bockstrasse 9/10. 

110. „ Prof. Dr. F. Neesen, W., Ansbacberstrasse 31. 

111. Frl. Dr. Elsa Neumann, W., Potsdamerstrasse 10. 

112. Herr Prof. Dr. A. Paalzow, W., Wilhelmstrasse 50. 

113. „ Prof Dr. M. Planck, W., Achenbachstrasse 1. 



256 Mitgliederliste. 

114. Herr Prof. Dr. F. Poske, SW., Halleschestrasse 21. 

115. „ Prof. Dr. E. Peinosheim, NW., Flensburgerstrasse 14. 

116. „ Prof. Dr. A. Raps, SW., Yorkstrasse 66. 

117. „ Prof. Dr. 0. Reichel Charlottenburg, Bismarekstrasse 126. 

118. „ Dr. L. Rellstab, W., Grrossgörschenstrasse 6. 

119. „ Dr. £. RicHTEB, Charlottenburg, Knesebeck Strasse 90. 

120. „ Dr. H. RoHEBEOK, NW., Karlstrasse 24. 

121. „ Prof Dr. 0. Rosenbach, W., Victoriastrasse 20. 

122. „ Prof. Dr. H. Rubens, W., Knesebeckstrasse 29. 

123. „ Prof. Dr. Fe. Rüdobff, Charlottenburg, Marchstrassc 7e. 

124. „ Dr. K. Scheel, Wilmersdorf, Güntzelstrasse 48. 

125. „ Dr. R. ScHELSKE, NW., Beethovenstrasse 3. 

126. „ Dr. E. ScHENCK, Charlottenburg, Kantstrasse 27. 

127. „ Prof. M. ScHLEOEL, W., Bellevuestrasse 15. 

128. „ Prof. Dr. Ebich Schmidt, W., Paris^rstrasse 9. 

129. „ Prof. Dr. J. Scholz, NW., Klopstockstrasse 1. 

130. „ Prof. Dr. P. Scholz, Steglitz, Ficht^strasse 34. 

131. „ Dr. R. Scholz, Charlottenburg, Kantstrasse 147. 

132. „ Dr. 0. ScHÖNEOCK, NW., Jagowstrasse 10. 

133. „ Prof. F. Schotte, SW., Grossbeerenstrasse 27 a. 

134. „ Prof. Dr. B. Schwalbe, NW., Georgenstrasse 30/31. 

135. „ Dr. G. Schwalbe, NW., Wilhelmshavenerstrasse 41. 

136. „ Reg.-R. a. D. R. Seebold, Charlottenburg, Fasanenstrasse 13. 

137. „ Frhr. v. Seheee-Thoss, W., Hohenzollemstrasse 11. 

138. ,j Prof. Dr. G. Sieben, Gross-Lichterfelde, Sternstrasse 9. 

139. „ Prof. Dr. A. Siebeet, Gross-Lichterfelde, Bellevuestrasse 30. 

140. „ Hauptmann v. Siqsfeld, Schöneberg, Herbertstrasse 2. 

141. „ WiLH. v. Siemens, W., Thlergartenstrasse 10. 

142. „ Dr. S. Simon, Charlottenburg, Spreestrasse 43. 

143. „ Prof. Dr. W. Sklaeek, W., Landgrafenstrasse 7. 

144. „ Prof. Dr. A. Slaby, Charlottenburg, Sophienstrasse 4. 

145. „ Dr. P. Spies, Potsdam, Militärwaisenhaus. 

146. „ Dr. H. Staeke, NW., Reichstagsufer 7/8. 

147. „ Prof. Dr. K. Steeckee, W., Keithstrasse 20. 

148. „ Prof. Dr. M. Thiesen, Friedrichshagen, Ahorn- Allee 10. 

149. „ Prof. H. Thueein, N., Chausseestrasse 40. 

150. „ Dr. Fr. Vettin, SW., Bemburgerstrasse 24. 

151. „ Prof. Dr. R. Viechow, W., Schellingstrasse 10. 

152. „ Prof. Dr. E. Waebueo, NW., Neue Wilhelmstrasse 16. 

153. „ Reg.-Rat Dr. C. L. Webeb, SW., Yorkstrasse 19. 

154. „ Prof. Dr. W. Wedding, Gross-Lichterfelde, Wilhelmstrasac 2. 

1 55. „ Prof. Dr. B. Weinstein, Charlottenburg, Kantstrasse 148. 

156. „ Dr. K. VON Wesendonck, W., Wilhelmstrasse 66. 

157. „ J. West, SW., HHllosche Strasse 20. 

158. „ Prof. Dr. H. F. Wiebe, Charlottenburg, Goethestrasse 87. 



Mitgliederliste. 257 

159. Herr Prof. Dr. W. Wolpf, Charlotten bürg, Uhlandstrasse 193. 

160. „ Dr. B. A. Worinqer, Grunewald, Hagenstrasse 3. 

161. „ ß. WüBTZEL, NW., Philippstrasse 6. 

162. Versuchsabteilung der Verkehrstruppen, W., Wilhelmstrasse 101. 

B. Auswärtige Mitglieder. 

163. Herr Prof. Dr. R. Abegg, Breslau, Kaiser Wilhelmstrasse 70. 

164. „ M. Abramcztk, Strassburg i. E., Physik. Institut. 

165. „ Dr. M. Abraham, Göttingen, Nicolausbergerweg 17. 

166. „ Prof. Dj. K. Ingström, üpsala. 

167. „ Dr. R. Apt, Köln-Ehrenfeld, Gesellschaft „Helios". 

168. „ Dr. E. VAN Aübel, Gent, chauss^e de Courtrai 136. 

169. „ Prof. Dr. F. Auerbach, Jena. 

170. „ Dr. 0. Berg, Freiburg i/B., Physik. Institut. 

171. „ Dr. G. Bbrthold, Ronsdorf. 

172. „ Dr. F. BiDLiNGMAiER, Potsdam, Meteor. - Magn. Observatorium. 

173. „ Prof. Dr. L. Boltzmann, Leipzig, Leplay Strasse 9 

174. „ Prof. Dr. F. Braun, Strassburg L E., Physik. Institut. 

175. „ Prof. Dr. H. Bruns, Leipzig, Stephanstrasse 3. 

176. „ Prof. Dr. F. Burckhardt, Basel. 

177. „ Prof. Dr. 0. Chwolson, St. Petersburg, W. 0. 8. Linie 19. 

178. „ Dr« A. CoBHN, Göttingen, Obere Karspüle 16 a. 

179. „ Dr. S. CzAPSEi, Jena. 

180. „ Dr. A. Dahms, Leipzig, Thalstrasse 35. 

181. ., Dr. A. Day, Washington, Harvardstreet 1358. 

182. „ Prof. Dr. C. Dietbrici, Hannover, Techn. Hochschule. 

183. „ Prof. Dr. E. Dorn, Halle a. S., Paradeplatz 7. 

184. „ Prof. Dr. P. Drude, Giessen, Nahrungsberg 8. 

185. „ Prof. H. DuPOUR, Lausanne, Universität. 

186. „ Prof. Dr. H. Ebert, München, Techn. Hochschule. 

187. „ Dr. J. Edler, Potsdam, Leipzigerstrasse 9 a. 

188. „ Prof. Dr. J. Elster, Wolfenbüttel, Lessingstrasse 7. 

189. „ Dr. R. Emden, München, Techn. Hochschule. 

190. „ Prof. Dr. M. Eschbnhagen, Potsdam, Meteor.-Magn. Observ. 

191. „ Dr. FelgentrIgbr, Potsdam. 

192. „ Dr. K. Fischer, München, Theresienstrasse 43. 

193. „ Prof. Dr. C. Fromme, Giessen. 

194. „ Prof. Dr. J. Gad, Prag. 

195. „ Dr. A. Galle, Potsdam, Geodät. Institut. 

196. „ Prof. H. Geitel, Wolfenbüttel. 

197. „ Dr. J. Ritter von Geitler, Prag, II, 1594 Physik. Institut 

198. „ Prof. Dr. D. Goldhammer, Kasan. 

199. „ Prof. Dr. L. Gratz, München, Arcisstrasse 8. 

200. „ Prof. Dr. 0. Grotrun, Aachen, Theresienstrasse 13. 



Dr. S. GuGOENHEiHEB, Nürnberg, Kaiserstrasse 23. 

Prof. Dr. S. Günther, München, Akademiestrasse 5. 

Director L. Hackeb, Brandenburg a/H. 

Dr. A. Haqbnbach, Bonn, Physik. Institut. 

Prof. Dr. E. Hagenbach-Bisghoff, Basel. 

Prof. Dr. W. Hallwaghs, Eh-esden-Altstadt, Müncheneratr. 2. 

Prof. Dr. Hermann Hammerl, Innsbruck. 

H. Haüswaldt, Magdeburg-Neustadt. 

Dr. Heoker, Potsdam, Geodät. Institut. 

Prof. Dr. A. Hetdweiller, Breslau, Moritzstrasse 7. 

Prof. Dr. F. Himstedt, Freiburg i. B., Goethestrasse 8. 

Dr. A. W. Hoppmann, Köln -Ehrenfeld, Gesellschaft „Helios" 

Prof. Dr. D. Hurmuzescü, Jassy. 

Prof. Dr. Georg W. A. Kahlbaum, Basel 

Dr. W. Ejlüpmann, Göttingen, Physik. Institut. 

Prof. Dr. H. Ejlyser, Bonn. 

Prof. Dr. J. KiEssLiNO, Hamburg. 

Prof. Dr. L. v. Klegei, Krakau, Karmelickastrasse 44. 

Prof. Dr. F. Klein, Göttingen. 

Dr. 0. Knoblauch, Leipzig, Kaiser-Wilhelmstrasse 51. 

Prof. Dr. K. R. Koch. Stuttgar, Techn. Hochschule. 

Prof. Dr. W. Kohlrausch, Hannover, Techn. Hochschule. 

Prof. Dr. W. König, Greifswald, Physik. Institut. 

Dr. J. Königsbergee, Freiburg i. B., Physik. Institut. 

Dr. A. Korn, München, Hohenzollemstrasse la. 

Prof. Dr. H. Kronecker, Bern. 

Dr. H. KRttss, Hamburg, Adolfsbrücke 7. 

Dr. KttHNEN, Potsdam, Geodät Institut 

Prof. Dr. V. von Lang, Wien, IX. Türkenstrasse 3. 

Prof. Dr. E. Lecher, Prag II 1594, Physik. Institut. 

Prof. Dr. 0. Lehmann, Karlsruhe, Techn. Hochschule. 

Prof. Dr. Th. Liebisch, Göttingen, Wilhelm-Weberstr. 17. 

Prof. Dr. C. Linde, Thalkirchen bei München. 

Prof. Dr. H. A. Lorentz, Leiden. 

Dr. LttDELiNG, Potsdam, Meteor.-Magn. Observatorium. 

Dr. K. Luyken, Potsdam, Französischestrasse 1. 

Prof. Dr. K. Maok, Hohenheim bei Stuttgart. 

Dr. A. Mahlke, Magdeburg, Amdtstrasse 39. 

Dr. M. Maier, Schautling bei Deggendorf. 

Dr. E. Marx, Frankfurt a. M., Parkstrasse 38. 

A. Meiner, Leipzig, Rossplatz 17. 

Dr. G. Melander, Helsingfors. 

Dr. Ernst Meyer, Breslau, Vorwerk 10. 

Prof. Dr. G. Meyer, Freiburg i. B., Dreisamstrasse 3. 



Mitgliederliste. 



259 



246. Herr Prof. Dr. 0. E. Meyeb, Breslau, Göppertstrasse 1. 

247. „ Dr. W. Meyer, Meran, Villa Erica. 

248. „ Prof. Dr. G. MiE, Karlsruhe, Techn. Hochschule. 

249. „ Dr. James Moses, Wien Vin/1 Laudou^assc 25. 

250. „ Prof. Dr. A. Müttrich, Eberswalde. 

251. „ Prof. Dr. W. Neenst Göttingen, Herzberger Chaussee 13. 

252. „ Prof. Dr. C. Neumahn, Leipzig, Querstrasse 10/12. 

253. „ Dr. A. Nippoldt, Potsdam, Meteorol.-Magnet. Observatorium. 

254. „ Prof. Dr. A. v. OETTmaEN, Leipzig, Mozartstrasse 1. 

255. „ Prof. Dr. W. Ostwald, Leipzig, Linn^strasse 3. 

256. „ Prof. Dr. J. Peenet, Zürich-Hottingen, Hofetrasse 84. 

257. „ Prof. Dr. L. Pfaundler, Graz. 

258. „ Dr. A. Pplüger, Bonn, Physik. Institut. 

259. „ Prof. Dr. ß. Pictet, Adr. in Berlin, W., Bendlerstrasse 14. 

260. „ E. Prümm, Braunschweig, Physik. Institut. 

261. „ Prof. Dr. C. Pulprich, Jena. 

262. „ Dr. K. Prytz, Kopenhagen, Falkoneergaardsvej 12. 

263. „ Prof. Dr. G. Quincke, Heidelberg, Friedrichsbau. 

264. „ Prof. Dr. G. Recknagel, Augsburg. 

265. „ Dr. W. Reiss, Schloss Könitz (Thüringen). 

266. „ Ingenieur Renisch, Essen a. Ruhr. 

267. „ Prof. Dr. F. Richarz, Greifswald. 

268. „ Prof.. Dr. E. Riecke, Göttingen. 

269. „ Dr. R. Ritter, München. 

270. „ Prof. Dr. W. Röntqen, München, Aeussere Prinzregen tenstr. 

271. „ Dr. M. V. Rohr, Jena, Wagnergasse 11. 

272. „ Prof. Dr. J. Rosenthal, Erlangen. 

273. „ Prof. Dr. R. Rühlmann, Doebeln i. Sachsen. 

274. „ Prof. Dr. C. Runge, Hannover, Techn. Hochschule. 

275. „ Prof. Dr. J. Scheiner, Potsdam, Astrophysikal. Observatorium. 

276. „ Dr. R. Schenck, Marburg i. H., üniversitätsstrasse. 

277. „ Prof. Dr. K. Schering, Darmstadt, Grünerweg 10. 

278. „ Dr. A. Schmidt, Gotha, Herrnwiesenweg. 

279. „ Prof. Dr. Schubert, Eberswalde, ForstaJtademie. 

280. „ Dr. A. Schulze, Heidelberg, Rohrbachstrasse 20. 

281. „ Dr. H. Siedentopf, Jena, Oberer Löbdergraben 11. 

282. „ Prof. Dr. P. Silow, Warschau, Universität^ 

283. „ Prof. Dr. A. Sprung, Potsdam, Meteorol.-Magnet. Observ. 

284. „ Dr. W. Starck, Greifswald, Physik. Institut. 

285. „ Dr. JoH. Stare, Göttingen, Herzberger Chaussee 19. 

286. „ Dr. R. Straubel, Jena, Beethovenstrasse 2. 

287. „ Prof. Dr. V. Strouhal, Prag, Clementinum. 

288. „ Dr. R. Süring, Potsdam, MeteoroL-Magnet. Observatorium. 

289. „ B. Tepelmann, Braunschweig, vor der Burg 18. 

290. „ S. Tereschin, Petersburg, Nicolaewskay a 40. 



\ 



260 Mitgliederliste. 

291. Herr Prof. Dr. W. von üljanin, Kasan. 

292. „ Dr. UsENEB, Kiel, Feldstrasse 26. 

293. ,, Dr. Veillon, Basel^ Physik. Institut 

294. „ Prof. Dr. H. C. Vogel, Potsdam, Astrophysik. Observat. 

295. „ Prof. Dr. W. Voigt, Göttingen. 

296. „ Prof. Dr. P. Volkmann, Königsberg i. Pr. Tragheim, Kirehenstr. 1 1 . 

297. „ Prof. Dr. A. Voller, Hamburg, Physik. Staatslaboratorium. 

298. „ Prof. Dr. R. Wachsmüth, Rostock, Prinzenstrasse 4. 

299. „ Prof. Dr. H. Wehes, Braunschweig, Techn. Hochschule. 

300. „ Prof. Dr. H. F. Weber, Zürich, Techn. Hochschule. 

301. „ Prof. Dr. L. Weber, Kiel, Physik. Institut. 

302. „ Dr. A. Wehnelt, Erlangen, Luitpoldstrasse 6. 

303. „ Prof. Dr. E. Wiechebt, Göttingen. 

304. „ Prof. Dr. 0. Wibdebürg, Leipzig, Leplaystrasse 7 

305. „ Prof. Dr. E. Wiedemann, Erlangen. 

306. „ Prof. Dr. M. Wien, Aachen, Techn. Hochschule. 

307. „ Prof. Dr. W. Wien, Würzburg, Physik. Institut. 

308. „ Prof. Dr. 0. Wiener, Leipzig, Thalstrasse 35. 

309. „ Prof. Dr. J. Wilsino, Potsdam, Astrophysikal. Observatorium. 

310. „ Prof. Dr. A. Winkelmann, Jena. 

311. „ Dr. Wright, München, Giselastrasse 28. 

312. „ Prof. Dr. A. Wüllner, Aachen, Techn. Hochschule. 

313. „ Prof. Dr. W. v. Zahn, Leipzig-Plagwitz, Carl-Heinestrasse 33. 

314. „ Dr. ZiEQLER, Dresden, Techn. Hochschule. 

315. Die mathem. - physik. Sammlung des bayrischen Staates (Director: 

Prof. Dr. Groth in München). 



316. Herr Prof. Dr. Adami, Bayreuth. 

317. „ Prof, Dr. A. Brill, Tübingen. 

318. „ Prof. Dr. W. Dietrich, Stuttgart. 

319. „ Prof. Dr. P. Groth, München, Kaulbachstrasse 62. 

320. „ Dr. B. Hecht, Königsberg i. Pr., Ziegelstrasse 12. 

321. „ Prof. Dr. Hutt, Beruburg. 

322. „ Dr, W. MtfLLER-ElRZBACH, Bremen. 

323. „ Prof. Dr. F. Pockels, Heidelberg. 

324. „ Director Dr. F. Roth, Leipzig, Universitfitsstrasse 26. 

325. „ Dr. B. von Tietzen-Hennig, Posen. 



Druck von Metzger & Wittig in I^pzig. 



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